CRISPALT 3076m


Publiziert von Wolfenstein , 28. Juli 2009 um 01:40.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Surselva
Tour Datum:25 Juli 2009
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   CH-UR 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1100 m
Strecke:Oberalppass - Pass Tiarms - Val Val - Fuorcla da Crispalt - Crispalt
Zufahrt zum Ausgangspunkt:durch die Surselva oder via Andermatt auf den cff logo Oberalppass
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito

     
 

Endlich! Sämtliche Wetterfrösche waren sich einig, dass heute ein schöner Tag mit viel Sonnenschein werden sollte. Wohlgemut machten wir uns auf gen Oberalp ins Ursprungsgebiet des (Vorder)Rheins. Weder der kilometerlange Stau vor dem Gotthard-Nordportal noch die sich vermeindlich in Auflösung befindliche Restbewölkung vermochten es, unsere Stimmung zu trüben.

Also Rucksäcke geschultert und bei frischen 6° Celsius den Weg zum Pass Tiarms (2137m) eingeschlagen. Dort an der Gabelung links und kurz darauf nochmals links (nicht der Markierung folgend) bis zum Strahler-Parkplatz, wo der unmarkierte, aber ausgetretene Bergpfad ins Val Val beginnt. Dieser führt zunächst am Ostfuß des Piz Tiarms entlang und gibt sich stetig ansteigend erst grasig, ab Pt. 2324 zunehmend felsdurchsetzt bis Pt. 2396, wo ein großer Steinmann winkt.

Hier wird eine erste gemütliche Pause eingelegt und gemeinschaftlich die bohrende Frage aufgeworfen, was denn nun mit dem vorwiegend sonnig aus dem Wetterbericht sei. Schöntrinken scheint auf jeden Fall schonmal nicht zu klappen...
Im weiteren Verlauf gilt es, vorerst ohne Steigung, ja sogar unter etwas Höhenverlust etliche abfallende Felsplatten sowie unzählige Schmelzwasserrinnsale zu traversieren. Auf ca. 2400m hat man die Talmitte erreicht. Von hier erkennt dann auch die Wegmarkierungen, welche dem Bachlauf aufwärts folgen.

Inzwischen hatte sich der Himmel vollständig zugezogen, von Sonne keine Spur. Als wir wenig später eine weitere kleine Pause einlegen beginnt es gar wüst zu stürmen mit einhergehendem Niederschlag in Form von Schnee und Graupel. Wir suchen Schutz hinter einem großen Felsblock und beschließen, die Rast auf die Dauer einer Bierlänge auszudehnen, um dann zu entscheiden, ob der Frustfaktor groß genug für eine Umkehr wäre. Und siehe da, nach einiger Zeit lichtet sich der Nebel und gibt den Weiterweg - zumindest kurzfristig - frei. Dieser führt nun über wesentlich ungemütlicheres Terrain. Sind anfangs noch größere Blöcke einfach zu überschreiten, wird es kurz darauf immer gerölliger und instabiler. Bei Pt. 2561 eröffnet sich der Blick zur Fuorcla da Crispalt, was uns dazu veranlasst, ins schuttige, sehr mühsam zu gehende Couloir einzubiegen. (Wie wir erst im Abstieg entdeckten, hätten wir uns etwa den unteren Drittel der Schur ersparen können, da am linken Rand der Geröllhalde ein schönes festes Bergweglein wartet.) Einige Höhenmeter später wird es Schnapsi trotz der Eintönigkeit - oder gerade deswegen? - zu bunt, und sie steigt zum vorigen Rastplatz ab.

Wir stapfen weiter, inzwischen bei den Restschneefeldern angekommen mehr oder weniger geraden Wegs der Fuorcla da Crispalt (2944m) entgegen, die wir wenig später auch erreichen. Die Aussicht ist auf Tiefblicke begrenzt, da die Gipfel alle wolkenverhangen sind.

Dafür erwartet uns jetzt der interessante Teil der Tour. Eine sehr ansprechende, wenn auch nich allzu lange IIer-Kletterei über den eigentlich recht unsympathisch wirkenden Nordgrat. Es finden sich dann aber doch jederzeit günstige Griffe und Tritte, so dass sich die technischen Schwierigkeiten in Grenzen halten. Allerdings ist einige Vorsicht geboten, denn das Felsgefüge ist ziemlich brüchig und labil; man meint fast, der ganze Berg lebe unter den Sohlen. So gelangen wir konzentriert auf den Gipfel des relativ selten begangenen Crispalt (3076m), dessen Gipfelkreuz komischerweise etliche hundert Meter weiter südöstlich auf Pt. 3028 thront. Auf dem höchsten Punkt residiert lediglich ein Steinmann.

Der folgende Abstieg in die Fuorcla zurück verlangt nochmals die volle Aufmerksamkeit, bevor dann die vorhin so mühsamen Sulzschneefelder in wenigen Minuten durchrutscht sind. Im Basislager bei Schnapsi nochmals kurz ausgeruht, um dann den Rückweg bei nach wie vor durchwachsenem Wetter auf gleicher Route anzutreten.
Dieser optisch gleichermaßen abweisende wie reizvolle Berg punktet mit seinen Kletterstellen im Nordgrat und schafft es dadurch knapp, den mühsamen Zustieg wett zu machen. Ach ja, das Wetter... Schon kurz hinter der Gotthard-Raststätte durften wir auf der Heimfahrt Sonnenschein genießen; klasse, oder? ;)

(Tour mit Schnapsi bis Pt. 2561 und Imseng)

 
 
     
 
reine Aufstiegszeit: 3:30
Entfernung ungefähr (ebenenprojiziert): 10,5 km
Wetterverhältnisse: und wieder keinerlei Verlass auf die Wetterfrösche:
wechselnd neblig-bewölkt, zeitweise leichter Schnee/Graupel, kalter Wind
Wegmarkierung: bis Pass Tiarms Wanderweg, dann ohne (einzelne Steinmänner)
im oberen Val Val bis Fuorcla da Crispalt kann man der gelb-rot gekennzeichneten Wildruhezonengrenze folgen
Gipfelbuch: keines vorhanden
Hilfsmittel: Stöcke, Mitnahme von Steigeisen empfehlenswert
Sonstiges: wegen reichen Vorkommen von Bergkristall, Rauchquarz und anderen Mineralien sind oft Strahler anzutreffen, die auch vor Sprengungen nicht zurückschrecken
 
 

Tourengänger: Wolfenstein, Imseng


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