Besso (3.668 m) und Cabane du Mountet (2.886 m) über den alten Weg
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VORBEMERKUNG
Wer das Val d'Anniviers liebt und kennt, kennt auch den Besso, jene Gabel, die einen sofort, wenn man in Niouc ins Tal einbiegt, freudig begrüßt! Lange genug dachte ich, das sei ein Kletterberg, bis ich das erfreuliche und wirklich empfehlenswerte Buch "Schweiz 3000 drunter und drüber" von Bernd Jung und Martin Kriz (Rother Selection) in Händen hielt! Dort wird der Besso dem erfahrenen Alpinwanderer nahegelegt und so landete der steile Zahn auf meiner Todo-Liste! - Im Übrigen stimme ich den Autoren in deren Bewertung mit T6- voll zu!
TAG 1
Der schönste Hüttenzustieg, den ich in den Alpen kenne bzw. kannte, ist der alte Hüttenweg zur Cabane du Mountet auf der orografisch linken Seite des Glacier de Zinal. Dessen Existenz wird immer mehr verschwiegen und unterschlagen - nicht zu Unrecht: Der Weg ist gefährlich geworden und wird meiner Einschätzung nach nicht mehr lange existieren! Dieses Jahr war ich zum vierten Mal dort unterwegs und sehr erschrocken über die Verhältnisse!
Erst 1986 wurde der aktuelle Hüttenweg zur Cabane du Mountet errichtet, vorher verlief der Weg auf der anderen Talseite. Wer ganz genau hinschaut, erkennt auch den noch älteren Weg, der früher über die westliche Moräne verlief. Und noch früher (1936) betrat man den Gletscher nur wenige hundert Meter hinter dem heutigen Standpunkt der Cabane du Petit Mountet (und umging den Gletscherbruch östlich)! Ich empfehle für Interessierte die Zeitreise mit den Schweizer Landeskarten.
Zunächst geht es auf einfachen, aber schönen Weg von Zinal zur Cabane du Petit Mountet (2.142 m - 1,5 Stunden ab Zinal). Hier genossen wir unverdienterweise ein erstes Panasch! Aber was soll man anderes tun an einem solch herrlichen Tag?
An der Hütte findet sich auch der erste von zwei blauen Wegweisern, der die Mountet-Hütte angibt. Kurz darauf ein Abzweig, wo sich die Route zum Col de la Lé und Sorebois abtrennt, wir halten uns an diesem zweiten Wegweiser links. Wir folgen einem herrlichen Weg die Hänge hinauf. Nach 300 Höhenmetern flacht der Weg ab und zieht tiefer hinein ins Tal. Perfekt mit roten Punkten markiert und gesichert läuft der Weg weiter, bis man unverhofft eine Senke erreicht mit einem Wollgrassee auf 2.561 m (1,5 Stunden ab Petit Mountet). Ein Paradies, doch ein fragiles Naturreservat, für das man eigentlich keine Werbung machen sollte - mit ein wenig Glück finden sich sogar Steinböcke ein.
Der Weg führt etwas ausgesetzter um einen Kessel herum und erreicht die Seitenmoräne des Glacier de Zinal. Ab hier erübrigt sich jegliche Beschreibung, da der Weg durch den Gletscherrückgang ständig verlegt werden muss. Derzeit kann man sehr gut zum Gletscher hinablaufen. Der Glacier de Zinal ist mittlerweile komplett schuttbedeckt; die Begehung ist nicht schwierig oder gefährlich; teilweise muss man allerdings den Weg suchen.
Das Hauptproblem ist der Ausstieg vom Gletscher zur orografisch rechten Moräne. Hier ist jedes Jahr mehr wildes und steinschlägiges Gelände zu durchschreiten. Es gibt eine Vielzahl von Steinen und Felsen mit roten Punkten, die entweder durch den Gletscher oder durch Erosion irgendwohin geraten sind; sprich: die Wegfindung wird kompliziert und mehrdeutig. Wir haben den Weg nicht gefunden, ein oder zwei Stunden verloren, um schlußendlich ein ernsthaft gefährliches Couloir hochzusteigen (oben zeigten uns zwei abgeschnittene Fixseile, dass hier tatsächlich früher der "Weg" verlief). Auf der Moräne erkannten wir, dass der Weg tatsächlich mindestens hundert Meter früher auf die Moräne führte, wir also zu lange unten am Gletscher geblieben sind. Für Nachahmer: Sobald man vom Gletscher aus auf der orografisch rechten Seite des Gletschers Zeichen und Pfeile sieht, sollte man denen unbedingt folgen!
