Arzalpenkopf 2371m - Mussolinis Ängste


Publiziert von georgb , 8. Oktober 2017 um 13:55.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 7 Oktober 2017
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1100 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Sexten-Kreuzbergpass
Kartennummer:tabacco Sextener Dolomiten

Obwohl er zu Beginn des 2. Weltkriegs mit Nazideutschland verbündet war, traute Mussolini seinem "Seelenverwandten" Adolf Hitler nicht über den Weg und ließ von 1938 bis 1942 entlang der Grenze heimlich einen Verteidigungswall errichten. Der Alpenwall oder auch die "Linea non mi fido" entstand.
Ich traue ihm nicht, sagte sich Mussolini und bevor Hitler weiter nach Italien vorrückt, befestigte man unter anderem auch den Kreuzbergpass. In die Wände des Arzalpenkopfs gruben die Italiener eine gewaltige Bunkeranlage, mit Zufahrtsstraße und verstecktem Stollen.
Schon beim Zustieg vom Pass stechen die monströsen Bauwerke ins Auge. Wir lassen sie zunächst links liegen und mühen uns durch steilen Schotter auf einem nicht ausgewiesenen aber markierten Steig zum Arzalpensattel. Hier öffnet sich der Blick zur Bertihütte und in das Poperatal. Darüber erheben sich mächtige Dolomitengipfel und nebenan der unscheinbare Arzalpenkopf, als Achter gehört er auch zur Sextener Sonnenuhr.
Unschwierig zieht der Steig hinauf und es bietet sich ein beachtliches Panorama, vom Hochfeiler über die Rieserferner zum Großglockner. Bald treffen weitere Aspiranten am Gipfel ein und erzählen mir von einer Galerie in der Nordostwand, das weckt natürlich mein Interesse.
Doch zunächst lockt uns der zauberhafte Boden des Val Popera und wir queren vom Arzalpensattel Richtung Sentinellascharte und Lago di Popera. Das idyllisch gelegene Seelein ist zwar arg ausgetrocknet, aber die Umgebung äußerst reizvoll, die Quellzuläufe plätschern und über uns türmt sich ein Amphitheater aus wilden Zacken.
Geschützt vom eisigen Nordföhn schlendern wir in dem weitläufigen Kessel umher, suchen uns ein nettes Plätzchen und lassen die Ruhe wirken. Die nahe Bertihütte ist schon geschlossen, also direkt weiter zum Rifugio Olivo Sala, einst ein Truppenstützpunkt im Ersten Weltkrieg, heute nur noch Erinnerung. Hinter der Hütte zieht der Steig abschüssig und teils drahtseilversichert hinunter Richtung Forcella Plan della Biscia, wo die alte Militärstraße einmündet.
Eine in den alten Karten noch nicht verzeichnete Markierung führt hier weiter zu den Rotwandwiesen. Bald endet die Militärstraße an düsteren Bunkereingängen und der Steig quert unterhalb weiter. Bei näherer Betrachtung findet sich ein Loch in dem zugemauerten Stolleneingang, wir zögern kurz, zücken die Taschenlampe und steigen ein. Ein Labyrinth von Gängen in unheimlicher Atmosphäre erwartet uns, mit mulmigem Gefühl schleichen wir weiter. Immer wieder zweigen Nebengänge zu Geschützstellungen mit Blick ins Tal ab, erste Zweifel tauchen auf. Doch nach ca. 500 Metern ein Lichtblick, der Stollenausgang ist erreicht. Das Absperrgitter lässt gerade Platz für einen Durchschlupf ins Freie, Gelegenheit zum Durchatmen.
Nichts wie weiter zum Kreuzbergpass in freundlichere Regionen. Vorher bleibt noch Zeit für einen kurzen Abstecher zum verlandeten Bärensee und weiteren Bunkeranlagen, aber dann springen wir endgültig zum Parkplatz zurück. Beeindruckt von dieser abenteuerliche Exkursion rollen wir zurück ins Pustertal, die Angst Mussolinis war unbegründet, die Bunker wurden nie benötigt, Invasionen drohen nur noch von Touristen ;-)




Tourengänger: georgb


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Kommentare (1)


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bergteufel hat gesagt: Sehr gut
Gesendet am 20. Oktober 2017 um 20:31
Servus Georg,
ein genialer Bericht. Du zeigst Sexten und den Krieg, die tollen Berge, die Natur und ihre Farben... und das alles kann auch ein Wanderer erleben. Klasse.
Beste Grüße der "Bergteufel"


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