Munt la Schera - der Edelweiss-Berg


Publiziert von CampoTencia , 24. August 2019 um 23:23. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Unterengadin
Tour Datum:23 August 2019
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Aufstieg: 720 m
Abstieg: 1080 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit Postauto ab Zernez zum Ofenpass, Hst. Süsom Givè
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit Postauto ab il Fuorn - P6 an der Ofenpassstrasse
Kartennummer:1239 Sta. Maria, 1238 Piz Quatervals, 1218 Zernez oder map.geo.admin.ch

Nach der Postautofahrt das Ofenpasstal hoch geniessen wir auf dem Pass im Hotel Süsom Givè einen Kaffee mit Buttergipfel, bevor wir uns auf den Weg machen. Es soll uns erst mal östlich vom il Jalet durch das Tälchen unter dem Murtaröl durchführen. Die Felsorgeln über unseren Köpfen wecken unsere Fantasie: sind da Köpfe und Fratzen, die auf uns runterschauen? Ein schönes Felsentor könnte für eine tolle Passage herhalten, wäre uns das Gelände nicht zu steil. Kaum haben wir den Sattel erreicht, geht es ebenaus. Der Einschnitt des Val Murtaröl in das Gelände ist imposant. Schluchtartig hat sich der Bach seinen Weg gegraben. Es wird immer grüner: Weidegras und Blumen, Föhren und Lärchen, und sogar einzelne Arven. Am Munt Buffalora sind die riesigen Erdströme sehr auffällig: sie fliessen wie eine Decke mit zungenförmigen Ausläufern über den Hang hinunter. Wir gelangen in das Riedgelände Jufplaun und wandern in Richtung Alp Buffalora. Nicht nur die nun ansteigende Route bringt uns ins Schwitzen, auch die Sonne wärmt uns angenehm. Mit dem Blick auf Piz Nair, Piz Tavrü und Piz Vallatscha im Norden und dem Munt Chavagl vor uns geht es wie von selbst hoch zur Grenze des Nationalparks. Beim markanten Gesteinsblock, dessen Herkunft bisher unklar ist (wurde er von einem Gletscher hierher transportiert?), halten wir eine kurze Rast.
 
Am Buckel P.2436 im Süden fällt der grasige Hang auf. Es handelt sich hier um Girlandenrasen (s. Hinweis). Er ist entlang des Weges öfters zu sehen. Gut sichtbar sind auch die Erdströme, wie sie ebenso am Munt Buffalora und Munt Chavagl vorkommen. Auf unserem Weiterweg erblicken wir einige Edelweiss. Was heisst einige? Immer wieder, einzeln oder in Grüppchen. Wir kommen an einer Felsformation vorbei, wie wir sie nicht kennen. Es stellt sich später heraus, dass es sich um Rauhwacke handelt, einem verwitterten Sediment aus Gips und Calciumcarbonat. Da reiht sich ja eine Überraschung an die andere! Und die nächste ergibt ein Blick durch das Fernglas. Krokus hat am Hang Gämsen entdeckt. Über 20 Tiere sind am Äsen. Es wird uns also echt nicht langweilig. Und so gelangen wir mit viel Abwechslung zur Wegverzweigung, wo wir auf den Munt la Schera hochsteigen wollen. Steil geht es hoch. Ein Blick hinunter zum Lago di Livigno lässt uns innehalten: da scheint es zu regnen! Sollen wir den Aufstieg weiter fortsetzen oder den Rückzug antreten? Da der Wind eher aus dem Osten kommt, sollten wir eigentlich vom Regen verschont bleiben. Also rauf! Oben verläuft der Weg noch etwas westwärts bis zum grossen Steinmann. Noch zwei Bergsteiger teilen den Gipfel mit uns. Wir halten uns nicht lange auf. Wer weiss, ob der Regen doch noch kommt? Aber ein Rundblick muss sein, zu schön ist es, all die Berge rundum zu sehen.
 
Auch auf dem Abstieg erfreuen uns die Edelweiss in grosser Zahl. Der Munt la Schera ist ein Edelweiss-Berg! Die Versuchung ist gross, immer wieder die nächste Blume zu schauen, statt auf den Weg zu achten. Aber wir schaffen es ohne Fehltritte zum Weg hinunter, der zur Alp la Schera führen soll. Mit abnehmender Höhe gibt es immer mehr Legföhren, Wurzelstöcke säumen den Weg und hin und wieder plätschert ein Bächlein. Auf dem Bänklein bei der Alp la Schera gönnen wir uns eine Trinkpause, bevor wir den abwechslungsreichen Abstieg nach il Fuorn angehen. Im Wald zeigt sich auf eindrückliche Weise, dass im Nationalpark alles der Natur überlassen wird. Lärchen liegen quer im Hang, Bäume hängen in den Ästen eines Nachbars, bis sie eines Tages zu Boden fallen. Der Wald lichtet sich, wir stehen vor einer riesig langen Lawinenbahn, dem Lavinar Lad. Vom Gipfelplateau des Munt la Schera zieht sich eine geröllige Bahn bis zum Talgrund hinunter. Wie muss es hier nach starkem Schneefall oder Wolkenbrüchen toben! Wir stehen hier und schauen ungläubig den Lawinenkegel hoch.
 
Auf dem wurzelreichen Waldweg gelangen wir immer tiefer, mit der Zeit ist Motorenlärm von der Ofenpassstrasse zu vernehmen. Aber noch geniessen wir den Urwald aus Lärchen, Alpenrosenstauden, gelben Pilzen. Die Wirklichkeit empfängt uns wieder, als wir neben der Passstrasse die letzten Meter zum Hotel il Fuorn gehen. Das Postauto lässt uns genügend Zeit, um mit einem Calanda auf die in jeder Hinsicht interessante Tour anzustossen.
 
 
Hinweis:  für Interessierte ist die folgende Schrift zur Geologie am Munt la Schera empfehlenswert!
 
 

Tourengänger: CampoTencia, Krokus


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