Vom Wollgrassee zur Hütte darf man 2-4 Stunden einkalkulieren... - im Normalfall T5- (ein T4+ kann ich für diesen Weg nicht mehr vergeben).
Ende gut, alles gut: Kurz vor dem Nachtessen durften wir noch die hochsommerliche laue Abendstimmung an der Hütte genießen. Es ist tatsächlich einer der schönsten Plätze der Alpen!
TAG 2
Der zweite Tag war dann viel weniger aufregend als der erste, wenn auch das eigentliche Ziel auf dem Programm stand. Morgenessen um 5:00, Aufbruch kurz vor 6:00, es braucht Anfang August fast keine Stirnlampe mehr. Auf dem normalen Hüttenweg geht es 20 Minuten zurück bis unterhalb Punkt 2862; dort gibt es einen großen Stein, auf dem deutlich "Besso" geschrieben steht. Nun geht es, den roten Punkten konsequent folgend, über Blöcke und später steiles Geröll bis zum Einstieg auf etwa 3260 Metern.
Ich empfehle nun die Beschreibung und den GPS-Track aus dem oben erwähnten Buch. Beides hat uns beste Dienste erwiesen. Man steigt etwa 50 Höhenmeter durch ein nettes Couloir auf, das sich oben in einer Schuttrampe verliert, die man weiter über Felsen und Geröll aufsteigt. Dort verzweigen sich bald die Wege (bei einem roten Pfeil nach unten). Wir folgen nach rechts dem hellen Band (Steinmänner!), das später ins Couloir überleitet, das ein zügiges Vorankommen bis zum SO-Grat erlaubt, der für die letzten 40 Höhenmeter begangen wird. Am Grat angekommen bewegt sich der Alpinwanderer leicht rechts in der Ostflanke und folgt teilweise exponiert im II. Grad den Steinmännern und steht prompt am Gipfel (ca. 3:30 ab der Hütte).
Was für ein großartiges Panorama uns dort erwartet - mitten in der Couronne Impériale und hoch über Zinal!
Für den Abstieg wählen wir den Damenweg, der weniger Kletterstellen, dafür mehr exponierte Bänder und Schuttgelände vorweist. Es geht etwa 20 Höhenmeter tiefer am SO-Grat als beim Aufstieg und dann folgt man den Steinmännern in der Südflanke hinunter durch die breite Rinne, dann jäh nach rechts über eine Rippe und auf guten Bändern das Couloir querend zu einem roten Pfeil. Weiter eher flach den roten Punkten und Steinmännern folgend über teilweise sehr exponierte Bänder bis zu einer Scharte, in der kurz und sehr exponiert über den SW-Grat abgestiegen wird. Nun geht es kurz eine südseitige Rinne hinunter, dann noch einmal nach rechts über eine Rippe und schon befinden wir uns wieder im Trichter, in dem sich 50 Höhenmeter tiefer die Wege wieder vereinigen. Es geht nun auf dem Anstiegsweg zurück zur Weggabelung (2-3 Stunden ab Gipfel),
Und nun geht es über den 'neuen' und recht langweiligen Hüttenweg zurück nach Zinal, was weitere knappe 3 Stunden kostet. Abgesehen von den Heerscharen, die einem Sonntags im August auf diesem Weg begegnen, ist einzig noch die neue Hängebrücke erwähnenswert, die die unangenehme Schlucht ganz einfach überwindet!
Ja gut, so langweilig ist der Weg nun auch wieder nicht: Die Ausblicke sind meist grandios, nur Zinal kommt einfach nicht näher. Besonders ab Le Vichiesso zieht sicht der Weg in die Länge und die rauschende Navisence lädt zu einem sehr erfrischenden Fußbad ein.
Nach so einer großartigen Tour schmeckt das abschließende Panasch besonders gut!
ANMERKUNGEN
Der Besso ist erstaunlich gut frei gehbar. Nirgends wird bei richtiger Routenwahl der IIer-Grat überschritten. Das Gelände ist beim Klettern sehr fest; das Couloir eignet sich für den Aufstieg und ermöglicht ein recht schnelles Vorankommen. Der Voie des Dames (Damenweg) ist bei richtiger Routenwahl relativ einfach zu begehen, doch teilweise sehr ausgesetzt und bröselig.
Dies ist mein 16. aus der Liste mit 23 Alpengipfeln mit 3600+, die solo und frei ersteigbar sind.
Wer den alten Hüttenweg zur Cabane du Mountet noch einmal genießen möchte, sollte sich nach meiner Einschätzung nicht mehr allzu viele Jahre Zeit lassen. Der Weg ist bald nicht mehr vertretbar. - Einfacher ist die Wegfindung, wenn man an der Cabane du Mountet startet, also den alten Hüttenweg für den Rückweg einplant.
