Büchsentaljoch Nordkante "On the Edge"


Publiziert von Nyn , 19. August 2020 um 14:12.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Ammergauer Alpen
Tour Datum:16 August 2020
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 14:30
Aufstieg: 1750 m
Abstieg: 1750 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Sehr beschränkte Parkmöglichkeit an der Loisach nahe der Brücke, ca 1.5km n des Abzweigs der B187 nach Ehrwald

Nach dem furiosen West-und Mittelteil letztes Jahr will ich nun den Ostteil des Danielkamms ebenso "standesgemäß" komplettieren. Heisst: Mit ein paar "Schmankerln" versehen, wären doch die "Normalwege" zwischen Gr. Pfuitjoch und Daniel alleine recht leicht. Womit könnte ich also das Ganze würzen?

Nach eingehendem Studium von eigenen und externen Bildern, Karten und Berichten komme ich zu dem Schluß, dass ich eine fesche Runde machen kann, die optional endlich diese schon länger von mir beäugte - nirgends beschriebene (unbegangen??)! - Nordrippe am Büchsentaljoch enthält.

Sollte sich das Ding vor Ort als zu gäch entpuppen, würde ich nach dem Warmlaufen am Hochwanner und nordseitigem Abstieg auf Wanderweg und Queren zum Fuß der Rippe eben weiterwandern zum Hebertaljoch und danach die Überschreitung bis zum Daniel machen.
PS: Warum dieser Berg BüchsentalJOCH heisst, ist mir schleierhaft. Die Einsattelung Richtung Upsspitze hat einen eigenen Namen, das ist der Büchsentalsattel, 2204m.

Das Bildmaterial, das ich bis dahin fand, gab leider herzlich wenig Aufschluß auf die tatsächliche Steilheit, möglichen Verlauf oder endgültige Schwierigkeit dieser Nordrippe. Diejenigen, die via Meirtljoch auf den Daniel steigen, biegen zuvor links ab, der unterhalb des Büchsentaljochs n. querende Wanderweg zum Hebertaljoch wird sehr selten begangen.

Bleibt nur: Selber vor Ort gucken!

AP
Sehr beschränkte Parkmöglichkeit finde ich an der Loisach nahe der Brücke, ca 1.5km n. des Abzweigs der B187 nach Ehrwald (zwischen Garmisch und Reutte) Der zunächst asphaltiere Fahrweg ist für den Privatverkehr gesperrt und führt oberhalb des Häselgehr Wasserfalls zunächste sehr steil in einigen Kehren bergan. Ich folge ihm (an einer unbeschilderten Abzweigung mit einer Scheune LINKS halten), später nördlich zum Althüttenboden.
Der Ausschilderung "Daniel" folgend verlasse ich auf knapp 1200m Höhe diesen Forstweg und steige mehr nordwestlich über schönen Wald, zuletzt über Matten und einen etwas steileren Hang wsw Richtung Meirtljoch.

HOCHWANNER (T4-/4, I)
Da der sehr lohnende und ziemlich einsame Hochwanner meine erstes Ziel ist, steige ich nicht ganz bis zum Meirtljoch, sondern zuletzt etwas früher in Richtung des Verbindungsgrates. Den mitunter spärlichen Steigspuren (a.a.O. schön beschrieben - z.B. hier) folge ich in gesamter Länge, wobei ich beim Hinweg 2 Stellen westl. umgehe - und dabei auch mal zu tief komme- (AUA, dann bald brüchig und abschüssig - bitte wieder hoch zum Grat!). Noch ein paar lustige Gratköpfe, einige Meter mit bisserl Latschen und dann Gras - herrlich.
Den letzten Gipfelaufschwung nehme ich nach InWieserumliegenunddieMorgenstimmunggenießenPause und RucksackdepotAnlegen ziemlich direkt (I). Erst die 9te Besteigung im Jahr 2020 lt GB.
Was ein schönes Fleckchen hier!

ZUGANG ZUR NORDRIPPE
Ich kehre mehr oben am Grat (I-II) nicht ganz bis zum Meirtljoch zurück, sondern steige an geeigneter Stelle westlich Richtung des vermuteten Verlaufs des "unteren" Wanderwegs ab. Die auf der Karschwelle um 1950m hoch liegende ziemlich neue Hütte ist dafür idealer Richtungspunkt. Ich quere zunächst etwas zu hoch, da ich mir den WegVerlauf auf meiner Skizze nicht gut genug eingeprägt hatte, merke aber bald, dass ich zu weit oben und zu weit westlich für den "Wanderweg" bin. Dafür läuft mir eine munter bimmelnde Herde über den Weg.

Also zurück bis fast an das Hüttli, dort treffe ich dann auch auf den sehr unscheinbaren richtigen Abzweig. Trotz roter Markierungen sind diese und der nächste Abschnitt fast gänzlich unter der üppigen Vegetation verschwunden. So sind die Serpentinen eher zu erahnen, die den Hang etwa 100hm hinabführen, bevor ich über hier dann deutlichere Spuren im weiteren Verlauf des WW unterhalb der Büchsentaljoch-Nordrippe zu deren Ansatz queren kann. (Hätte ich auch, dafür dann ganz weglos von der Bimmelei vorher hierher auf die Pfadspur absteigen können). Grandiose Blicke zu OntheEdge lassen meine Vorfreude steigen!

EINSTIEG
Ich verschaffe mir ein paar Meter gegen Westen hinan einen besseren Überblick, um abzuschätzen, wie ich die OntheEdge-Rippe an besten angehe. Tatsächlich führen stark verwaschene Gamswechselspuren zunächst an den "Wandfuß" und damit zu einem Punkt, der sich in meinen Augen als geeigneter Zugang anbieten kann. Ja, DAS hier will und kann ich auf jeden Fall an- und notfalls auch wieder abklettern!

