Laufbacher-Eck-Grat (ohne Lachenkopf) und Schneck-Südgipfel (2259 m)


Publiziert von DiAmanditi , 4. September 2018 um 22:22.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:15 Juli 2018
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Unterkunftmöglichkeiten:Edmund-Probst-Haus

Der Laufbacher-Eck-Weg zählt - zu recht - zu den beliebtesten Wanderwegen im Allgäu. Der Steig quert aussichtsreich auf 1900 bis  2000 Metern Höhe in malerischer Graslandschaft hoch über dem Oytal die Flanken von Großem und Kleinen Seekopf, Schochen und Lachenkopf, bis er schließlich das Laufbacher Eck am Ende des Kammes erreicht. Dem erfahrenen Bergwanderer entgeht hier allerdings einiges. Denn nur 100 Meter oberhalb des Wanderwegs warten die wunderbaren Grasgrate von Großen und Kleinem Seekopf, Schochen und Lachenkopf. Diese bereiten dem Begeher - sofern er die nötige Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und Graserfahrung mitbringt, nicht nur viel Freude, sondern bieten auch den Vorteil, dass man nach persönlichem Ermessen schwierigere Abschnitte auslassen kann und es zahlreiche einfache Notabstiege zum Wanderweg gibt. Abgerundet wird die Tour mit dem Abstieg über den Himmelecksattel ins Oytal, ohne dabei natürlich den Abstecher zum Schneck oder zumindest dessen Südgipfel zu vergessen.

Am Vortag der Wanderung hatten wir eine schöne Tour über Schattenberggrat und Nebelhorn-Westgrat unternommen und daraufhin im Edmund-Probst-Haus übernachtet. Somit liegt unser Ausgangspunkt natürlich an der Hütte. Wer hingegen lieber eine Tagestour machen möchte, kann einfach am Morgen mit der Nebelhornbahn bis zur Station Höfatsblick fahren und dort beginnen. Noch bevor wir loswanderten, mussten wir allerdings eine unerfreuliche Tatsache feststellen, nämlich dass es in der Nacht und am frühen Morgen geregnet und so für ziemlich nasses Gras gesorgt hatte. Bei einer solchen Unternehmung keine optimalen Bedingungen, trotzdem starteten wir wie geplant mit dem Aufstieg auf breitem Weg zum Zeigersattel und danach über Kuhtritte nach links auf die sanfte Kuppe des Zeigers.

Hier befinden wir uns auch schon am Anfang des Laufbacher-Eck-Grats, dessen erster wirklicher Gipfel sich uns mit seiner breiten Grasflanke bereits eindrucksvoll entgegenstellt: Der Große Seekopf. Für dessen Ersteigung steigen wir zunächst in den Sattel zwischen Zeiger und Großem Seekopf hinab, wo auf der anderen Seite Pfadspuren den sich langsam ausprägenden Grat hinaufleiten. Das feuchte Gras sorgt auf dem erdigen Steiglein zwar kaum für eine erhöhte Ausrutschgefahr, doch werden aufgrund dessen Länge und Höhe unsere Hosen ziemlich schnell nass. Wir steigen trotzdem motiviert weiter auf, während der Grat schon recht steil, schmal und auch ein wenig ausgesetzt wird. Nachdem wir auf der Schneide etwas luftig einen abschüssigen Trichter umgangen haben, wird der Grat wieder deutlich zahmer und wir gelangen auf die äußerst breite obere Nordwestflanke des Großen Seekopfs. Über diese geht es nun in sanftem Gelände aufwärts, bis wir schließlich den Gipfel erreichen.

Wir legen dort eine kurze Pause ein und werfen einen Blick ins Nebelhorngebiet sowie auf den weiteren Gratverlauf. Das nächste Ziel ist der Kleine Seekopf, welcher seltsamerweise höher als der Große Seekopf und schwieriger als dieser ist. Der Abstieg in den Sattel zwischen den beiden ist noch einfach, doch dahinter stellt sich uns bald ein steiler, grasiger Aufschwung entgegen, an dem das erste Mal die Hände zum Einsatz kommen. Oben angekommen steht man auf einer ziemlich exponierten, aber dafür umso schöneren, waagrechten Schneide. Hier macht uns die Nässe zum ersten Mal wirkliche Probleme: Der Weiterweg über den Grat führt über einige leichte, aber ausgesetzte Kletterstellen, die uns angesichts dieser Bedingungen nicht sicher begehbar erscheinen. Wir entschließen uns anstattdessen für eine Umgehung der Schwierigkeiten in der Ostflanke. Im Nachhinein keine besonders gute Entscheidung, denn man befindet sich dort bald in steilem Gelände auf hartem, schotterigen Untergrund mit dürftigem Gras, das zwar nicht sehr ausgesetzt, aber doch äußerst unangenehm und unsicher zu gehen ist. Nach einem steilen Abstieg und einer unbequemen Hangtraverse steigen wir schließlich wieder zum Grat in eine Scharte knapp unterhalb des Gipfels auf. Die meisten Kletterstellen haben wir also umgangen und müssen nur noch die letzte grasige, aber noch einmal recht luftige Steilstufe überwinden, dann stehen wir am höchsten Punkt des Kleinen Seekopfs.

