Überschreitung Weralpgrat und Chli Schiben


Publiziert von Bergamotte , 15. Juli 2019 um 14:41.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:14 Juli 2019
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   CH-SG   Segnas-Vorabgruppe   Spitzmeilengruppe 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW ins Raminer Stäfeli (P. 1173)
Kartennummer:1174 Elm

Vor zwei Wochen stand ich auf dem Piz Sardona. Diesen mächtigen 3000er kennt fast jeder. Kaum bekannt geschweige denn begangen sind hingegen die Gipfel im Sardona-Nordgrat, welcher sich bis zum Foopass herabzieht. Heute widme ich mich dem unteren Teil, sprich dem Weralpgrat und den Chli Schiben. Als Überschreitung ist das ein lohnendes, stellenweile anspruchsvolles Unterfangen. Wer mag, setzt anschliessend die Grattour bis zu den Grossen Schiben fort. Selber hebe ich mir diesen Leckerbissen für nächstes Jahr auf.

Um 7:45 starte ich vom inoffiziellen Parkplatz im Raminer Stäfeli (P. 1173). Der Zustieg nach Ramin zieht sich, ist schliesslich aber doch in einer Stunde geschafft. Das ist übrigens eine der grössten Alpen im Glarnerland, auf der gegen 250 Tiere sömmern. Auf Höhe Raminer Matt (1896m) verlasse ich die Fahrstrasse und folge dem Wanderweg zum Foopas (2223m), wo ich zwei Biwakierer kreuze. Hier montiere ich die schweren Bergschuhe.

Der Aufstieg zum Weralpgrat wirkt zunächst recht abweisend, aber das Gelände ist gut gestuft und man braucht die gehobene T5 nicht zu überschreiten. Immer wieder erkennt man auch schöne Wildwechsel. Bei Nässe würde ich von der Route abraten, das Fels-Gras-Geschmiss ist selbst bei guten Verhältnissen schmierig. Von P. 2445 dann genussvoll und zunächst harmlos über den Weralpgrat. Man kann durchgehend auf der Gratkante verbleiben. Das gilt auch für den Aufschwung zu P. 2555. Hier muss man richtig "Hand anlegen", aber der trockene, leicht aufwärts geschichtete Fels ist dankbar (T5+ / II). Alternativ kann man auf Wildspuren nördlich vom Grat ausweichen.

Die Chli Schiben liegt von hier bereits zum Greifen nah. Doch dazwischen türmt sich eine furchterregende Wand auf, die Schlüsselstelle der Tour. Selbst 3614adrian, von dem die einzige Hikr-Begehung stammt, bezeichnet die Route als "recht heikel", wobei er sie sogar im Abstieg begangen hat... Wem das zu schwierig ist, kann stattdessen über die Schibenrus wieder Ramin erreichen. Die Wand ist in zwei Teile gegliedert, unterteilt durch einen kleinen Absatz. Der untere Bereich ist zwar schmierig, aber gut gestuft (viele Varianten, bis T6-). Wer einen guten IIIer frei klettert, könnte nun in direkter Linie weiter steigen. Meine Stärke liegt anderswo. So folge ich stattdessen einer geradezu lächerlichen sandigen Rinne, welche nach rechts hochzieht, um anschliessend linkshaltend wieder die Graktkante zu gewinnen. Aufgrund der Exposition dürfte sie fast immer feucht und rutschig sein, natürlich auch heute. Nun horizontal über ein grasiges Bändchen in die NE-Flanke queren; sehr schmal, aber gut gestuft und trocken. Anschliessend bei passender Gelegenheit (mehrere Varianten) in leichter Kletterei (II) zum Grat hoch. Zweifellos eine T6 der gehobenen Sorte, aber vom Geländetyp genau auf mich zugeschnitten. Dem felsigen Grat folgend stehe ich wenig später auf der Chli Schiben (2652m).

Eine ausgiebige Mittagsrast habe ich mir nun verdient. Als Gipfel gibt die Chli Schiben übrigens kaum was her, die Schartenhöhe beträgt wenige Meter. Das Panorama nach Norden auf Foostock & Co. und Richtung Elm kann sich aber durchaus sehen lassen. Und die Fortsetzung des Schibengrats Richtung Piz Sardona ist geradezu eindrücklich (und verlockend). Für meinen Teil wähle ich den Abstieg durch die namenlose Runse bis zur Chalberweid. Die Route fehlt im Führer, aber spez hat sie *hier recht gutmütig beschrieben. Nun, ich wäre wohl auch besser in die Flanke ausgewichen wie er. Ich habe selten eine so hässliche, mühselige Route begangen. Im aperen Zustand ist die Rinne schiffrig, nass, steil - alles Ingredienzen für Rutschpartien. Technisch schwierig ist das nicht unbedingt, aber irgendwie heikel, weil keine Unaufmerksamkeit drinliegt. Grössere Strecken absolviere ich auf dem Hosenboden. Weiter unten dann treffe ich auf Altschnee und kann angenehmer mit Steigeisen absteigen - ohne wär's nicht gegangen, zu hart die Unterlage. 90 Minuten hat mich der Abstieg bis nach Ramin Mittelstafel (1759m) schliesslich gekostet... Dort wieder in die Trailrunners und zügig zurück zum Ausgangspunkt. Abschluss der Tour, wie immer wenn ich im Chlital bin, im Gasthaus Elmer in Matt.

Zeiten
1:40  Foopass
3:00  Chli Schiben
4:30  Ramin
5:10  Raminer Stäfeli

Tourengänger: Bergamotte
Communities: T6


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Kommentare (5)


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Primi59 hat gesagt:
Gesendet am 16. Juli 2019 um 20:33
Die Fahrstrasse ins Raminer -Stäfeli, ist dort keine Schranke dass du rauffahren konntest oder war sie einfach offen für dich :-) ?
Lg
Priska

Bergamotte hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. Juli 2019 um 20:37
Nö keine Schranke, da fährt der halbe Kanton rauf, vor allem im Winter. Auch zur Alp Ramin hat’s keine Schranke, aber das würde ich mich nicht getrauen.

Primi59 hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. Juli 2019 um 21:27
ah, das "muss" ich mir auch mal gönnen, könnte ja noch ein Schild an die Frontscheibe kleben mit Forstwirtschaft ;-))) bis zur Alp wird's/könnte es "heiss" werden , falls die schon Bestossen ist.
Aber danke für den Hinweis.
NB; ich hab mal nachgefragt bei den Zuständigen von GL Süd wegen einer Bewilligung, sieh den Bericht von Flylu.

Gruäss
Priska

3614adrian hat gesagt:
Gesendet am 18. Juli 2019 um 20:59
Coole Tour! Meine Erinnerungen vom Abstieg über den Grat sind nur noch wage. Manchmal ist es ja so, dass man die heiklen Passagen später etwas ausblendet oder ich war damals noch etwas indolenter...
Wenigsten wird's kaum Stau geben bei solchen Touren...

Gruss
Adrian

Bergamotte hat gesagt: RE:
Gesendet am 20. Juli 2019 um 12:30
Naja, Dein Kommentar „recht heikel“ trifft es eigentlich ganz gut. Und wenn man sich wüstes T6-Gelände und Tiefblicke gewohnt ist, passt das schon. Einfach nicht jedes Wochenende...


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