Am unteren Wettersteingrat (fast) vom Winde verweht
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Eine Tour mit Tom war schon länger verabredet, nun sollte es aber endlich mal klappen. Das Wetter war für Samstag durchaus vielversprechend vorausgesagt und die Verhältnisse sind top. Eigentlich wollte ich was aus dem Karwendel vorschlagen, aber Tom hatte die Idee, den Grat von der oberen Wettersteinspitze zu den drei Scharten zu machen. Da der Wettersteingrat schon länger auf der Liste ist und ich hier auch noch die Schlüsselstelle auskundschaften konnte, bedurfte es keiner großen Überzeugungsarbeit.
Auch wenn die Nordseite letztlich schneefrei war gingen wir auf Nummer sicher und wählten den Südanstieg über das Kar „im Fleck“ mit anschließendem Abstieg ins Bergleintal. Die Vorliebe für abseitige Wege teilen wir auf jeden Fall. Start am Parkplatz der Meilerhütte (in Leutasch Lochlehen zu parken, würde ich ehrlich gesagt nicht mehr versuchen) und auf den von algi beschriebenen Weg. Recht zügig gelangt man zu der Schuttreise die in das Kar hinaufführt. Ob aus Ungeduld oder Optimismus meinen wir, die Latschengasse schon recht früh zu erkennen – war sie nicht. Es folgt ein länger anhaltender Latschenkampf bis wir nach einiger Zeit im Unterholz auf die angestrebte Latschengasse treffen.
Ab hier ist der Weg nicht mehr besonders schwer zu finden, man hält sich nach Verlassen der Latschen eher rechts und steuert auf ein Rinnensystem zu, das von der oberen Wettersteinspitze herunterzieht. Dort geht es dann über Schrofen und leichte Kletterei in der Rinne zum Gipfel (I-II). Die obere Wettersteinspitze ist ein schöner Gipfel mit toller Aussicht, der auch als eigenes Ziel lohnt. Ich habe ihn mal als Sonnenaufgangstour gemacht, dafür würde ich aber den Normalweg gehen.
Schon in der Rinne hat es mächtig zu winden begonnen. Eigentlich ist es relativ warm aber Föhn zieht heute brutal nach Norden. Rückblickend war es hier aber noch harmlos. Wind sowie Länge und Anspruch des Weiterwegs verbieten eine zu ausgiebige Gipfelpause und so geht es weiter am Grat in Richtung Rotplattenspitze. Ich habe heute meine Handschuhe im Auto gelassen, da es selbst unten schon angenehm warm war – ein großer Fehler, wie sich nun herausstellt, da mir die Hände fast abfrieren. Ich spüre nur noch, wie der scharfkantige (und daher gutgriffige) Fels sich in meine Hände schneidet. Es geht auch recht schnell kräftig zur Sache, eine etwas ausgesetzte knackige IIer Stelle muss abgeklettert werden, was mit fast tauben Händen und ohne Aufwärmen den Adrenalinspiegel direkt nach oben treibt. Die Kletterei in diesem Abschnitt ist aber durchaus abwechslungsreich und erfreut trotz kühler Witterung. Die Wegführung ist eigentlich recht selbsterklärend, ein paar Mal weicht man in die Nordflanke aus. Der ganze Grat ist recht brüchig, sodass hier überall Vorsicht geboten ist
Der Wind hat inzwischen Geschwindigkeiten erreicht, die ich schon länger nicht mehr erlebt habe. Ein Aufrechtes gehen am Grat will gut überlegt sein, da die kräftigen Böen mittlerweile so stark sind, dass sie das Gleichgewicht ernsthaft beeinträchtigen. Die anspruchsvolle Kletterei geht so bis zur Mittagsscharte weiter. Aus dieser steigt man nochmal in etwas anspruchsvollerem Gelände auf den Grat zur Rotplattenspitze. Ab hier ist es bis zur Wettersteinwand relativ leicht. Quasi Wandern mit Ier Stellen. Ausgedehnte Pausen verhindert der Wind, auf der Wettersteinwand sitzen wir ein bisschen im Windschatten aber wirklich gemütlich ist es nicht. Landschaftlich ist es aber wirklich sehr lohnend: Südlich das Bergleintal mit Öfelekopf, westlich das Leutascher Platt mit den schönen Dreitorspitzen und nördlich der Blick in das Alpenvorland – verschlungen vom Hochnebel.
Ab der Wettersteinwand wird’s nochmal etwas ernster, die Gehpassagen werden weniger und es mischen sich wieder einige IIer Stellen dazu. Insgesamt aber schön zu klettern, auch wenn der Wind die Sache weiter erschwert. So geht es weiter bis zum Wettersteinkopf, wobei man die letzte Stufe eigentlich wohl südseitig umgeht. Das haben wir im Eifer des Gefechts übersehen und wurden dafür mit einer ekligen Abkletterstelle im oberen IIten Schwierigkeitsgrad mit anschließendem Abstieg durch eine kleingriffige Bröselrinne belohnt (T6, II+, von der Nachahmung wird abgeraten). Nach dem Wettersteinkopf kommt dann recht bald zur Linken eine markante Scharte, durch die wir auch absteigen, nachdem wir uns die Schlüsselstelle des Wettersteingrats einige hundert Meter weiter angeschaut haben.
