Lange Kammwanderung in der Lasörlinggruppe
Wenn man nach einem Höhenweg zwischen Matrei in Osttirol und St. Jakob in Defereggen sucht, wird einem der Lasörling-Höhenweg empfohlen. Der quert – wahrscheinlich auf bequemen Wegen – die Nordflanken der Berge, also mit Sicht auf das Virgental und die Venedigergruppe. Ein Blick in die Karte und auf das Satellitenfoto legte nahe, dass aber eigentlich auch der Kamm begehbar sein müsste. Das erschien mir viel interessanter – und es wird dem Begriff "Höhenweg" gerechter. Als ich die Hoffnung auf eine Beschreibung im Internet fast schon aufgegeben hatte, stieß ich auf den detailierten Bericht von Nik Brückner:
Der lange Grat: 12 Kilometer und 14 Gipfel in 2700 Metern Höhe
Nachdem ich seine Beschreibung gelesen hatte, war ich mir sicher, dass ich die Route ebenfalls bewältigen könnte. Ich musste nur einen Weg von Matrei auf den Kamm finden, denn eigentlich setzt sich der Kamm im Osten in Richtung Huben fort, nicht Richtung Matrei. Die Höhenlinien legten nahe, dass das vom Arnitzsee recht problemlos möglich sein müsste. Die genaue Routenführung würde sich vor Ort ergeben. Außerdem wollte ich auch im Westen etwas weiter gehen als er. Ich war gespannt, ob alles klappen würde!
Da Nik Brückner in seinem Bericht die Tour recht genau beschreibt (wenn auch in Gegenrichtung), beschränke ich mich hier auf die Passagen, die ich anders gelaufen bin als er.
Anreise
Ich bin morgens um kurz nach 8 Uhr in Hamburg in den Zug gestiegen. In meiner Verbindung war reichlich Puffer an den Umsteigebahnhöfen, aber wie durch ein Wunder waren alle Züge pünktlich! Um 19:45 Uhr stieg ich – ein paar Minuten zu früh – am Korberplatz in Matrei aus dem Bus.
Aufstieg
Es ging direkt los: Ich wollte, bevor es dunkel wird (im Juni ist es lange hell!), noch einige Höhenmeter hinter mich bringen. Der nächste Tag würde lang genug! Die Zunigalm bietet laut Internet keine Übernachtung mehr an. Ich habe das allerdings nicht durch einen Anruf überprüft, sondern direkt entschieden, dass ich noch weiter bis zum Zunigsee aufsteige und dort mein Zelt aufbaue – in dem vollen Bewusstsein, dass das in Osttirol u.U. ein dreistelliges Bußgeld nach sich zieht. Der Weg dorthin ist jedenfalls gut markiert und ausgeschildert und nicht zu verfehlen.
Nächster Morgen: Zum Kamm!
Ich habe die ganze Nacht durch gefroren – meine Ausrüstung ist definitiv verbesserungsfähig. Früher als geplant, nämlich kurz vor 5 Uhr (es war schon hell) ging ich also weiter. Meine Route über das Zunigtörl zum Rottörl führte mich dicht unter den Gipfel des Großen Zunig. Es lag also nahe, den noch zu erklimmen. Richtige Entscheidung! Eine tolle Aussicht und ein stimmungsvoller Morgen! Außerdem konnte ich von hier meine weitere Route überblicken. Über das Rottörl ging es dann zum Arnitzsee. Dort hielt ich mich links und ging über Blockwerk hoch zum Stanzlingsattel (s. Bild). Es wäre wohl auch möglich gewesen, geradeaus in den Sattel rechts vom Stanzling aufzusteigen. Die nun folgenden Felsnadeln hätte man sich damit erspart.
Felsnadeln am Kamm
Am Sattel stößt man auf einen markierten Weg (nicht in jeder Karte eingezeichnet), der von Hopfgarten auf den Deferegger Riegel führt (und ein zweiter Ast auf den Stanzling). Da auf meiner Route einige Felsnadeln zu sehen waren, wollte ich sie auf diesem Weg umgehen und ging ein paar Schritte hinunter. Der Weg führte aber so tief, dass ich beschloss, zurück zum Sattel zu gehen und es mit den Felsnadeln aufzunehmen. Und siehe da: Es fand sich immer eine Möglichkeit, mit leichter Kletterei weiterzukommen. Häufig helfen einem Trittspuren, den besten Weg zu finden. Manchmal bin ich in die Flanke ausgewichen, aber nie tiefer als 10m unter der Kammhöhe. Die senkrechte Wand, von der Nik Brückner schreibt, bin ich wohl seitlich umgangen, oder man konnte im Aufstieg doch eine leichte Route erkennen. Danach bin ich dem langen Kamm gefolgt bis zum Speikbodensattel. Wer diese ausgedehnte Tour aufteilen möchte, kann unterwegs zur Zupalseehütte absteigen und dort den nächsten Tag abwarten.
