Guardaskopf - Sesvenna - Starlex - Terza (Grosse Avigna Rundtour)
Lange Rundtour auf einer bestechenden Linie ums Avignatal mit 12 Gipfeln
Piz Sesvenna und Piz Starlex sind zwei der dominierenden Berggestalten des Unterengadins / des Münstertals, was sich auch in ihrer beträchtlichen Schartenhöhe von ca. 1000m, bzw. 800m äussert. Stationiert in Müstair fiel mir beim Blick in die Höhe und in die Karte auf, dass sich die beiden Gipfel - und 10 weitere - in eine grosse und grandiose Rundtour von der Haustür aus kombinieren lassen sollten, nämlich alles entlang den Graten und Kämmen ums Avignatal. Die Höhenmeter wollte ich nicht so genau vorausrechnen - viel würde es sein, so viel war klar. Gleich zum ersten schönen Morgen der Woche durfte ich losziehen und freute mich unglaublich, dass alles wie am Schnürchen klappte und diese wunderschöne Rundtour Realität wurde. Die technischen Schwierigkeiten halten sich durchwegs im grünen Bereich. Am Sesvenna und am Starlex kommt man ins T5. Auf langen Strecken herrscht aber wegloses, gerölliges Gelände vor, das Ansprüche an die Konzentration stellt, was auf einer 4000 Höhenmeter-Tour wie dieser eine Herausforderung sein kann.
Etwas vor 4 Uhr renne ich in kompletter Dunkelheit durch Müstair zur Landesgrenze. Ein ziemlich unnötiger Verhauer auf Feldwegen kostet gleich zu Beginn etwas Zeit. Noch mehr von dieser verliere ich als ich den Weg über den langen, aber sehr markanten Südkamm des Guardaskopf (oder Krippenland/ Cima dei Greppi) suche. Mit GPS irre ich durch den steilen Wald - kein Weg, Mist. Ich mache mich auf einen mühsamen Aufstieg gefasst und gehe weglos weiter. Dass es trotz sternenklarem Himmel plötzlich zu regnen beginnt, fördert die Laune nicht. Nach einigen Minuten ist der Regen vorbei und ich stehe doch auf dem neu angelegten und markierten Weg. Der Schweizer Landeskarte ist jenseits der Grenze halt nicht zu trauen - eigentlich nicht sehr überraschend. Das Weglein führt mich effizient in die Höhe und verliert sich nach der Alp Tabladé. Man kann dem Südkamm trotz einiger Felsen im oberen Bereich aber ohne Probleme folgen (Trittspuren, T3). Wie geplant kann ich auf dem Guardaskopf die Stirnlampe verstauen. Um das Panorama zu geniessen ist es aber noch fast etwas dunkel, und deutlich zu kalt. In weiter Ferne wartet der Piz Sesvenna. Netto wären es nicht einmal mehr 500 Höhenmeter. Aber es sind noch 5 Gipfel dazwischen mit teils beträchtlichen Abstiegen. Somit lautet das Motto für die nächsten zwei Stunden: zwei Schritte vor, einer zurück.
Auf einem Pfad geht es über Schwarze Wand zum Arundakopf. Im Aufstieg zum Costeras erreicht mich endlich die Sonne. Allmählich wird das Gelände felsiger und die Cima Valdassa wird über Geröll erstiegen. Bis hierhin alles maximal T3. Früher in diesem Jahr hatte unser Ötzi den Grat in Richtung Foratrida schon begangen, beschrieben und ihn als T6- bewertet. Ich stieg wohl früher als er in die Ostflanke ab (Schafspuren) was einfach, aber etwas geröllig ist (T5-). Ohne Höhenverlust quere ich in die Scharte und gehe dann auf dem Grat weiter. Es stellt sich heraus, dass viele Felsen nicht nur nass, sondern auch vereist sind. Das macht das Gehen im teils abschüssigen Blockgelände zu einem Eiertanz, bei dem man ziemlich vorsichtig sein muss. Ich steige direkt auf die Foratrida, was schuttig aber einfach ist. Der Abstieg zur Sella ist aber ziemlich steil und ausgesetzt (T5, vom Gipfel eher links halten). Ich hatte diesen Grat von 6 Jahren schon gemacht, aber im Aufstieg und bei trockenem Fels und daher nicht mehr aktiv in Erinnerung. Der Schlussaufstieg auf den Piz Sesvenna ist italienisch markiert und sehr schön. Ab und zu sind kurze Kletterstellen (II) zu meistern. Der Fels ist hier grössenteils schon trocken und weniger eisig als an der Foratrida. Nach gut 4 Stunden von Müstair bin ich auf dem höchsten Punkt der Tour - genial!
