Gir (2164m) Nordkante


Publiziert von Gir2020 , 26. September 2021 um 17:38.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Prättigau
Tour Datum:25 September 2021
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   FL 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m

Auch dieses Mal sollte meine 7. Gir-Begehung im Jahr etwas Besonderes sein, so entschied ich mich erneut für die markante Gir-Nordkante, mit Abstecher zum Tannkopf (1864m). Eine wilde und archaische Route, die dem Berggänger so einiges abverlangt.
 
Kurz nach 7 Uhr starte ich beim Parkplatz Heutanne und geniesse die frische Morgenwanderung bis Guscha, danach geht es auf dem markierten Wanderweg Richtung Falknis bis zur Jägerhütte auf Säss (1700m), bis hierhin benötigt man etwa 2 Stunden. Dann kann das Abenteuer losgehen, beim zweiten Holzdrehkreuz, wo der Wanderweg scharf nach links abbiegt, hält man sich rechts (südlich) und gewahrt dort am Waldrand eine kleine Lücke. Es folgt ein schmaler Jägerpfad, an einem kleinen Unterstand vorbei, anschliessend kommt die erste Bewährungsprobe, die Querung der beiden Tobel südlich von Säss, die dieses Jahr hart an der T6-Grenze kratzt: Unangenehmer, bröseliger, moosiger, feuchter und grasiger Untergrund in etwa 50 Grad ungestufter Neigung wollen gleich zweimal akrobatisch überwunden werden. Irgendwie geht es doch, eine neue Hose ist dabei nicht empfehlenswert, lieber eine abgenutzte Gartenhose. Danach steigt man im steilen, feuchten Gras die Schafpleis hoch und bei etwa 1800m quert man nach rechts zur Gratschulter, wo einen ein schöner Jägerpfad direkt zum kleinen Gipfelplateau des Tannkopfs führt. Von Säss brauchte ich etwa eine Stunde bis zum Tannkopf, der eine wunderschöne Aussicht auf die Girwand und die Luzisteig bietet.
 
Nach einer ausgiebigen Rast geht es wieder zurück auf die Schafpleis, dort kann man den heiklen, nahezu senkrechten Felsriegel etwa bei 1900m Höhe umgehen und gelangt zu einer markanten Nebenschlucht mit spiegelglatten Steinplatten. Hier halte ich mich möglichst rechts und gewinne mithilfe von Wurzeln, Ästen, Moos- und Graspolstern im maximal 60 Grad steilen, unzuverlässigen Untergrund bietenden Gelände wieder die Gir-Nordkante auf etwa 1950m, man könnte diese Passage von Säss bis hierher verächtlich auch als Plackerei, Schinderei und Dschungelkampf bezeichnen. Danach beginnt endlich die genussreiche Bergtour entlang der scharfen Kante bis kurz unterhalb des Gipfels. Etwas zupacken muss man allerdings schon, das Gestein wirkt nicht immer vertrauenswürdig, dafür entschädigen die atemberaubenden Tiefblicke mehr als genug für die überstandenen Mühen. Kurz unterhalb des Gir orientiert man sich am besten an der auffälligen Scharte zwischen beiden Gipfeln, nochmals zugreifen und schon befindet man sich auf dem Gir, einem Aussichtsgipfel par excellence. Schauen und geniessen.
 
Insgesamt 5 Stunden brauchte ich vom Parkplatz Heutanne bis zum Gir über Tannkopf und Nordkante. Anschliessend folgte ich in etwa einer Stunde dem wundervollen Grat vom Gir bis zum Falknishorn (2451m). Danach ging es dem markierten Wanderweg entlang wieder hinunter nach Guscha und zum Parkplatz.
 
Schwierigkeiten
Parkplatz Heutanne – Guscha: T1
Guscha – Säss: T2
Säss – Tannkopf: T5+
Tannkopf – Umgehung des Felsriegels: T6
Oberhalb des Felsriegels – Gir: T4
Gir – Falknishorn: T4
 
Fazit
Die Begehung des Tannkopfs und der Gir-Nordkante bietet eine grosszügige, anstrengende und anspruchsvolle Umrundung des südlichen Guscha-Kessels. Lohnenswert sind vor allem die Passage oberhalb des Felsriegels ab 1950m bis zum Gir und der Grat vom Gir bis zum Falknishorn. Empfehlenswert nur für Freunde des naturbelassenen Geländes und der alpinen Wildheit.

Christian aus Sevelen

Tourengänger: Gir2020


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Kommentare (2)


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Valdini hat gesagt: Vielen Dank
Gesendet am 28. September 2021 um 14:01
Christian für den erneut eindrücklichen und detaillierten Bericht der Gir Nordflanke, inkl. der zusätzlichen Bilder welche einen super Eindruck vermitteln, was einem bei der Felsriegel-Umgehung erwartet!

Gir2020 hat gesagt: Besten Dank
Gesendet am 29. September 2021 um 18:10
Valdini für die freundliche Rückmeldung. Kaum zu glauben, dass diese Route auch gelegentlich im Abstieg begangen wird.


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