Bergseelücke - Bergseeschijen


Publiziert von Bergmax , 7. Juli 2020 um 22:44.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum: 4 Juli 2020
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2- (WS-)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1100 m
Strecke:Göscheneralp - Bergseelücke - Bergseeschijen - gleicher Weg zurück
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto zur Göscheneralp, großer Parkplatz, Parkgebühr max. CHF 8 pro Tag
Unterkunftmöglichkeiten:Bergseehütte
Kartennummer:LKS 1231 Urseren 1:25:000

Auf einen der Granitklettergipfel

Trotz seines unnahbaren Aussehens gibt es eine blau-weiß markierte Route auf den Bergseeschijen. Genau richtig für eine eher entspannte, einfache Tour, dachte ich mir...Ganz so simpel war es dann gar nicht, hat aber Spaß gemacht!

Direkt am Parkplatz am Göscheneralpsee (ca. 1770 m) beginnt der übliche Zustieg zur Bergseehütte. Zwischen Felsblöcken schlängelt sich der schön angelegte Pfad auf die Terrasse "Berg". Den Abzweig zur Chelenalphütte ignoriere ich und bleibe auf dem Bergweg, der in vielen Kehren, dafür aber mit moderater Steigung auf die Ebene mit dem gut sichtbaren Wegkreuz östlich der Bergseehütte führt. Dort beginnt die blau-weiß markierte Route zur Bergsee(schijen)lücke.
Der Charakter der Tour wird nun sofort rauh und alpin, denn zuerst muss ein wegloses, grobes Blockfeld gequert werden. Eine ganz hübsche Kraxelei von Markierung zu Markierung. Zur Lücke hin steilt es dann zunehmend auf und bald erreiche ich das Felsband unter dem Grat. Es wird auf einem "richtigen", wenn auch kurzen Klettersteig (Sichern mit KS-Set möglich) überwunden.

In der Bergseelücke (2600 m) ist nicht viel Platz, aber ich bin allein und so reicht es für eine gemütliche Pause. Der Wegweiser zum Bergseeschijen ist etwas missverständlich, zeigt er doch direkt den anfangs scharfen Grat hoch. Tatsächlich sollte man aber erst ca. 20 Höhenmeter nach Norden hinunterkraxeln und dann in der Flanke nördlich des Grates hochgehen. Es gibt einige Markierungen und Steinmänner, die aber nicht immer gut zu sehen sind. Eigentlich ist es auch egal, welche Route man genau nimmt, solange man sich nicht zu weit vom Grat entfernt.
Etwa nach 60 Höhenmetern erreiche ich dann wieder den Grat, der dort einfach begehbar ist. Der Weg zum Gipfel ist aber noch nicht frei, denn es wartet noch ein Steilabbruch auf ca. 2700 m. Dort ist der Steig mit einem längeren Stahlseil gesichert, das zuunterst eher stört, aber nach oben hin nützlicher wird. Auf dem plattigen Fels muss man schon zupacken. Am Ende des Abbruchs zieht das Seil nach links auf eine glatte Platte weg, ich kraxele aber geradeaus in einer Rinne weiter, weil mir das einfacher erscheint. Die Stelle würde ich schon mit II bewerten.
Die letzten 60 Höhenmeter zum Gipfelkreuz sind mit ewas Routengespür wieder leichter zu begehen. "Oben" angekommen wartet eine Enttäuschung auf mich - das Kreuz steht ja gar nicht am höchsten Punkt! Dieser befindet sich zwei Gratzacken weiter nördlich (vgl. map.geo.admin.ch im größten Maßstab). Wie hinkommen? Der Grat selbst scheint Abbrüche aufzuweisen, also steige ich vielleicht drei Dutzend Höhenmeter wieder ab und kann zum Glück ohne besondere Schwierigkeiten zum Hauptgipfel P. 2820 hinüberqueren und aufsteigen. Der Punkt hängt sogar in die Westwand über, was mir aber erst nach dem Gipfelsturm bewusst wird. Nach der Gipfelrast fällt mir ein, dass ich vergessen habe, mich ins Gipfelbuch einzutragen - und das mache ich immer, wenn eines da ist. Also wieder zurück zum Gipfelkreuz. Dort schaue ich in die Box - leer! Typisch...

Im Abstieg fällt mir erst auf, dass es bei der gesicherten Stelle ganz schön in die Tiefe geht. "Gipfelanstieg nicht exponiert" habe ich irgendwo gelesen. Gut, wer abrutscht, stürzt vielleicht nur 30 m und nicht 300 m ab. Aber das nutzt dann auch nicht mehr viel...
Wie dem auch sei - mit etwas Handeinsatz geht die Passage ganz gut zu kraxeln, genauso wie später die Steilwand unter der Bergseelücke. Sogar die Kraxelei durch das Blockfeld macht irgendwie Spaß.

Beim Abstieg auf dem üblichen Hüttenweg fällt mir ein blau-weiß markierter Abzweig auf ca. 2170 m auf. Hier zweigt ein neuer Übungsklettersteig ("Schijen Zwärg") samt blau-weißem "Parallelweg" ab, der ebenfalls zur Bergseehütte führen würde. Das alles habe ich leider erst nach der Bergtour in Erfahrung gebracht...

Unterhalb vom Wegweiser "Berg" fällt mir noch ein Holzbohlenweg auf, der mir einer blau-weißen Markierung "Station 9" gekennzeichnet ist. Ich habe noch etwas Zeit, also gehe ich mal da lang. Der Abstecher endet an einem hübschen Aussichtspunkt über dem Göscheneralpsee ("Station 9" bezieht sich wohl auf den Göscheneralpsee-Rundwanderweg).

Die letzten Höhenmeter zurück zum Parkplatz sind auch kein Problem mehr. Dort schaue ich kurz nach den Postauto-Fahrzeiten - und entscheide mich, sofort mit dem Auto loszufahren, um dem Bus nicht gerade auf dem oberen, schmalen Straßenabschnitt ausweichen zu müssen. Es gelingt.

Schwierigkeiten & Gehzeiten

Göscheneralpsee - Wegweiser kurz vor der Bergseehütte: 1 h 30 min, T2
Wegweiser - Bergseelücke: 50 min, T4, in der Steilstufe eher mit "+", könnte aber mit KS-Set gesichert werden
Bergseelücke - Bergseeschijen: 45 min, kurz gesagt fand ich es für das meist vergebene T4 sackschwer. Die Seile sind hier nicht nur Deko, man muss ordentlich hinlangen. Außerdem eine kurze Stelle II. Vielleicht war ich auch schlecht in Form? -> T4+? KS-Set kann auch hier nützlich sein.
Rückweg gesamt 2 h 15 min

Fazit - recht beeindruckende blau-weiße Route auf einen Gipfel, der sonst eher von Kletterern besucht wird.

Der Schnee war am Tag der Tour (4. Juli) kein Thema mehr - aber das dürfte noch nicht lange so gewesen sein.

Tourengänger: Bergmax


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