Musterstein über Hannemannweg und Wettersteingrat


Publiziert von frehel , 9. Juli 2016 um 11:44.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Wetterstein-Gebirge und Mieminger Kette
Tour Datum: 8 Juli 2016
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   D 
Zeitbedarf: 11:30
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m

Der Wettersteingrat streicht in östlicher Richtung von der Meilerhütte zur Unteren Wettersteinspitze. Da dieser für mich konditionell als Tagestour nicht zu schaffen ist und ich den östlichen Teil schon kenne, bin ich heute den Abschnitt vom Musterstein zur Mittagsscharte gegangen. Durch die Musterstein Südwand führen eine Reihe mittelschwerer klassischer Routen, von denen ich heute, da alleine unterwegs, eine der leichteren als Anstieg ausgewählt habe, nämlich das Schmidband (Stellen III) und den Hannemannweg (IV).


Durch das Bergleintal geht es von Leutasch hoch bis zur Mustersteinhütte. Von der ist es nicht weit bis zum Einstieg des markanten und zunächst steil in westlicher Richtung ansteigenden Schmidbands. Dieses ist oberhalb des Einstiegsbereichs breit und ich verfolge es meist links direkt wo es zur Wand abbricht, um möglichem Steinschlag im inneren rinnenartigen Bereich aus dem Weg zu gehen. Es liegt jede Menge Geröll herum, was den Anstieg wenig vergnüglich macht. Dort wo die Kubanek/Spindler (Bohrhaken) durch die große Verschneidung abzweigt wird das Band kurz schmal und eben. Schließlich steigt man über gerölligen Fels gerade hoch zum Nieberlkessel.

Im rechten oberen Eck des Nieberlkessels beginnt der Hannemannweg hinter einem Felsblock. Zunächst geht es kurz gutgriffig ein senkrechtes Wandl hinauf und dann quert man rechts um die Kante (IV). Bei der Querung ist ein kurzer Reibungsabschnitt zu bewältigen, den man aber durch Nutzung eines Normalhakens vereinfachen könnte. Man gelangt in eine Nische unter einem abgespaltenen Block, der überklettert wird, ebenso wie einige weitere Blöcke (IV-). Jetzt geht es eine steile Rinne hinauf (IV-), wo die Schwierigkeiten enden und bequeme Bänder ostwärts leiten bis man ans obere Ende der großen Verschneidung gelangt. Hier Bohrhaken von Kubanek/Spindler. Jetzt unschwierig über Rinnen oder Schrofen direkt zum Gipfel des Mustersteins.
Insgesamt sind die Normalhaken am Hannemannweg sehr alt und nicht vertrauenserweckend, insbesondere an den Standplätzen. Gutes Topo findet sich im AV-Führer

Auf dem Musterstein ist leider das Gipfelbuch weg, schade. Nach längerer Pause geht  es ostseitig über den Grat abwärts. Im Bereich der Drei Scharten wird der Grat zunehmend ausgesetzt und es sind immer wieder kurze Abbrüche abzuklettern (III). Man bleibt immer unmittelbar am Grat. Auf Grund des ständigen Wechsels ausgesetztes Gehen, Abklettern kommt man nur langsam voran. Vom Musterstein bis zur Wettersteinwand habe ich fast drei Stunden gebraucht. Zu einer tiefen Scharte bricht der Grat steil ab und am besten seilt man hier etwa 15 Meter ab. Ich bin ziemlich nahe der überhängenden Kante abgeklettert und das war meiner Meinung nach deutlich schwieriger als ein Dreier, was ja laut AV-Führer nicht sein kann. Vielleicht gibt es hier eine einfachere Umgehung, so verstehe ich zumindest einige Bemerkungen im Internet?

