Gir (2164 m) - Mazorakopf (2452 m) - Falknis (2560 m) direttissima


Publiziert von marmotta , 2. November 2009 um 21:02.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Prättigau
Tour Datum:29 Oktober 2009
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   FL 
Zeitbedarf: 8:30
Aufstieg: 2100 m
Abstieg: 2100 m
Strecke:Maienfeld - Enderlinhütte SAC - Gir - Falknishorn/Mazorakopf - Falknis - Fläscher Fürggli - Enderlinhütte SAC - Maienfeld
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Maienfeld
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Maienfeld
Kartennummer:LK 1156 Schesaplana (1:25.000)

Dank seiner besonderen Lage als Eckpfeiler des Rätikons zeichnet sich der Falknis (2560 m) durch eine aussergewöhnliche Aussicht aus. Dies und der Umstand, dass der Gipfel vom Fläschertal aus leicht zu ersteigen ist und bei Benützung der Älplibahn gerade mal rund 1000 Höhenmeter zu überwinden sind, führt dazu, dass dieser schöne Gipfel im Sommer häufig Besuch erhält - das Gipfelbuch dürfte wohl kaum 2 Saisons überstehen. Deutlich anspruchsvoller und alpiner ist der Aufstieg von Maienfeld via Enderlinhütte-Fläscher Fürggli oder von St. Luziensteig via Guscha-Mazorahöhi.

Nachdem ich gerne neue bzw. selten begangene Routen probiere, plante ich für heute den direkten Aufstieg von der Enderlinhütte auf die markante Schulter des Falknis-Westgrats, den Gir (2164 m), um dann den gesamten Westgrat über den Mazorakopf (2452 m) bis zum Gipfel des Falknis zu überschreiten - eine Route, die heutzutage in Vergessenheit geraten scheint, jedoch Anfangs des 20. Jahrhunderts, vor Anlegung des "Enderlin-Steigs" von der Enderlinhütte zum Fläscher Fürggli, sicher gebräuchlich gewesen sein dürfte (dazumals aber wohl eher von Jägern, Schafhirten etc., denn von Wanderen), vermittelt sie doch den leichesten Zugang zu den Flanken oberhalb der "Falknistürm", und stellt somit eine absolut logische Linie dar. Also los!

Mit am Start war einmal mehr Berglurch, der sich bereits wieder gut erholt vom anstrengenden Hikr-Treff zeigte... ;-)

Den Aufstieg von Maienfeld zur Enderlinhütte (1498 m), die wir nach ca. 1,5 h erreicht hatten, habe ich bereits hier ausführlich beschrieben. Von der Enderlinhütte folgten wir noch ein Stück dem steilen Bergweg (ab der Enderlinhütte weiss-blau-weiss markiert), bis wir auf Höhe der letzten Tannen (ca. 1800 m) steil in Richtung "Falknistürm" aufstiegen. Die steilen, von mehreren breiten Runsen durchzogenen  Grasplanggen unterhalb des Felsriegels der Falknistürm apern sehr schnell aus, weshalb eine Begehung auch sehr spät oder früh im Jahr möglich ist, jedoch ist bei Nässe bzw. unmittelbar nach Abschmelzen bzw. Abrutschen des Schnees Vorsicht geboten, da das plattgewalzte Gras dann wenig Halt bietet. Am besten steigt man zunächst, einen Felssporn umgehend oder überkletternd, bis fast unter die "Türm". Dort lässt sich eine erste (in unserem Fall schneegefüllte) Runse leicht queren. Dann, die Höhe in etwa haltend bzw. leicht aufsteigend, in westliche Richtung queren (T5), bis eine weitere markante Runse erreicht wird (schon in Sichtweite des Gipfelsteinmanns auf dem Gir). Dort steigt man mit Vorteil etwas in die Runse ab und umgeht somit einen grasigen Sporn, der auf seiner Westseite felsig und praktisch senkrecht abfällt. Wir machten den Fehler, den Sporn bis unter die Felswände zu ersteigen, was uns nach der dann folgenden Querung einigen Ärger einbrachte, als wir zwischen den beiden letzten Felstürmen hindurchklettern mussten (kurz T6, brüchig), um über Steilgras die Grathöhe zu erreichen. 

