Aletschhorn 4193m Überschreitung SKB
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Griaß Eich Skibergsteiger -innen !
Lange stand es auf der Agenda, das Aletschhorn. Im Mai 2018, nach einem Winter mit viel Schnee, sollten ideale Bedingungen herrschen. Der Harald, mein Bergkamerad, ließ keinen Zweifel aufkommen, zum Abschluß der Saison muß ein Highlight her. Die Nagelprobe hatten wir am Dreiherrenspitz abgeliefert..... also los geht`s.
Für mich ist das "Aletsch" keine reine SKT, die langen Passagen in denen du die Skier trägst und pickelst, geben der gesamten Tour eher das Prädikat SKB (Skibergsteigen). Dies vorweg.
Dann die ganzen Mythen und Erlebnisberichte von Kameraden, die an diesem Berg so ihre Schwierigkeiten hatten, einer sprach sogar vom Flirt mit dem Sensenmann. Faszinierend, das ist genau das, was einen anzieht.
Als Voraussetzung braucht`s das Triple B: Bedingungen, Begleiter, Belastbarkeit.
Ende Mai, die Bedingungen (Zustand Berg, Schnee, Wetter) waren gut, aber nicht ganz ideal. Das Team, meine Begleiter, na klar, der Harald, ein exzellenter Skitourengänger und Bergsteiger, der schon so oft an meiner Seite war und der Michi, der jede freie Minute seine Skier bewegt, perfekt telemarkt, eine ellenlange Liste 3000er aufweist und sich heute seinen ersten 4000er schnupft. Belastbarkeit, die körperliche Fitness und die Bergerfahrung, hatten wir auch im Gepäck. Speziell was mich angeht, wer mich kennt, wer meine Berichte liest, der weiß, überspitzt formuliert, wenn der "Teufel" umdreht, fällt der Hügel um. Vielleicht das geheime, vierte B, ... Biss.
Die Tourplanung. Der Harald hat sie ausgetüftelt. Du brauchst 2 Tage, schneller geht`s nicht. München - Fiesch - Fiescheralp - Grosser Aletschgletscher - Mittelaletschbiwak - NO-Grat - Aletschhorn - SW-Abstieg - Oberaletschgletscher - Hotel Belalp - Brig.
Start in München um 3:00 Uhr. Je nach Verkehr und Routenplaner nach Fiesch ins Rhonetal. Parken bei der Seilbahn. Die Luftseilbahn fährt nur stündlich zu dieser Jahreszeit.
Wir entschieden, nur bis zur Mittelstation Fiescheralp "Kühboden" 2212m zu fahren. Es war 13 Uhr mittags. Dann die Skipiste hoch und die Trasse der Seilbahn zum Eggishorn kreuzen. Weiter auf der Skipiste ansteigen, rechts haltend, bis diese unter dem Eggishorn eine Linkskehre macht. Jetzt weiter nach Osten, um das Horn herum. Der Blick öffnet sich zum Märjelensee und zum Grossen Aletschgletscher. Du befindest dich jetzt über dem Einschnitt zwischen Strahl- und Eggishorn. Es hatte einen Grund, warum wir so hoch angestiegen sind, denn den Sumpfschnee von der Mittelstation auf Märjelenseehöhe zu queren, schreckte uns ab. Nun abfahren zum Aletschgletscher (1,5 Std.).
Weiter an der linken Gletscherseite abfahren /-rutschen, bis sich der Taleinschnitt gegenüber zum Aletschhorn ganz öffnet (10 Min.). Jetzt kreuzt man den Grossen Aletschgletscher, es ist ein Eismeer. Super geil, Woge rauf, Woge runter, verschiedene kleine, hellblaue Eiswassertümpel umgehen, wenige Spalten, die wir gut erkennen (45 Min.). Flankiert zur Linken vom Zenbächenhorn, rechts vom Olmenhorn, stehen wir nun am Talanfang zum Mittelaletschgletscher. Der große Berg strahlt einen ungeniert an. Ein tolles Schneebergkino und man ist verleitet die Dimension zu unterschätzen.
