Der Gams ihre Freiheit! - Über die Elsalpe ins Schutzgebiet Faludriga-Nova
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Der Gams ihre Freiheit! Ein ebenso klangvolles wie verlockendes Postulat, zu dessen vollständigen Umsetzung bei der Schaffung des ca. 1.000 ha umfassenden Schutzgebiets Faludriga-Nova der Politik jedoch der Mut fehlte. Denn auf die Verfügung eines ganzjährigen Bejagungsverbots konnte man sich damals nicht einigen. Ein solches gilt nur auf etwa 400ha des Schutzgebiets und erstreckt sich im Wesentlichen auf die bevorzugten Sommereinstandsgebiete von Rot- und Gamswild. Die Lernfähigkeit des Gamswilds vorausgesetzt findet es aber auch in den – bereits außerhalb des Schutzgebiets gelegenen – steilen, zerklüfteten und unzugänglichen Südwänden der Gamsfreiheit Zuflucht. In diese bis zu 600m hohe Steilflanke verirrt sich schon mal eine Gams, aber gewiss kein Jäger.
Trotz der langen Zugänge zu der stolz über dem Klostertal aufragenden Gamsfreiheit, ist diese bei den Bergwanderern recht beliebt, wird man doch für seine Mühen mit einer exzellenten Aussicht belohnt. Der Zugang von Bludenz mag ob der Benutzung der Muttersbergbahn für viele Gipfelaspiranten verlockend sein, doch reizvoller – weil landschaftlich abwechslungsreicher – ist die Rundtour ab Marul durch das Schutzgebiet Faludriga-Nova. In welche Richtung man diese begeht und welche Variante man dabei wählt ist schlussendlich Geschmackssache.
Gestartet wird etwas unterhalb der Maruler Kirche. Dort weist am Ende des Wanderparkplatzes die Ausschilderung auf den Walderlebnispfad. Einem Fahrweg folgend spaziert man zunächst hinunter zum Lasanggabach und am Rand des Bachbetts flussaufwärts bis ein Holzsteg auf die andere Bachseite leitet. Auf einen Pfad wechselnd geht’s nun zwischen Wald und Ufer vor zu einem Rastplatz mit Teich. An diesem vorbei zieht nun ein Steig hinauf zur Wegverzweigung bei der wüsten Nova-Mure.
Hier rechts ab geht’s zunächst recht mühsam über das Geschiebe der Nova-Mure bergwärts, bis auf etwa 1.015m die Markierungen nach rechts aus dem Geröllstrom herausführen. Den unwegsamen Murenfächer verlassend, führt in weiterer Folge ein schmaler Waldsteig durch abschüssiges Gelände hinauf in den abgeschiedenen Elsbachtobel, wo zwei Stege dafür sorgen, dass man trockenen Fußes auf die andere Tobelseite gelangt. Gegenüber angelangt geht’s auf weiterhin schmalem Steig durch eine steile Waldflanke hoch zu einem Geländerücken. Dort dreht der Pfad dann nach Westen ab und führt durch die Flanke hinauf zu den Weiden der Tiefenseealpe. Den Markierungen über die Wiesen folgend hat man wenige Minuten später den ersten Steilaufstieg des Tages geschafft und kann an der Alphütte eine verdiente Verschnaufpause einlegen.
Nach dem durchaus anstrengenden Steilanstieg gestaltet sich der nun folgende Wegabschnitt von der Tiefenseealpe hinein zur Elsalpe als Erholungswandern. Hinter der Alphütte auf einen Alpweg wechselnd, geht’s auf diesem hoch zum nahen Tiefenseesattel. Hier hält man sich links und folgt dem vom Muttersberg heraufführenden Fahrweg ohne nennenswerten Höhengewinn um das Breithorn herum zur Elsalpe. Diese bietet während der Alpsaison nochmals die Gelegenheit sich zu stärken, bevor der zweite und längste Steilaufstieg des Tages in Angriff genommen wird.
Für den ersten Teil des Aufstiegs zur Gamsfreiheit stehen einem zwei Wegoptionen zur Verfügung. Eine direkte und eine etwas ausholendere Variante. Obwohl letztere im AV-Führer und in den gebräuchlichen Wanderkarten als „Normalroute“ angeführt ist, ist dennoch die direkte Variante, jene die regelmäßig begangen wird. Man soll sich also von den Wanderkarten nicht verwirren lassen und den Markierungen bei der Elsalpe vertrauen.
Von der Alphütte geht’s zunächst auf einem Alpweg vor bis zu einer Rechtskurve. Hier weisen alte Markierungen nach links hinunter in eine Wiesenmulde. In diese hinab und rechts an einer Baumgruppe vorbei, trifft man bei einer Viehtränke auf einen deutlichen Ziehweg, dem man über offenes Gelände bis zu einem Graben folgt. Sich zu einem Pfad verjüngend führt dieser nun schräg durch den Hang hinauf zu einer Wasserfassung. Ab hier zieht der Weg dann deutlich an und man steigt recht anstrengend am Rand einer Rinne der Gamsfreiheit entgegen. Zu Beginn noch von Latschen gesäumt weichen diese zusehends kargen Weideböden. Bevor es schließlich an den finalen Anstieg geht, lädt in einer Hochmulde unterhalb der Gamsfreiheit ein kleines Seelein zu einer Verschnaufpause ein.