Nach dem Kleinen Seekopf wird das Gelände wieder einfacher und wir gelangen über einen gemütlichen Grasrücken bald zum Laufbacher-Eck-Weg im Sattel zwischen Kl. Seekopf und unserem nächsten Gipfelziel, dem Schochen, hinunter. Wer diesen einfachsten, aber vermutlich auch am wenigsten aufregenden Gipfel des Grates auslassen möchte, kann ab hier einfach dem Wanderweg folgen. Um den Schochen hingegen zu ersteigen, verlässt man nach kurzer Zeit wieder den Laufbacher-Eck-Weg und steigt in freier Routenwahl den breiten und unschwierigen Grasrücken hinauf. In wenigen Minuten ist auch schon das Kreuz auf dem Schochen erreicht und wir können die beeindruckenden Nah- und Tiefblicke auf Oytal, Schneck und Höfats genießen. Trotz der schönen Aussicht und obwohl er ein für die meisten Bergwanderer, die den Laufbacher-Eck-Weg begehen, einfach und schnell zugängliches Ziel ist und sogar ein Kreuz trägt, wird der Schochen übrigens relativ selten besucht.

Der nächste Abschnitt des Laufbacher-Eck-Grates ist zwar ebenfalls schwach frequentiert, aber im Gegensatz zum Schochen deutlich schwerer zu begehen - Der Lachenkopfgrat. Hier wird es nun auch für uns Zeit, die Gratschneide zu verlassen, denn in dieser letzten Etappe erhöht sich die Schwierigkeit bis auf T6. Wir folgen dem Kamm allerdings noch eine Weile bis zur Scharte zwischen den beiden Gipfeln, dann steigen wir über steiles Gras zum Laufbacher-Eck-Weg ab. Anstatt dem Grat zu folgen, queren wir also auf dem Wanderweg die felsdurchsetzte Südflanke des Lachenkopfs, wobei es auch immer wieder zwar leichte und gut gesicherte, aber doch ein wenig ausgesetzte Felspassagen gibt. Nach einiger Zeit wird das Gelände schließlich wieder sanfter und wir stehen vor dem grasigen Schlussanstieg auf das Laufbacher Eck am Ende des Kammes. Hier ist der Grat nur noch schwach ausgeprägt, der Weg erklimmt deswegen in Serpentinen die breite Gipelgrasflanke und führt schlussendlich über den Südrücken zum Gipfel des Laufbacher Ecks.

Dort angekommen können wir wunderbar auf die bisher geschaffte Wegstrecke, insbesondere den Grat zurückblicken. Es ist schon eine ordentliche Entfernung bis zum Nebelhorn entstanden, wo wir noch am vorigen Abend waren. Bei der Gipfelrast entdecken wir außerdem zwei junge Murmeltiere unweit des höchsten Punkts, die auf einem schmalen Sims in den Nordabbrüchen herumklettern. Nach der Rast setzen wir unseren Weg fort und steigen in den Sattel südlich des Laufbacher Ecks ab, von wo wir dem Weg Nr. 428 (die Fortsetzung des Laufbacher-Eck-Wegs) bergab Richtung Bärgündeletal folgen. Man kann anstattdessen auch wieder den gleichen Weg zurück ins Nebelhorngebiet nehmen, der Abstieg ins Oytal ist jedoch deutlich interessanter. Je weiter abwärts wir kommen, desto beeindruckender wird zum Beispiel die Felsspitze des Schnecks, die sich abweisend hoch über den Karrenfeldern unterhalb seiner Nordostwand erhebt. Kaum zu glauben, dass man von der anderen Seite ziemlich einfach fast bis zum Gipfel gelangen kann! Der Steig erreicht nach der Querung eines Geröllfelds schließlich einen Durchlass in der Felsbarriere der Zwerchwand. Dieser ist wichtig, da wir nun hinauf zum Himmelecksattel steigen können, wo sich der Zugang zum Schneck und der Abstieg ins Oytal befindet.