Jetzt den Mittelaletschgletscher mittig hoch bis zur ersten zerrissenen Eiszone (ca. 2700m). Hier nach rechts und am rechten Gletscherrand weiter nach oben bis ca. 3000m. Nun kurz nach rechts zum schon lange sichtbaren Mittelaletschbiwak 3013m (2 Std.). Wer gute Augen hat, der erkennt das Hüttchen schon kurz nach Talbeginn. Mittlerweile ist es 18:30 Uhr geworden, unglaublich, 6 Std. vom Parkplatz. Über 15 Std. ab München, Aufstiegsleistung 1000m. Ende eines langen Tages.
Das Biwak ist gut gefüllt. Hier hast du ein Rendezvous mit guten Sportlern. Es läßt sich wunderbar fachsimpeln, die Stimmung ist locker. Aufstehzeit 3:30 Uhr. Es ist wie immer, bereits um 3:00 Uhr beginnt die Frühstücksmacherei und Wasserkocherei. Ich finde das total unnötig, wer um diese Uhrzeit nicht genügend Körner für einen Gipfelanstieg im Körper hat, der hat hier nichts verloren. Für mich ein Egotripp, erwarten sie doch auch, daß du um 9 Uhr abends deine Klappe hältst.
Hinter dem Hütterl geht`s dann gleich mal steil ostwärts den eisigen Hang hoch. Zum Glück reichten Harscheisen. Dann nordwärts haltend in eine kleine Einsenkung unter dem Dreieckshorn. Hier kann man entspannt seine Steigeisen anlegen und evtl. den Pickel rausholen. Dann steil bergan und unter den Felsen des Dreieckshorn (nördlich) zum NO-Grat queren. Nun dem Grat abwechselnd links/rechts je nach Gelände folgen bis in die Mulde unter dem Vorgipfel. Die Verhältnisse waren heute perfekt, es hatte vor 2 Tagen etwas Neuschnee gegeben, du brauchtest am Grat nur ordentlich zu stapfen, allerdings sehr ausgesetzt. In der Senke unter dem Vorgipfel zieht man wieder die Skier mit Harscheisen an, in dieser Höhe ist alles hart gefroren.
Wenn das Gelände aufsteilt, wendet man sich nach links zum Grat, der auf den Vorgipfel leitet. Die letzten Meter dann wieder der Wechsel zu Steigeisen. Du erreichst den Vorgipfel und es braucht eine Bauchentscheidung. Für das kurze Querungsstück zum Gipfelaufbau nochmal die Skier hin? Ich entschied mich weiter mit Steigeisen. Dann den Gipfelgrat mit Felskontakt (Eis) zum Aletschhorn 4193m hochpickeln. Ein kleines Alukreuz ziert den Gipfel. Es gibt ein Gipfelbuch. Du stehst auf einem herausragenden Alpengipfel, wirklich einen Besuch wert. Der Blick auf die Uhr macht keinen Spaß. Es ist 11 Uhr. Der Planungserfolg flieht.
Heute mache ich eine Ausnahme meiner massiven Alukreuzkritik, hier oben ist es Luxus, meine lieben Südtiroler Freunde.
Der Rundumblick ist vom Feinsten. Viele große Gipfel der Schweizer Zunft blitzen einem entgegen.
Und dann der Hammer: fast Windstille und gefühlt Plusgrade auf knapp 4200m. Zeit für ein ausführliches Mittagessen! Was perfekt klingt, hat jedoch für Skibergsteiger einen ernsten Spiegel. Der Tiefblick zum Oberaletschgletscher verhieß nichts Gutes. Die ersehnte Abfahrt vom Gipfel war ein Trugschluß, das SW-Ripperl zeigte seine felsigen Zähne. Die Steilheit des Geländes zwingt einen bis auf 3700m abzupickeln. Und wie wir da im Sonnenschein auf immer weicher werdenden Untergrund so dahinkraxeln, vernehmen wir zu unserer Rechten ein grausames Knacken und schon bahnte sich eine große Nassschneelawine ihren Weg nach unten. Ausgerechnet in das Gletscherbecken, welches wir nachher kreuzen wollten (der Normalweg der SKT auf das Aletschhorn). Ein Blick auf den Hang rechts (südlich) des Gipfels zeigte uns, daß da noch einiges an Nachschubmaterial für Lawinen hängt. Die Frage nach Plan B hat gar keiner gestellt, weil es keinen gibt. Trotzdem, es braucht einen Ausweg, die Zeit drängte, die Sonne ausknipsen, das schafft auch ein Bergteufelchen nicht.