Der Abstieg führt durch steile Schrofen und Gebrösel. Nicht wirklich schlimm aber auch kein Genuss. Aufgrund des tief eingeschnittenen Bachs im Bergleintal, quert man hier nach dem ersten Abstieg erst einmal in recht direkter Linie zur Mustersteinhütte. Falls man eine der herabziehenden Rinnen an einer ungünstigen Stelle erwischt, muss man sich ein bisschen umorientieren. Es geht hier aber quasi ohne Kletterei über abschüssige Graspolster bis zu einer Schutthalde, über die man dann schnell den Weg ins Bergleintal erreicht.
Ab hier geht’s auf dem markierten Weg nach unten. Landschaftlich zwar lohnend, aber nochmal relativ mühsam, da hier überall grobes Geröll rumliegt, das fast durchgehend konzentriertes Gehen erfordert. Unten wird’s dann auch erdig feucht, wobei die teils dichte Laubdecke hier eher hilft, auch wenn aufgrund der darunter befindlichen Wurzeln und Steine Vorsicht geboten ist. Relativ zügig ist man dann aber unten und nach einem kleinen Gegenanstieg und etwas Auslaufen wieder am Auto.
Insgesamt eine sehr lohnende Tour, auch wenn es bei weniger windigen Verhältnissen sicher noch angenehmer ist. Das Leutascher Platt bietet einfach eine tolle Kulisse. Die Kletterei bewegt sich immer wieder im zweiten Schwierigkeitsgrad, der aufgrund der Ausgesetztheit und Brüchigkeit auch kompromisslos beherrscht werden sollte.
Der Südanstieg wird im AV-Führer als mühsam beschreiben, was aufgrund der Steilheit und dem Schrofengelände auch zutrifft, wobei ich schlimmeres befürchtet hatte. Für die Latschengasse verweise ich auf algi´s Bericht. Im Frühling und Herbst eine nette Option, wenn man Schnee vermeiden will (die Gipfelrinne könnte aber nochmal ein Problem sein) und Lust auf einen etwas rustikaleren Anstieg hat. Im Sommer vermutlich eher weniger empfehlenswert, da es da ziemlich heiß werden dürfte. Der Abstieg über das ebenfalls eher mühsame Bergleintal ist damit quasi gesetzt, aber man muss sich hier halt auf die Landschaft konzentrieren.
Die Verhältnisse sind aktuell sehr gut, selbst die nordseitigen An- bzw. Abstiege sollten problemlos machbar sein, was wir so gesehen haben. Am Grat haben wir auch noch zwei von der Meilerhütte kommende Bergsteiger getroffen, die den ganzen Grat gemacht habe – das geht also auch noch.
Auch wenn die Nordseite letztlich schneefrei war gingen wir auf Nummer sicher und wählten den Südanstieg über das Kar „im Fleck“ mit anschließendem Abstieg ins Bergleintal. Die Vorliebe für abseitige Wege teilen wir auf jeden Fall. Start am Parkplatz der Meilerhütte (in Leutasch Lochlehen zu parken, würde ich ehrlich gesagt nicht mehr versuchen) und auf den von algi beschriebenen Weg. Recht zügig gelangt man zu der Schuttreise die in das Kar hinaufführt. Ob aus Ungeduld oder Optimismus meinen wir, die Latschengasse schon recht früh zu erkennen – war sie nicht. Es folgt ein länger anhaltender Latschenkampf bis wir nach einiger Zeit im Unterholz auf die angestrebte Latschengasse treffen.
Ab hier ist der Weg nicht mehr besonders schwer zu finden, man hält sich nach Verlassen der Latschen eher rechts und steuert auf ein Rinnensystem zu, das von der oberen Wettersteinspitze herunterzieht. Dort geht es dann über Schrofen und leichte Kletterei in der Rinne zum Gipfel (I-II). Die obere Wettersteinspitze ist ein schöner Gipfel mit toller Aussicht, der auch als eigenes Ziel lohnt. Ich habe ihn mal als Sonnenaufgangstour gemacht, dafür würde ich aber den Normalweg gehen.