Natürlich besuchten wir kurz den "Gipfel" des Gir mit Gipfelsteinmann und Gipfelbuch (von 1979) und genossen den einzigartigen Tief- und Weitblick von diesem ersten Vorposten über dem Rheintal. Verkohlte Reste eines "Höhenfeuers" zeugten davon, dass hier zumindest am 1. August eine kleine Party stieg...

Weiter ging´s in genussreicher Gratwanderung (T4), teils auf der schneebedeckten und luftigen Gratkante, teils in der angenehm warmen Südflanke zum Mazorakopf/Falknishorn, unter dessen felsigem Westfuss sich einige Steinböcke uns in den Weg stellten. Einmal mehr bewunderte ich diese majestätischen Tiere, die so träge wirken, und doch so flink und gewandt über steilste Felsflanken springen, wenn´s drauf ankommt!

Der letzte felsige Aufschwung vor dem Mazorakopf erforderte nochmals leichte Kraxelei über die teils schneebedeckten Platten, bis wir abermals an einem Gipfelsteinmann mit Gipfelbuch (auch dieses Buch verzeichnet nur ca. 10 Einträge pro Jahr) standen. 

Der folgende, gewaltige Felsaufschwung hinüber zum Falknis erschien uns dann -ohne Kenntnis von Schwierigkeit und möglicher Routen- zu ernsthaft, um ihn einfach so zu überklettern. Also umgingen wir ihn auf der Südseite mühsam in nassem Tiefschnee, entlang des nur zu erahnenden weiss-blau-weiss markierten Steigs, welcher von der Mazorahöhi hinüber zum Falknis-Südgrat führt. Einige Drahtseile und Eisenbügel erleichtern im Sommer die Begehung dieses Steigs entlang der Felswände. Bei der erstbesten Möglichkeit stiegen wir -nun schon mit ziemlich nassen Füssen- auf einer Fels-Schrofen-Rippe wieder steil zum Westgrat auf, über den wir dann in wenigen Minuten den aussichtsreichen Gipfel des Falknis (2560 m) erreichten. Schwach ausgeprägte Spuren im Schnee zeugten von gerade einer einzigen Begehung des Gipfels seit dem ersten Schneefall am 12. Oktober - nun gehört der Berg bis zum Beginn der Skitourensaison (während der sich aber auch nur vereinzelte Tourengänger dorthin verirren) wieder den Steinböcken und Gämsen alleine...

Nach ausgiebigem Betrachten des Gipfelpanoramas, für dessen Beschreibung sämtliche Superlative, die mir einfallen, nicht ausreichen würden, traten wir den Abstieg über die Südostflanke an. Dies war ohne Schneeschuhe sehr mühsam, sank man doch regelmässig bis über die Knie in den seifigen Nassschnee ein.

Vom Fläscher Fürggli (2248 m) führt der "Normalweg" sehr steil über eine grasige Flanke auf der Südseite nach unten. Nachdem ich hier vor Jahren im Frühjahr bereits einmal 20 Meter hinuntergepurzelt war, stieg ich mit äusserster Vorsicht die tückischen Grasplanggen ab, auf dem der Schnee über weite Strecken bereits abgetaut oder -gerutscht ist, die deshalb jedoch nicht minder rutschig sind. Weiter über den schön angelegten Steig, die Südflanke des Falknis querend, hinunter zur Enderlinhütte. Wenngleich es sich um einen markierten Steig handelt, ist auch hier noch Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und ein gewisses Mass an Konzentration erforderlich, einige Felsstufen können an fixen Kabeln problemlos überwunden werden (T4, I).

Während Berglurch direkt nach Maienfeld abstieg, um den nächsten Rheintal-Express zu erwischen (ich hoffe, die Schuhe sind mittlerweile wieder trocken ;-)), genoss ich an der Enderlinhütte noch ausgiebig die wärmenden Strahlen der Spätnachmittagssonne und den herrlichen Blick hinunter ins Rheintal, bevor auch ich mit nun reichlich schweren Beinen das letzte Stück durch den wunderschön gefärbten Herbstwald ins Tal hinuter hinter mich brachte.     


    

Tourengänger: Berglurch, marmotta


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Kommentare (1)


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Alpin_Rise hat gesagt: Variantnis
Gesendet am 3. November 2009 um 11:11
Tolle Variante, Gratulation zum Auschecken!
G, Rise


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