Kompromiß: Dem Rippchen weiter nach unten folgen (Sommerweg), die Felsen umfahren, dann gezwungenermaßen nach rechts wegziehen und die finale Frage: abklettern oder kurz den Gletscherbruch touchieren. Das haben wir präferiert (siehe Foto ?!). Danach kurz durchschnaufen und eine Rinne runter zum Oberaletschgletscher fahren.
Dann diesen runterdüsen. Tja, das ist so eine Schiebefrage bei der Flachheit des Geländes und dem Sumpfschneeambiente. Nachdem du die Oberaletschhütte (zur Linken oben) passierst, solltest du eigentlich dem Sparrhorn entgegenfahren. Wow! Auch hier nur schneegerutschtes, nicht crossbares Gelände. Da fühlst du dich "zu Hause" und wieder ein Hindernis. Für Bergsteiger ein "Schiß", aber es ist da. Folglich der Massaschlucht entlang runter, bis fast zur Hängebrücke (1800m) fahren. Nochmals die Skier auf den Buckel und hochpickeln zum Wanderweg zur Belalp.
Gut, dann bist du auf dem Wanderweg. Jetzt fahren wir ein Stück ab und dann folgt ein stetes Auf und Ab, Schafe schauen dich verwundert an, bist du doch wahrscheinlich Einer der ersten Wanderer dieser Saison. Restschneefelder, die keinerlei Nachlässigkeit erlauben, sind in steilem Gelände zu kreuzen, umgestürzte Bäume umsteigen und in der schneegefüllten, rinnenartigen Verschneidung zum Hotel Belalp gerade mal so ohne Steigeisen hoch... dieser Rückweg enthält so manche Tücken.
Der Portier öffnet respektvoll die Türe und so sitzen wir dann zum Abendbrot um 19 Uhr zusammen. Schön wäre es, doch weit gefehlt. Alles geschlossen und so sitzen wir in gespenstischer Ruhe auf einem Holzbalken vor dem Hotel. Vom gewittrigen Wetter ganz zu schweigen. Endlich kommen die mitgeschleppten "Schuhe" zum Einsatz. Kein Ende in Sicht, deshalb weiter geht`s, hinab nach Egga, dem Draht zur zivilisierten Gesellschaft. Wir erreichen das Dorf im Gewitterschauer und stellen uns unter. Es hilft nichts, ich läute an einem Haus und frage nach der Möglichkeit eines Taxis. Ich treffe auf sehr nette Leute und ja, es gibt im Dorf ein Taxi. Herzlichen Dank für die Hilfe. Das Taxi bringt uns für 65.- Franken hinab nach Brig in unser zuvor gebuchtes Hotel. Wow, es ist 21 Uhr.
Ein supergeiler Tripp findet sein Ende, so ein "bergteuflisches" Highlight schon am Anfang der Bergsaison zu setzen, geil, das macht Spaß auf mehr und ... es folgt mehr, Bergsteigerrente ade. Siehe meine Berichte von 2018.
Absichtlich habe ich mir ab dem Gipfel eine Zeitangabe verkniffen, toll wenn man sagen kann, wir hatten alles im Griff. Nur den Zeitfaktor nicht. Am nächsten Tag sind wir dann mit dem Zug nach Fiesch gefahren, zum Auto und dann nach Hause. Im Klartext, wenn ihr die 2 Tage ab München einhalten wollt, dann Vollgas, der Zug fährt auch Mitternachts.
Ein Dank an meine zwei Kameraden. Starke Jungs. Glückwunsch zu deinem ersten 4000er Michi. !! Für mich war`s der 25te, beim Harald weiß ich es gar nicht, glaube es fehlen ihm noch 15 in den Alpen.
Mit diesem Bericht verbinde ich ein persönliches Anliegen auf Hikr, endlich eine "Bergteufel"-Beschreibung eines Schweizer Berges, meine Bergsteigertätigkeit ist nicht begrenzt auf die Dolomiten und das Karwendel. Ein ordentlicher Bericht kostet Zeit, die Gipfel, die ich jährlich besuche, das schaffe ich nicht, sie alle so zu beschreiben, daß ihr die Tour nachsteigen könnt. Deshalb beschränke ich mich meist auf Berge, wovon es keine/kaum Berichte gibt. Heute eine Ausnahme, momentan habe ich Zeit und dann kann man auch mal das "Aletsch" beschreiben.