Schon in der Rinne hat es mächtig zu winden begonnen. Eigentlich ist es relativ warm aber Föhn zieht heute brutal nach Norden. Rückblickend war es hier aber noch harmlos. Wind sowie Länge und Anspruch des Weiterwegs verbieten eine zu ausgiebige Gipfelpause und so geht es weiter am Grat in Richtung Rotplattenspitze. Ich habe heute meine Handschuhe im Auto gelassen, da es selbst unten schon angenehm warm war – ein großer Fehler, wie sich nun herausstellt, da mir die Hände fast abfrieren. Ich spüre nur noch, wie der scharfkantige (und daher gutgriffige) Fels sich in meine Hände schneidet. Es geht auch recht schnell kräftig zur Sache, eine etwas ausgesetzte knackige IIer Stelle muss abgeklettert werden, was mit fast tauben Händen und ohne Aufwärmen den Adrenalinspiegel direkt nach oben treibt. Die Kletterei in diesem Abschnitt ist aber durchaus abwechslungsreich und erfreut trotz kühler Witterung. Die Wegführung ist eigentlich recht selbsterklärend, ein paar Mal weicht man in die Nordflanke aus. Der ganze Grat ist recht brüchig, sodass hier überall Vorsicht geboten ist
Der Wind hat inzwischen Geschwindigkeiten erreicht, die ich schon länger nicht mehr erlebt habe. Ein Aufrechtes gehen am Grat will gut überlegt sein, da die kräftigen Böen mittlerweile so stark sind, dass sie das Gleichgewicht ernsthaft beeinträchtigen. Die anspruchsvolle Kletterei geht so bis zur Mittagsscharte weiter. Aus dieser steigt man nochmal in etwas anspruchsvollerem Gelände auf den Grat zur Rotplattenspitze. Ab hier ist es bis zur Wettersteinwand relativ leicht. Quasi Wandern mit Ier Stellen. Ausgedehnte Pausen verhindert der Wind, auf der Wettersteinwand sitzen wir ein bisschen im Windschatten aber wirklich gemütlich ist es nicht. Landschaftlich ist es aber wirklich sehr lohnend: Südlich das Bergleintal mit Öfelekopf, westlich das Leutascher Platt mit den schönen Dreitorspitzen und nördlich der Blick in das Alpenvorland – verschlungen vom Hochnebel.
Ab der Wettersteinwand wird’s nochmal etwas ernster, die Gehpassagen werden weniger und es mischen sich wieder einige IIer Stellen dazu. Insgesamt aber schön zu klettern, auch wenn der Wind die Sache weiter erschwert. So geht es weiter bis zum Wettersteinkopf, wobei man die letzte Stufe eigentlich wohl südseitig umgeht. Das haben wir im Eifer des Gefechts übersehen und wurden dafür mit einer ekligen Abkletterstelle im oberen IIten Schwierigkeitsgrad mit anschließendem Abstieg durch eine kleingriffige Bröselrinne belohnt (T6, II+, von der Nachahmung wird abgeraten). Nach dem Wettersteinkopf kommt dann recht bald zur Linken eine markante Scharte, durch die wir auch absteigen, nachdem wir uns die Schlüsselstelle des Wettersteingrats einige hundert Meter weiter angeschaut haben.
Der Abstieg führt durch steile Schrofen und Gebrösel. Nicht wirklich schlimm aber auch kein Genuss. Aufgrund des tief eingeschnittenen Bachs im Bergleintal, quert man hier nach dem ersten Abstieg erst einmal in recht direkter Linie zur Mustersteinhütte. Falls man eine der herabziehenden Rinnen an einer ungünstigen Stelle erwischt, muss man sich ein bisschen umorientieren. Es geht hier aber quasi ohne Kletterei über abschüssige Graspolster bis zu einer Schutthalde, über die man dann schnell den Weg ins Bergleintal erreicht.
Ab hier geht’s auf dem markierten Weg nach unten. Landschaftlich zwar lohnend, aber nochmal relativ mühsam, da hier überall grobes Geröll rumliegt, das fast durchgehend konzentriertes Gehen erfordert. Unten wird’s dann auch erdig feucht, wobei die teils dichte Laubdecke hier eher hilft, auch wenn aufgrund der darunter befindlichen Wurzeln und Steine Vorsicht geboten ist. Relativ zügig ist man dann aber unten und nach einem kleinen Gegenanstieg und etwas Auslaufen wieder am Auto.
Insgesamt eine sehr lohnende Tour, auch wenn es bei weniger windigen Verhältnissen sicher noch angenehmer ist. Das Leutascher Platt bietet einfach eine tolle Kulisse. Die Kletterei bewegt sich immer wieder im zweiten Schwierigkeitsgrad, der aufgrund der Ausgesetztheit und Brüchigkeit auch kompromisslos beherrscht werden sollte.
Der Südanstieg wird im AV-Führer als mühsam beschreiben, was aufgrund der Steilheit und dem Schrofengelände auch zutrifft, wobei ich schlimmeres befürchtet hatte. Für die Latschengasse verweise ich auf algi´s Bericht. Im Frühling und Herbst eine nette Option, wenn man Schnee vermeiden will (die Gipfelrinne könnte aber nochmal ein Problem sein) und Lust auf einen etwas rustikaleren Anstieg hat. Im Sommer vermutlich eher weniger empfehlenswert, da es da ziemlich heiß werden dürfte. Der Abstieg über das ebenfalls eher mühsame Bergleintal ist damit quasi gesetzt, aber man muss sich hier halt auf die Landschaft konzentrieren.
Die Verhältnisse sind aktuell sehr gut, selbst die nordseitigen An- bzw. Abstiege sollten problemlos machbar sein, was wir so gesehen haben. Am Grat haben wir auch noch zwei von der Meilerhütte kommende Bergsteiger getroffen, die den ganzen Grat gemacht habe – das geht also auch noch.
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