Hinter der Scharte mit der Abseil- bzw. Abkletterpassage umgeht man den nächsten Turm nordseitig. Ab hier geht es unschwierig am Grat auf den Wettersteinkopf. Der Übergang zur Wettersteinwand zieht sich etwas, noch einmal geht es steil am Grat hinunter und einige Stellen werden südseitig umgangen. Der Weg von der Wettersteinwand zur Mittagsscharte ist nett und unschwierig. Hier hat es auch etwas mehr Gras. Im Abstieg von der Mittagsscharte nach Leutasch habe ich mich leider schwer getan und viel Zeit verloren, da das Gelände von oben sehr schlecht einsehbar ist und ich den besten Weg nicht kannte. Letztlich bin ich bis zum Geröllfeld durch eine felsige, ausgewaschene Rinne westlich der Mittagsscharte abgeklettert. Klar ist hier nur, dass man später die Schlucht im Latschenbereich auf einem ausgeschnittenen Steig orographisch links umgeht.


Die Gehzeit ist inklusive längerer Gipfelpausen und so groß auf Grund meines schlecht gelaufenen Abstiegs durch das Kar "Im Flecken". Die zurückgelegten Höhenmeter sind nur geschätzt, da es am Grat viel auf und ab geht.

Fazit: Das Schmidband bietet auf Grund des vielen Gerölls keinen entspannten Aufstieg, aber schöne Ausblicke auf das Leutascher Platt und den Öfelekopf. Der leider sehr kurze Hannemannweg hält wunderschöne, gutgriffige und doch technisch interessante Kletterei wie ich sie mag bereit. Allerdings war es mit meinem großen Rucksack für die Überschreitung heute teils beschwerlich. Der Wettersteingrat hat im Bereich der Drei Scharten durchaus kurze nette Kraxelstellen, aber er ist etwas inhomogen: Im dauernden Wechsel folgen kurze Abbrüche und ausgesetzte geröllige Gehpassagen einander. Es ist deswegen schwierig, einen guten Rhythmus zu finden, und nicht ganz so genussvoll und kurzweilig wie am Blassengrat. Den Abstieg durch das Kar "Im Flecken" würde ich nicht wieder machen, da sehr zeitraubend und mühsam.
Bezüglich der Gehrichtung am Wettersteingrat muss man beim hier beschriebenen Abschnitt abwägen, ob man lieber mit guter Übersicht aufwärts klettert, dann von Ost nach West, oder ob man die schöne freie Aussicht beim Gehen vor sich haben will, dann von West nach Ost, denn sonst hat man den plumpen Musterstein Ostgrat dauernd vor der Nase.

Tourengänger: frehel


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Kommentare (6)


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Nic hat gesagt:
Gesendet am 9. Juli 2016 um 19:29
Da hast ja mal wieder einen rausgelassen. Respekt! Starke Tour und tolle Fotos. Den Musterstein Westgrat sollten wir uns bei Gelegenheit wirklich mal anschauen.

VG Nico

frehel hat gesagt: RE:
Gesendet am 11. Juli 2016 um 22:03
Danke. Oh ja, auf den Musterstein Westgrat freue ich mich auch schon, wär fein wenn er sich dieses Jahr ausgeht.

VG,
Moritz

mabon hat gesagt: Congrats
Gesendet am 9. Juli 2016 um 22:36
Hey,

echt gut! :-)
War heute auch in der Ecke. Wolken ohne Ende.

Schöne Grüße

mabon

83_Stefan hat gesagt:
Gesendet am 11. Juli 2016 um 21:42
Hey frehel, eine klasse Tour hast du gemacht! Ich habe den Abstieg durch das Kar "In den Flecken" allerdings als recht praktikabel (wenn auch sehr steinschlaggefährdet) in Erinnerung. Aber das ist schon ewig her. Erwähnenswert waren damals auch die pervers aufdringlichen Schafe, über die sich garantiert auch Hermann von Barth himself ausgelassen hätte. Beste Grüße!

frehel hat gesagt: RE:
Gesendet am 11. Juli 2016 um 22:09
Danke dir. Ja, die Schafe sind im Kar sehr hektisch hinter mir hergelaufen, aber zum Glück war ich schneller :)

Wahrscheinlich ist der Abstieg in Ordnung, wenn man einen guten Weg erwischt. Leider hatte ich viel Pech und, von oben nicht einsehbar, immer die falsche Variante gewählt.

VG,
Moritz

ADI hat gesagt:
Gesendet am 2. August 2016 um 10:18
Hallo, Moritz!

Sehr starke Tour.....tolle Leistung....des musst frei schon draufhaben....Respekt!!

VLG!

ADI


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