Habe die Ehre, Berg Heil,
der Bergteufel
Lange stand es auf der Agenda, das Aletschhorn. Im Mai 2018, nach einem Winter mit viel Schnee, sollten ideale Bedingungen herrschen. Der Harald, mein Bergkamerad, ließ keinen Zweifel aufkommen, zum Abschluß der Saison muß ein Highlight her. Die Nagelprobe hatten wir am Dreiherrenspitz abgeliefert..... also los geht`s.
Für mich ist das "Aletsch" keine reine SKT, die langen Passagen in denen du die Skier trägst und pickelst, geben der gesamten Tour eher das Prädikat SKB (Skibergsteigen). Dies vorweg.
Dann die ganzen Mythen und Erlebnisberichte von Kameraden, die an diesem Berg so ihre Schwierigkeiten hatten, einer sprach sogar vom Flirt mit dem Sensenmann. Faszinierend, das ist genau das, was einen anzieht.
Als Voraussetzung braucht`s das Triple B: Bedingungen, Begleiter, Belastbarkeit.
Ende Mai, die Bedingungen (Zustand Berg, Schnee, Wetter) waren gut, aber nicht ganz ideal. Das Team, meine Begleiter, na klar, der Harald, ein exzellenter Skitourengänger und Bergsteiger, der schon so oft an meiner Seite war und der Michi, der jede freie Minute seine Skier bewegt, perfekt telemarkt, eine ellenlange Liste 3000er aufweist und sich heute seinen ersten 4000er schnupft. Belastbarkeit, die körperliche Fitness und die Bergerfahrung, hatten wir auch im Gepäck. Speziell was mich angeht, wer mich kennt, wer meine Berichte liest, der weiß, überspitzt formuliert, wenn der "Teufel" umdreht, fällt der Hügel um. Vielleicht das geheime, vierte B, ... Biss.
Die Tourplanung. Der Harald hat sie ausgetüftelt. Du brauchst 2 Tage, schneller geht`s nicht. München - Fiesch - Fiescheralp - Grosser Aletschgletscher - Mittelaletschbiwak - NO-Grat - Aletschhorn - SW-Abstieg - Oberaletschgletscher - Hotel Belalp - Brig.
Start in München um 3:00 Uhr. Je nach Verkehr und Routenplaner nach Fiesch ins Rhonetal. Parken bei der Seilbahn. Die Luftseilbahn fährt nur stündlich zu dieser Jahreszeit.
Wir entschieden, nur bis zur Mittelstation Fiescheralp "Kühboden" 2212m zu fahren. Es war 13 Uhr mittags. Dann die Skipiste hoch und die Trasse der Seilbahn zum Eggishorn kreuzen. Weiter auf der Skipiste ansteigen, rechts haltend, bis diese unter dem Eggishorn eine Linkskehre macht. Jetzt weiter nach Osten, um das Horn herum. Der Blick öffnet sich zum Märjelensee und zum Grossen Aletschgletscher. Du befindest dich jetzt über dem Einschnitt zwischen Strahl- und Eggishorn. Es hatte einen Grund, warum wir so hoch angestiegen sind, denn den Sumpfschnee von der Mittelstation auf Märjelenseehöhe zu queren, schreckte uns ab. Nun abfahren zum Aletschgletscher (1,5 Std.).
Weiter an der linken Gletscherseite abfahren /-rutschen, bis sich der Taleinschnitt gegenüber zum Aletschhorn ganz öffnet (10 Min.). Jetzt kreuzt man den Grossen Aletschgletscher, es ist ein Eismeer. Super geil, Woge rauf, Woge runter, verschiedene kleine, hellblaue Eiswassertümpel umgehen, wenige Spalten, die wir gut erkennen (45 Min.). Flankiert zur Linken vom Zenbächenhorn, rechts vom Olmenhorn, stehen wir nun am Talanfang zum Mittelaletschgletscher. Der große Berg strahlt einen ungeniert an. Ein tolles Schneebergkino und man ist verleitet die Dimension zu unterschätzen.
Jetzt den Mittelaletschgletscher mittig hoch bis zur ersten zerrissenen Eiszone (ca. 2700m). Hier nach rechts und am rechten Gletscherrand weiter nach oben bis ca. 3000m. Nun kurz nach rechts zum schon lange sichtbaren Mittelaletschbiwak 3013m (2 Std.). Wer gute Augen hat, der erkennt das Hüttchen schon kurz nach Talbeginn. Mittlerweile ist es 18:30 Uhr geworden, unglaublich, 6 Std. vom Parkplatz. Über 15 Std. ab München, Aufstiegsleistung 1000m. Ende eines langen Tages.
