Lange Grattour über dem Schliniger Tal vom Tellakopf über den höchsten Gipfel der Sesvenna-Gruppe


Publiziert von Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II , 2. Juli 2020 um 12:05.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:30 Juni 2020
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Sesvenna-Gruppe   CH-GR   I 
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit PKW von Garmisch über Fernpass und Reschenpass bis kurz vor Schlinig

Nachdem ich etwas vor und unterhalb der Abzweigung der Straße nach Prämajur im Bereich von gelagerten Baumstämmen eine Parkmöglichkeit gefunden hatte, begann meine Wanderung etwa um 05.50 Uhr auf dem abfallenden, anfangs grasbewachsenen Weg. Zur Säge, die im Talgrund des Schliniger Bachs liegt, musste ich knapp über 100hm hinuntermarschieren. Anschließend wanderte ich auf einem Fahrweg ins Arundatal. Weit hinten im Tal folgte ich dem Wegweiser nach links zur Laatscher Alm, wo ich einen Capuccino trank.

Den Weg über den Moosboden zum Tellajoch verließ ich nicht weit vor diesem Übergang, um zum Bergrücken des Tellakopfs abzukürzen. Über den Steig, der dort verläuft, erreichte ich bald das Kreuz dieses Grasberges. Nach Abstieg zur genannten Scharte rastete ich dort kurz. Plötzlich traf eine Frau aus dem Paznaun mit Kind von der anderen Seite her ein. Bei ihnen handelte es sich um die einzigen Menschen dieses Tages, die ich abgesehen von den Beschäftigten der Laatscher Alm zu Gesicht bekommen sollte! Kurz darauf begann ich den Anstieg über den markierten Steig auf den Guardaseekopf (Fotos dieses Gipfels liegen bereits in einem Bericht vor).

Dahinter geht es kaum 40hm über den Steig abwärts und anschließend ca. 70hm aufwärts zum Gipfel, der die Schwarze Wand überrragt. Dort bestand kein Steinmann, nur ein Holzstück lag herum. So errichtete ich eben einen solchen, aus dem nun das Holzstück oben herausragt.

Die Wanderung ging weiter über den Steig mit nicht allzuviel Höhenverlust zum Arundakopf, der im Winter ein schöner Skitourenberg ist.

Es folgte ein Abstieg über den Kamm in eine ca. 120hm tiefere Scharte. Ich achtete nicht darauf, wohin der Steig führt. Jedenfalls wanderte ich inzwischen weglos auf dem unschwierigen Kamm weiter auf den Costeras. Der Kamm fällt dahinter kaum mehr als 60hm ab u. führte mich dann auf die Valdaschli Spitze, die die 3000m-Marke deutlich überragt.

Dort angekommen, hatte ich einen schönen Blick zum relativ nahen Piz Sesvenna. So entschied ich mich, ihn nach knapp 37 Jahren noch einmal zu erklimmen. Ein Stück geht es noch unschwierig auf dem Kamm weiter nordwärts, dann zwingt ein Felsturm zum Ausweichen in die Ostflanke. Dazu muss man kaum mehr als 30hm absteigen. Eine kurze Rinne, die wegen Schnees u. Geröll etwas rutschig war u. in der eine kleine Felsstufe besteht, zwang mich zur Vorsicht (T6-) und führte mich auf ein steiles Schneefeld, das ich zu den Felsen unter dem Grat querte. Nicht weit dahinter erreichte ich ihn wieder. Der Aufstieg erfolgte zunächst Richtung der oben sehr steilen Foratrida. Bald verließ ich den Grat nach links in Tümmergelände, in dem der Aufstieg zur Scharte zwischen Piz Sesvenna u. Foratrida (Sella) überraschend angenehm möglich war. 1983 war ich ebenso etwas überrascht gewesen, als ich sah, wie anspruchsvoll der Anstieg von dort zum Gipfel ist. Obwohl eine lange Zeit seit damals vergangen war, konnte mich noch gut an diese riesigen Granitblöcke erinnern, über die u. zwischen denen hindurchzuklettern ist.

Diesmal erschwerten Schneefelder den Aufstieg etwas. An zwei Stellen konnte man sich an Felsen festhalten, um am oberen Rand der Firnfelder entlangzugehen oder weiter oberhalb in den Felsen weiterklettern, wo auch mal hinzulangen ist (II).

Da ich schon kurz vor 02.45 Uhr wachgeworden u. gegen 03.30 Uhr zuhause losgefahren war, war ich jetzt ziemlich müde u. döste auf dem Gipfel eine zeitlang. Nach Abstieg zur Sella folgte ich der Markierung Richtung der keine 50m aufragenden Foratrida. Sie endete an einem kleinen Firnfeld. Dahinter suchte ich eben selbst eine Route u. kletterte einfach die Felsen (II-) hinauf zum Gipfel. Dort oben hielt ich mich länger auf, sondern ging am Grat weiter Richtung Muntpitschen, den ich 1983 ebenfalls überschritten hatte. Von der folgenden Scharte stieg ich aber zum Sesvennaferner ab. Im oberen Bereich versank ich tief im Nassschnee. Auf dem Gletscher marschierte ich im festen Firn bis unterhalb von Punkt 2958, der der höchste Punkt einer längeren flachen Gratpassage nördlich des Muntpitschen ist. Zuerst im nassen Schnee, dann im brüchigen Steilgelände (T5-T6), das einst ganzjährig unter Firn gelegen haben dürfte, stieg ich mühsam auf diesen Kamm hinauf. Dort stellte ich Überlegungen an, wo ich absteigen sollte. Ein Blick ins Schliniger Tal, in dem ich die gleichnamige Alm sehen konnte u. auf die Karte überzeugte mich davon, dass ich dorthin absteigen sollte. Weiter ging es nordwärts zur Scharte vor dem kürzlich überschrittenen Fernerkopf, von der ich zuerst auf einem Firnfeld abfuhr. Das weitere Gelände war weglos, aber gut abzusteigen (T3-4). Die Route führte mich durch das Kar "In der Fölla" links an der Schwarzwand vorbei. Weit unten gelangte ich in busch- u. von einzelnen Bäumen bewachsenes, daher nicht so übersichtliches und außerdem steiles Gelände. Auf einem schmalen Rücken vor einem Bachlauf konnte ich frei von Hindernissen gut absteigen. Bald stieß ich auf einen unmarkierten Steig, der mich durch das Buschwerk ins Schliniger Tal führte, wo ich kurz darauf an der gleichnamigen Alm vorbeiging. Über den mir bekannten Fahrweg ging es nach Schlinig.  Dahinter bog ich auf die als Radroute ausgewiesene, schmale Straße nach rechts ab, verlor dann aber unerwartet viel an Höhe u. musste deshalb hinter einigen Häusern mit Ferienwohnungen wieder ca. 40hm zur Straße aufsteigen. Hinter der Abzweigung nach Prämajur verließ ich sie nach rechts u. ging auf einem grasbewachsenen Fahrweg zum Parkplatz. Seit Beginn dieser ausgedehnten Tagestour waren mehr als 14,5h vergangen!

Statistik:
bestiegene Gipfel im Juni 90, in diesem Jahr 362



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