Wild die valli, weiss der Paglia ....


Publiziert von Voralpenschnüffler , 26. April 2018 um 11:01.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Misox
Tour Datum:24 April 2018
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Ski Schwierigkeit: ZS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Val Cama   CH-GR 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2300 m
Abstieg: 2300 m

In den letzten 8 Jahren hat sich nichts daran geändert, dass der Pizzo Paglia auf den oberen 1000Hm der perfekte Skiberg ist. Nichts geändert hat sich auch daran, dass diese Skiarena mit langen Zustiegen gewonnen werden darf. Diesmal wählte ich die Überschreitung aus dem Val Grono mit Übernachtung im Rifugio de la Piazza - zum Glück, denn das Rifugio Comun im Val Leggia wäre geschlossen gewesen...

Die Schiesswache kurz ob Grono war das letzte menschliche Wesen, das mir bis Leggia begegnen sollte - die wilden valli präsentierten sich in totaler Einsamkeit. Bei der Kapelle Carmel ein blühendes Aprikosenbäumchen, kurz darauf eine prächtige Smaragdeidechse - das Skifahren ist noch gaaanz weit weg am Anfang (wenn nicht das Gewicht der Kurzski auf dem Buckel wäre....). Durch frischestes Frühlingsgrün hinein ins Tal bis Moncuch, dann auf etwas gar inieffizientem Weg durch einen etwas öden Tannenwald auf die herrliche Terrasse von Montada, von wo es nicht mehr weit ist bis Piazza.

Das Hüttchen ist bestens ausgestattet, entgegen der Angaben auf diversen Plattformen hat es auch Decken. Allein der Brunnen lief noch nicht, sodass ich für frisches Trinkwasser ca. 150m absteigen musste. Ein langer Lesenachmittag in der Sonne auf der zum Lüften ausgelegten Matratze, vor dem Znacht ein kurzer Abstecher nach Motta Bella, von wo sich in der Tat eine bella vista auf's Misox öffnet. Dann das Znacht am offenen Feuer, ein Verdauungsspaziergängchen auf den Pian de l'Asen (Motta Bella fand ich più bello), noch ein Teelein auf dem Hüttenbänkli, bevor ich mich schlafen legte.

Am nächsten Morgen wachte ich fast etwas zu spät auf, deshalb etwas eiliges Frühstück, das Wetter dampfig warm, sodass es in den teilweise noch schneebedeckten oberen Hängen unterhalb des Torrion schon mal etwas mühsam wurde... Das kann ja heiter werden, dachte ich mir am Passo del Torrion beim charakteristischen Andreaskreuz, doch überraschenderweise war der Schnee auf der Nordseite ziemlich kompakt, sodass ich mühelos über die gleissende schiefe Ebene zum Gipfelaufschwung des Paglia spuren konnte. Ab ca. 2300 war der Schnee dann sogar tragend gefroren, und die letzten 100Hm nahm ich mit Pickel zu Fuss in Angriff - bis ca. 20 Hm unter dem Gipfel, wo infolge der zunehmende Exposition für mich auch Steigeisen nötig gewesen wären. Nun ja, auf dem Gipfel war ich schon zweimal, und die Weitsicht wäre heute infolge des dunstigen Wetters ohnehin sehr eingeschränkt gewesen...

So machte ich mich bald an die Abfahrt, oben hart, alsbald aber schön weich, aber kompakt - wunderbar mit den kurzen Ski!  Ich fuhr direkt bis an den Bach auf ca. 1630müM ab, wo ich den Fehler machte, diesen schon zu überqueren und dann am Südhang zum Rifugio Comun traversieren zu wollen (von oben kommend ist das Gelände dort sehr unübersichtlich). Dummerweise geriet ich so in mühsames Latschen- und Blockgelände, zum Teil noch mit Schnee, sodass ich gezwungen war, bis auf den Weg Comun-Mea aufzusteigen - grrr!  Am besten würde man sich irgendwo in Bachnähe bis zur Ebene vor der Hütte durchkämpfen; leider hatte ich das in den letzten 8 Jahren vergessen...

Dafür dann umso wohl verdientere Mittagsrast bei der Alp de Comun, bei einem wunderbar blühenden Seidelbast, mit Blick zurück auf das gleissende weisse Dreieck und hinaus in den Frühsommer im Misox, unten der rauschende Bach. Nach wie vor ein bezaubernder Ort! Das Hüttchen übrigens scheint zumindest bis Mai (so die Angabe auf alpi-ticinesi.ch) verschlossen - wehe dem, der dort im April hochsteigt, um zu übernachten.... Der Talweg durch die wilde Steilflanke ist in den Jahren auch nicht besser geworden, in der Buchenwaldzone ist er teilweise sogar heikel mit dem vielen Laub auf dem kaum mehr ausgeprägten Trassée - die perfekte Rutschbahn im stufenlos steilen Wald... Am Schluss bleibt noch der erbarmungslos steile Abstieg über den Talsockel, in glühender Hitze, bis nach Leggia -das Skifahren ist wieder weit, weit weg.....

Tourengänger: Voralpenschnüffler


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Kommentare (1)


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Bergamotte hat gesagt:
Gesendet am 27. April 2018 um 14:54
Herrlich... zwei Tage Einsamkeit, in der Natur, Selbstversorgung... für mich die alpine Königsdisziplin.


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