Stöllen 1967 m und Lütispitz 1986 m - Der Gratklassiker im St. Galler Alpstein


Publiziert von Ivo66 , 31. August 2019 um 20:32.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:31 August 2019
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-SG 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Strecke:Scharten - Böstritt - Gräppelensee - Gräppelenstein - Stöllen - Lütispitz - Windenpass - Böstritt - Scharten
Kartennummer:1:25'000 Nesslau

Die Gratüberschreitung vom Schafwisspitz über die Stöllen zum Lütispitz gehört für mich zum Schönsten, was der Alpstein zu bieten hat. Im St. Galler Teil dieses kleinen Voralpen-Gebirges findet man auch zwischen Juni und Oktober noch die Ruhe und Einsamkeit, welche man auf der touristischen Appenzeller Seite vergebens sucht.

Inzwischen hat sich bei uns ein besonderer Aufstieg zu den Stöllen etabliert, welcher den Schafwisspitz beiseite lässt. Dadurch verpasst man landschaftlich nichts und gewinnt gar an Abgeschiedenheit und Einsamkeit dazu. Wir wählten heute für diesen in einem weiten Bereich weglosen Aufstieg einzig die falsche Jahreszeit, denn aufgrund des hohen Grases gestaltete sich der Zustieg in einigen Abschnitten recht kraftraubend. 

Im unteren Teil herrschte eine ziemliche Hitze, welche wir uns von diesem in den Bergen gewitterhaften Sommer nicht gewöhnt waren. Ab einer Höhe von etwa 1800 m. ü. M. änderte sich dies ziemlich schlagartig, als ein kühler Wind blies und die Temperaturen sinken liess.

Auf dem Ostgipfel der Stöllen angekommen, baute ich dort einen kleinen Gipfelsteinmann. Gespannt waren wir auf das kleine Gipfelbuch auf dem Westgipfel. In einwandfreiem Zustand präsentierte es sich. Die Begehungsfrequenz hat gegenüber früheren Jahren stark zugenommen. Heute trafen wir aber auf keine anderen Berggänger auf dem Grat.

Die Quellwolken hatten sich inzwischen schon ziemlich bedrohlich aufgebaut, insbesondere über dem Glarnerland schienen bereits erste Regenschauer niederzuprasseln. Dennoch entschieden wir uns, den Nordgrat des Lütispitz anzugehen, da sich die Regen- und Gewitterfront an den Churfirsten zu stauen schien.   

Der Nordgrat bereitete keine Probleme; die hohe Vegetation verlangte etwas Aufmerksamkeit wegen versteckten Löchern. Wie immer liessen wir uns nicht dazu verleiten, einzelne Grataufschwünge zu umgehen, denn das Gelände wird dann rasch heikel. Auf dem Grat ist es zwar immer wieder mal etwas ausgesetzt, doch man weiss immer, woran man ist. Die Nordflanke war wie erwartet ziemlich feucht, die Pfadspuren sind inzwischen aber derart gut ausgeprägt, dass der Aufstieg erstens keine Orientierungsprobleme bietet und zweitens gut gestuft ist und ein zügiges Hochkommen ermöglicht. 

Das Gipfelkreuz auf dem Lütispitz wurde offenbar durch einen Blitzeinschlag zerstört; der Gipfelbuchbehälter und das Buch hatten aber keinen Schaden genommen. An einen Gipfelaufenthalt war nur schon aufgrund der tausenden von Fliegen und sonstigen Insekten nicht zu denken, aber auch die Gewitterfront über den Churfirsten lud nicht dazu ein, auf dem höchsten Punkt zu verweilen.

Zügig traten wir den Abstieg über die Normalroute an. Die Gewitterfront verzog sich in der Folge und wir erreichten trockenen Fusses den Ausgangspunkt auf der Alp Scharten. 

Routenbeschreitung:

Scharten - Gräppelenstein (T2)
Von der Alp Scharten geht man auf markiertem Bergweg durch den Wald hoch zum "Böstritt", wo man dem asphaltierten Fahrsträsschen leicht abwärts haltend nach rechts folgt. Wir gingen später weglos nordseitig am Gräppelensee vorbei, man könnte noch weiter dem Strässchen bis zur Abzweigung nach Gräppelenstein folgen.

Ein ebenfalls markierter Bergweg führt nach Gräppelenstein hoch.

Gräppelenstein - Grathöhe Stöllen (T3+)
Von Gräppelenstein ist der Weiterweg nicht mehr markiert. Man folgt dem Fahrsträsschen zur langgezogenen Alphütte Farenboden. Wir kürzten dies ab, wo es immer ging und stiegen meist in der Falllinie auf.

Von der Hütte Farenboden folgt man einer recht gut ausgetretenen Wegspur in westlicher Richtung, zunächst ohne Höhengewinn. Die Spur führt später durch ein Tälchen weiter hoch und verliert sich dann. Wir stiegen in der Folge rechts der markanten Geröllhalde bis an den Fuss der Felsen der Stöllen hoch. Dort steigt man auf recht gutem, steilen Pfad (offenbar auch vom Wild instand gehalten) den Felswänden entlang hoch in nordöstlicher Richtung. Nach der Querung einer leicht ausgesetzten, aber gut auf Wildwechseln begehbaren Runse, erreicht man über Grashänge die Grathöhe am Fusse der Stöllen.

Überschreitung der Stöllen (Ost- und Westgipfel) T4
Man erreicht den Ostgipfel, indem man zunächst durch einen kleinen, einfach zu begehenden Kamin, einen ersten Absatz ersteigt. Der zweite Absatz - ebenfalls eine kaminartige Rinne - erfordert dann etwas mehr Kraftaufwand und das Gelände wird in der Folge für kurze Zeit exponierter. 

Der Abstieg vom Ostgipfel erfolgt kurz in der Nordseite in steilem, aber gut begehbaren Gelände.

Im weiteren Verlauf umgingen wir die ersten Felsen südseitig und stiegen durch eine einfach zu begehende Rinne etwas nach Norden ab, um kurz darauf wieder auf die Grathöhe zu steigen. Von dort erreicht man mit wenig, sehr leichter Kletterei den Westgipfel der Stöllen, wobei die letzten Schritte etwas exponiert sind. Anschliessend Abstieg auf gleicher Route zur Grathöhe.

Der weitere Verlauf erfolgt in der Nordseite, rote Punkte und Markierungen weisen den weiteren Verlauf nach Westen. Bald gelangt man zur Alphütte Oberwis.

Über den Nordgrat zum Lütispitz (T5)
Man erreicht nördlich der Hütte bei P. 1890 wieder den Grat, der hier sehr schmal und scharf ist. Hin und wieder weicht man ganz kurz in die Flanken aus (Begehungsspuren jeweils erkennbar), balanciert aber meistens über den Grat selbst. Es ist wichtig, sich nicht zu sehr in die Flanken leiten zu lassen. Auch wenn die Grataufschwünge auf den ersten Blick kaum passierbar aussehen, können diese mit etwas Geschick gut überwunden werden. 

Am Gipfelaufbau des Lütispitzes angelangt, steigt man eigentlich nicht über den Grat selbst, sondern praktisch immer auf recht guten Pfadspuren durch die sehr steile, aber ordentlich gut gestufte Nordflanke des Lütispitzes auf. Bald hat man den Gipfel ohne eigentliche Schwierigkeiten erreicht.

Abstieg über die Normalroute via Windenpass/Hinterwinden T2 (markiert)

Tourengänger: Ivo66, Lena


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