5x 3000 am Oberalppass: Crispalt, Nair, Giuv


Publiziert von Delta Pro , 17. Juli 2021 um 07:01.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Surselva
Tour Datum:12 Juli 2021
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   CH-UR 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 2250 m

Fantastische und schnelle Bergtour bei Top-Bedingungen über die hohen Gipfel am Oberalppass

Die 3000er am Oberalppass hatte ich schon seit Jahrzehnten im Visier. Bisher hatte ich aber nie die Gelegenheit die Region zu erkunden und die Verbindung der teilweise doch wilden Gipfel war mir unklar. Eine grosse Hilfe war da der Bericht von Schlomsch, dessen Tour ich fast kopierte. Allerdings war mein Zeitbudget noch deutlich eingeschränkter als seines - bis spätestens 10 Uhr sollte die Tour abgeschlossen sein. Dass dies möglich wurde, war ausschliesslich den idealen Bedingungen zu verdanken: trockene Felsgrate, ausgedehnte, harte Schneefelder, die sich mit Steigeisen effizient begehen liessen und so die gerölligen Querungen ersetzten. Die Gegend ist schuttig und viele Abschnitte sind steil und erfordern Aufmerksamkeit. Dennoch war ich erstaunt wie gut ich vorwärtskam und wie genussreich die Grate auf Crispalt und Piz Nair zu kraxeln waren.

In der Dunkelheit geht es - wie schon vorgestern - um Viertel vor 4 am Oberalppass los. Das erste Mal seit langem habe ich die leichte Trail-Ausrüstung gegen Bergschuhe und einen etwas grösseren Rucksack mit Steigeisen und Helm eingetauscht. Das ist für diese Tour sicher sinnvoll. Vom Pass Tiarms folge ich dem deutlichen Weglein ins Val Val. Die Querung auf 2400 m.ü.M. ist teils recht abschüssig und in der Dunkelheit muss ich gut aufpassen den Weg nicht zu verlieren. Anschliessend über viel Schutt, später Schneefelder das Tal hinauf. Unglaublich viel Wasser läuft hier und die Strecke zieht sich recht in die Länge. Das Licht reicht aus um die Fuorcla da Crispalt anzuviseren. Ein recht deutliches Weglein führt hinauf, ich finde es aber erst etwas weiter oben, da ich zu früh aufgestiegen bin. Auf rund 2700 m.ü.M. beginnen die Schneefelder. Alles hart gefroren und steil - ohne Steigeisen keine Chance. Mit den Eisen geht's aber sehr effizient bis knapp unter den Pass. Von dort steige ich in der Dämmerung, nun ohne Stirnlampe über den griffigen Blockgrat auf. Das sieht zwar recht steil aus, geht aber ohne Probleme (T5). Man bleibt immer direkt auf der Gratschneide. Ich ich einmal etwas von dieser Idealroute abkomme, wird's sofort schwieriger. Noch vor Sonnenaufgang stehe ich auf dem ersten Gipfel - was für ein Bergtraum!

Abstieg zurück in die Scharte und gegen Osten runter. Das sieht gar nicht einladend aus - steil und sehr viel loses Geröll. Wie in den Berichten von Omega3 und Schlomsch beschrieben, hilft ein Fixseil über eine mühsame Stufe mit sehr schlechtem Fels. Das Fixseil scheint mir schon recht alt, hält aber. Ich montiere die Steigeisen über dem Seil und bringe den Pickel in Stellung, da man unten direkt in steilem, harten Schnee landet. Zügige Querung mit den Steigeisen bis vors Seelein bei Pt 2615. Über Geröll und später mässig steile Schneefelder gelingt es mir ohne Steigeisen bis zur Fuorcla Piz Nair aufzusteigen. Der Nordgrat ist steil, ist aber erstaunlich gut gestuft. Nur im unteren Drittel, gibt es eine Stufe, in der wirklich geklettert werden muss. Dabei bleibt man (wie auch sonst) exakt auf der Kante und steigt gerade hoch (II). Oben gibt es sogar ein neues, kurzes Fixseil, das auch als Markierung verstanden werden kann und nicht nötig ist. Von oben ist der Einstieg zu dieser Stelle mit einem Steinmann gekennzeichnet. Anschliessend in Blockkraxelei kurzweilig zum Gipfel (T5). Wirklich ein sehr schönes Ziel - erstaunlich, dass es bis jetzt erst einen Bericht auf Hikr hatte. 

Nach wie vor bin ich zeitlich gut im Budget. Dennoch ist das Ziel von einer Stunde zwischen Piz Nair und Piz Giuv ehrgeizig, denn die 200 Höhenmeter Kletter-Abstieg auf dem Grat brauchen auch ihre Zeit. Ich muss bis fast zurück in den Kessel absteigen, bevor man auf angenehmen Schneefeldern gegen den Piz Giuv steigen kann, wieder mit Steigeisen, da der Schnee nach wie vor hart ist. Der Gipfel wird ohne Probleme erreicht (T3-T4, oben einige Blöcke). Mittlerweile hat das Wetter leider eingetrübt. Es ist grau, kalt und windig. Deshalb ist die Gipfelrast kurz und ich montiere die Steigeisen unter der Gipfelflanke zum vierten Mal für die lange Querung unter dem Rot Wichel zum Giuvstöckli. Dank Schnee geht dies auch wieder sehr effizient - ansonsten wären die Schutthänge wohl zeitraubend. Von der Fuorcla da Giuv wird das Giuvstöckli ohne Probleme über Schutt erreicht (T4). Die Route zurück ins Val Val ist mir noch etwas unklar. Schlomsch ging über den Grat zur Gammertallücke, was mir zu lange dauert. spez schreibt von einem direkten durch die Gipfelflanke. Tatsächlich scheint die Flanke aus der Lücke vor dem Brichplanggenstock einfach begehbar. Obwohl im SAC-Führer angetönt ist, dass die Flanken dieses Berges extrem brüchig sind, und es der Name das ebenfalls klar andeutet, ist dies eine einfache und gute Option. Nach einem kurzen Abstecher zum Gipfel des Brichplanggenstocks steige ich leicht linkshaltend durch die Flanke (knapp T5, kaum Kraxelei, vorsicht vor losen Blöcken). Dann zügig auf Schneefeldern linkshaltend zum Crispalt-Weglein und durchs Val Val zurück zum Oberalppass in weniger als eine Stunde vom Gipfel. Pünktlich bin ich ready für die Familien-Wanderung - wieder so ein unvergesslicher Morgen!


Durchgangszeiten:
Oberalppass: 3.42
Crispalt: 5.36
Piz Nair: 6.53
Piz Giuv: 7.59
Brichplanggenstock (inkl. Giuvstöckli): 8.51
Oberalppass: 9.47

Tourengänger: Delta


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