Tschep, tschep, hurra - Schafgrat statt Panära!


Publiziert von Voralpenschnüffler , 18. Oktober 2019 um 10:19.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Surselva
Tour Datum:16 Oktober 2019
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 2 Tage

Wieder mal ins Rüngelgebürch, eine der wilderen Ecken, die ich kenne, und ein Gebiet, das zumindest ein Minimum an Lärchengold zu bieten im Stande sein würde. Und da es in der Gegend nicht allzu viel Niederschlag gegeben hatte, würde man auch in grösserer Höhe nicht hüfttief einsinken. Die Verhältnisse waren aber in den plattigen Zonen sehr heikel, zu Tschep und Schafgrat reichte es indessen.

1. Tag: Bargis - Tschep - Sandböden - Ringelspitzhütte. 2000Hm rauf, 1500 runter.

Die letzte Woche, in der der Bargis-Bus noch fährt und somit einen komfortabel hochgelegenen Ausgangspunkt für den hochalpinen Zugang in die Ringelspitzhütte bietet. Angedacht war die Überschreitung des Tschep, mit Aufstieg über den Rücken von Lavadignas via Pt. 2446. Überraschenderweise Nebel bis ca. 2100m, ein Schäumchen Schnee ab 1900. Nichtsdestotrotz zügiger Aufstieg direkt über den Rücken bis zum erwähnten Punkt und weiter bis zum Beginn der Plattenzone auf ca. 2600m, die ich schottriger in Erinnerung hatte... Auch mit Steigeisen waren mir die mit Eisglasur und Neuschnee überzogenen Platten zu heikel, so dass ich murrend den Rückzug antrat hinunter in den Nebel und auf den schönen Querweg bis auf den Südrücken des Tschep.
Morgang oder zweiter Versuch Tschep? Da der Schnee im kurzen Felsaufschwung unter Pt. 2549 weitgehend weggeschmolzen schien, wählte ich ersteres, und es ging auch bestens, in herrlichem Ambiente immer höher über den letzten Nebelbänken und mit unvergleichlicher Weitsicht. Erstes Pièce de résistance bildete der zweite Felsaufschwung unter Tschep Sura, der noch verschneit war, dank griffigem Fels aber gings prima. Weiter über die Hochebene des Tschep - frisch verschneit noch herrlicher - zur zweiten Schlüsselstelle, den sehr steilen Einstieg in den Abstieg zu den Sandböden. Der Schnee erwies sich hier aber als dienlich, dank gutem Trittschnee mit Steigeisen problemlos wie auch der weitere Abstieg im Schatten des Morchopf, der, von unten besehen, ein "S" bildet.
Nach dem langen Ausmarsch erreichte ich um halb 5 die Hütte, die noch eine halbe Stunde Sünnele bot. Wegen des Windes und einer gewissen Müdigkeit nach 2000 Hm verzichtete ich auf spätere Sonnenstrahlen am Sennenstein und machte mich ans Anfeuern im heimeligen Winterraum.

2. Tag: Ringelspitzhütte - Chrummhornsattel - Schafgrat - Lavoi - Trin. 1000 Hm rauf, 2150 runter.

Nach langer Nachtruhe als einziger Gast Aufbruch kurz nach 7 und hinein in die Ringelarena. Bei aperen Verhältnissen ist das Tüf Tobel einigermassen beschwerlich; die Alternativen über die Sandböden oder die Rasenhänge unter dem Schafgrat wären bequemer. Allerdings lohnt die herbe Ambiance im Tobel die Mühen für einmal. Ausstieg aus dem Tobel über sehr angenehmes Gelände und entlang einiger roter Markierungen zum Chrummhornsattel an die Sonne - einer der eindrücklichsten und wildesten Flecken, umrahmt von Ringelspitz und Panärehörnern, mit seinen Plattenabstürzen, Türmen und Tobeln.
Der kurze Abstieg ins Kar beim Chrummhorn erwies sich aber mit Eisglasur und Pulverauflage als (für mich) nicht gangbar - die Passage war schon vor bald 3 Jahren die Schlüsselstelle.
Nun ja, zum Glück bietet die Gegend Alternativen, namentlich den Schafgrat. Nach dem Besuch auf Pt. 2692 (der sich von Westen sehr eindrücklich ausnimmt) über das Plateau und über Platten problemlos hinunter in die Ochsenfurggla, wo ich die Steigeisen montierte. Aper und bei lockerem, ungefrorenem Schutt mag der Schafgrat einfach sein (wobei, T3 scheint mir wegen der Exposition doch etwas untertrieben), heute bot er kurze heikle Stellen in verschneitem, plattigem Kraxelgelände. Eindrücklich der kurze Gang om Steinmann zum höchsten Punkt, über den luftigen Gipfelfirst, der überdies eine formidable Balkon-Aussicht in die Weiten Bündens (und darüber hinaus) bietet.
Von der Ochslenfurgge gäbe es einen mit Steinmännchen markierten Pfad nach Westen und durch eine Steilrinne hinab gen das Tüf Tobel; letztere aber war mir in tiefgefrorenem erdigem Schutt zu heikel, sodass ich den Umweg über die Aufstiegsroute wählte, um vom Tüf Tobel das herrliche Rasenplateau westlich der Drei Türmli zu erreichen. Dort lange Sonnenrast mit Mittagsschläfli, bevor ich über sehr angenehmen Rasen alles westlich unter den Plattenschüssen bis zum Spitzig Stein durch zum Berghüttli abstieg.
Dann ab ins Lavoi, solange die Sonne dort noch scheint und die - erstaunlich zahlreichen - Lärchen noch golden glühen! Ein unglaublich schönes Tal im Herbstgewand, die bunten Bäume, das Bächlein und darüber die gewaltigen silbernen Plattenschüsse des Crap Mats. Unten die Forststrasse z.T. abkürzend nach Chochs Sgai und mit 50Hm Gegenaufstieg "auf den Berg" und hinüber nach Trin, inmitten herbstlich entflammter Waldränder und Hecken.

Tourengänger: Voralpenschnüffler


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