Nach einer Rast steige ich auf dem markierten Wanderweg ins Avignatal ab. Das geht erstaunlich effizient. Auf ca. 2500 m.ü.M. halte ich rechts zur Cruschetta. Unterwegs kann ich an einer minimalen Quellen meine Wasservorräte für den zweiten Teil der Tour füllen. Ab der Cruschetta - fast 1000 Höhenmeter unter dem Sesvenna - geht es wieder hinauf. Zuerst durch sehr schönes Gletscherschliff-Gelände, dann auf einem alten Weglein durch steile Weiden zum Mot Falain. Dieser liegt etwas abseits der Route, ist aber sehr aussichtsreich. Wie in diesem Bericht beschrieben, führt ein alter Weg - heute vor allem von Gemsen frequentiert - in der Ostflanke unter den schroffen Gesellen Pt 2820 und Pt 2930 hindurch. Er setzt auf ca. 2650 m.ü.M. an. Man sollte den Pfad nicht verpassen, da er die lange Querung im feinen Geröll deutlich vereinfacht. Weiter oben wird das Geröll grober und die Landschaft immer eindrücklicher, abweisender und einsamer - für mich ein Highlight der Tour. Den ersten Blick auf den Lorenziberg erhascht man erst spät, und staunt: wilde, brüchige Türme aus Kalk. Tatsächlich findet man aber recht einfach ein Weg durch dieses Labyrinth und kommt mit nur wenigen Stellen, wo Hand angelegt werden muss (T5) zum höchsten Punkt. Auch der Grat zum Piz Starlex sieht wild und abweisend aus. Doch auch hier kommt man meist gut durch. Erstaunlicherweise sind immer wieder auch Trittspuren zu erkennen und ganz selten ein Relikt der italienischen Wegmarkierung, was bei Umgehungen der Türme hilfreich sein kann. Am tiefsten Punkt des Grates umgehe man ein Turmsystem mit Vorteil genügend weit in der Westflanke - ich musste einen Verhauer hinnehmen beim Versuch nahe am Grat zu bleiben. Insgesamt ist die Überschreitung nicht schwierig, erfordert aber Gewandtheit in diesem wilden, unübersichtlichen und gerölligen Gelände (T5). Vom höchsten Punkt des Piz Starlex zum grossen Gipfelkreuz, wo ich die zweite Pause auf dieser Tour einziehe. Der Abstieg durch das Couloir fand ich problemlos und ziemlich effizient (T4+) - sofern man allein ab Berg ist. Dann folgen die letzten Anstiege über Piz Cotschen zum Piz Terza. Das zieht sich doch nochmals in die Länge. Obwohl das Gelände nun sanfter ist, muss man immer noch darauf achten wo man hintritt (T4). Am Piz Terza lasse ich die vielen Wanderer bald hinter mir und nehme dan langen Abstieg hinab nach Müstair in Angriff. Dieser ist im oberen Teil kaum frequentiert und sehr schön. Auch unten ist der Weg abwechslungsreich, aber geht schon in die Beine nach so einer Tour.