ON THE EDGE
Nun wird es also ernst!
Ich lasse die Bilder sprechen....

UPSSPITZE+ DANIEL
Die Fortsetzung ab dem bemanndelten Gipfel des Büchsentaljochs zum Daniel und der Abstieg über die Normalwege nach Ehrwald sind a.a.O. ausführlich beschrieben, so daß ich hier nicht weiter darauf eingehe. Einige wenige Berggänger treffe ich, die noch von Ups+Daniel absteigen, dann bin ich ganz alleine und kann die Stimmung uneingeschränkt genießen.
Den von mir ursprünglich anvisierte Abstieg über den SO-Grat des Daniel, wie der Nik das gemacht hat, muss ich witterungsbedingt auf ein anderes Mal verschieben. Nach STARKER! Jause auf der Tuftelalm steige ich via Kertalsteig hinab nach Ehrwald und zum AP.

Meine Zeitangabe ist wie immer mit Fotografieren und Pausen


FAZIT
Der Hochwanner ist für sich sehr lohnend und pendelt je nach Grattreue bis T4, I-II ein
ONTHE EDGE ist eine absolut bestechende Linie, die sich für mich moderater auflöst, als gedacht.
Dabei wird alles geboten: wenige, relativ kurze Kletterstellen bis ca II-III, unten etwas Lkk bis 4, viel Schrofen, dezente Wegsuche, mäßige Exposition, gesamte Kantenhöhe ca 400hm
T-Bewertung: Gesamteindruck etwa T5+
Wer den zugegeben weiten Zugang und Schrofen/Latschen/Felsmix nicht scheut, wird mit einer einsamen, großartigen und vielfältigen Kante und Extraportion Erlebnis belohnt.
Vielleicht war es sogar eine Erstbegehung, sicher ne Erstbehikerung - wayne^^

Mir hat ON THE EDGE sehr gefallen.




Tourengänger: Nyn
Communities: Alleingänge/Solo


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Kommentare (7)


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Grimpeur hat gesagt: gutes Auge
Gesendet am 20. August 2020 um 07:51
und natürlich eine schöne Tour! Mit fiel vor Jahr beim Klassiker DAniel Ost bis raus zur KOhlbergspitze noch der Nordgrat bzw. die Nordflanke des Pitzenegg von oben auf. Leider konnte ich das Projekt noch nicht probieren bzw umsetzen, hast du da eine Idee bzw Infos wie schwer bzw ob machbar?

Danke + Grüße
Grimpeur (aka oldschool Bergsteiger mit einem guten Auge :))

Nyn hat gesagt: RE:gutes Auge
Gesendet am 20. August 2020 um 11:55
Danke, ich würde sagen, für "OntheEdge" braucht es weniger Phantasie. :)

Infos über die Nordseite des Pitzenegg habe ich leider keine, bin auch kein Gebietskenner - aber Bilder kann ich schon ein wenig lesen und daraus bissle was einschätzen, das traue ich mir zu...(ohne Gewähr)

Auf diesem Bild erkennt man, dass das Pitzenegg oben sehr steil ist und nicht nur aus Fels besteht, sondern aus Gras/FelsMix
> Steilschrofen geschätzt über 60Grad, Felsqualität in den felsigen Aufschwüngen (mindestens IV) =?

Nur wenige andere Bilder habe ich gefunden, die eine Hilfe sein könnten.
Das Beste: hier
Demnach düfte der Zugang zum oberen Bereich, der sich als Einziger vielleicht trotzdem lohnen könnte, äußerst beschwerlich sein

Echt schwer zu sagen....


McGrozy hat gesagt:
Gesendet am 20. August 2020 um 20:34
Hey

sehr schöner Tourenbericht. Liest sich nach ner schönen Runde für mich mal außerhalb der Allgäuer Alpen

Gruß Stefan

Nyn hat gesagt: RE:
Gesendet am 21. August 2020 um 12:28
Hallo Stefan, danke
Die Ammergauer haben immer noch genügend einsame und schöne Touren zu bieten, auch wenn es lt. Einheimischen, Rangern und Gebietskennern an manchen Ecken (coronabedingt) sehr voll geworden ist und teils zu unschönen Nebenwirkungen kam.

Wenn dich Bruchfels, ein unbekannter Name, Latschenwühlerei und ein weiter Zustieg nicht anschreckt, dann ist OntheEdge genau richtig für Dich.

VG, Markus

Parzival hat gesagt: RE:
Gesendet am 23. August 2020 um 13:34
Das mit den ruhigen Eck stimmt =) War am Donnerstag auf dem Rauhen Kopf, Hochwanner, Büchsentaljoch, Upsspitzen und Daniel und bis zu den Upsspitzen ist mir keine Menschenseele begegnet. Gerade die Runde über den Hochwanner ist sehr lohnend. Den Rauhen Kopf kann man sich sparen, wenn es nicht um das Sammeln aller Ammergauer geht ;P

Parzival hat gesagt: RE:
Gesendet am 23. August 2020 um 17:02
Mir fällt gerade noch auf, dass die Tour falsch eingeordnet ist. Sie verläuft ausschließlich auf österreichischem Boden ;)

Nyn hat gesagt: RE:
Gesendet am 23. August 2020 um 17:51
Ich hatte schon mal das Problem mit den "Ammergauern", als ich direkt die Region auswählte (von 2en gleichen Namens in meiner Vorauswahl).
Ich korrigiere das und gehe über AUT zuerst.
Danke, Parzival!


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