Südlicher Happ (3304m) - Frühsommertour im Dorfertal


Publiziert von BigE17 , 16. Juni 2023 um 13:02.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Venedigergruppe
Tour Datum:10 Juni 2023
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1950 m
Abstieg: 1950 m
Strecke:22 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Mittersill über den Felbertauern oder von Lienz kommend nach Matrei in Osttirol. Nun ins Virgental hineinfahren und dabei immer auf der "Hauptstraße" bleiben. Am Ortseingang von Hinterbichl befinden sich links von der Straße wenige kostenlose Parkplätze (im Sommer sind sie meist besetzt).
Unterkunftmöglichkeiten:Johannishütte

Der Südliche Happ ist ein über 3300 Meter hoher Gipfel zwischen Dorfertal und Maurertal in der südlichen Venedigergruppe. Trotz seiner großen Höhe ist der Anstieg vollkommen gletscherfrei und nicht allzu schwierig. Im Frühjahr wird er wohl noch häufiger bestiegen, als im Sommer, da bei Ausaperung anstrengendes Blockgelände überwunden werden muss. Deshalb wollten ich und ein Tourenpartner diesen Gipfel im Frühsommer besteigen, weil dann noch einiges an Schnee im oberen Teil des Aufstiegs liegt.

Da der obere Teil des Anstieges südostseitig ausgerichtet ist, und daher der Schnee bereits am frühen Morgen der Sonne ausgesetzt ist, mussten wir sehr früh losgehen. Wir starteten daher bereits um 5:00 in Hinterbichl. Für den langen Fahrweg ins Dorfertal verwendeten wir die E-Bikes. Über die Asphaltstraße erreichten wir den Parkplatz Wiesenkreuz, dann ging es über einen Schotterweg über 2 längere Steilstufen nach oben. Kurz vor der Johannishütte zweigt links ein weiterer Schotterweg ab. Über diesen konnten wir noch ein paar Höhenmeter überwinden, doch schließlich mussten wir vor einem kleinen Lawinenkegel die Räder deponieren. Wir querten zu Fuß zwei kleine, harte Lawinenkegel (gefährlich waren sie aber nicht). So erreichten wir die Abzweigung des Steiges zum Türmljoch. Der Steig war fast schneefrei und die wenigen Schneefelder konnten alle umgangen werden. Auf ca. 2500m verließen wir den Steig. 

Wir stiegen geradewegs nach oben, dabei wechselten sich Grashänge, kurze felsigere Stellen und harte Schneefelder ab. Schneeketten waren noch nicht nötig, da die Schneefelder relativ flach waren. Schließlich erreichten wir flaches Plateu auf ca. 2800m, vor uns ragten die steilen Ostabstürze des Südgipfels des Südlichen Happs empor. Da der Hauptgipfel des Südlichen Happ um einiges weiter nördlich liegt, mussten wir uns ab nun in nördliche Richtung bewegen. Dazu musste ein steilerer Hang überwunden werden. Der Schnee war noch gefroren, daher mussten wir uns auf einer schmalen Blockmoräne fortbewegen. Zum Glück war oberhalb von dieser ein grasdurchsetzter Blockhang bereits ausgeapert, daher mussten wir nur ganz kurz den steilen Schneehang betreten.

Wir erreichten so ein Kar südöstlich vom Südlichen Happ. Es folgte ein kurzer Blockhang, dann erreichten wir nach einem weiteren Flachstück einen etwas steileren Schneehang. Dieser war im Gegensatz zum vorherigen Hang südostseitig ausgerichtet und daher nicht mehr ganz so hart gefroren. Vorsichtshalber zog ich die Schneeketten trotzdem an, die maximale Neigung betrug ca. 30 Grad. Oberhalb des 150m hohen Hanges war das Gelände überraschenderweise wieder aper und wir mussten über wackelige Blöcke weiter aufsteigen. Auf knapp über 3200m erreichten wir den Südgrat des Südlichen Happ.

Während wir bisher beste Sicht hatten, versteckte sich der Gipfel in einer Wolkendecke. Auf dem Weg dorthin musste ein relativ flacher Firngrat überwunden werden. Mit genügend Abstand zur Wechte stiegen wir so zu den Gipfelfelsen auf. Diese umgingen wir westseitig über Blöcke und erreichten so ohne Schwierigkeiten den Gipfel. Die Sicht war leider stark eingeschränkt. Nur gelegentlich rissen die Wolken auf einer Seite kurz auf, am dichtesten waren die Wolken im Norden. Trotzdem rasteten wir eine Weile am Gipfel, weil es trotz der Bewölkung angenehm warm war.

