Zwölferköpfl - Hohe Kiste: Überschreitung Hahnbichlsteig - Kistenkar


Publiziert von gero , 16. Juni 2019 um 11:32.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Bayrische Voralpen
Tour Datum:14 Juni 2019
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1505 m
Abstieg: 1505 m
Strecke:Eschenlohe, P Schellenbergstraße (675m) - Hahnbichlsteig - Zwölferköpfl - Hohe Kiste - Kistenkar - Eschenlohe (13,4 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Autobahn A95, Ausfahrt Eschenlohe und durch den Ort ostwärts zum gebührenfreien Wanderparkplatz in der Schellenbergstraße.
Kartennummer:Freytag & Berndt WKD4 (GAP, Wettersteingebirge, Werdenfels 1:25.000)

Lieber Bergkamerad, falls Du mal eine Bergtour für einen heißen Sommertag suchst, die in lauschiger Weise durch nordseitig schattigen Bergwald führt, kann ich Dir die Überschreitung des Eschenloher Zwölferköpfls und der Hohen Kiste empfehlen. Die Bergtour ist anspruchsvoller, als man zunächst meint - aber nicht in technischer Hinsicht (Schwierigkeiten gibt es kaum), sondern unter dem konditionellen Aspekt.

Über den Hahnbichlsteig zum Zwölferköpfl

Hier habe ich den Hahnbichlsteig bereits einmal beschrieben, und meine heutige Beschreibung setzt dort ein, wo der Steig zusehends horizontal verläuft und man ihn verläßt: gut beschildert, führt er hier links (Ww Krottenkopf, Weilheimer Haus; man erreicht diese Stelle etwa 1,5 Std. ab dem Wanderparkplatz). Will man zum Zwölferköpfl, wird er an dieser Stelle verlassen, man folgt geradeaus ansteigend einem weiteren Forstweg (ab jetzt keine Markierungen mehr), der nach einigen Minuten eine Rechtskurve beschreibt und danach weiterhin bergauf führt. Man folgt nun diesem Forstweg wiederum bis zu einer Art Kulminationspunkt - hier markiert ein unscheinbares Steinmandl am Wegrand den Beginn eines zunächst schwach, später dann gut ausgeprägten Bergsteiges, der letztlich hinauf zum Zwölferköpfl führt.

Etwa 10 Minuten nach dem Steinmandl erreicht man eine Jadghütte ("Mesmerhütte" steht auf dem Holzschild über der Tür), unmittelbar hinter der Hütte setzt sich der bisherige Steig fort. Er führt steil in kurzen Kehren durch den Wald bergauf und bekommt zusehends den Charakter eines Panoramaweges: die Ausblicke durch den Mischwald nach Norden hinunter in das Alpenvorland verdienen Beachtung. Immer wieder bleibe ich stehen und schaue hinüber zum Staffel-, Ammer- und Starnberger See.

Nach weiteren 20 Minuten erreicht man eine hübsche Bergwiese; ein Rudel Gemsen flüchtet in die umliegenden Bergflanken. Auf der Landkarte ist dies der mit 1448 m kotierte Geländepunkt, an dem der Minecker Grat von Nordwesten kommend mündet. Von dieser Wiese ist erstmals das Kreuz auf dem Gipfel des Zwölferköpfls zu sehen. Bis dort hinauf ist es etwas weiter, als es aussieht: noch etwa 200 Hm zum Gipfel. Es geht am linken Wiesenrand wenige Minuten bergauf zum Rand des lichten Waldes (an einem Baum ein verwaschener blauer Punkt) und durch diesen weiter bergan. Der Steig trifft den Fußpunkt eines etwas sperrigen, schrofigen Geländeabsatzes; er wird rechtsseitig umgangen, und dann führt eine kurze Rinne mitten durch diesen Felsriegel auf erfreulich einfache Weise hindurch. An dieser Stelle ist auf einem Felsen ein blauer Markierungsstern aufgebracht. Danach führt das Steiglein äußerst aussichtsreich durch Latschengassen zum Zwölferköpfl (1656 m) hinauf; 40 Minuten ab der Wiese, knapp 3 Std. ab Eschenlohe.

Anmerkungen zur bisherigen Tour:
- das unbedeutende Elferköpfl wird nicht berührt und fällt im Gelände nicht auf
- besonders im oberen Teil hat der Anstieg viel Ähnlichkeit mit dem Berchtesgadener Steinberg - ähnlich lieblich und weltabgeschieden
- hat man nur das Zwölferköpfl als Ziel, so scheint es mir angebracht, auf gleichem Weg wieder abzusteigen; denn der nachfolgend beschriebene Abstieg ins Pustertal ist etwas länger und anstrengender, als man meint, und besonders der Weiterweg zur Hohen Kiste erweist sich anstrengender, als ich gedacht hätte.

Übergang zur Hohen Kiste

Nach ausgiebiger Rast folge ich dem gut ausgeprägten Steig südwärts auf dem nördlichen Kamm der Kiste, welcher das Zwölferköpfl trägt. Der Steig führt immer knapp unterhalb der Kammlinie durch Latschenfelder, bis er schließlich eine scharf eingeschnittene Scharte erreicht, die den Ansatzpunkt des eigentlichen Kisten-Nordgrates markiert. In diese Scharte geht es nun hinab - im Prinzip unschwierig, aber das Gelände ist mit rolligem Grus übersäht, es geht sich weniger schön als erhofft.

