Wettersteingrat Teil 3 – von der Rotplattenspitze zur Meilerhütte


Publiziert von algi , 17. September 2018 um 13:04.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Wetterstein-Gebirge und Mieminger Kette
Tour Datum:16 September 2018
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   D 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Lochlehn im Leutaschtal

Bereits vor 7 Jahren habe ich am Wettersteingrat den Abschnitt von der unteren Wettersteinspitze bis zur Rotplattenspitze begangen. Dachte mir, ehe die Demenz einsetzt, sollte ich dieses angefangene „Projekt“ zu Ende führen. Vor 2 Jahren hat frehel den Grat schon vom Musterstein bis zur Rotplattenspitze in umgekehrter Richtung beschrieben: *hier.

Der einfachste Weg zur Rotplattenspitze führt über das Kar „Im Flecken“, daher starte ich gegen 6:45 Uhr in Lochlehn an einer noch geduldeten Parkmöglichkeit gegenüber dem Haus Donnerrose. Auf der anderen Seite der Straße den Weg ca. 50 m, bis zum letzten Haus, verfolgen. Nun vor diesem Haus rechts in einen unscheinbaren Weg einbiegen, der sich nach dem Haus in einen Wirtschaftsweg wandelt, und in östliche Richtung zwischen eingezäunten Wiesen weiterführt. Bei Beginn des Waldes trifft man auf einen, von rechts kommenden, Weg, den man scharf links, immer entlang des Bretterzaunes, ca. 300 m weitergeht. Wenn sich der Weg Y-förmig teilt, wird der rechte Ast weiterverfolgt, er führt direkt zum großen Geröllkegel unterhalb des felsigen Grabens. Eindeutige Trittspuren weisen diesmal zu dem steilen Schrofenrücken, an dessen oberen Ende eine versteckte Latschengasse ins Kar hinauf leitet.

Nach dem Ende der Latschengasse folgt ein kurzes Flachstück, nun rechts eines felsigen Abbruches in einer weiteren natürlichen Gasse zu einer felsigen Rinne empor. Da das Gras noch recht nass ist, bleibe ich in der gut gangbaren Rinne bis sie nach links abdreht. Etwas rechts davon mühsam aufwärts bis zum Beginn des großen Geröllfeldes. Rechterhand über steile aber gut gestufte Schrofen zur schluchtartigen Rinne die zur Mittagsscharte führt. Etwa 60 – 80 m unterhalb der Scharte links über steile Schrofen zum Ostgrat der Rotplattenspitze empor und ihn bis zum Gipfel weiterverfolgen. Für den Zustieg über das Kar „Im Flecken“ empfehle ich einen sehr frühen Aufbruch, da bei sommerlichen Temperaturen sonst die Gefahr besteht, bei lebendigem Leibe gegart zu werden.

Heute sind die Bedingungen nahezu perfekt, glasklare Sichtverhältnisse und eine sehr angenehme Temperatur, nur der auffrischende Südwind macht es in kurzer Hose fast ein bisschen zu kühl. Der Grat hinüber zur Wettersteinwand über den Wettersteinkopf bis zur Scharte vor dem 4-eckigen Turm weist keine besonderen Schwierigkeiten auf, an einigen Passagen muss man Hand anlegen und in dem alpinen Gelände ist natürlich die entsprechende Vorsicht geboten. Den größten Teil des Grates kann man jedoch im Wandermodus absolvieren, mir gefällt besonders gut, dass man meistens direkt am Grat entlang laufen kann und nicht in die Flanken ausweichen muss. Vor dem 4-eckigen Turm steigen gerade 3 oder 4 Seilschaften aus der südseitigen Rinne (von der Bergleintal-Seite kommend) in die Scharte hinauf, ich gehe davon aus, dass sie den Weg von der Mustersteinhütte zum Wettersteinkopf auf diese Weise abgekürzt haben. Oder gibt es hier eine kleine Klettertour?

