Mondspitze und Schillerkopf - Ein "Spaziergang" frei nach Schiller


Publiziert von Grimbart , 26. Juni 2018 um 22:28.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Rätikon
Tour Datum: 2 Juni 2018
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 4:45
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Strecke:ca. 9,90 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit den ÖBB nach Bludenz, Bahnhof. Umsteigen auf die Buslinie 81 nach Bürserberg, Gemeindeamt. Weiter mit dem Tschenglabus nach Dunza, Kreuzung. Anreise mit dem PKW: Auf der A14 bis nach Bludenz. Bei der Ausfahrt Brandnertal auf die L82. Bei Bürserberg rechts ab auf die Bergstraße nach Tschengla
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.
Kartennummer:ÖK-25V Nr. 1230-West (Bludenz)

Für gewöhnlich tragen Straßen oder Plätze seinen Namen. Im Rätikon wurde hingegen ein Berg nach ihm umbenannt. Und das alleine aufgrund der Berg-Silhouette, die von Nordosten aus gesehen Ähnlichkeit mit dem Gesichtsprofil dieses berühmten deutschen Dramatikers haben soll. Wobei, man braucht schon viel Fantasie um im höchsten Punkt des Schillerkopfs die „Nasenspitze“ von keinem geringeren als Herrn Friedrich Schiller zu erblicken. Aber wann hat man schon mal das Vergnügen einer Berühmtheit auf der Nase herumzutanzen ;-)

Ob er wohl beim Verfassen seines Gedichts „Der Spaziergang“ geahnt hat, dass einmal ein Berg seinen Namen tragen würde? Der Beginn des Gedichts könnte nicht passender sein, wenn man sich frühmorgens bei Sonnenaufgang auf der Tschengla einfindet: „Sei mir gegrüßt, mein Berg mit dem röthlich strahlenden Gipfel! Sei mir, Sonne, gegrüßt, die ihn so lieblich bescheint!“

 

Als wir uns auf der Tschengla beim Wanderparkplatz einfanden, strahlte der Berg zwar nicht in Rot, dafür umhüllte er sich in Nebelschwaden und zeigte je nach Laune einmal sein Antlitz oder nicht. Der Anstieg von der Tschengla hinauf zum Schillersattel wurde von mir *in diesem Tourenbericht schon einmal beschrieben. Eine weitaus poetischere Kurz-Beschreibung lässt sich aber auch mit durchaus passenden Versen aus Friedrich Schillers Gedicht „Der Spaziergang“ wiedergeben:

Frei empfängt mich die Wiese mit weithin verbreitetem Teppich;
Durch ihr freundliches Grün schlingt sich der ländliche Pfad.

In des Waldes Geheimniß entflieht mir auf einmal die Landschaft,
Und ein schlängelnder Pfad leitet mich steigend empor.

Aber plötzlich zerreißt der Flor. Der geöffnete Wald gibt
Überraschend des Tags blendendem Glanz mich zurück.“

Unser ursprünglicher Plan war allerdings nicht der Direktaufstieg zum Schillerkopf via Schillersattel, sondern die Überschreitung via Mondspitze. Dazu kam es dann aber doch wieder nicht, da wir uns auf der Tschengla – angesichts der Vielzahl an Wegen – uneins waren, welcher Weg nun zum Klamperasättele bzw. der Furkla Alpe führen würde. In Gesprächen vertieft erkannten wir dann unseren „Verhau“ erst als wir den Furkla-Höhenweg kreuzten. Weil nun der Weg über das Klamperasättele zur Mondspitze einen Umweg dargestellt hätte, blieben wir dem Pfad treu und stiegen eben durch die Schillertuala zum Schillersattel auf.

Das hatte dann zur Konsequenz, dass wir den Mondspitzsteig zweimal begingen, einmal im Aufstieg und einmal im Abstieg. Durch den bis obenhin mit Latschen überzogenen Verbindungsgrat zieht der Steig einer Gasse gleich recht aussichtsreich, aber keinesfalls luftig, mal steil, mal flach, mal steinig, mal wurzelig über zwei Grathöhen hoch zur Mondspitze.

Zurück am Schillersattel beginnt nun der eigentliche Anstieg zum Schillerkopf, der um das Kessiloch herum – Vorarlbergs größter Doline und einstmaligem Namensgeber des Schillerkopfs – auf dessen Südseite führt. Dabei werden noch einige Höhenmeter hergeschenkt, bevor es ans Eingemachte geht. Zur Linken das gähnende Loch, zur Rechten ein schier undurchdringlicher Latschenteppich steigt man über Stock und Stein steil über die W-Rippe hoch zu einem felsigen Vorkopf. Ein wegsperrender Gendarm wird nun südseitig (rechts) umgangen. Dazu steigt man ohne größere Schwierigkeiten zunächst einmal über ein paar Felsen hinunter zu einer Wegverzweigung. Von dort leiten Drahtseilversicherungen über einen Felsabsatz hoch zu einer Scharte. Danach geht’s wieder recht einfach, aber ausgesetzt, entlang eines versicherten Felsbandes hinüber zum Gipfel bzw. der „Nasenspitze“ des Schillerkopfs. Friedrich Schiller hätte den Schlussteil mit folgendem Vers nicht treffender beschreiben können:

Blicke mit Schwindel hinauf, blicke mit Schaudern hinab.
Aber zwischen der ewigen Höh' und der ewigen Tiefe
Trägt ein geländerter Steig sicher den Wandrer dahin.“

Für den Abstieg vom Schillerkopf nahmen wir den Tälisteig. Dazu muss man sich von Friedrich Schillers Nase wieder entlang des Felsbandes zurück zur bereits erwähnten Wegverzweigung begeben. Hier nun links auf gutem Weg um einen Dolinentrichter herum zu einer Felslücke. Der Steig wechselt nun in die steile Südostflanke und leitet zu Beginn gute 100 Höhenmeter in steilem Zick-Zack über schuttiges und griesiges Terrain bergab, bevor er dann nach Süden abdreht und im Wechsel von Latschen, Geröll und Schrofen in einem Bogen hinunter in ein Kar führt. Durch dieses wandert man dann auf wieder gemütlicherem Pfad hinaus zum Furkla-Höhenweg. Diesen kreuzend geht’s im Anschluß durch lichten Wald und Wiesen weiter abwärts bis man auf den Alte-Statt-Weg trifft.

Sich links haltend schlendert man nun über Lichtungen und durch Wald hinaus zum Bertschaloch. Die Kehren abkürzend wechselt man hier auf den vom Aufstieg bekannten Pfad und steigt – zwei Fahrwege kreuzend – über Wiesen hinunter nach Rona. Dort angelangt bietet sich zwecks Einkehr noch ein Abstecher zur linkerhand gelegenen Ronaalpe an. So man darauf verzichten möchte gelangt man geradeaus schnurstracks zum Wanderparkplatz zurück.

 

Gehzeiten:

Bürserberg-Tschengla, Wanderparkplatz Rona – Furkla-Höhenweg (ca. 1' 00'') – Schillersattel (ca. 35'') – Mondspitze (ca. 30'') – Schillersattel (ca. 25'') – Schillerkopf (ca. 45'') – Tälisteig – Alte-Statt-Weg (ca. 55'') – Bürserberg-Tschengla, Wanderparkplatz Rona (ca. 35'')


Tourengänger: Grimbart


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