La traversée de Grand Cornier (E-SW) - Im Schatten der Dent Blanche
|
||||||||||||||||
![]() |
![]() |
Herbstliche Hochtour über schmale Grate
Es gibt Berge, an denen es mehr als einen Anlauf braucht, bis man auf dem Gipfel steht. Der Grand Cornier ist bei mir so einer. Obwohl in der Couronne Imperiale gelegen und er drei interessante Grate bietet, wird er deutlich seltener bestiegen als seine ungleich bekannteren, über 4000 Meter hohen Nachbarn. Im letzen Herbst wagte ich zum Abschluss dreier schöner Foto- & Klettertage rund um die Cabane du Mountet einen ersten Versuch. Den Abend vor der Tour verbringe ich gemütlich plaudernd mit einer Familie aus Lausanne. Alleine unterwegs, wollte ich an jenem Morgen wieder einmal nicht so recht in die Gänge kommen. Es half auch nicht, dass die Beschreibung im SAC-Führer dank Klimawandel teilweise in heikles Gelände leitet. Die Schlüsselstelle bereits hinter mir und trotz bestem Wetter und moderaten Schwierigkeiten, wollte dass schlechte Bauchgefühl, dass ich an diesem Tag hatte nicht verschwinden. So entschied ich mich, zumal die Zeit wegen spätem Aufbruch schon etwas fortgeschritten war, zur Umkehr und machte mich lustlos an den Abstieg nach Zinal.
Ein knappes Jahr später will ich mit Damian noch eine letzte, schöne Grattour unternehmen, bevor der Winter kommt. Die grossen Grate an den 4000ern sind bereits recht eingeschneit, aber für den Grand Cornier sollte es noch reichen.
An einem späten Montagnachmittag steigen wir so in Zinal aus dem Poschi. Noch etwas Proviant und lokale Spezialitäten im Dorfladen, dann machen wir uns auf den Weg. Nach dem Dorf treffen wir bald einmal auf ein paar Jäger, die mit ihren Feldstechern aufmerksam den Gegenhang beobachten. Wo wir denn zu später Stunde noch hin gehen, wollen sie wissen und fügen nach unsere Antwort mit einem Augenzwinkern hinzu, dass wir doch besser hier bleiben sollten und ihnen helfen könnten die Gämsen weiter oben ein paar Meter weiter, ennet die Grenze des Schutzgebietes zu treiben... Schon noch blöd, wenn halt auch das Wild weis, wo es safe ist.
Im letzten Licht erreichen wir die Hütte, feuern ein und machen uns einen schönen Abend im gemütlichen Winterraum. Ein Blick ins Hüttenbuch zeigt, dass der Grand Cornier von dieser Seite her kaum noch bestiegen wird. Schade eigentlich.
Am nächsten Morgen früh los und in Dunkelheit und Dämmerung zum Einstieg am SE-Sporn. Ich bin froh, dass ich den besten Weg bis hier schon kenne. Die Wegfindung im Dunkeln ist nicht immer ganz einfach. Von hier kaum zu glauben, dass sich der steile Felsriegel verhältnissmässig leicht überwinden lässt. Am Stand unter der Schlüsselstelle, wärmen uns die ersten Sonnenstahlen. Gerade richtig für die schöne, noch leicht vereiste Kletterei in der Verschneidung. Den restlichen Grat bis zum Gipfel führt uns dann, mit der allgegenwärtigen Dent Blanche vor Augen, über meist leichtes und genussreiches Gelände zum Gipfel. Wenn da nur nicht die strenge Spurerei am oberen Gratteil wäre...
Der erste Teil des Abstiegs am SW-Grat bietet dann wie erwartet noch einmal zwei Knacknüsse. Vor allem die zweite Stufe ist etwas unangenehm und es gibt kaum einen Preis für Eleganz zu gewinnen. Während uns der starke Westwind fast vom Grat pustet, mustert Damian die Stelle skeptisch, holt dann Anlauf und hievt sich einem Seehund gleich mit Schwung auf den kleinen Turm.
Der Rest des Grates bietet wieder vergnügliches Kraxelgelände, nur im Abstieg von P.3734 liegen noch mühsamer Schutt und lose Blöcke herum. Ein Bus fährt zu dieser Jahreszeit in Ferpècle leider keiner mehr, aber wie immer im Unterwallis, müssen wir nicht lange warten, bis uns ein netter Einheimischer mit dem Auto bis La Forclaz mitnimmt. Bevor der Bus dort fährt bleibt dann sogar noch Zeit für ein kurzes Nickerchen und um feinen Raclette Käse aus dem Tal zu kaufen.