Zugang zum Schneck?! Nun gut, dem Hauptgipfel haben wir keinen Besuch abgestattet, der Aufstieg zum Schneck-Südgipfel ist aber eine einfache und sehr lohnende Unternehmung, die wir gerne vom Himmelecksattel zusätzlich unter unsere Füße nahmen. Wer hingegen doch noch bis zum Hauptgipfel möchte, muss sich auf einen extrem ausgesetzten und schmalen Grat gefasst machen. Zuerst jedoch ist der Aufstieg zum Himmelecksattel dran, welcher über Matten, Geröll und Karst mit schönem Blick auf den Allgäuer Hauptkamm, insbesondere Hochvogel und Großen Wilden, den Hang querend hinauf zum Sattel verläuft. Dort beginnt rechterhand auf einem unmarkierten, aber deutlichen Pfad der Aufstieg zum Schneck. Es geht in meist moderater Steigung durch die erstaunlich sanfte Graslandschaft zunächst zum Himmeleck, einer wenig markanten Schulter am Südrücken des Schnecks und nach einem kurzen Abstieg weiter über den nun etwas steileren, aber nicht ausgesetzten Grasrücken aufwärts in Richtung Schneck-Südgipfel. Nach ca. einer halben Stunde vom Himmelecksattel lehnt sich das Gelände schließlich zurück und kurz darauf stehen wir endlich auf der grasigen Kanzel des Schneck-Südgipfels.

Die Aus- und Tiefblicke von hier sind einfach gewaltig! Ob man zuerst den enorm ausgesetzten und steil emporragenden Zahn des Schneck-Hauptgipfels, die fünf Gipfel der Steilgraskönigin Höfats, die Hauptdolomitspitzen des Allgäuer Hauptkamms oder das weit unter einem liegende Oytal, betrachtet, kann man sich zunächst kaum entscheiden. Wir legen an der Gipfelstange eine ausgiebige Pause ein, genießen die Aussicht und begutachten kurz den Weiterweg zum Hauptgipfel bis zur ersten Felsstufe. Dunkle Wolken, welche sich langsam über dem Lechtal bilden, mahnen uns aber schließlich zum Aufbruch, sodass wir nach unserer Rast bald wieder zum Himmelecksattel absteigen.

Vom Himmelecksattel folgen wir dem Wanderweg nach rechts hinunter auf die Almwiesen des Oytals und die Geröllreißen unterhalb der Felsen des Großen Wilden. Gelegentlich tröpfelt es leicht, sodass wir unsere Schritte beschleunigen, wirklich regnen tut es aber glücklicherweise nicht. Wir passieren die Schulter des Mittelecks und die Wildenfeldhütte, gelangen in die Krummholzzone und erreichen bald darauf die Käseralpe, wo wir wie viele andere Wanderer auch einkehren (es gibt allerdings hier nur Getränke und einfache Speisen). Gerade, als wir nach der Stärkung unseren Weg fortsetzen wollen, beginnt es dann wirklich zu regnen. Auf der breiten Fahrstraße im Oytal, auf der wir nun absteigen, macht das aber glücklicherweise keine Probleme. Nach einiger Zeit hört der Regen schließlich wieder auf und auf den letzten Meter bis zum Oytalhaus wandern wir wieder durch den schönsten Sonnenschein. Am Oytalhaus nehmen wir natürlich die dort leihbaren Roller, um schnell zurück zum Parkplatz an der Oybelehalle zu gelangen, wo wir am Vortag zu unserer Tour über den Schattenberggrat aufgebrochen waren und jetzt den Kreis unserer Runde schließen können.

Schwierigkeiten:
°Zeiger: T1
°Großer Seekopf: T3+
°Kleiner Seekopf: T5-, I
°Schochen: Je nach Routenwahl T2-T4
°Laufbacher-Eck-Weg bis zum Laufbacher Eck: T3-
°Vom Laufbacher Eck zum Himmelecksattel: T2
°Schneck-Südgipfel: T2+
°Abstieg ins Oytal: oben T2, später durchgehend T1

Tourengänger: DiAmanditi


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Kommentare (2)


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sven86 hat gesagt:
Gesendet am 7. September 2018 um 15:55
Schöne Tour, ist in Variation schonmal für den Herbst vorgemerkt.
Danke und VG Sven

DiAmanditi hat gesagt: RE:
Gesendet am 11. September 2018 um 19:04
Servus Sven!

Vielen Dank für den netten Kommentar! Ist wirklich ziemlich schön. Freut mich auch, dass dich mein Bericht inspiriert hat. Wobei ich allerdings selber nur durch die Berichte von quacamozza und Nik Brückner auf die Tour gekommen bin.

VG Arne


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