Von der Karschwelle führt der Weg links ausholend durch die Hänge bis unter markante Schrofen. Diesen rechts ausweichend gewinnt man schließlich in kurzen Kehren den NW-Grat der Gamsfreiheit. Dem Grat folgend wartet kurz darauf die Schlüsselstelle des Anstiegs: Eine wegsperrende Schrofenstufe. Mit Drahtseilen versichert quert man zunächst über ein Felsband in die steile W-Flanke der Gamsfreiheit, um im Anschluss – stets unterhalb der Grathöhe – über steiles Gras-Schrofengelände eine kleine Grasmulde westlich des Kreuzgipfels zu erreichen. Über diese hinweg ist es dann noch ein „Katzensprung“ bis zum Gipfelkreuz am Westgipfel der Gamsfreiheit. Das GK markiert zwar nicht den höchsten Punkt der Gamsfreiheit, doch bietet er die umfassendere Aussicht als der nur geringfügig höhere Ostgipfel.
Beim Abstieg Richtung Faludrigasattel führt der Weg vom Kreuzgipfel durch eine Mulde an den höheren Ostgipfel heran. Dessen Anhöhe wird allerdings nordseitig umgangen. Wer ihn mitnehmen möchte verlässt einfach den Wanderweg und steigt die wenigen Meter über Gras zum höchsten Punkt hinauf. Der weitere Abstieg erfolgt dann über den mit Grasmatten überzogenen – zu Beginn noch recht steilen – O-Rücken hinunter zu einem kleinen Karstfeld. Durch dieses hindurch und über die folgende Stufe bergab ist kurz darauf eine Hochfläche erreicht. Über diese hinweg schlendernd wartet vor dem Faludrigasattel noch eine letzte kurze Steilstufe.
Das geltende Wegegebot im Schutzgebiet würde für den Abstieg nach Marul via Fürkele einen Umweg über die Faludrigaalpe verlangen. Im AV-Führer ist allerdings eine Abkürzung über die zwischen Gamsfreiheit und Novakopf eingebetteten welligen Karböden beschrieben, durch die man sich gute 20 bis 25 Minuten ersparen kann. Dazu folgt man vom Faludrigasattel noch für ein kurzes Stück dem Wanderweg und verlässt diesen bei einem scharfen Rechtsknick. Das markante Fürkele bzw. die Novaspitze nicht aus den Augen verlierend geht’s danach pfadlos über die Karböden bis man nach einer Latschenkuppe auf etwa 1.900m auf den von der Faludrigaalpe herüberziehenden Wanderweg trifft. Nach knackigem Intermezzo steht man gute fünf Minuten später bereits in der Einsattelung des Fürkeles.
Für den Abstieg in das mit Latschen überzogene Kar der Oberen Novaalpe wählt man nicht die geradeaus führende Steigspur, sondern jene die nach Südwesten (Anm. scharf nach links) in einer Spitzkehre in das weitläufige Kar hinabzieht. Zunächst noch über karge Bergmatten und an einem Trümmerfeld rechts vorbei, schlängelt sich schließlich ein Pfad durch ein schier endloses Dickicht an Krummholz hinaus zur Weidelichtung des Alten Stofels. Über die kargen Böden hinweg wandert man nun vor zu einem Geländerücken. Dort nach links um dessen Eck herum, leitet anschließend ein steiniger Weg steil hinunter zur Lichtung an der Oberen Novaalpe.
An den zwei Alpgebäuden der Oberen Novaalpe vorbei verschwindet der Wanderweg wieder im Dickicht des Krummholzes und führt im Bereich eines teilweise sehr steilen Grabens in zahlreichen Kehren bergab ins Weidegebiet der Unteren Novaalpe. Dort angelangt lässt man den Wald und das Buschwerk hinter sich und steigt über recht steile Wiesen hinunter zu einem Geländerücken. Über diesen nun weiter abwärts bis man im Talboden auf eine Wegkreuzung trifft.
Den Wegweiser nach Hof beachtend, führt eine Brücke mit schönen Einblicken in die Schlucht des Lasanngabachs auf die andere Talseite. Nach einem kurzen Gegenanstieg hoch zur Mautstraße der Laguzalpe, findet die Rundtour über die Gamsfreiheit mit einem gemütlichen Spaziergang hinaus nach Marul ihr verdientes Ende.
Gehzeiten:
Marul – Lasanggabach – Nova-Mure (ca. 30'') – Elsbachtobel – Tiefenseealpe (ca. 1' 00'') – Tiefenseesattel (ca. 15'') – Elsalpe (ca. 30'') – Seeli – Gamsfreiheit (ca. 1' 20'') – Faludrigasattel (ca. 30'') – Fürkele (ca. 30'') – Obere Novaalpe (ca. 30'') – Untere Novaalpe, Lasanggabach (ca. 45'') – Hof – Marul (ca. 40'')

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