Schließlich begannen wir dann doch mit dem Abstieg. Wir stiegen über den Firngrat ab, dann erlebten wir eine Überraschung: Die Wolken lösten sich auf, wir konnten doch noch ein paar Fotos machen. Wir befanden uns nach wie vor auf 3200m Höhe, daher war das Panorama immer noch sehr gut, auch wenn sich in der Ferne nach wie vor größere Wolkentürme befanden. Nur in Richtung Großvenediger, Maurerkeesköpfe und Simonyspitzen wollten die Wolken nicht aufreisen.

Gleich danach setzten wir den Abstieg fort. Obwohl es erst 10:00 war, war obere Schneehang bereits so weich, dass wir bei jedem Schritt gut 10-20 Zentimeter einsanken. Daher waren die Schneeketten natürlich nicht mehr notwendig, dafür allerdings die Gamaschen! Um Zeit zu sparen, blieben wir solange wie möglich im flachen Kar im Schnee. Auch nach dem grasdurchsetzten Blockhang stiegen wir weiterhin im immer weicher werdenden Schnee ab. Erst am Ende der Ebene auf ca. 2800 war es dann so gut wie vorbei mit dem Schnee. Wir stiegen wieder über die Grashänge in Richtung Steig ab, dabei waren nur mehr vereinzelt die weichen Schneefelder zu betreten. Wir passierten noch ein spektakuläres Felsgebilde, dann erreichten wir wieder den Steig. Über diesen stiegen wir zu den Fahrrädern ab. Zum Abschluss rollten wir mit den Bikes auf dem stellenweise steilen Weg bergab bis nach Hinterbichl. Dort kamen wir um 12:00 an.

Erwähnenswertes:

1. Der Anstieg zum Südlichen Happ besteht nur aus Gehgelände. Für Anfänger ist dieser Gipfel aber trotzdem nicht geeignet, da man im Frühsommer über Schnee bzw. im Hoch- und Spätsommer über wackelige Blöcke aufsteigen muss.

2. Der Anstieg ist zwar weglos, aber trotzdem nicht schwer zu finden. 

3. Ein Anstieg von der Essener Rostocker Hütte ist deutlich anspruchsvoller. Dort muss man das westseitig gelegene Maurerkees überqueren und dann durch die sehr steile Westflanke aufsteigen.

4. Der Übergang zum Großen Happ ist schwierig (III), ausgesetzt und hat eine komplizierte Routenführung. Deshalb ist besser, zum Maurerkees abzusteigen und dann zum Normalweg auf den Großen Happ zu queren.

5. Auch der Übergang zum Südgipfel des Südlichen Happ ist nicht leicht (III). Diesen kann man jedoch problemlos vom Türmljoch aus über den SW-Grat besteigen (I).

6. Der Südliche Happ wird gelegentlich im Winter mit Ski bestiegen. Dies ist aber nicht einfach, denn der Aufstieg aus dem Dorfertal ist im unteren Teil sehr steil.

7. Wenn man kein E-Bike verwendet, wird der Anstieg zum Südlichen Happ als Tagestour ziemlich weit (für konditionsstarke Bergwanderer aber problemlos zu schaffen). Man kann auch mit dem Venedigertaxi zur Johannishütte fahren.

8. Der Südliche Happ bietet seinen Besteigern Bergeinsamkeit und wegen der Höhe auch ein tolles Panorama. Der Blickfang ist natürlich der Großvenediger mit seinen Trabanten, sowie die Simony-, Gubach- und Malhamspitzen im Westen. Bei guter Sicht kann man außerdem etliche Gipfel in den Dolomiten erkennen. Doch auch bereits während des Aufstieges sind die Ausblicke auf die umliegenden Gipfel fantastisch. Damit kann der Südliche Happ zurecht als toller Geheimtipp bezeichnet werden.

Tourengänger: BigE17


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Kommentare (2)


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sven86 hat gesagt:
Gesendet am 16. Juni 2023 um 18:48
Bin mal gespannt wann sich heuer endlich stabiler Sommerschnee bildet…

BigE17 hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. Juni 2023 um 23:24
Ich fürchte, das wird heuer noch mindestens 2 Wochen dauern.


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