Blindis (3000m) und Stampfleskopf O-Gipfel - herrliche Tour im Trojeralmtal


Publiziert von BigE17 , 27. Dezember 2019 um 14:39.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Venedigergruppe
Tour Datum:18 Juni 2017
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 7:15
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Strecke:18 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Lienz durchs Iseltal oder von Mittersill über den Felbertauern nach Huben. Hier nach Westen ins Defereggental bis St. Jakob fahren. Von hier aus folgt man den Schildern, die ins Trojeralmtal weisen (das erste sieht man kurz bevor man zur Kirche kommt). Auf ca. 1600m befindet sich ein großer gebührenfreier Parkplatz.
Unterkunftmöglichkeiten:Keine

Mitten in der Lasörlinggruppe steht ein eher unscheinbarer Gipfel - der Blindis. Seine Höhe ist ein wenig markanter - er ist einer der wenigen Gipfel in Österreich mit einer Höhe von genau 3000m. Das ändert aber nicht viel daran, dass er selten bestiegen wird. Westlich liegt der Stampfleskopf mit seinen 4 Gipfeln. Sie sind noch viel einsamer, so auch der Ostgipfel, den man jedoch beim Aufstieg zum Blindis unschwierig mitnehmen kann.

So startete ich zusammen mit einem Tourenpartner um 7:00 in der Früh bei herrlichem Wetter die Tour am Parkplatz. Da fast die halbe Tour über Schotterwege verläuft, war das Mountainbike natürlich Pflicht. So fuhren wir über den anfangs eher flacheren Weg bis zur Trojeralm. Hier zweigten wir nach rechts zur Durfeldalm ab. Der Weg war immer noch gut zu fahren, erst weiter oben mussten wir dann das ein oder andere Mal schieben. Erst nach der Abzweigung zu den Knappengruben wurde der Weg schlecht. Ab da war dann aber schieben bis kurz vor die Durfeldalm angesagt. Rechts eines Baches deponierten wir unsere Fahrräder.

Wir überquerten den Bach nicht, sonder stiegen gleich entlang von Steigspuren auf. Diese endeten allerdings recht schnell. So stiegen wir rechts über einen steileren Grashang empor. Dieser war dann auch recht schnell überwunden und das Gelände wurde flach. Über sanfte Hügel wanderten wir in nördliche Richtung, dabei peilten wir bereits den Blindis an. Auf ca. 2600m Höhe erreichten wir unerwartet einen kleinen See. Ein besonders schöner Anblick in dieser herrlichen Landschaft.

Obwohl der diesjährige Juni brutalst heiß war und im Winter sehr wenig Schnee gelegen war, hatten wir ein großes, aber gottseidank noch hartes Schneefeld vor uns. Entlang von diesem näherten wir uns der steilen Südrinne des Blindis, von der wir uns natürlich fernhielten. Wir folgten dem Kar, das hier einen leichten Knick nach links machte. So gelangten wir bis zum tiefsten Punkt am Grat zwischen Blindis und dem Ostgipfel des Stampfleskopfes. Ab hier war es dann auch vorerst wieder vorbei mit dem Schnee. Wir beschlossen, zuerst zum Ostgipfel des Stampfleskopfes hinüberzusteigen. Dafür folgten wir dem flachen Grat, der nur wenige Kletterstellen aufwies (I). Schließlich erreichten wir den Punkt, wo von Nordosten ein Grat vom Mittagskögele heraufkommt, und bald danach den vermeintlichen Gipfel. Der richtige Gipfel war noch ein paar Minuten entfernt, wir mussten noch in eine Scharte abklettern und auf der anderen Seite steil zum Gipfel emporklettern (I+).

Wegen des ausgezeichneten Wetters und der traumhaften Aussicht dauerte die Gipfelrast ein wenig länger als normalerweise. Dann begann der Übergang zum Blindis. Wir kletterten den kurzen Weg zurück zum vermeintlichen Gipfel und beschlossen, durch die SO-Flanke abzusteigen, um dann auf Schnee zurück zur Scharte zwischen den Gipfeln zu queren. Von unten gesehen, sieht sie wie eine spiegelglatte Wand aus, von oben erkannten wir aber, dass die Flanke von zahlreichen Schuttbändern durchzogen ist. So kletterten wir leicht nach unten (I) und gelangten zum Schnee. Anfangs war es ein wenig steiler, es wurde aber gleich flach und so konnten wir problemlos zurück zur Scharte zwischen den Gipfeln wandern. Trotz der warmen Temperaturen hielt die Oberfläche des Schnees noch halbwegs gut.

Nun begann der Aufstieg über den NW-Grat des Blindis. Es stellten sich das eine oder andere Mal etwas größere Blöcke in den Weg (wenige Stellen I-II), sonst waren noch einige Stellen (I) und viel Gehgelände dabei. Der Fels war super, der Grat nicht ausgesetzt, so gelangten wir zum Gipfel des Blindis. Auch hier verweilten wir relativ lange, eben wegen des herrlichen Wetters. Mit der Zeit wurde es dann doch sehr heiß und so entschlossen wir uns, mit dem Abstieg zu beginnen.

Wir kehrten über den Grat zurück zur Scharte, und stiegen übers Schneefeld ab. Jetzt war der Schnee leider schon weich und wir brachen gelegentlich knietief ein, aber konnten dann doch recht schnell wieder zum See gelangen. Ab nun folgten wir dem Aufstiegsweg über den Grashang hinunter zum Rad. Wir fuhren am anfangs recht holprigen Weg nach unten, es wurde bald besser und wir erreichten kurz nach 14:00 wieder den Parkplatz.

Erwähnenswertes:

1. Diese Tour ist relativ kurz, daher auch an einem halben Tag machbar. Unterschätzen sollte man die Strecke und Höhendifferenz trotzdem nicht. Ohne Mountainbike dauert es auch deutlich länger!

2. Trotz relativ geringer Höhe und südseitiger Ausrichtung schmilzt der Schnee am Aufstiegsweg erst recht spät. Im Juni ist diese Tour normalerweise nur mit Schneeschuhen zu empfehlen.

3. Die Schwierigkeiten sind relativ gering, mit ein wenig Erfahrung kann man getrost auf eine Seilsicherung verzichten. Auch Eispickel und Steigeisen können daheim gelassen werden. Für unerfahrene ist diese Tour gerade noch machbar, sollte aber besser vermieden werden.

4. Es gibt doch einige alternative Anstiege: Man kann von der Lasnitzenalm zum Mittagskögele aufsteigen und dann über einen Grat zum Verbindungsgrat aufsteigen (vermutlich I-II). Man kann auch von beiden Seiten zur Scharte zwischen Blindis und Pizleshorn aufsteigen und über den steilen Ostgrat den Blindis bezwingen (II). 

5. Nicht zu empfehlen sind folgende Varianten: Vom Stampfleskopf - Hauptgipfel zum Ostgipfel klettern (III+), über den Südgrat zum Blindis aufsteigen (III) sowie durch die Südrinne auf den Blindis klettern (nur im Winter machbar, ansonsten Steinschlaggefahr!).

6. Bei Beachtung all dieser Vorsichtsmaßnahmen steht einem herrlichen Tag im Hochgebirge nichts mehr im Wege. Diese beiden Gipfel haben sich definitiv mehr Besuch verdient.

Tourengänger: BigE17


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