Elferkofel Nord / Cima Undici Nord 3081m Normalweg


Publiziert von bergteufel , 10. August 2021 um 14:05.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:16 August 2019
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Strecke:Kreuzbergpaß - Arzalpensattel - Sentinellascharte - Elferkofel Nord

Das ist eine Aufstiegsbeschreibung auf den Nordgipfel des Elferkofels in den Sextener Dolomiten.

Jeder Einzelne der Dolomitenberge ist ein Original, als hätte Gottes Hand ein Monument für die Ewigkeit schaffen wollen. Und der Elfer ist so ein Gesteinsmemorial. Eine Felsenburg, die bei ihrem Himmelsstreben ein Gros an Nadeln und engen Scharten aufweist und in einer sägemesserscharfen Kammlinie gipfelt.
So verwundert es nicht, daß der Elferkofel "zwei" Gipfel besitzt, besser besitzen soll. Von Sexten erblickt man den Nordgipfel. Er ist etwas niedriger als der Südgipfel und ganz ehrlich, er hat nicht annähernd die Ausstrahlung und die Reputanz des Nachbarn. Eigentlich war er gar nicht auf meiner Gipfelliste bei dieser Dolofahrt, aber die Baustellenvielfalt des Pustertals forderten mir ein Ausweichziel ab.
Der Aufstieg ist keineswegs als leicht einzustufen, aber es bleiben demjenigen, der das solide Bergsteigerhandwerk beherrscht, Herausforderungen erspart. Der Nordgipfel ist ein großer brüchiger Haufen Stein und ihn schlicht mit SG I, Stellen SG II und meist Gehgelände zu titulieren, wird dem ganzen Unterfangen nicht wirklich gerecht.
Kurz ein Wort zur Regionszuordnung. Hikr schlägt vor Trentino-Südtirol, das würde ich auch so sehen. Vienormali.it sieht den Elfer Nord jedoch Venetien zugehörig.

Zur Literatur:
Die 3000er der Dolomiten, Roberto Ciri, Idea Montagna Verlag, 2018, ISBN 978-88-85468-39-9
... endlich mal ein Buch auf deutsch über die 3000er der Dolomiten nach den Dinowerken des DAV von Goedeke und Langes. Aber Vorsicht. Vielleicht geht's nur mir so, die detaillierten Beschreibungen kann ich nur schwer nachvollziehen. Ist das unter Umständen einem ortsfremden Übersetzer geschuldet?...

Ich starte am Kreuzbergpaß, nehme Weg Nr. 15 und dann den unnummerierten, aber markierten Pfad zum Arzalpensattel (übrigens mit ein wenig Draht neu versichert). Von hier wähle ich den Trampelpfad unter dem Neuner durch, der dann absteigend (ca. 50 HM) in die Senke führt, wo ich auf Weg Nr. 101 von der Bertihütte treffe. Weiter geht's perfekt beschildert zur Sentinellascharte.
Dort verweile ich kurz, bin ich doch schon um 2:00 Uhr ins Auto gestiegen, und mache Brotzeit. Es kommen bereits die ersten Ferratisti, die die Strada degli Alpini (den Alpiniweg) gemeistert haben und sich nun dem Zandonellaklettersteig zuwenden. Als Elferaspirant bist du hier ein Exote. Gut gebrieft von "alten" Büchern schaue ich die Altschneezunge vor mir an, aber so richtig ernst nehmen kann ich dieses weiße Relikt einer einst "gefürchteten" Eisrinne nicht.
Auf meinem Programm steht die Bertiführe, zumindest im oberen Teil. Angeblich soll man laut "uralt" Literatur, von der Sentinellascharte aus, den Schneerest queren und links der Rinne ansteigen. Kann man natürlich machen, aber Schwachsinn, warum einen brüchigen IIer kraxeln, wenn der alte Soldatensteig so einfach auf der rechten Seite hochführt. So folge ich ca. 20 Meter dem Alpiniweg und biege dann links ins Schottergelände ab. Sofort erkenne ich einen Pfad und die ersten Steinmänner fangen an. Man kommt an einen felsigen Sperrriegel und überwindet diesen links in einer rutschigen Rinne (SG I+).  Danach die ausgedehnte Schotterzunge hoch. Der breite Kriegspfad an ihr führt letztlich zur als Hindernis beschriebenen Schnee- /Eisrinne. Diese ist jedoch ein Abklatsch ihrer selbst. Schneefleckerl zieren diese Rinne, die Dimension dieser vielgepriesenen Barriere ist pipifax. Ich kann sie schneefrei und einfach kreuzen. Es ist auch kein außergewöhnlich abschüssiges Gelände. Aus der Rinne um eine felsige Ecke (SG I bis II-) auf ein Band (ca. 40m folgen). Es geht ein weiteres Schotterfeld hoch. Dann 30 Hm an Fels hoch, dann 10m rechts. Es folgt links eine sehr brüchige Rinne (auch linke Begrenzugsseite möglich) 15 Hm hoch. Ausstieg nach links und Quergang (20m) zu Felskante. Weiter über Felsterrassen (SGII) in Schleifenbewegung nach oben auf eine weitere Schotterterrasse. Auf einen Felsspitz zu. Kurz davor links und lange queren. Man kreuzt die Gipfelrinne, die zur Salascharte im Gipfelkamm hochzieht, und kommt zu einer kleinen Scharte mit Sporn. Kurz die Rinne hoch (SGII) und dann dem schmalen Band (SGI) nach rechts zum Gipfelgrat folgen. Nun kurz hinauf zum Gipfel (SGI). Alles perfekt "Steinmann garniert".