Nachdem ich zur besagten Scharte abgestiegen bin, führt der Steig immer am Fußpunkt der zur Kiste aufstrebenden Felsflanke dahin. Zunächst recht erbaut, daß man hier kaum Höhenverlust hat, wandere ich dahin und staune nicht schlecht, als sich der Steig, nun allerdings zusehends verfallend, in die abweisende Kistenflanke HINAUF wendet. Das Gelände wird hier sehr steil und schrofig, dort hinauf möchte ich mich auf keinen Fall quälen; ich denke, dies ist inzwischen ein Gamswechsel, dem ich folge. Ich quere die ganze Ostflanke der Kiste, inzwischen gibt es keinerlei Steigspuren mehr, als Orientierungspunkt habe ich mir jene Stelle auserkoren, an der - zuletzt absteigend - der Normalweg vom Pustertaler Jagdhaus heraufkommt. An dieser Stelle springt ein auffallender Sporn ins Pustertal vor. Die ganze Quererei ist viel mühsamer, zeitraubender und anstrengender, als man meint - ich benötige genau 1 Stunde, bis ich endlich den Normalweg zur Kiste erreicht habe (siehe Fotodokumentation).

Mein Vorschlag für etwaige Wiederholer dieses Überganges: ich denke, es ist vernünftiger, von der Scharte zwischen Kiste und Zwölferköpfl über die grünen Hänge hinab ins oberste Pustertal abzusteigen und dann am oben erwähnten Sporn den Hauptweg zu erreichen. Letztlich muß man sowieso dort hinunter, und die Quererei mit der Hoffnung, keine Höhe zu verlieren, erweist sich als wenig erfreuliches Unterfangen.

Nun aber geht es auf dem Normalanstieg flott hinauf zur Hohen Kiste (1922 m) ... obwohl, ganz so schnell nun auch wieder nicht, eine gute Stunde habe ich schon noch gebraucht, bis ich die 400 Hm üerwunden hatte. Am Gipfel hat mich dann ein kräftiger Föhnsturm empfangen.

Abstieg durch das Kistenkar nach Eschenlohe

Den direkten Abstieg durch das Kistenkar habe unter dem eingangs zitierten Link bereits einmal beschrieben. Als Schlüsselstelle erweist sich im Abstieg der Felsriegel, der das oberste Kistenkar begrenzt. Mit etwas "Gefummel" schiebt man sich über die nicht gut einsehbare, da minimal überhängende Kletterei hinunter, dann hat man es geschafft und steht im allerobersten, steilsten Abschnitt des Kares. Entlang vieler Steigspuren geht es nun vorsichtig hinunter - man wird durch das Kistenkar nahezu die gleiche Zeit bis Eschenlohe benötigen, die man alternativ durch das Pustertal auch braucht. Nur hat man hier die dortige langweilige Forststraße nicht, dafür eindrucksvolle Geländeszenerien und den tollen Blick hinaus ins oberbayerische Flachland.

Ich habe von der Hohen Kiste bis zum Wanderparkplatz Eschenlohe gut 2 Std. gebraucht.


Anmerkungen

- Auf der GESAMTEN Route gibt es kein Wasser - ausreichende Trinkvorräte mitnehmen

- Die Tour ist ziemlich anstrengend, speziell wegen der beiden unbequem zu begehenden Kare

- Das Kistenkar ist wegen seiner Steilheit als Schnellabstieg ungeeignet - im Zweifelsfall den bequemen Abstieg durch das Pustertal wählen!

Tourengänger: gero


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Geodaten
 44883.gpx Überschreitung Eschenloher Zwölferköpfl - Hohe Kiste

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Kommentare (4)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 17. Juni 2019 um 12:59
da hast du dir ja eine schön lange Tour "eingebrockt" ;-)

lg Felix

derMainzer hat gesagt: Übergang zur Hohen Kiste
Gesendet am 19. Juni 2019 um 13:44
Servus Gero,

beim Übergang vom Zwölferköpfl zur Hohen Kiste warst du schon auf dem richtigen Weg gewesen.
Im Kar bei der Kreuzwand links neben dem Geröll bei der steilen Schrofenflanke geht es weglos bis zum sichtbaren großen Felssporn aufwärts. Dort nach links abzweigen. Man findet auch ein Steinmandl als Wegzeichen. Über ein breiteres Band geht es am Felssporn vorbei bis zu den Latschenkiefern. (s. dein Bild Nr. 29 links oben, bzw. Nr. 34 steile Schrofenflanke). Über das Band gehen bis zur einer freigeschnittene Latschenkiefergasse. Durch diese hindurch und schon befindet man sich im oberen Kar vom Pustertal. Dort kommt auch der offizielle Weg/Steig vorbei. Hinweise zum Weg findest du unter:
https://www.deine-berge.de/Touren/Wandern-Bergsteigen/22388/Eschenlohe-Zwoelferkoepfl-Hohe-Kisten-Weilheimer-Huette.html
Habe die Tour letztes Jahr im Herbst gemacht. Allerdings im Wolkennebel und Aufstieg über den Mineckergrat.

Gruß
derMainzer

gero hat gesagt: RE:Übergang zur Hohen Kiste
Gesendet am 19. Juni 2019 um 21:21
Servus,
vielen Dank für Deinen Hinweis! Für mich fast ein Grund, die Sache gleich noch einmal zu machen!
Allerdings ..... ob sich die Plackerei die Steilflanke hinauf besonders lohnt, bleibt abzuwarten. Oft ist es ja so, daß derartige vermeintliche Abkürzungen sich zuletzt als nicht wirklich lohnend erweisen. Aber einen Versuch wäre es wert.

Beste Grüße vom gero

bertos hat gesagt: Danke
Gesendet am 3. Juli 2022 um 12:08
Eine ganz tolle Tour ... hat mir sehr gut gefallen.
Man braucht in der Tat eine extra Portion Kondition in den Haxen :)


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