Vom Breitenberg (1.893m) über die Hohen Gänge / Gemsbollenkopf (2.008m) zum Kleinen Daumen (2.197m)


Publiziert von Manu81 , 28. August 2018 um 23:28.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:19 August 2018
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2 (WS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1730 m
Abstieg: 1730 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Zufahrt mit dem Auto zum Wanderparkplatz im Hinteren Dorf Hinterstein (865 m).

Eigentlich war für dieses Wochenende Größeres geplant. Entweder der Hohe Riffler oder die Parseierspitze hätten es sein sollen. Doch erst machte uns eine ausgebuchte Hütte einen Strich durch die Rechnung, dann die Wetterprognose. "Tiefe morgendliche Restbewölkung mit Schauern, dann ein paar sonnige Stunden und zum frühen Nachmittag wieder kräftige Schauer und Gewitter". Hört sich nicht nach optimalen Voraussetzungen für eine lange Tour auf einen Dreitausender an... Daher wurde spontan umdisponiert. Auf der Suche nach einer kürzeren Genußkraxeltour mit  Erweiterungsoptionen haben wir uns für die Hohen Gänge und optional den Kleinen und Großen Daumen entschieden.

Etwa um 6:45 gehts los am Parkplatz in Hinterstein (865 m). Zunächst zurück nach Hinterstein rein, immer der Beschilderung "Breitenberg" nach. Auf der Fahrstraße ein paar Meter Richtung Giebelhaus, und bald nach rechts über eine Brücke in den Wald rein. Zunächst moderat, dann etwas steiler auf einem breiten Wanderweg nach oben. Etwa auf Höhe der Älpe-Alpe (1.306 m) tritt man aus dem Wald heraus ins offene Wiesengelände. Über die Obere Hütte (1.500 m) geht es in Richtung des Ostgrates des Breitenberg. Eine wunderschöne, kurzweilige Querung vor dem finalen, etwas steileren Anstieg zum Kreuz des Breitenbergs (1.893 m) macht Laune!

Eigentlich ist der Breitenberg nur eine nördliche Gratschulter. Im Verlauf des Grates zum Gemsbollenkopf gibt es eine Hand voll höherer und subjektiv eigenständigerer Gipfel, als diesen "Buckel". Vom Kreuz kann man in 2 Minuten noch zum "höchsten Punkt" aufsteigen, um dann wieder zurück zum Kreuz und zunächst leicht abfallend Richtung Gemsbollenkopf zu steigen. Immer ein paar Meter unterhalb der Grathöhe ist der Westhang morgens doch noch sehr schattig und nass.

Bald erreicht man wieder die Grathöhe, welche man bis zum Gemsbollenkopf nur noch selten verlässt. Ab hier ist man teils in einfachem Gehgelände, teils aber auch in absolut traumhaftem Genußkraxelgelände unterwegs: Fester Fels, kaum Schutt, bei Bedarf ein Drahtseil an allen etwas ausgesetzteren Stellen. Man überschreitet auf dem Weg mindestens 5 kleine und größere Zacken. Teils steigt man etwas ausgesetzt direkt auf dem Grat (Stellen T4), teils klettert man in der Westflanke oder direkt am Grat, meist gesichert (WS/B, I). Die Wegfindung ist einfach, den genauen Wegverlauf im Nachhinein exakt zu beschreiben ist jedoch eher kompliziert. Kurz vor dem Schlussanstieg zum Gemsbollenkopf darf man noch über eine vielleicht 10 Meter hohe Leiter klettern. Danach geht es noch ein Stück am Seil, bis die Flanke sich zurücklegt und man einfach zum Kreuz des Gemsbollenkopfes, 2.008 m (Was für ein Name!) steigt.

Nach kurzer Rast geht es über Wiesen in den Sattel zwischen Gemsbollenkopf und Daumenmassiv (Auf der Schneid, 1.890 m). Zunächst auf einem schmalen Pfad, dann weglos, dann wieder auf schmalen Pfadspuren über Wiesen, bis an den ansetzenden Nordwestgrat des kleinen Daumen. Dann über Schrofen nach oben zur Wand. Unterhalb der Wände nach Westen queren, bis nach links ein Drahtseil nahezu senkrecht nach oben geht. Hier dann hoch, am Seil entlang, bis man oben wenige Meter vom Kreuzgipfel entfernt, am Grat rauskommt.

Es zieht leider zunehmend zu. Der Große Bruder des Kleinen Daumen (2.191 m / 2.197 m) ist bereits in den Wolken, und so entscheiden wir uns den großen Daumen auszulassen, und direkt zum Engeratsgundsee abzusteigen. Vom See (1.876 m) geht es wieder 80 HM hoch zum Türle (1.950 m), um dann zwischen Hengst und Pfannhölzerkamm ins malerische Tösenbachtal abzusteigen. Über die Möslesalpe (1.133 m) erreichen wir zügig dann wieder  das Hintersteiner Tal und schlendern gemütlich in Richtung Auto.

Fazit: eine landschaftlich tolle, aussichtsreiche und nicht zu schwere Genusstour! Meiner Ansicht nach auch geeignet für etwas unsichere Wetterlagen, da nach dem Gemsbollenkopf auch abgebrochen werden kann. Hierfür kann man entweder die "Hohen Gänge" wieder auf dem Annstiegsweg zurücksteigen, oder über die Rotspitze in Retterschwanger Tal absteigen. Der kürzeste "Notabstieg" erfolgt weglos aus dem Sattel "Auf der Schneid" in Richtung Osten. Kurz steil und weglos abwärts, soll man hier schnell auf Pfadspuren und später ab der Wiesloher Hütte (1.644 m) auf einen guten Weg, der über die Eckalpe (1.445 m) ins Hintersteiner Tal führt, treffen. Diesen Abstieg sind wir jedoch nicht selbst gegangen, sondern ein einheimischer Wanderer hat uns diesen Abstieg empfohlen, um im Falle eines Schlechtwettereinbruchs schnell Richtung Hintersteiner Tal runterzukommen.

Zur Schwierigkeit: Der Aufstieg zum Breitenberg ist einfach, und moderat steil (T2 unten, T3- oben). Die Überschreitung der Hohen Gänge ist ganz klar im Genußbereich. Einfaches Gehgelände mit wenigen Stellen T4-/T4, Kraxelstellen im Bereich I/I+. Die ausgesetzten Gratpassagen sind nahezu komplett durchgesichert (Klettersteigskala WS/B). Der schrofige Aufstieg zum Kleinen Daumen ist etwas brüchiger, aber auch maximal T4 (am ansetzenden Nordwestgrat und im Bereich der Querung). Der finale Durchstieg durch die Wand hoch zum Grat ist steil, und minimal schwieriger als die Hohen Gänge.


Tourengänger: Manu81


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