Der Motor – läuft er noch?


Publiziert von rojosuiza , 23. September 2019 um 11:36.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum: 9 September 2019
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 


Es spielt ein Hintergedanke mit. Würde noch gehen, was einmal gegangen ist? Eigentlich weiss der Dichter es schon, aber er will es vorläufig noch verheimlichen… Sagen wir mal, um die Spannung etwas zu erhöhen…

Fangen wir mit dem heutigen Plan an: bei Egga das Postauto verlassen; zum Sirwoltsee aufsteigen; danach über den Sirwoltpass hinüber ins Nanztal; schliesslich den ganzen langen Latsch hinab nach Glis, Feriendomizil. Voilà!

Auf dem Pass ist es Null Grad. Der Wind zischt durch die Tür des Buses – rojosuiza muss ja ganz vorne neben dem Fahrer sitzen,  damit er alles hautnah miterlebt. Zum Glück können wir hier noch drinnen bleiben. Bei Egga ist es nicht mehr Null, aber immer noch eiskalt. Es zischt auch hier der Wind. Das kühlt schön beim Aufstieg.

rojosuiza kommt dank der straffen Windkühlung – alle Jacken, Mützen, Handschuhe an! – auf den Gedanken, dass der Motor läuft wie einst. Mühelos steigt er stetig hinan. Es folgt eine Periode von Jacke an, Jacke aus. Jetzt hapert der stete Lauf schon etwas. Er hapert immer etwas mehr, je windstiller und je wärmer es wird. Schliesslich wird der Bergmeister sogar eingeholt von drei wackeren Österreichern,  und überholt. Was früher einmal seine Rolle gewesen ist, jetzt spielen andere sie.

Der Blick geht hoch zur Senggchuppa an einem Grat des Fletschhorns. Der Zwanzigjährige rannte damals dem Vater davon, wild die Bergwand hinauf, bis zum höchsten Punkt. Und weil es da zu steil war für einen sicheren Abstieg gleich um den halben Gebirgsstock herum ebenso, um noch vor vier Uhr in der Wirtschaft im Engeloch zu sein. Ich male es mir später aus, als ich mich um vier Uhr ebendort wiederfinde… Wie ich es damals gemacht habe, und in der Zeitspanne, auch ausgiebiges Kartenstudium bringt es nicht zurück. Heute muss ich auf etwa 2500 Metern Höhe – Säntishöhe! – schon lange rasten. Das bringt mit sich, dass man zu einer netten Begegnung kommt. Hinter dem Grat, auf dem rojosuiza sitzt, steigt aus der schattigen Steilseite eine Gruppe von mächtigen Berggängern empor. Wachsam schaut man zu rojosuiza herüber. Droht Gefahr? – Haha, nein, nicht bei dem Motor! Dem sind die grossen Sprünge längst vergangen, der kommt nimmer mehr auf die Senggchuppa heutzutage!

Wie man sich damit abgefunden hat, dass der ganze Sirwoltsattel auch ins Wasser fällt wegen Motorschwierigkeiten, löst sich die Spannung und Heiterkeit tritt ein. Man steigt langsam hinan, bis zur Gratüberschreitung, von wo aus man den Sirwoltsee sehen kann. Das wird jetzt Ziel, und Abstieg zur Passroute wird Verheissung.

Schaut Euch nur einmal das Kartenbild an: Wie der See seine Ausdehnung ändert, wie die Namen verspringen. Der grosse ist der Sirwolt-Weiher, der kleine / die kleinen ist / sind der Sirwolt-See(n)! Die seichten Passagen sind voll von Kleinst-Pflanzen. rojosuiza überschreitet eine veritable Schneebrücke, die er erst erkennt, als er sich schon am anderen See-Ufer wähnt. In der Dunkelheit wäre es hier nass geworden…

Am grösseren See ruht er sich aus, stärkt sich für den Abstieg. Den meint er von früher gut zu kennen, aber auch hier trügt die Erinnerung. Zum Glück sind die riesigen Blockfelder der Erinnerungen bei weitem weniger lang in Wirklichkeit. Das bringt nämlich das rojosuiza schneller als erwartetet vor der Wirtschaft Engeloch steht.  Die ist leider zu. Für Fr. 390.000 kann ein eifriger hikr sie kaufen – rojosuiza kehrt bestimmt bei ihm ein. Zum Glück gibt’s das Postauto. Es kommt just daher, unterwegs nach Simplon-Dorf. Dort gibt es genau eine Stunde zwischen den Hinab und dem Hinauf. rojosuiza landet auf dem prächtigen, illegalen Dorfplatz und Cappuccino-Freuden heben an.

Der Motor, läuft er noch? - Nein, Senggchuppen gibt es für rojosuizen nicht mehr. - Ja, Freude am Alpenhüpfen bleibt ihm erhalten.

Und den Treibstoff hat er geändert, der Motor: Früher hätte er das Cappuccino-Trinken verabscheut…

Tourengänger: rojosuiza
Communities: Alleingänge/Solo


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