Wer das Val d'Anniviers liebt und kennt, kennt auch den Besso, jene Gabel, die einen sofort, wenn man in Niouc ins Tal einbiegt, freudig begrüßt! Lange genug dachte ich, das sei ein Kletterberg, bis ich das erfreuliche und wirklich empfehlenswerte Buch "Schweiz 3000 drunter und drüber" von Bernd Jung und Martin Kriz (Rother Selection) in Händen hielt! Dort wird der Besso dem erfahrenen Alpinwanderer nahegelegt und so landete der steile Zahn auf meiner Todo-Liste! - Im Übrigen stimme ich den Autoren in deren Bewertung mit T6- voll zu!
TAG 1
Der schönste Hüttenzustieg, den ich in den Alpen kenne bzw. kannte, ist der alte Hüttenweg zur Cabane du Mountet auf der orografisch linken Seite des Glacier de Zinal. Dessen Existenz wird immer mehr verschwiegen und unterschlagen - nicht zu Unrecht: Der Weg ist gefährlich geworden und wird meiner Einschätzung nach nicht mehr lange existieren! Dieses Jahr war ich zum vierten Mal dort unterwegs und sehr erschrocken über die Verhältnisse!
Erst 1986 wurde der aktuelle Hüttenweg zur Cabane du Mountet errichtet, vorher verlief der Weg auf der anderen Talseite. Wer ganz genau hinschaut, erkennt auch den noch älteren Weg, der früher über die westliche Moräne verlief. Und noch früher (1936) betrat man den Gletscher nur wenige hundert Meter hinter dem heutigen Standpunkt der Cabane du Petit Mountet (und umging den Gletscherbruch östlich)! Ich empfehle für Interessierte die Zeitreise mit den Schweizer Landeskarten.
Zunächst geht es auf einfachen, aber schönen Weg von Zinal zur Cabane du Petit Mountet (2.142 m - 1,5 Stunden ab Zinal). Hier genossen wir unverdienterweise ein erstes Panasch! Aber was soll man anderes tun an einem solch herrlichen Tag?
An der Hütte findet sich auch der erste von zwei blauen Wegweisern, der die Mountet-Hütte angibt. Kurz darauf ein Abzweig, wo sich die Route zum Col de la Lé und Sorebois abtrennt, wir halten uns an diesem zweiten Wegweiser links. Wir folgen einem herrlichen Weg die Hänge hinauf. Nach 300 Höhenmetern flacht der Weg ab und zieht tiefer hinein ins Tal. Perfekt mit roten Punkten markiert und gesichert läuft der Weg weiter, bis man unverhofft eine Senke erreicht mit einem Wollgrassee auf 2.561 m (1,5 Stunden ab Petit Mountet). Ein Paradies, doch ein fragiles Naturreservat, für das man eigentlich keine Werbung machen sollte - mit ein wenig Glück finden sich sogar Steinböcke ein.
Der Weg führt etwas ausgesetzter um einen Kessel herum und erreicht die Seitenmoräne des Glacier de Zinal. Ab hier erübrigt sich jegliche Beschreibung, da der Weg durch den Gletscherrückgang ständig verlegt werden muss. Derzeit kann man sehr gut zum Gletscher hinablaufen. Der Glacier de Zinal ist mittlerweile komplett schuttbedeckt; die Begehung ist nicht schwierig oder gefährlich; teilweise muss man allerdings den Weg suchen.
Das Hauptproblem ist der Ausstieg vom Gletscher zur orografisch rechten Moräne. Hier ist jedes Jahr mehr wildes und steinschlägiges Gelände zu durchschreiten. Es gibt eine Vielzahl von Steinen und Felsen mit roten Punkten, die entweder durch den Gletscher oder durch Erosion irgendwohin geraten sind; sprich: die Wegfindung wird kompliziert und mehrdeutig. Wir haben den Weg nicht gefunden, ein oder zwei Stunden verloren, um schlußendlich ein ernsthaft gefährliches Couloir hochzusteigen (oben zeigten uns zwei abgeschnittene Fixseile, dass hier tatsächlich früher der "Weg" verlief). Auf der Moräne erkannten wir, dass der Weg tatsächlich mindestens hundert Meter früher auf die Moräne führte, wir also zu lange unten am Gletscher geblieben sind. Für Nachahmer: Sobald man vom Gletscher aus auf der orografisch rechten Seite des Gletschers Zeichen und Pfeile sieht, sollte man denen unbedingt folgen!
Vom Wollgrassee zur Hütte darf man 2-4 Stunden einkalkulieren... - im Normalfall T5- (ein T4+ kann ich für diesen Weg nicht mehr vergeben).