Vom Speikbodensattel bis zum Virgentörl
Bei den folgenden Gipfeln steht in der Minimap jeweils ein anderer Name, als der entsprechende Wegpunkt hat. Ich lasse die Namen hier also einfach weg. Der nächste Gipfel war steil, aber ohne weitere Schwierigkeiten zu ersteigen. Danach gab es nur einen flachen Sattel, sodass schnell ein weiterer Gipfel erreicht war. Die nun folgende, nicht lange Passage war die herausforderndste des ganzen Tages (vielleicht lag es auch daran, dass ich schon zehn Stunden unterwegs war). Hier gab es tatsächlich einen ca. 6m hohen Abbruch, der die schwierigste Kletterstelle darstellte. Das war die Grenze dessen, was ich mir mit großem Rucksack und ohne Sicherung zutraute. Kurz darauf war der letzte Gipfel in leichter Kletterei erreicht. Am Anfang der Passage führte ein Pfad links in die Flanke. Ich nehme also an, dass man die Kletterstelle umgehen könnte. Zum Virgentörl ging es wieder steiler, aber auf guten Trittspuren hinab.
Abstieg
Auf markierten Wegen lief ich – unterbrochen von einem Sprung in einen Bergsee –, den Wegweisern folgend, durch die Ostflanke des Gasser Hörndle bis hinunter nach St. Jakob in Defereggen. Dabei war der Abstieg durch den Wald bis zur Straße sehr steil und anstrengend. Nächstes Mal würde ich in das Tögischer Tal absteigen und diesem abwärts folgen. Vielleicht ist das ja angenehmer! In St. Jakob fand ich eine Pension und bekam das letzte Zimmer.
Fazit
Diese Kammwanderung ist ein echtes Highlight! Die ganze Zeit sieht man zur Rechten die Hohen Tauern, und links in der Ferne erkennt man bei guter Sicht die Dolomiten. Für die Meisten ist die Tour in einem Stück sicherlich zu lang, da bietet sich eine Übernachtung in der Zupalseehütte an. Ausgeprägte Trittsicherheit sollte man mitbringen und sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, wenn der Weg mal nicht zu erkennen ist. Die Kletterstellen hätte man umgehen können. Die Schneelage war Ende Juni 2023 kein Hindernis mehr. Ein paar Wochen früher oder in schneereichen Jahren könnte das anders sein.
Am nächsten Tag ging es durch die Villgratner Berge bis zur Bonner Hütte bei Toblach.
P.S.: Sorry für den GPS-Track: Hinter dem Speikbodensattel war mein Akku leer, sodass ich den Rest (z.T. mit Luftlinie in Ermangelung eines Weges) in der App erstellen musste.
Der lange Grat: 12 Kilometer und 14 Gipfel in 2700 Metern Höhe
Nachdem ich seine Beschreibung gelesen hatte, war ich mir sicher, dass ich die Route ebenfalls bewältigen könnte. Ich musste nur einen Weg von Matrei auf den Kamm finden, denn eigentlich setzt sich der Kamm im Osten in Richtung Huben fort, nicht Richtung Matrei. Die Höhenlinien legten nahe, dass das vom Arnitzsee recht problemlos möglich sein müsste. Die genaue Routenführung würde sich vor Ort ergeben. Außerdem wollte ich auch im Westen etwas weiter gehen als er. Ich war gespannt, ob alles klappen würde!
Da Nik Brückner in seinem Bericht die Tour recht genau beschreibt (wenn auch in Gegenrichtung), beschränke ich mich hier auf die Passagen, die ich anders gelaufen bin als er.
Anreise
Ich bin morgens um kurz nach 8 Uhr in Hamburg in den Zug gestiegen. In meiner Verbindung war reichlich Puffer an den Umsteigebahnhöfen, aber wie durch ein Wunder waren alle Züge pünktlich! Um 19:45 Uhr stieg ich – ein paar Minuten zu früh – am Korberplatz in Matrei aus dem Bus.
Aufstieg
Es ging direkt los: Ich wollte, bevor es dunkel wird (im Juni ist es lange hell!), noch einige Höhenmeter hinter mich bringen. Der nächste Tag würde lang genug! Die Zunigalm bietet laut Internet keine Übernachtung mehr an. Ich habe das allerdings nicht durch einen Anruf überprüft, sondern direkt entschieden, dass ich noch weiter bis zum Zunigsee aufsteige und dort mein Zelt aufbaue – in dem vollen Bewusstsein, dass das in Osttirol u.U. ein dreistelliges Bußgeld nach sich zieht. Der Weg dorthin ist jedenfalls gut markiert und ausgeschildert und nicht zu verfehlen.
Nächster Morgen: Zum Kamm!
