Neuner 2582m - Die Uhr tickt


Publiziert von georgb , 12. September 2021 um 08:49.

Region: Welt » Italien » Venetien
Tour Datum:11 September 2021
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1050 m
Abstieg: 1050 m

Wer die Gipfel der Sextner Sonnenuhr sammeln will, kommt am Neuner nicht vorbei, aber er ist vielleicht der unbeliebteste der 6 Sonnenuhrgipfel. Er ist der zweitniedrigste von ihnen und unspektakulär am Rande der Uhr gelegen, kein Vergleich zu Elfer und Zwölfer, die mit über 3000m protzen. Mit dem Neuner kann man nicht prahlen, obwohl er zu den anspruchsvollsten Gipfeln der Sextner Uhr zählt. Es gibt ganz wenige Bergsteiger, die wirklich auf dem höchsten Punkt aller Sonnenuhrgipfel standen, einer von ihnen ist seit heute Manuel, der erste Hikr mit der kompletten Sammlung!
Es ist mir eine Ehre, den Uhrmachermeister Manuel zu seinem Meisterstück begleiten zu dürfen. Wie gewohnt starten wir früh, zu früh für mich, denn vor lauter Schlafmützigkeit vergesse ich die Kamera. Das kostet uns beinahe eine Stunde und einige Flüche schon am frühen Morgen. Die Tour zum Neuner wirft ihren Schatten voraus? Wir haben natürlich die Berichte von Rebecca und Rudi studiert und ziehen voller Respekt dem Neuner entgegen.
Auch ich bin ihm schon einmal ganz nahe gekommen, aber die entscheidenden Meter fehlen mir noch und die werden es in sich haben. Bis kurz unter die Neunerscharte kommen wir zügig, ein paar hohe 2er Stellen und ein wenig Bruch stören unseren Vorwärtsdrand nicht, aber dann wird es interessant. Wir spreizen einen Kamin zu Beginn der Westflanke (III-) und queren Richtung Nordgrat. Was den Bergsteiger hier erwartet ist grenzwertig. Ein Bändersystem zieht steil diagonal aufwärts, teilweise im oberen 2. Grad, sehr ausgesetzt und in gefährlich unzuverlässigem Fels ecco. Die kaum 30 Höhenmeter werden zur Nervenprobe, wir müssen äußerst konzentriert bleiben und jeden Tritt und Griff prüfen. Manuel beginnt zu fluchen, sichern ist jetzt nicht mehr drin, vorsichtig quälen wir uns weiter, Fehltritte enden hier unweigerlich tödlich!
Erst am Norggrat wird der Fels wieder zuverlässiger, wir atmen durch, griffiges I/II Gelände in stabilem Fels, geschafft! Am Gipfel gratuliere ich Manuel zur Sonnenuhr, aber richtige Freude will noch nicht einsetzen, zu ungewiss ist der Abstieg in dem heiklen Bruch. Zudem sind die Stände teilweise wenig einladend und nur halbherzig gebaut.
Direkt unter dem Gipfel lockt eine nette Schlinge mit Karabiner und Manuel lässt sich ab: "Alle Stände heutzutage sind auf 25 Meter ausgelegt, ich bin mir sicher, dass es hier geht!" So pendelt er 25 Meter weiter unten minutenlang hin und her auf der Suche nach dem nächsten Stand. Währenddessen steige ich ein Stück am Nordgrat ab und sichte die passende Schlinge, hier gehts lang! Der erste Abseilstand nach Westen ist zum Vergessen, außer man hat 100 Meter Seil dabei!!!
Nach diesem Adrenalinschub beruhigen sich die Nerven wieder, aber trotzdem bleibt die Konzentration hoch, die Stände sind nicht immer 100% vertrauenswürdig und die Abseilpiste ist frei zu gestalten. Einen Karabiner haben wir dem Neuner und eventuellen Nachfolgern spendiert. Bis zum Aufstiegskamin seilen wir ab, der Kamin und die folgenden 2er Passagen lassen sich auch recht ordentlich abklettern, Geschmackssache!?
Was für ein nervenaufreibendes Abenteuer, das traut man dem kleinen Neuner gar nicht zu. Wir trotten zufrieden zurück zum Arzalpensattel, werfen eine Blick in die Galeria und traben zum Kreuzbergpass.
Manuel hat seine Uhr fertiggebaut, darauf gibts ein Augustiner im Hotel Post mit Blick auf alle Gipfel. Fast hört man sie ticken ;-)

Tourengänger: Manuel, georgb


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Kommentare (1)


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Menek hat gesagt:
Gesendet am 13. September 2021 um 20:54
Grandi!!!
Menek


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