Durchgangszeiten:
Müstair: 3.50
Guardaskopf: 5.53
Piz Sesvenna: 7.58
Cruschetta: 9.07
Piz Starlex: 10.53
Piz Terza: 12.08
Müstair: 13.21
Piz Sesvenna und Piz Starlex sind zwei der dominierenden Berggestalten des Unterengadins / des Münstertals, was sich auch in ihrer beträchtlichen Schartenhöhe von ca. 1000m, bzw. 800m äussert. Stationiert in Müstair fiel mir beim Blick in die Höhe und in die Karte auf, dass sich die beiden Gipfel - und 10 weitere - in eine grosse und grandiose Rundtour von der Haustür aus kombinieren lassen sollten, nämlich alles entlang den Graten und Kämmen ums Avignatal. Die Höhenmeter wollte ich nicht so genau vorausrechnen - viel würde es sein, so viel war klar. Gleich zum ersten schönen Morgen der Woche durfte ich losziehen und freute mich unglaublich, dass alles wie am Schnürchen klappte und diese wunderschöne Rundtour Realität wurde. Die technischen Schwierigkeiten halten sich durchwegs im grünen Bereich. Am Sesvenna und am Starlex kommt man ins T5. Auf langen Strecken herrscht aber wegloses, gerölliges Gelände vor, das Ansprüche an die Konzentration stellt, was auf einer 4000 Höhenmeter-Tour wie dieser eine Herausforderung sein kann.
Etwas vor 4 Uhr renne ich in kompletter Dunkelheit durch Müstair zur Landesgrenze. Ein ziemlich unnötiger Verhauer auf Feldwegen kostet gleich zu Beginn etwas Zeit. Noch mehr von dieser verliere ich als ich den Weg über den langen, aber sehr markanten Südkamm des Guardaskopf (oder Krippenland/ Cima dei Greppi) suche. Mit GPS irre ich durch den steilen Wald - kein Weg, Mist. Ich mache mich auf einen mühsamen Aufstieg gefasst und gehe weglos weiter. Dass es trotz sternenklarem Himmel plötzlich zu regnen beginnt, fördert die Laune nicht. Nach einigen Minuten ist der Regen vorbei und ich stehe doch auf dem neu angelegten und markierten Weg. Der Schweizer Landeskarte ist jenseits der Grenze halt nicht zu trauen - eigentlich nicht sehr überraschend. Das Weglein führt mich effizient in die Höhe und verliert sich nach der Alp Tabladé. Man kann dem Südkamm trotz einiger Felsen im oberen Bereich aber ohne Probleme folgen (Trittspuren, T3). Wie geplant kann ich auf dem Guardaskopf die Stirnlampe verstauen. Um das Panorama zu geniessen ist es aber noch fast etwas dunkel, und deutlich zu kalt. In weiter Ferne wartet der Piz Sesvenna. Netto wären es nicht einmal mehr 500 Höhenmeter. Aber es sind noch 5 Gipfel dazwischen mit teils beträchtlichen Abstiegen. Somit lautet das Motto für die nächsten zwei Stunden: zwei Schritte vor, einer zurück.
Auf einem Pfad geht es über Schwarze Wand zum Arundakopf. Im Aufstieg zum Costeras erreicht mich endlich die Sonne. Allmählich wird das Gelände felsiger und die Cima Valdassa wird über Geröll erstiegen. Bis hierhin alles maximal T3. Früher in diesem Jahr hatte unser Ötzi den Grat in Richtung Foratrida schon begangen, beschrieben und ihn als T6- bewertet. Ich stieg wohl früher als er in die Ostflanke ab (Schafspuren) was einfach, aber etwas geröllig ist (T5-). Ohne Höhenverlust quere ich in die Scharte und gehe dann auf dem Grat weiter. Es stellt sich heraus, dass viele Felsen nicht nur nass, sondern auch vereist sind. Das macht das Gehen im teils abschüssigen Blockgelände zu einem Eiertanz, bei dem man ziemlich vorsichtig sein muss. Ich steige direkt auf die Foratrida, was schuttig aber einfach ist. Der Abstieg zur Sella ist aber ziemlich steil und ausgesetzt (T5, vom Gipfel eher links halten). Ich hatte diesen Grat von 6 Jahren schon gemacht, aber im Aufstieg und bei trockenem Fels und daher nicht mehr aktiv in Erinnerung. Der Schlussaufstieg auf den Piz Sesvenna ist italienisch markiert und sehr schön. Ab und zu sind kurze Kletterstellen (II) zu meistern. Der Fels ist hier grössenteils schon trocken und weniger eisig als an der Foratrida. Nach gut 4 Stunden von Müstair bin ich auf dem höchsten Punkt der Tour - genial!