Route
Genauer Verlauf und Schwierigkeiten sind auf der Karte eingezeichnet.
Material: Der Ostgrat muss komplett selbständig abgesichert werden, am SW-Grat finden sich ein paar Schlingen. 3-4 kleine bis mittlere Friends und genügend Schlingen zusätzlich zur üblichen Hochtourenausrüstung. Will man über den E-Grat absteigen, sollte man mindestens ein 50m Einfachseil mitnehmen (Stände muss man mit Schlingen selber bauen).
Achtung: Von verschiedenen, im SAC-Führer (Matterhorn, Dent Blanche, Weisshorn von 2010) beschriebenen Varianten am E-Grat muss dringend abgeraten werden! Sie sind mit den Erscheinungen des Klimawandels heikel, mitunter gefährlich geworden. Das betrifft den Zustieg zum Grat, der via alten Hüttenweg und P.2659 (früher 2664) beschrieben wird (steiles, heikles Moränengelände!) und vorallem die gesamte Route über den Gänsefuss, mittlerer Sporn, welcher früher von der Mountet-Seite her die Normalroute war. Grosse, gut sichtbare Felsausbrüche machen diesen Weg heute gefährlich!
Von der im Silbernagelführer (2.Auflage) angeführten Abstiegsvariante über den 1. Südarm des Ostgrates (33A), würde ich aufgrund des stark zerschrundenen Glacier du Grand Cornier ebenfalls eher abraten. Diese Variante dürfte nur ganz zu Beginn der Saison, wenn der Gletscher noch gut eingeschneit ist, begehbar sein.
Der selbe Führer bewertet den SW-Grat im Aufstieg mit ZS und den E-Grat im Abstieg mit ZS+. In der hier beschriebenen, gegensätzlichen Richtung ist auch die Bewertung zu tauschen. Die beiden bereits oben beschriebenen Stufen am horizontalen Schlussteil des SW-Grates sind in dieser Richtung zwingend und deutlich anspruchsvoller.
Fazit: Schöne, gemütliche Herbsttour über schmale Grate in meist gutem Fels und fantastischer Umgebung. Der Ausblick zur nahen Dent Blanche hinterlässt unvergessliche Eindrücke. Man darf die Tour in punkto Schönheit, Länge und Schwierigkeit durchaus mit den beiden klassischen Überschreitungen von Obergabelhorn und Zinalrothorn vergleichen. Nur ist man hier meist allein. Der E-Grat verdiente öfters begangen zu werden!
Es gibt Berge, an denen es mehr als einen Anlauf braucht, bis man auf dem Gipfel steht. Der Grand Cornier ist bei mir so einer. Obwohl in der Couronne Imperiale gelegen und er drei interessante Grate bietet, wird er deutlich seltener bestiegen als seine ungleich bekannteren, über 4000 Meter hohen Nachbarn. Im letzen Herbst wagte ich zum Abschluss dreier schöner Foto- & Klettertage rund um die Cabane du Mountet einen ersten Versuch. Den Abend vor der Tour verbringe ich gemütlich plaudernd mit einer Familie aus Lausanne. Alleine unterwegs, wollte ich an jenem Morgen wieder einmal nicht so recht in die Gänge kommen. Es half auch nicht, dass die Beschreibung im SAC-Führer dank Klimawandel teilweise in heikles Gelände leitet. Die Schlüsselstelle bereits hinter mir und trotz bestem Wetter und moderaten Schwierigkeiten, wollte dass schlechte Bauchgefühl, dass ich an diesem Tag hatte nicht verschwinden. So entschied ich mich, zumal die Zeit wegen spätem Aufbruch schon etwas fortgeschritten war, zur Umkehr und machte mich lustlos an den Abstieg nach Zinal.
Ein knappes Jahr später will ich mit Damian noch eine letzte, schöne Grattour unternehmen, bevor der Winter kommt. Die grossen Grate an den 4000ern sind bereits recht eingeschneit, aber für den Grand Cornier sollte es noch reichen.
An einem späten Montagnachmittag steigen wir so in Zinal aus dem Poschi. Noch etwas Proviant und lokale Spezialitäten im Dorfladen, dann machen wir uns auf den Weg. Nach dem Dorf treffen wir bald einmal auf ein paar Jäger, die mit ihren Feldstechern aufmerksam den Gegenhang beobachten. Wo wir denn zu später Stunde noch hin gehen, wollen sie wissen und fügen nach unsere Antwort mit einem Augenzwinkern hinzu, dass wir doch besser hier bleiben sollten und ihnen helfen könnten die Gämsen weiter oben ein paar Meter weiter, ennet die Grenze des Schutzgebietes zu treiben... Schon noch blöd, wenn halt auch das Wild weis, wo es safe ist.
