Not macht erfinderisch, oder: Vom Gumpener Grätle über die Nordrippe zum Zafernhorn


Publiziert von Nik Brückner , 1. Juni 2018 um 11:16.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechquellengebirge
Tour Datum:27 Mai 2018
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Aufstieg: 670 m
Abstieg: 670 m
Strecke:7,5km

Letzten Oktober war ich über den scharfen Westgrat auf's Zafernhorn gestiegen. Ein halbes Jahr später interessierte mich der Berg eigentlich nicht mehr - ich hatte ein Tour am Zitterklapfen vor. Doch zur Hochschere war kein Durchkommen. Also was tun? In der Gegend hatte ich ansonsten alles gemacht, was mich interessierte. Allerdings war mir auf dem Hinweg das Gumpener Grätle aufgefallen, das nach oben hin zu einer steilen Rippe wird, die sich geradewegs durch die Nordwand des Zafernhorns hinaufzieht. Das wäre doch was!


Also wanderte ich auf dem Wanderweg zum Gumpener Grätle. Zur Einstimmung lief "Negative Space" von Artificial Silence. Der Weg erreicht den Grat in einer Höhe von 1820m. Von hier bis zum Gipfel des Zafernhorns sind es knapp 300 Höhenmeter.

Nun auf dem Grätle ran an den Berg. Der Grat ist zwar bewaldet, aber doch begehbar, weil hier im Sommer ein Weidezaun aufgestellt wird. Diesem, bzw. den dazugehörigen Wegspuren, die genau auf der Kante verlaufen, folgte ich.

Nach einigen Ringkämpfen mit Bäumen, schmalen Passagen und zwei felsigen Steilstufen kam ich bald an den Berg heran. Vom Übergang des Gumpener Grätles in die Nordrippe bis zum Gipfel sind es etwa 230, 240 Höhenmeter. Die geht es nun erbarmungslos hinauf, durchwegs im T6-Gelände, mit nur einer Handvoll Möglichkeiten zwischendurch, bequem zu stehen. Gleich hier unten muss der Pickel in die Hand, denn das Gras wächst hier in der Nordseite nur spärlich, war letzte Woche zudem jung und kurz, und man packt öfter in Moospakete, als in lange, starke Grashalme.

Und dann pickelt man sich hinauf, immer der Direttissima folgend.

Viel zu sagen ist über die Rippe nicht. Sie ist unterschiedlich gut gestuft, weiter links tendenziell besser als weiter rechts. Unten überwiegen Gras und Moos, im mittleren Teil wird es felsig (Vorsicht! Nicht alles ist fest!), im Ausstieg erwartet einen dann endlich langes Gras. Das Ganze ist durchwegs T6, sehr ausgesetzt und schwierig.

Ca. 15, 20 Meter westlich des Kreuzes kam ich auf den Gipfel. Ich habe etwa eine Dreiviertel Stunde vom Ansatz der Rippe bis hinauf gebraucht.

Zafernhorn Nordrippe: Wegloser Steilgrasanstieg, T6, 45 Minuten

Satz mit wurz: leider wurz Wetter während meines Aufstiegs immer schlechter, und noch im unteren Viertel begann es zu nieseln. Ich war mir aber sicher, dass der Aufstieg trotzdem möglich sein würde. Es ging auch, aber im letzten Teil hat es dann richtig geregnet, und ich war froh, trotzdem gut durchgekommen zu sein. Im Aufstieg hatte ich noch die Idee gehabt, über den im letzten Herbst von mir begangenen Westgrat abzusteigen, und bei dieser Gelegenheit nach einer besseren Möglichkeit zu suchen, von Faschinajoch aus zum Bleikajoch hinaufzukommen (bzw. hinunter). Wegen des Regens verwarf ich diese Idee aber, trug mich nur schnell im Gipfelbuch ein, und verließ den Berg dann so schnell wie möglich auf dem Normalweg. Den Helm behielt ich als Regenschutz gleich auf.

Der Wanderweg war schon ziemlich nass und wurde schmierig - hier war's weitaus rutschiger als auf der feuchten Nordrippe.

Weiter unten holte ich dann zwei Wanderer ein, zwei nette Leute, mit denen ich unten an der kleinen, von Hubert Stark 1995 errichteten Hubertuskapelle ein Weilchen unterhielt. Die beiden zogen dann weiter, während ich mich per SMS mit Bergfreunden für den nächsten Tag besprach. Dann machte ich mich an den Rückweg, wieder nördlich ums Zafernhorn herum. Dabei holte ich die beiden wieder ein, und wir fotografierten die Überreste einer Lawine.

Am Gumpengrätle holten wiederum die beiden mich ein, und wir quatschen nahtlos weiter. Dasselbe dann nochmal am Gumpener Grätle, wo ich stehengeblieben war, um noch ein paar Fotos von der zuvor bestiegenen Rippe zu machen. Dann zog ich davon.

Dachte ich. Denn am Faschinajoch liefen wir einander nochmal in die Arme! Ich hatte schnell noch einen Weg ausgecheckt, der eine Alternative zum Bleikajoch hätte sein können - es dann aber doch nicht war. Als ich zum Parkplatz zurückkam, und ein Hüngerle verspürte, saßen die beiden schon da. Es gab ein großes Hallo, und wir schwatzten noch ein ganzes Weilchen. War nett mit Euch! Schön, Euch kennengelernt zu haben!


Fazit:

Warum ich das hier poste? Na, viel Sinn machte die Tour für mich nicht, abgesehen vom Trainingseffekt. Allerdings lässt sich nun an eine weglose Überschreitung des Zafernhorns denken, mit dem Aufstieg über die Nordrippe und dem Abstieg über den Westgrat. Und das interessiert ja vielleicht jemanden.


Ausrüstung:

- C-Schuhe (im Gras muss sicher gekantet werden)
- Stecken
- Helm
- Pickel


...und ein Gruß an yuki und Nic. Schade, dass aus unserer gemeinsamen Tour nix wurde. Holen wir nach.

Tourengänger: Nik Brückner


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