Fruttstägä & Spilauer Stock


Publiziert von ᴅinu , 15. Juli 2019 um 07:26.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum: 6 Juli 2019
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K3 (ZS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR   CH-SZ 
Zeitbedarf: 4:45
Aufstieg: 847 m
Abstieg: 700 m
Strecke:8,4 km

Diese wunderbare Tour habe ich schon länger in der ToDo Liste. Neuerdings gibt es entlang der auf hikr.org bereits beschriebenen Tour auch noch einen Klettersteig, welchen man Ideal als warm-up einbinden kann. Dieser fordert jedoch, die Rundtour in umgekehrter Richtung zu begehen. 

Nach unserer letzten Unternehmung, wo wir den Teufelsteig gemacht haben, fragte mich mein ältester Sohn: "Können wir mal zu zweit einen schwierigeren Klettersteig machen Papi?" Mir kam spontan die Fruttstägä in den Sinn. Da wir sowieso den Klettergurt und den Helm mit dabei hatten, packte ich auch noch die restlichen Kletterutensilien mit ein. Grundsätzlich nehme ich auf jede Klettersteigbegehung ein 40 Meter Seil, einen Tuber, eine Pruslik und zwei Schlingen mit, um im Ernstfall helfen zu können. So waren wir flexibel, was die Tagesziele betrifft.

Mit der Seilbahn fuhren wir hinauf nach Biel. Vorbei an Vorder Weissenboden erreichten wir an der Felsbarriere bei Fruttstägen den Einstieg des Klettersteiges. Wie gewohnt frage ich meinem Sohn nach den Regeln der Klettersteige, ein Materialcheck und los geht's! Der Klettersteig startet wie viele andere bereits zu Begin mit der Schlüsselstelle, sodass man spätestens nach den ersten Metern merken sollte, ob man für diesen Klettersteig parat ist. Die Fruttstägä ist kurz, wir brauchten keine Stunde für die Wand, knackig ist er trotzdem, es hat zwei längere senkrechte Wände und in wilden Gelände eher wenig Metall verbaut - was mir gefällt. Als Highlight gilt die Pausenbank in der senkrechten Felswand, welche man kurz vor dem Ausstieg vorfindet.

Am Ausstieg muss ich nach unserer Mittagspause meinen Sohn motivieren, noch hinauf zum Höch Nossen zu wandern. Als er jedoch die Altschneefelder sieht ist er Feuer und Flamme, mit Schnee hat er diesen Sommer nicht mehr gerechnet. Dank guter Recherche habe ich jedoch Pickel und Steigeisen mit eingepackt (welche wir jedoch auf dieser Tour nicht gebrauchen werden). Kurz vor dem Gipfel des Höch Nossen treffen wir auf eine Gruppe neugieriger Schafe. Ich gehe kurz alleine auf den kleinen Gipfel des Höch Nossen, während mein Sohn bei den Schafen bleibt, der Ausflug ist kurz, nach 5 Minuten bin ich bereits wieder bei ihm. Entlang der Abrisskante wandern wir zum Spilauer Grätli hinauf. In der Mitte zum Spilauer Grätli treffen wir auf ein Murmeltier mit jungem, welches das Junge sofort zwischen die Zähne packt und zur Höhle flüchtet.

Hier oben zwischen dem Höch Nossen und Spilauer Grätli gibt es zurzeit noch viel gefährlichen Altschnee. Unter dem Altschnee sind grosse Flächen von Karst, welche tiefe Risse aufweist. Der darauf liegende Schnee kann spontan einreissen, analog Spaltenbrücken auf Gletschern. Auf dem Spilauer Grätli zeige ich meinem Sohn die mögliche Gratüberschreitung zum Spilauer Stock.  Er ist sofort fasziniert und möchte mit mir den Grat begehen, womit wir sofort eine Seilschaft erstellen. Nach einer kurzen Trinkpause gehe ich mit ihm die erlernten Regel durch: Wir entscheiden bei jedem Schritt ob 1) die Verhältnisse es zulassen weiter zu gehen, 2) alle beteiligten weiter gehen wollen und 3) ob wir ohne Risiko umkehren können wenn wir nicht mehr weiter kommen. 

Der Grat startet direkt mit einer Schlüsselstelle: Wir müssen über einen ca. einen Meter breiten Grat balancieren, auf beiden Seiten geht es weit hinunter. Die Rund 10 Meter bewältigen wir ohne Risiko am kurzen Seil. Anschliessend steigen wir auf ein Grasband, welches uns auf die Abstiegsflanke führt. In dieser Abstiegsflanke müssen lediglich zwei Felsbarrieren durchstiegen werden; wir finden zwei Schwachstellen, welche wir ohne Risiko absteigen können. Unten auf der Verbindungsfläche zum Spilauer Stock angekommen, relativiert sich die Komplexität des Aufstieges. Wir entscheiden weiter zu gehen. Grundsätzlich gibt es diverse Möglichkeiten aufzusteigen, wir entscheiden uns für die einfachste Variante, welche durchgehend nicht den 2. Schwierigkeitsgrad im Klettern übersteigt, zwischen kurzen Kletterpassagen gibt es genügend und auch breite Grasbänder zum ausruhen. 

Oben angekommen, sind wir erst auf einem Vorgipfel vom Spilauer Stock, welchen wir Nordseitig über einen Grashang absteigen. Dazu folgen wir Wildspuren, welche im Grashang hinüber zum Gipfelaufbau führen. Auch dieser Abschnitt war aufgrund der Verhältnissen ohne Risiko zu meistern und falls Nötig als Rückzug wieder machbar. Der Gipfelaufbau zeichnete sich als zweite Schlüsselstelle ab. Dank trockenen Verhältnissen und verschiedenen Felsbändern konnten wir auch diese Blockkletterei im 2. Schwierigkeitsgrad ohne Probleme überwinden und standen kurze Zeit später auf dem Gipfel vom Spilauer Stock. Ich persönlich war erstaunt ab der einfachen Überwindung des Grates in Anbetracht der Einschätzung von Bildmaterial - Da wir in der Halle beide bis 6a/6b klettern war dieser Grat für beide eine regelrechte Genusstour.

Über den Grasrücken vom Spilauer Stock wanderten wir nun hinunter zum Felsband Selezerflue. Direkt zu Begin des Felsbandes, am tiefsten Punkt vom Hagelstöckli steigen wir ab in den Steig, welcher uns mithilfe einer langen Leiter und einem Stahlseil hinunter nach Gand führt, von wo wir nur noch wenige hundert Meter zur Bergstation Ruoggig wandern müssen.

Gefällt einem die Art solcher Wanderungen lohnt es sich meine Sammlung von Klettersteigen zu lesen ;-)

Tourengänger: ᴅinu


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