Kleiner + Großer Daumen - Überschreitung Ost-West - heute nur für Sonnenhungrige


Publiziert von gero , 1. August 2020 um 15:58.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:30 Juli 2020
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 12:30
Aufstieg: 1620 m
Abstieg: 1620 m
Strecke:P Säge - Hinterstein - Mösle-Alpe - Nicken-Alpe - Türle - Kleiner Daumen - Daumenscharte - Großer Daumen - Daumenscharte - Haseneck Alpen - Mitterhaus - P Säge (24,1 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Hindelang zum Parkplatz Säge, kurz vor Hinterstein gelegen (moderate Parkgebühr, siehe Text).
Kartennummer:AV BY 3 (Allgäuer Voralpen Ost); F&B WK 351 (Lechtaler, Allgäuer Alpen)

Fährt man, von Norden kommend, auf das Allgäu zu, fällt das Massiv der Daumen als breite, imposante Mauer auf. Zählen diese Berge auch nicht zu den höheren des Allgäus, so bietet die Besteigung ein landschaftliches Erlebnis, und die phantastische Aussicht tut ein übriges, um den alpinen Erlebnis-Faktor hoch zu halten.

Ich hatte mir eine Überschreitung bzw. Umrundung ausgedacht: ostseitig von Hinterstein hinauf, westseitig durch das Retterschwangtal wieder hinunter. Idealer Ausgangpunkt für diese Umrundung  ist der Parkplatz Säge (830 m), zwischen Bruck und Hinterstein gelegen. Hier sind die Preise noch moderat: derzeit tagsüber von 8-18 Uhr 4 Euro. Trotzdem ist der Geldeinwurf jederzeit möglich: bezahlt man - so wie ich - früh um 4 Uhr, gilt der Coupon bis 8 Uhr des Folgetages. Da zahlt man gerne ... nicht die inzwischen leider um sich greifende Parkplatz-Abzocke.

Ich starte bewußt sehr früh, um gleich zu Beginn den für heute prognostizierten überdurchschnittlichen Temperaturen etwas entgegen zu steuern. Tatsächlich wird es ein ultrawarmer Tag werden, und man unterschätze die Tour nicht: sowohl der ostseitige Auf- als auch der westseitige Abstieg sind sehr steil, und auch Entfernung sowie Höhenunterschied haben es in sich. Jedenfalls weiß man am Ende, daß man sich richtig ausgepowert hat.

Mit aufziehender Dämmerung wandere ich durch Hinterstein, dann an der Ostrach entlang, bis diese an einem der vielen Wegweiser Richtung Mösle Alpe überquert werden kann. Wiederum nach einiger Zeit im Tal beginnt dann endlich der Aufstieg (1 1/2 Std): aber ach, mit großen Lettern ist ab hier der Weiterweg wegen Forstarbeiten gesperrt. Hätten die Forstbehörden dies nicht an den Wanderparkplätzen, am Orteingang von Hinterstein bereits ankündigen können? Dann wüßte man im voraus Bescheid und könnte die Tourenplanung anpassen.

Aber .... um 5 Uhr sollten eigentlich noch keine Forstarbeiten stattfinden. Also los, hinauf, zugegebenerweise etwas illegal. Tatsächlich ziehen sich die Spuren heftigen Ausholzens bis hinauf zur Waldgrenze, also bis zur Mittleren Nickenalpe. Aber ich begegne so früh am Morgen keiner Menschenseele, und man möge mir meine Durchwanderung verzeihen.

Über mehrere Geländestufen, vorbei an den diversen Alpen, führt der Bergsteig steil hinauf bis zum Türle (1955 m; 4 1/2 Std). Von hier hat man plötzlich einen wunderbaren Blick hinunter zum Engeratsgundsee, dessen türkisblaues Wasser etwa 100 m tiefer funkelt. Und mein Ziel sehe ich erstmals: gegenüber liegt ziemlich imposant der Große Daumen, eine von hier aus mächtige Felsspitze, die man sich mit knackigen Anstieg durch Steilschrofen hinauf zur Daumenscharte erkämpfen muß.

Auf dem Weg dort hinüber zweigt vom Wanderweg ein dünnes, aber unübersehbares Steiglein ab, das über Wiesen direkt hinauf in Richtung auf das Gipfelkreuz des Kleinen Daumen leitet. Nachdem ich diesen mitnehmen möchte, geht es gleich direkt zum Kleinen Daumen (2197 m) hinauf - zunächst über die Wiesen, zuletzt über Geröll. Einschließlich aller Foto- und sonstiger Pausen habe ich knapp 6 Std. ab P Säge benötigt.

Das nächste und eigentliche Tagesziel, der Große Daumen, baut sich von hier aus als breite Mauer mit westseitig steiler Felsflanke auf. Um dort hinüber zu kommen, folgt nun ein kurzweiliger Abschnitt des (verlängerten) Hindelanger Klettersteiges: ohne Schwierigkeiten, aber etwas ausgesetzt geht es immer über die Gratschneide, vermittels einiger weniger Fixseile, in einer knappen halben Stunde hinüber zur Daumenscharte (2161 m). Der folgende Abschnitt hinauf zum Großen Daumen (2280 m) benötigt nochmals gut 30 Minuten bei 120 m Höhendifferenz.

Der Gipfel präsentiert sich als geräumiges Plateau, welches mit Steilwänden nach Norden in den grünen Kessel der Haseneckalmen abfällt. Südwestseitig leitet das sogenannte Glasfeld (AV-Führer) mit sanftem Gefälle zum Gratkopf hinab, dem nördlichsten Ausläufer des (ersten Teil des) Hindelanger Klettersteiges.

Lange liege ich faul im Gras und erfreue mich an der tollen Aussicht, die nur durch Dunst und wenige harmlose Wölkchen etwas getrübt wird. Dann aber - der Rückweg ist noch weit - geht es zurück zur Daumenscharte und an dieser westseitig hinunter in das Reich der Haseneck-Almen. Zu Recht fordert eine Wandertafel in der Scharte absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit für diesen Abstieg: es gibt zwar keine Schwierigkeiten (zumal mehrfach Fixseile vorhanden sind, die man bei Trockenheit nicht unbedingt benötigt), aber der sehr steile Steig bewegt sich in vielen Kehren in landschaftlich großartigem Terrain, welches durch Rinnen, Schluchten, Wandpartien und Abbrüche hochalpin geprägt ist.

Nach der Durchsteigung dieses Abschnittes folgt das liebliche Gelände der Haseneck-Almen: über Wiesen führt der Steig abwärts, wird später zur Almstraße, und diese leitet dann endgültig steil hinab ins Retterschwangtal. Bei der Sennalpe Mitterhaus (1084 m) habe ich mir eine Maß Hopfenschorle redlich verdient.

Schließlich geht es, nunmehr bequem auf geteerter Straße, das Retterschwangtal hinaus, bis 20 Minuten nach Mitterhaus (AV-Karte: bei Raut) der Jägersteig ausgeschildert hinüber Richtung Hinterstein führt. Ihm folge ich bis zum Ausgangspunkt Parkplatz Säge - und eine super Bergtour findet Eingang ins Tourenbuch.

Tourengänger: gero


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Geodaten
 49411.gpx Daumen-Überschreitung Ost-West

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