Ich habe die ganze Nacht durch gefroren – meine Ausrüstung ist definitiv verbesserungsfähig. Früher als geplant, nämlich kurz vor 5 Uhr (es war schon hell) ging ich also weiter. Meine Route über das Zunigtörl zum Rottörl führte mich dicht unter den Gipfel des Großen Zunig. Es lag also nahe, den noch zu erklimmen. Richtige Entscheidung! Eine tolle Aussicht und ein stimmungsvoller Morgen! Außerdem konnte ich von hier meine weitere Route überblicken. Über das Rottörl ging es dann zum Arnitzsee. Dort hielt ich mich links und ging über Blockwerk hoch zum Stanzlingsattel (s. Bild). Es wäre wohl auch möglich gewesen, geradeaus in den Sattel rechts vom Stanzling aufzusteigen. Die nun folgenden Felsnadeln hätte man sich damit erspart.
Felsnadeln am Kamm
Am Sattel stößt man auf einen markierten Weg (nicht in jeder Karte eingezeichnet), der von Hopfgarten auf den Deferegger Riegel führt (und ein zweiter Ast auf den Stanzling). Da auf meiner Route einige Felsnadeln zu sehen waren, wollte ich sie auf diesem Weg umgehen und ging ein paar Schritte hinunter. Der Weg führte aber so tief, dass ich beschloss, zurück zum Sattel zu gehen und es mit den Felsnadeln aufzunehmen. Und siehe da: Es fand sich immer eine Möglichkeit, mit leichter Kletterei weiterzukommen. Häufig helfen einem Trittspuren, den besten Weg zu finden. Manchmal bin ich in die Flanke ausgewichen, aber nie tiefer als 10m unter der Kammhöhe. Die senkrechte Wand, von der Nik Brückner schreibt, bin ich wohl seitlich umgangen, oder man konnte im Aufstieg doch eine leichte Route erkennen. Danach bin ich dem langen Kamm gefolgt bis zum Speikbodensattel. Wer diese ausgedehnte Tour aufteilen möchte, kann unterwegs zur Zupalseehütte absteigen und dort den nächsten Tag abwarten.
Vom Speikbodensattel bis zum Virgentörl
Bei den folgenden Gipfeln steht in der Minimap jeweils ein anderer Name, als der entsprechende Wegpunkt hat. Ich lasse die Namen hier also einfach weg. Der nächste Gipfel war steil, aber ohne weitere Schwierigkeiten zu ersteigen. Danach gab es nur einen flachen Sattel, sodass schnell ein weiterer Gipfel erreicht war. Die nun folgende, nicht lange Passage war die herausforderndste des ganzen Tages (vielleicht lag es auch daran, dass ich schon zehn Stunden unterwegs war). Hier gab es tatsächlich einen ca. 6m hohen Abbruch, der die schwierigste Kletterstelle darstellte. Das war die Grenze dessen, was ich mir mit großem Rucksack und ohne Sicherung zutraute. Kurz darauf war der letzte Gipfel in leichter Kletterei erreicht. Am Anfang der Passage führte ein Pfad links in die Flanke. Ich nehme also an, dass man die Kletterstelle umgehen könnte. Zum Virgentörl ging es wieder steiler, aber auf guten Trittspuren hinab.
Abstieg
Auf markierten Wegen lief ich – unterbrochen von einem Sprung in einen Bergsee –, den Wegweisern folgend, durch die Ostflanke des Gasser Hörndle bis hinunter nach St. Jakob in Defereggen. Dabei war der Abstieg durch den Wald bis zur Straße sehr steil und anstrengend. Nächstes Mal würde ich in das Tögischer Tal absteigen und diesem abwärts folgen. Vielleicht ist das ja angenehmer! In St. Jakob fand ich eine Pension und bekam das letzte Zimmer.
Fazit
Diese Kammwanderung ist ein echtes Highlight! Die ganze Zeit sieht man zur Rechten die Hohen Tauern, und links in der Ferne erkennt man bei guter Sicht die Dolomiten. Für die Meisten ist die Tour in einem Stück sicherlich zu lang, da bietet sich eine Übernachtung in der Zupalseehütte an. Ausgeprägte Trittsicherheit sollte man mitbringen und sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, wenn der Weg mal nicht zu erkennen ist. Die Kletterstellen hätte man umgehen können. Die Schneelage war Ende Juni 2023 kein Hindernis mehr. Ein paar Wochen früher oder in schneereichen Jahren könnte das anders sein.
Am nächsten Tag ging es durch die Villgratner Berge bis zur Bonner Hütte bei Toblach.
P.S.: Sorry für den GPS-Track: Hinter dem Speikbodensattel war mein Akku leer, sodass ich den Rest (z.T. mit Luftlinie in Ermangelung eines Weges) in der App erstellen musste.
Tourengänger:
Stefan4570

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