Das Biwak ist gut gefüllt. Hier hast du ein Rendezvous mit guten Sportlern. Es läßt sich wunderbar fachsimpeln, die Stimmung ist locker. Aufstehzeit 3:30 Uhr. Es ist wie immer, bereits um 3:00 Uhr beginnt die Frühstücksmacherei und Wasserkocherei. Ich finde das total unnötig, wer um diese Uhrzeit nicht genügend Körner für einen Gipfelanstieg im Körper hat, der hat hier nichts verloren. Für mich ein Egotripp, erwarten sie doch auch, daß du um 9 Uhr abends deine Klappe hältst.
Hinter dem Hütterl geht`s dann gleich mal steil ostwärts den eisigen Hang hoch. Zum Glück reichten Harscheisen. Dann nordwärts haltend in eine kleine Einsenkung unter dem Dreieckshorn. Hier kann man entspannt seine Steigeisen anlegen und evtl. den Pickel rausholen. Dann steil bergan und unter den Felsen des Dreieckshorn (nördlich) zum NO-Grat queren. Nun dem Grat abwechselnd links/rechts je nach Gelände folgen bis in die Mulde unter dem Vorgipfel. Die Verhältnisse waren heute perfekt, es hatte vor 2 Tagen etwas Neuschnee gegeben, du brauchtest am Grat nur ordentlich zu stapfen, allerdings sehr ausgesetzt. In der Senke unter dem Vorgipfel zieht man wieder die Skier mit Harscheisen an, in dieser Höhe ist alles hart gefroren.
Wenn das Gelände aufsteilt, wendet man sich nach links zum Grat, der auf den Vorgipfel leitet. Die letzten Meter dann wieder der Wechsel zu Steigeisen. Du erreichst den Vorgipfel und es braucht eine Bauchentscheidung. Für das kurze Querungsstück zum Gipfelaufbau nochmal die Skier hin? Ich entschied mich weiter mit Steigeisen. Dann den Gipfelgrat mit Felskontakt (Eis) zum Aletschhorn 4193m hochpickeln. Ein kleines Alukreuz ziert den Gipfel. Es gibt ein Gipfelbuch. Du stehst auf einem herausragenden Alpengipfel, wirklich einen Besuch wert. Der Blick auf die Uhr macht keinen Spaß. Es ist 11 Uhr. Der Planungserfolg flieht.
Heute mache ich eine Ausnahme meiner massiven Alukreuzkritik, hier oben ist es Luxus, meine lieben Südtiroler Freunde.
Der Rundumblick ist vom Feinsten. Viele große Gipfel der Schweizer Zunft blitzen einem entgegen.
Und dann der Hammer: fast Windstille und gefühlt Plusgrade auf knapp 4200m. Zeit für ein ausführliches Mittagessen! Was perfekt klingt, hat jedoch für Skibergsteiger einen ernsten Spiegel. Der Tiefblick zum Oberaletschgletscher verhieß nichts Gutes. Die ersehnte Abfahrt vom Gipfel war ein Trugschluß, das SW-Ripperl zeigte seine felsigen Zähne. Die Steilheit des Geländes zwingt einen bis auf 3700m abzupickeln. Und wie wir da im Sonnenschein auf immer weicher werdenden Untergrund so dahinkraxeln, vernehmen wir zu unserer Rechten ein grausames Knacken und schon bahnte sich eine große Nassschneelawine ihren Weg nach unten. Ausgerechnet in das Gletscherbecken, welches wir nachher kreuzen wollten (der Normalweg der SKT auf das Aletschhorn). Ein Blick auf den Hang rechts (südlich) des Gipfels zeigte uns, daß da noch einiges an Nachschubmaterial für Lawinen hängt. Die Frage nach Plan B hat gar keiner gestellt, weil es keinen gibt. Trotzdem, es braucht einen Ausweg, die Zeit drängte, die Sonne ausknipsen, das schafft auch ein Bergteufelchen nicht.