Mindestens einer der Gruppe kennt sich offenbar gut aus und weist mir den Weg zur nordseitigen Umgehung dieses Turmes. Die Besteigung des folgendes Turmes aus der vorgelagerten Scharte ist auch gleich die schwierigste Stelle der heutigen Etappe, zunächst über eine markante Rinne im linken Teil des Turmes auf eine kleine Schulter, und nun über ein relativ kleingriffiges Wandl zum höchsten Punkt hinauf. Im Abstiegssinne ist dieses Wandl, wie frehel bereits bemerkte, wohl eine größere Herausforderung. Nun, wo möglich, immer dem Gratverlauf bis zur Scharte vor dem Ostgrat des Mustersteins folgen, nach meinem Empfinden wird die Kletterei zunehmend schöner. Die zu bewältigenden Schwierigkeiten sind nach meiner Einschätzung für den III-ten Grad sehr dankbar bewertet, auch wenn die eine oder andere Stelle durchaus recht exponiert ist.

Mit Beginn des Ostgrates nimmt auch die Felsqualität merklich ab, man hält sich weiterhin möglichst direkt an die Gratschneide, für die Überschreitung von sehr brüchig aussehenden Zacken ergibt sich vor Ort meistens eine ganz einfache Lösung. Schließlich geht der Felsengrat in einen Schrofengrat über, viele Steinmänner, die man auch beachten sollte, weisen den Weg durch die zerklüftete Flanke nach oben. Nahezu Punkt 12 Uhr habe ich den Gipfel des Mustersteins schließlich erreicht.

Nach einer kurzen Pause mache ich mich an den Abstieg über den Westgrat. Anfangs noch etwas brüchig, nimmt die Felsqualität mit jedem Meter nach unten zu. Ich bin richtig begeistert, da die Kletterei durchaus anspruchsvoll ist, und ich auf Anhieb auch den richtigen Weg lt. AVF finde. Gleich nach der ersten Scharte unterhalb des krummen Zackens, quert man nur wenige Meter auf der Nordseite nach Westen um zur nächsten, sehr kleinen Scharte, zu gelangen. Durch eine Felsrinne bis zu einer Geröllrinne abklettern, wieder einige Meter hochsteigen, bis man an geeigneter Stelle die glatte Wand auf der Westseite über gestuften Fels überwinden und in die Parallelrinne absteigen kann. Ich bin bis zu einem kleinen Turm hochgeklettert und den dahinterliegenden Kamin wieder abgeklettert, aber das geht unterhalb wohl auch viel einfacher. Nun auf der anderen Seite durch einen Riss in einer markanten grauen Platte hinauf zum linken Seitengrat und weiter in wenigen Metern zum Felskopf. Weiter am Grat, zuletzt in die Scharte vor dem gelbbrüchigen Turm abklettern. Nun die Wegspuren und Steinmänner, im mehrfachen Auf und Ab, die Südflanke der Törlspitzen querend, bis zur Meilerhütte weiterverfolgen. Unbedingt auf die Steinmänner achten, da die Wegspuren nicht mehr überall so deutlich sind wie einst.

Abstieg durch das Bergleintal, zuletzt bin ich von Reindlau nach Lochlehn an der Straße entlanggelaufen (ca.1,5 km), aber es gibt auch einen Waldweg.

 

Schwierigkeitseinstufung: überwiegende I und II, wenige Stellen im Bereich III bei den 3 Scharten und beim Abstieg vom Musterstein

 

Fazit: Landschaftlich ausgesprochen schöne Überschreitung mit herrlicher Aussicht auf die Ostseite des Wettersteingebirges. Für die Länge der Tour kommt mir persönlich die Kletterei etwas zu kurz. Die Begehung des Grates in Ost-West-Richtung habe ich nicht als Nachteil empfunden, die schwierigste Stelle kann man so im Aufstiegssinne bewältigen, und der Abstieg von der Meilerhütte ist zwar sehr lang, aber dafür Knie-schonender als beim Kar im Flecken. Und die „Besichtigung“ der Musterstein-Südwand ist für den Kletterer auch noch ein kleines Schmankerl so kurz vorm Ende der Tour.

Viele Grüße
Albert


Tourengänger: algi


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