Im letzten Licht erreichen wir die Hütte, feuern ein und machen uns einen schönen Abend im gemütlichen Winterraum. Ein Blick ins Hüttenbuch zeigt, dass der Grand Cornier von dieser Seite her kaum noch bestiegen wird. Schade eigentlich.
Am nächsten Morgen früh los und in Dunkelheit und Dämmerung zum Einstieg am SE-Sporn. Ich bin froh, dass ich den besten Weg bis hier schon kenne. Die Wegfindung im Dunkeln ist nicht immer ganz einfach. Von hier kaum zu glauben, dass sich der steile Felsriegel verhältnissmässig leicht überwinden lässt. Am Stand unter der Schlüsselstelle, wärmen uns die ersten Sonnenstahlen. Gerade richtig für die schöne, noch leicht vereiste Kletterei in der Verschneidung. Den restlichen Grat bis zum Gipfel führt uns dann, mit der allgegenwärtigen Dent Blanche vor Augen, über meist leichtes und genussreiches Gelände zum Gipfel. Wenn da nur nicht die strenge Spurerei am oberen Gratteil wäre...
Der erste Teil des Abstiegs am SW-Grat bietet dann wie erwartet noch einmal zwei Knacknüsse. Vor allem die zweite Stufe ist etwas unangenehm und es gibt kaum einen Preis für Eleganz zu gewinnen. Während uns der starke Westwind fast vom Grat pustet, mustert Damian die Stelle skeptisch, holt dann Anlauf und hievt sich einem Seehund gleich mit Schwung auf den kleinen Turm.
Der Rest des Grates bietet wieder vergnügliches Kraxelgelände, nur im Abstieg von P.3734 liegen noch mühsamer Schutt und lose Blöcke herum. Ein Bus fährt zu dieser Jahreszeit in Ferpècle leider keiner mehr, aber wie immer im Unterwallis, müssen wir nicht lange warten, bis uns ein netter Einheimischer mit dem Auto bis La Forclaz mitnimmt. Bevor der Bus dort fährt bleibt dann sogar noch Zeit für ein kurzes Nickerchen und um feinen Raclette Käse aus dem Tal zu kaufen.
Route
Genauer Verlauf und Schwierigkeiten sind auf der Karte eingezeichnet.
- Topo Karte
- Zustieg Grat: Orientierung nicht ganz einfach, vor allem den Einstieg in das Gröllband unter dem Roc Noir sollte man sich am Vorabend gut einprägen. Mit weiterem Gletscherrückgang wird der Einstieg ins richtige Band wohl zunehmend schwierig und die Stelle muss evtl weit, über das grosse Band oberhalb P. 2846 umgangen werden. Achtung: die weiteren Bänder unterhalb bilden alle Sackgassen oder führen in heikles Gelände. (T5/WS II, 2-3h)
-
SE-Sporn (Gänsefuss, S-Sporn): Die ersten 100hm ein steiler Felsriegel, dann ein leichter Grat bis zum Vereinigungspunkt mit dem E-Grat. Meist anständiger Fels. Die Schwierigkeiten des gesamten Anstiegs konzentrieren sich auf den Felsriegel.