Kein Gipfelkreuz, kein Gipfelbuch, jedoch eine Schatulle. Aber dafür hat es eine große Aluplatte, die in einem Winkel installiert ist, daß sie wohl den Zweck erfüllen soll, die Sonne nach Sexten zu spiegeln. Der Sonnenuhrgedanke lebt. Stand 09/2021 gibt es die Aluplatte nicht mehr.

Mein Fazit steht: Der Nordgipfel ist und bleibt der zweitklassige Elfergipfel. Der Blick wird fixiert vom Südgipfel und der ist das "Who is Who" des Elfers.

https://www.hikr.org/tour/post125072.html
https://www.hikr.org/tour/post156451.html
https://www.hikr.org/tour/post156055.html

Als Ferrata-Meister, der du den Alpiniweg gemeistert hast, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit in ungesichertem Gelände dich begleiten, wäre der Nordgipfel jedoch ein Ziel, der das Krönchen deiner Tour werden könnte, bevor du dich auf den stark frequentierten Wandergipfel des Zehners begibst. Schließlich gibt es ja auch die Option von der Sentinellascharte aus, ohne Zehner, direkt ins Fischleintal abzusteigen.

Abstieg: Es gilt alles wieder runterzusteigen. Kein Abseiler vorhanden.

Dies ist eine anspruchsvolle, normale Bergfahrt in sehr brüchigem Gelände. Es ist eine Nordflanke, heißt, Schnee beeinflußt je nach Jahreszeit den Schwierigkeitsgrad der Tour. Paßts auf euch auf.

Wünsche euch viel Spaß bei der Tour, Berg Heil
euer Bergteufel

Tourengänger: bergteufel


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Kommentare (10)


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Nyn hat gesagt:
Gesendet am 10. August 2021 um 17:30
Tolle Bilder aus den Sextnern. Auch wenn er Elferkofel NG eher ein Bruchhaufen zu sein scheint, gibt es dort viele hochinteressante ganzheitliche Berge.
(Alle leider sehr weit weg von meinem üblichen Aktionsradius *Schnüff*)

Gelöschter Kommentar

Nyn hat gesagt: RE: Mut?
Gesendet am 15. Dezember 2023 um 17:36
Was hat denn die Entfernung mit Mut zu tun? Wenn du mein Profil und die Tourenberichte/Karte ansiehst, dürften da genügend Abenteuer "weiter weg" dabei sein.

Die Entfernungen und zur Verfügung stehender Urlaub/Zeit/Regneration über mehrere Tage sind für meine Art des Bergsteigens-solange ich das im Rahmen meiner Arbeit! und wechselndem gesundheitlichem Befinden noch so halbwegs "schwierig" ausüben kann, Faktoren, die eben ziemlich relevant geworden sind.

Ich kann weder mehrere Tage hintereinander zapfig schwere Touren machen (wie Du), noch zu Viele der leider wenigen Urlaubstage bei An/Abfahrten verbringen....das schränkt meinen Aktionsradius und Planung eben ein.
Das ist für mich nicht schlimm. Solange ich "näher dran"(an meinem Wohnort) genügend angemessen Forderndes finde -und das würde bestimmt für ein Dutzend Leben ausreichen! - werde ich überall Freude und Spaß haben.

Viele Grüße und schöne Touren!


Gesendet am 18. Dezember 2023 um 06:54
Danke, wünsche ich Dir auch! Ich bin chronisch depressiv, reagiere aber nicht positiv auf Antidepressiva. Bisher dienten meine vielen Touren als Antidepressiva.

georgb hat gesagt:
Gesendet am 11. August 2021 um 15:30
Servus Rudi, immer ein Vergnügen Berichte von dir zu lesen! Der Elfer Nord steht natürlich auch auf meinem Programm. Schließlich sind hier einst die Mascabroni heruntergeschlichen und haben die österreichische Stellung eingenommen. Geschichtsträchtiger Boden, hier wurden Helden gemacht!
Als Grenzberg gehört der Elfer eben zu Venetien und zu Südtirol und manchmal gehört er auch einem Helden aus Bayern ;-)
Grüße

georgb hat gesagt: apropos
Gesendet am 13. August 2021 um 21:04
Das hier ist der richtige link zu deiner Tour auf den Südgipfel!

bergteufel hat gesagt: Der Elfer
Gesendet am 18. August 2021 um 20:43
Servus Georg,
dank dir für die Korrektur von dem Link. Ich bessere es aus.
Ich wußte, der Bericht lockt dich sofort auf die Spur. Wohlwissend wie schnell du auf dem Arzalpensattel bist, also jetzt gilts. Ein Augustausflug steht an. Pass auf dich auf.
Ganz ehrlich, ich hätte mehr Probleme beim Aufstieg erwartet, aber der Nordgipfel ist zwar brüchig, aber gutmütig.
Habe nicht gewußt, daß die Alpini hier heruntergekommen sind.
Freue mich auf deinen Bericht,
viele Grüße
Rudi

georgb hat gesagt:
Gesendet am 18. August 2021 um 20:53
Eigentlich müsste man vom Mascabronibiwak aus zur Sentinellascharte steigen, über Süd- und Nordgipfel, im Winter! wie damals die Alpini. Aber sowas macht man wahrscheinlich nur im Krieg ;-)

bergteufel hat gesagt: RE:
Gesendet am 18. August 2021 um 20:57
Das hat den Touch von Schlafwandeln!

Gesendet am 15. Dezember 2023 um 16:39
Interessante Tour! Ob der Gipfel zu Venetien oder Südtirol-Trentino zählt, spielt absolut keine Rolle! Er liegt in den Dolomiten, die hier nicht einmal als eigene Region zählen! Von der Einteilung Italiens nach Regionen halte ich persönlich nichts! Hoch leben die Dolomiten!


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