Falknis-Runde


Publiziert von Bombo , 1. August 2020 um 19:43.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Prättigau
Tour Datum:25 Juli 2020
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   FL   CH-SG 
Aufstieg: 2120 m
Abstieg: 2120 m
Strecke:siehe GPS-Datei
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit PW oder ÖV bis nach St. Luzisteig
Unterkunftmöglichkeiten:Enderlinhütte SAC

Falknis Runde mit 6 Gipfel

Das letzte Mal stand ich vor 9 Jahren auf dem Falknis und dem Falknishorn und shame on me, ich hatte während der heutigen Tour nicht eine einzige Sekunde ein Déjà-vue. Das hatte heute zwar den Vorteil, dass ich die Tour so geniessen konnte, als wäre ich noch nie hier gewesen, auf der anderen Seite macht man sich so natürlich auch zwangsläufig Gedanken über das Älterwerden. Und dann gibt's ja noch die medizinische These, welche sagt, dass wenn ein Mensch 7 Jahre lang die Hirnzelle mit der jeweiligen Erinnerung aktualisiert (also in dem man von Zeit zu Zeit wieder daran denkt), dass die Hirnzelle dann nach 7Jahren quasi "abgestorben" oder mindestens ausradiert ist...

Gestartet sind wir heute beim Parkplatz 716m südlich von St. Luzisteig, dort wo auch die Wanderwegweiser hoch zur Enderlinhütte und zum Falknis führen. Die Enderlinhütte SAC 1497m (T3) war es dann auch, bei welcher wir kurz zu Citro und Kuchen eingekehrt sind, damit wir dann frisch gestärkt die Fortsetzung über den wbw-Wanderweg hinauf zum Fläscher Fürggli 2247m (T4) unter die Füsse nehmen konnten. Ich machte von dort noch einen kurzen Abstecher hinauf auf das Schwarzhorn 2344m (T3), das sind lediglich 100hm und man ist in weniger als 15 Minuten unschwierig auf diesem tollen Aussichtsgipfel. 

Wieder zurück im Fürggli ging es hoch zum Gipfel des Falknis 2562m (T3), beim welchem wir heute Wetterglück hatten und dadurch die Aussicht erst recht geniessen konnten. Nach einer ausgiebigen Gipfelpause ging es weiter zum Falknishorn / Mazorakopf 2451m (T4), bei welchem wir ostseitig auf- und südseitig abgestiegen sind (T4). Nun folgte der Abstieg zum Guschasattel / Mazorahöhi 2045m, wo wir dann auf der Terrasse der dortigen Jägerhütte erneut eine kurze Pause einlegten.

Auf vorhandenen Pfadspuren ging's hoch zum Rot Spitz 2127m (T3), welcher unschwierig überschritten werden kann. Dann die erste traurige Beobachtung: Ein Mutterschaf mit gebrochenem Bein und ihrem rund 2 Tage alten Lamm standen alleine auf dem Grat - das Lamm hungrig schreiend und die Mutter hinkend und wohl wissend, dass das Leben ohne baldige Rettung nicht mehr lange dauert. Hilflos mussten wir zuschauen und machten uns auf dem Weiterweg Gedanken über die nächsten Schritte.

Den Guschagrat haben wir mit Ausnahme der Rot Wand komplett überschritten (T5), das lohnt sich eigentlich nicht, denn gerade im Bereich des Guferkopfs wird es sehr steil und sehr botanisch... Besser wählt man bereits vorher den südlich gelegenen gut ausgebauten Wanderweg und steigt dann von diesem wieder hoch zum Gipfel des Mittlerspitz 1899m (T3). Kurz vor dem Gipfel wartete bereits die zweite traurige Überraschung: ein totes Schaf, welches sich im Schafzaun verheddert hat und als Folge davon elendlich verreckt ist - man kann es leider nicht anders ausdrücken. Innert wenigen Minuten hatten wir 2 Schicksale zu beobachten und zu verdauen, welche beide durch den Menschen - in dem Fall sogar durch den selben Schafhirten - verursacht wurden. Das nahmen wir definitiv nicht hin, doch dazu später. 

Vom Mittlerspitz folgten wir südwestlich steil abwärts dem Wanderweg zum Guschner Gir / Wörznerhorn 1721m (T3). Diese Extrarunde macht man auch nur, wenn man am Gipfel sammeln ist - lohnenswert ist dieser "Gipfel" definitiv nicht. 

Nun folgte der Abstieg über die Alp Matan (T3, Brunnen mit Quellwasser vorhanden), Alp Birch (Brunnen vorhanden) bis hinunter zur Alp Guscha 1112m, welche ein Gasthaus mit schöner Gartenterrasse beinhaltet. Hier genossen wir nicht nur ein kaltes Getränk und frische Wähen bzw. Kuchen, sondern mussten vom Schafhirten erfahren, dass es ihn scheinbar nicht interessiert, dass weiter oben ein Lamm mit einem verletzten Mutterschaf vergessen wurde und dass diese beiden Tiere nur noch um's Überleben kämpfen. Auch hatte ihn nicht interessiert, dass ein totes Schaf oberhalb des Wanderweges lag, welches man mit Vorteil hinunter richtung Rassla befördert hätte (ein Festmahl für die Aasfresser). Seiner Meinung nach sei dies der Aufwand bei rund 1300 Schafen auf der Alp Guscha nicht wert. Ein Tier mehr oder weniger...

Wie kann ein Schafhirte, welcher die Tiere von Drittschafbesitzer "hütet", nur so kaltblütig denken? Mit diesen Gedanken setzten wir unseren Abstieg (T2) via Guschaturm und Waffenplatz Pradadont bis hinunter zur Hauptstrasse fort, über welche wir nach wenigen Minunten dann zurück zum Ausgangspunkt bei Parkplatz 716m  gelangten. 


Fazit:

Kann man den Gipfel des Falknis wie wir ohne Wolken geniessen, lohnt es sich alleweil, einmal diese Höhenmeter-Schufterei auf sich zu nehmen und dann das dortige Bergkino zu geniessen. Persönlich fanden wir mindestens den Aufstieg vom Parkplatz bis zur Enderlinhütte eher langweilig und weniger schön. Ab der Hütte und vorallem ab der Traverse "Unter den Türm" kommt dann doch noch alpines T4-Feeling auf, welches sich dann erneut bei der Etappe zum Falknishorn zeigt. Ansonsten gibt es für diese vielen Höhenmeter sicherlich andere Touren, welche mehr zu bieten haben als die Falknis-Runde. Aber ganz klar ist diese Tour eine gutes Konditionstraining :-)


Anmerkung zum Schafdrama:

Wir haben die Polizei Graubünden benachrichtigt mit Hinweis auf Verstoss gegen das Tierschutzgesetz. Die Kapo Landquart wird sich diesem Fall nun annehmen und die Alp Guscha kontaktieren. Es gilt zu hoffen, dass das Mutterschaf bald erlegt und das Lamm gerettet wird. Das sollte wohl innert den nächsten 48 Stunden passieren... Und das bereits tote Schaf... das ist wieder ein anderes Thema. Und so was nennt sich Schafhirte... 

Tourengänger: Bombo


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Kommentare (1)


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sniks hat gesagt: Das ist einfach
Gesendet am 2. August 2020 um 12:03
entsetzlich! Beides, aber das verhedderte Schaf, das so grausam sterben musste, da wird mir beim Anblick schon ganz anders. Zum Glück habt ihr die Polizei informiert, das einzig Richtige!


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