Dort wo der Firn am weitesten herauf reicht, steigt man in die Felsen ein. Gerade hoch zu markantem, gelben Fels (I-II), dann links hinaus an die Kante (II+) und wieder in der Flanke an den Fuss einer steilen, gut 15m hohen Verschneidung rechts der Kante. In dieser gutgriffig und in schöner Kletterei hoch (III+. 2 Schritte IV-) in etwas flacheres Blockgelände. Über dieses auf den Grat (II-III). Man folgt ihm an der Kante aus meist gutem Fels oder etwas leichter und brüchiger auf der E-Seite bis zu einem Firnfeld, das zum Vereinigungspunkt mit dem E-Grat führt (I-II, Stelle II+). (ZS IV-, 1,5h) - E-Grat: Über den leichten und flachen Grat, bis er steiler wird (grosser Spalt bei Ausaperung!) und unter den felsigen Gipfelgrat (45°). Erst leichter Fels, dann über die rechte Seite auf den grossen Aufschwung (III-) und weiter an der Gratkante zum Gipfel (I-II). (WS+ III- 45°, 1-1,5h)
- SW-Grat: Erst horizontal und scharf zum Vorgipfel, dann in mehreren Stufen hinunter zu P.3734. Gleich zu Beginn die Schlüsselstelle, zwei kurze Stufen à knapp drei Meter (IV & IV+). Im Aufstieg sind die beiden Stellen deutlich anspruchsvoller als im Abstieg, wie sie normalerweise begangen werden (dann Abseilen oder an Schlinge herunter hangeln, III+). Vor allem für kleine Vorsteiger mühsam. Die zweite Stelle ist im Vorstieg kaum absicherbar. Der Rest des Grates ist deutlich einfacher (II, nur wenige, kurze Stellen streifen den III. Grad), Gehgelände sucht man über weite Strecken allerdings vergeblich. Vom grossen, blockartigen Turm wird 1x15m abgeseilt (im Aufstieg IV, oder Umgehung im steilen Gelände ostseitig, II) Man hält sich am ganzen Grat möglichst in der Nähe der Gratkante. Guter Fels. (ZS+ IV+, 2h)
- Abstieg von P.3734m: Über den leichten Block- & Schuttgrat teils etwas mühsam hinunter bis vor P.2960. Dann scharf links auf die Moräne unterhalb und hinunter ans Ende der Schwemmebene von Le Torrent de la Marènda, wo man auf den Wanderweg trifft, der hinunter nach Ferpècle führt.(T5 II, 3-4h)
-
Total: ZS+ IV+, 9-11h. Die Tour kann auch in umgekehrter Richtung gemacht werden. Die klassische Überschreitung von SW nach N ist von
Alpin_Rise
hier gut beschrieben.
Material: Der Ostgrat muss komplett selbständig abgesichert werden, am SW-Grat finden sich ein paar Schlingen. 3-4 kleine bis mittlere Friends und genügend Schlingen zusätzlich zur üblichen Hochtourenausrüstung. Will man über den E-Grat absteigen, sollte man mindestens ein 50m Einfachseil mitnehmen (Stände muss man mit Schlingen selber bauen).
Achtung: Von verschiedenen, im SAC-Führer (Matterhorn, Dent Blanche, Weisshorn von 2010) beschriebenen Varianten am E-Grat muss dringend abgeraten werden! Sie sind mit den Erscheinungen des Klimawandels heikel, mitunter gefährlich geworden. Das betrifft den Zustieg zum Grat, der via alten Hüttenweg und P.2659 (früher 2664) beschrieben wird (steiles, heikles Moränengelände!) und vorallem die gesamte Route über den Gänsefuss, mittlerer Sporn, welcher früher von der Mountet-Seite her die Normalroute war. Grosse, gut sichtbare Felsausbrüche machen diesen Weg heute gefährlich!
Von der im Silbernagelführer (2.Auflage) angeführten Abstiegsvariante über den 1. Südarm des Ostgrates (33A), würde ich aufgrund des stark zerschrundenen Glacier du Grand Cornier ebenfalls eher abraten. Diese Variante dürfte nur ganz zu Beginn der Saison, wenn der Gletscher noch gut eingeschneit ist, begehbar sein.
Der selbe Führer bewertet den SW-Grat im Aufstieg mit ZS und den E-Grat im Abstieg mit ZS+. In der hier beschriebenen, gegensätzlichen Richtung ist auch die Bewertung zu tauschen. Die beiden bereits oben beschriebenen Stufen am horizontalen Schlussteil des SW-Grates sind in dieser Richtung zwingend und deutlich anspruchsvoller.
Fazit: Schöne, gemütliche Herbsttour über schmale Grate in meist gutem Fels und fantastischer Umgebung. Der Ausblick zur nahen Dent Blanche hinterlässt unvergessliche Eindrücke. Man darf die Tour in punkto Schönheit, Länge und Schwierigkeit durchaus mit den beiden klassischen Überschreitungen von Obergabelhorn und Zinalrothorn vergleichen. Nur ist man hier meist allein. Der E-Grat verdiente öfters begangen zu werden!
Tourengänger:
damiangoeldi.ch,
jfk


Communities: Alle CH-Alpengipfel mit ≥400Hm Prominenz, Alpine Kletterouren in der Schweiz, Die 50ig höchsten 3000er der Schweiz, Hütte / Cabane / Capanna / Chamanna, ÖV Touren, Photographie, Unbekannte Touren
Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare (9)