Kompromiß: Dem Rippchen weiter nach unten folgen (Sommerweg), die Felsen umfahren, dann gezwungenermaßen nach rechts wegziehen und die finale Frage: abklettern oder kurz den Gletscherbruch touchieren. Das haben wir präferiert (siehe Foto ?!). Danach kurz durchschnaufen und eine Rinne runter zum Oberaletschgletscher fahren.
Dann diesen runterdüsen. Tja, das ist so eine Schiebefrage bei der Flachheit des Geländes und dem Sumpfschneeambiente. Nachdem du die Oberaletschhütte (zur Linken oben) passierst, solltest du eigentlich dem Sparrhorn entgegenfahren. Wow! Auch hier nur schneegerutschtes, nicht crossbares Gelände. Da fühlst du dich "zu Hause" und wieder ein Hindernis. Für Bergsteiger ein "Schiß", aber es ist da. Folglich der Massaschlucht entlang runter, bis fast zur Hängebrücke (1800m) fahren. Nochmals die Skier auf den Buckel und hochpickeln zum Wanderweg zur Belalp.
Gut, dann bist du auf dem Wanderweg. Jetzt fahren wir ein Stück ab und dann folgt ein stetes Auf und Ab, Schafe schauen dich verwundert an, bist du doch wahrscheinlich Einer der ersten Wanderer dieser Saison. Restschneefelder, die keinerlei Nachlässigkeit erlauben, sind in steilem Gelände zu kreuzen, umgestürzte Bäume umsteigen und in der schneegefüllten, rinnenartigen Verschneidung zum Hotel Belalp gerade mal so ohne Steigeisen hoch... dieser Rückweg enthält so manche Tücken.
Der Portier öffnet respektvoll die Türe und so sitzen wir dann zum Abendbrot um 19 Uhr zusammen. Schön wäre es, doch weit gefehlt. Alles geschlossen und so sitzen wir in gespenstischer Ruhe auf einem Holzbalken vor dem Hotel. Vom gewittrigen Wetter ganz zu schweigen. Endlich kommen die mitgeschleppten "Schuhe" zum Einsatz. Kein Ende in Sicht, deshalb weiter geht`s, hinab nach Egga, dem Draht zur zivilisierten Gesellschaft. Wir erreichen das Dorf im Gewitterschauer und stellen uns unter. Es hilft nichts, ich läute an einem Haus und frage nach der Möglichkeit eines Taxis. Ich treffe auf sehr nette Leute und ja, es gibt im Dorf ein Taxi. Herzlichen Dank für die Hilfe. Das Taxi bringt uns für 65.- Franken hinab nach Brig in unser zuvor gebuchtes Hotel. Wow, es ist 21 Uhr.
Ein supergeiler Tripp findet sein Ende, so ein "bergteuflisches" Highlight schon am Anfang der Bergsaison zu setzen, geil, das macht Spaß auf mehr und ... es folgt mehr, Bergsteigerrente ade. Siehe meine Berichte von 2018.
Absichtlich habe ich mir ab dem Gipfel eine Zeitangabe verkniffen, toll wenn man sagen kann, wir hatten alles im Griff. Nur den Zeitfaktor nicht. Am nächsten Tag sind wir dann mit dem Zug nach Fiesch gefahren, zum Auto und dann nach Hause. Im Klartext, wenn ihr die 2 Tage ab München einhalten wollt, dann Vollgas, der Zug fährt auch Mitternachts.
Ein Dank an meine zwei Kameraden. Starke Jungs. Glückwunsch zu deinem ersten 4000er Michi. !! Für mich war`s der 25te, beim Harald weiß ich es gar nicht, glaube es fehlen ihm noch 15 in den Alpen.
Mit diesem Bericht verbinde ich ein persönliches Anliegen auf Hikr, endlich eine "Bergteufel"-Beschreibung eines Schweizer Berges, meine Bergsteigertätigkeit ist nicht begrenzt auf die Dolomiten und das Karwendel. Ein ordentlicher Bericht kostet Zeit, die Gipfel, die ich jährlich besuche, das schaffe ich nicht, sie alle so zu beschreiben, daß ihr die Tour nachsteigen könnt. Deshalb beschränke ich mich meist auf Berge, wovon es keine/kaum Berichte gibt. Heute eine Ausnahme, momentan habe ich Zeit und dann kann man auch mal das "Aletsch" beschreiben.
Habe die Ehre, Berg Heil,
der Bergteufel
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