Ende gut, alles gut: Kurz vor dem Nachtessen durften wir noch die hochsommerliche laue Abendstimmung an der Hütte genießen. Es ist tatsächlich einer der schönsten Plätze der Alpen!
TAG 2
Der zweite Tag war dann viel weniger aufregend als der erste, wenn auch das eigentliche Ziel auf dem Programm stand. Morgenessen um 5:00, Aufbruch kurz vor 6:00, es braucht Anfang August fast keine Stirnlampe mehr. Auf dem normalen Hüttenweg geht es 20 Minuten zurück bis unterhalb Punkt 2862; dort gibt es einen großen Stein, auf dem deutlich "Besso" geschrieben steht. Nun geht es, den roten Punkten konsequent folgend, über Blöcke und später steiles Geröll bis zum Einstieg auf etwa 3260 Metern.
Ich empfehle nun die Beschreibung und den GPS-Track aus dem oben erwähnten Buch. Beides hat uns beste Dienste erwiesen. Man steigt etwa 50 Höhenmeter durch ein nettes Couloir auf, das sich oben in einer Schuttrampe verliert, die man weiter über Felsen und Geröll aufsteigt. Dort verzweigen sich bald die Wege (bei einem roten Pfeil nach unten). Wir folgen nach rechts dem hellen Band (Steinmänner!), das später ins Couloir überleitet, das ein zügiges Vorankommen bis zum SO-Grat erlaubt, der für die letzten 40 Höhenmeter begangen wird. Am Grat angekommen bewegt sich der Alpinwanderer leicht rechts in der Ostflanke und folgt teilweise exponiert im II. Grad den Steinmännern und steht prompt am Gipfel (ca. 3:30 ab der Hütte).
Was für ein großartiges Panorama uns dort erwartet - mitten in der Couronne Impériale und hoch über Zinal!
Für den Abstieg wählen wir den Damenweg, der weniger Kletterstellen, dafür mehr exponierte Bänder und Schuttgelände vorweist. Es geht etwa 20 Höhenmeter tiefer am SO-Grat als beim Aufstieg und dann folgt man den Steinmännern in der Südflanke hinunter durch die breite Rinne, dann jäh nach rechts über eine Rippe und auf guten Bändern das Couloir querend zu einem roten Pfeil. Weiter eher flach den roten Punkten und Steinmännern folgend über teilweise sehr exponierte Bänder bis zu einer Scharte, in der kurz und sehr exponiert über den SW-Grat abgestiegen wird. Nun geht es kurz eine südseitige Rinne hinunter, dann noch einmal nach rechts über eine Rippe und schon befinden wir uns wieder im Trichter, in dem sich 50 Höhenmeter tiefer die Wege wieder vereinigen. Es geht nun auf dem Anstiegsweg zurück zur Weggabelung (2-3 Stunden ab Gipfel),
Und nun geht es über den 'neuen' und recht langweiligen Hüttenweg zurück nach Zinal, was weitere knappe 3 Stunden kostet. Abgesehen von den Heerscharen, die einem Sonntags im August auf diesem Weg begegnen, ist einzig noch die neue Hängebrücke erwähnenswert, die die unangenehme Schlucht ganz einfach überwindet!
Ja gut, so langweilig ist der Weg nun auch wieder nicht: Die Ausblicke sind meist grandios, nur Zinal kommt einfach nicht näher. Besonders ab Le Vichiesso zieht sicht der Weg in die Länge und die rauschende Navisence lädt zu einem sehr erfrischenden Fußbad ein.
Nach so einer großartigen Tour schmeckt das abschließende Panasch besonders gut!
ANMERKUNGEN
Der Besso ist erstaunlich gut frei gehbar. Nirgends wird bei richtiger Routenwahl der IIer-Grat überschritten. Das Gelände ist beim Klettern sehr fest; das Couloir eignet sich für den Aufstieg und ermöglicht ein recht schnelles Vorankommen. Der Voie des Dames (Damenweg) ist bei richtiger Routenwahl relativ einfach zu begehen, doch teilweise sehr ausgesetzt und bröselig.
Dies ist mein 16. aus der Liste mit 23 Alpengipfeln mit 3600+, die solo und frei ersteigbar sind.
Wer den alten Hüttenweg zur Cabane du Mountet noch einmal genießen möchte, sollte sich nach meiner Einschätzung nicht mehr allzu viele Jahre Zeit lassen. Der Weg ist bald nicht mehr vertretbar. - Einfacher ist die Wegfindung, wenn man an der Cabane du Mountet startet, also den alten Hüttenweg für den Rückweg einplant.
Tourengänger:
panodirk

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