Nach einer Rast steige ich auf dem markierten Wanderweg ins Avignatal ab. Das geht erstaunlich effizient. Auf ca. 2500 m.ü.M. halte ich rechts zur Cruschetta. Unterwegs kann ich an einer minimalen Quellen meine Wasservorräte für den zweiten Teil der Tour füllen. Ab der Cruschetta - fast 1000 Höhenmeter unter dem Sesvenna - geht es wieder hinauf. Zuerst durch sehr schönes Gletscherschliff-Gelände, dann auf einem alten Weglein durch steile Weiden zum Mot Falain. Dieser liegt etwas abseits der Route, ist aber sehr aussichtsreich. Wie in diesem Bericht beschrieben, führt ein alter Weg - heute vor allem von Gemsen frequentiert - in der Ostflanke unter den schroffen Gesellen Pt 2820 und Pt 2930 hindurch. Er setzt auf ca. 2650 m.ü.M. an. Man sollte den Pfad nicht verpassen, da er die lange Querung im feinen Geröll deutlich vereinfacht. Weiter oben wird das Geröll grober und die Landschaft immer eindrücklicher, abweisender und einsamer - für mich ein Highlight der Tour. Den ersten Blick auf den Lorenziberg erhascht man erst spät, und staunt: wilde, brüchige Türme aus Kalk. Tatsächlich findet man aber recht einfach ein Weg durch dieses Labyrinth und kommt mit nur wenigen Stellen, wo Hand angelegt werden muss (T5) zum höchsten Punkt. Auch der Grat zum Piz Starlex sieht wild und abweisend aus. Doch auch hier kommt man meist gut durch. Erstaunlicherweise sind immer wieder auch Trittspuren zu erkennen und ganz selten ein Relikt der italienischen Wegmarkierung, was bei Umgehungen der Türme hilfreich sein kann. Am tiefsten Punkt des Grates umgehe man ein Turmsystem mit Vorteil genügend weit in der Westflanke - ich musste einen Verhauer hinnehmen beim Versuch nahe am Grat zu bleiben. Insgesamt ist die Überschreitung nicht schwierig, erfordert aber Gewandtheit in diesem wilden, unübersichtlichen und gerölligen Gelände (T5). Vom höchsten Punkt des Piz Starlex zum grossen Gipfelkreuz, wo ich die zweite Pause auf dieser Tour einziehe. Der Abstieg durch das Couloir fand ich problemlos und ziemlich effizient (T4+) - sofern man allein ab Berg ist. Dann folgen die letzten Anstiege über Piz Cotschen zum Piz Terza. Das zieht sich doch nochmals in die Länge. Obwohl das Gelände nun sanfter ist, muss man immer noch darauf achten wo man hintritt (T4). Am Piz Terza lasse ich die vielen Wanderer bald hinter mir und nehme dan langen Abstieg hinab nach Müstair in Angriff. Dieser ist im oberen Teil kaum frequentiert und sehr schön. Auch unten ist der Weg abwechslungsreich, aber geht schon in die Beine nach so einer Tour.
Durchgangszeiten:
Müstair: 3.50
Guardaskopf: 5.53
Piz Sesvenna: 7.58
Cruschetta: 9.07
Piz Starlex: 10.53
Piz Terza: 12.08
Müstair: 13.21
Hike partners:
Delta
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