Vom Gir (2164m) zum Falknishorn (2451m)


Publiziert von Gir2020 , 7. Juni 2020 um 18:09.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Prättigau
Tour Datum:23 April 2020
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   FL 
Zeitbedarf: 12:00
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m

Der Grat vom Gir (2164m) bis zum Falknishorn (2451m) zählt zu den schönsten und aussichtsreichsten Wegen im westlichen Rätikon, allerdings ist der grösste Teil nicht markiert. Der milde und schneearme Winter machte bereits am 23. April 2020 eine komplett schneefreie Begehung möglich. So vielseitig, so wild, so genussreich, dass es einem fast den Atem verschlägt und die Bergseele am liebsten die Flügel anheben möchte…

Zurück zur Realität, ich verliere mich ansonsten in Träumereien, gegen 6 Uhr früh starte am 23. April bei der Luzisteig und mache mich bereits zum fünften Mal dieses Jahr auf zum Gir (2164m), dem exklusiven Logenplatz oberhalb von Maienfeld. Der markierte Weg bis zur Enderlinhütte (1498m) ist mir wohl bekannt und es geht zügig im kühlen Schatten voran. Gegen 8 Uhr komme ich bei der Hütte an, niemand ist da und ich teile mir mein Frühstück mit den Gämsen. Danach wird der Weg steiler, nach kurzer Zeit verlässt man die Waldgrenze und blickt ehrfurchtsvoll zu den Falknistürmen hinauf. Nach dreimaligem Überqueren des ersten Tobels zweige ich oberhalb der letzten Tanne vom markierten Bergweg linkerhand ab (ab da Schwierigkeit T5) und begebe mich in die steilen Grasflanken unterhalb der Türme.

Das Gelände erfordert behutsames und vorsichtiges Gehen, jetzt sind bereits alle Tobel schneefrei. Rasch geht es über die ersten beiden Tobel, dann steige ich bis knapp unter die Falknistürme, immer das markante Tännli als Orientierungspunkt im Blick. Danach strebe ich den nächsten Grassporn an und von dort aus sieht man bereits den Gipfelsteinmann des Gir, nun kann nichts mehr schiefen gehen, noch ein Tobel und der weitere Weg ist vorgegeben. Kurz vor dem Gipfel des Gir wird es noch einmal steil und kurz nach 10 Uhr stehe ich auf dem Gir. Dort geniesse ich die traumhafte Aussicht, den schwindelerregenden Tiefblick zur Luzisteig und betrachte den Weiterweg zum Falknishorn (2451m).

Dieser Grat ist einfach zu begehen und bewegt sich in der Schwierigkeit T4. In leichtem Auf und Ab gewinnt man rasch an Höhe, kommt an faszinierenden Felsfalten vorbei. Beim kleinen Gedenkkreuz für Jürg Stocker, etwa auf der Hälfte, halte ich kurz inne. Zwischendurch wird es etwas felsig, aber rechts neben dem Grat kommt man gut voran. Kurz vor dem Mazorasattel steil sich das Gelände noch einmal auf, es geht einen kurzen grasig-felsigen Hand hinauf, was sich aber im Zickzack gut bewältigen lässt, dann steht man auf dem Sattel und blickt zum kurzen Westgrat des Falknishorn (2451m).

Dieses kurze Stück ist an sich nicht schwierig (etwa T4), aber sehr brüchig, selbst grosse Felsbrocken liegen lose in Schieflage, man prüfe hier wirklich jeden Schritt und Tritt, ein kurzes Zupacken, einmal rechts und links ums Eck und man erreicht nach der brüchigen Tanzveranstaltung den schmalen Gipfel. Etwa zehn Minuten später stehe ich auf dem Falknishorn, eine kühle Brise umweht mich und ich verliere mich im grenzenlosen Spiel der Wolken. Da kommt wieder diese Träumerei auf, die Seele hebt ihre Flügel an und möchte davonfliegen… Ich bleibe aber auf dem Gipfel und geniesse die traumhafte Aussicht.

Dann geht es vorsichtig über den brüchigen Westgrat wieder hinunter zum Mazorasattel und schliesslich hinab auf den wundervollen Grat hinunter zur Gir und dort im steilen Gras zurück zur Enderlinhütte. Noch immer habe ich keinen Menschen getroffen, Zeit zum Innehalten, Zeit für die lang ersehnte Stille auf dem Gir, unterbrochen nur vom Wind, Zeit für sich selbst. Nach einer ausgiebigen Pause geht es zurück zur Luzisteig. Fazit: Traumhaft schön, endlos lange 1800 Höhenmeter Aufstieg, machen diese Tour zu einem grosszügigen Unternehmen.


Tourengänger: Gir2020


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