Hochtourenwoche im Hohen Atlas


Publiziert von eloxx , 21. Oktober 2018 um 10:54.

Region: Welt » Marokko » Hoher Atlas
Tour Datum: 2 Oktober 2017
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: MA 
Zeitbedarf: 5 Tage

Da die Saison gerade vorbei ist, bzw. noch nicht angefangen hat, bietet es sich an die aufgeschobenen Berichte von letztem Jahr zu ergänzen:
Zum Höhepunkt des Bergjahres 2017 hatten wir uns noch ein extra Schmankerl herausgesucht. Nicht weniger als ein komplett neuer Kontinent und unser erster 4000er standen auf dem Programm. Da wir in dieser Höhe noch keinerlei Erfahrung besaßen beschlossen wir die Tour mit dem Reiseveranstalter des DAV zu buchen und so ging es in der Woche des Nationalfeiertags von Deutschland über Frankfurt in Richtung Marrakesch...

Wie schon bei vorherigen Touren machte mir zunächst direkt vor der Tour mein Körper einen Strich durch die Rechnung - und so begann ich das Abenteuer Nordafrika mit allerlei Pillchen und einem kortisonhaltigen Asthmaspray im Gepäck. Glücklicherweise gab es auf der Tour keinerlei gesundheitliche Beschwerden, lediglich die 4 Wochen Sportverbot im Vorfeld machten sich zu einem gewissen Punkt bemerkbar, aber dazu später mehr.

In Marrakesch herrscht zu diesem Zeitpunkt Anfang Oktober noch "angenehme" 40 Grad und so waren wir fast froh, dass wir nach dem Anreise-Abend zum "beschnuppen" direkt am nächsten Morgen direkt ins Bergsteigerdorf Imlil aufbrachen.

Tag 1: Der erste Tag diente zunächst der Anreise zum Startpunkt der Wanderung nach Imlil, dort trafen wir auf unseren zweiten Führer Ibrahim, der uns auch gleich zu sich nach Hause einlud, wo sich bei Minztee und Gebäck sogleich eine lustige Frage- und Antwortrunde entspann. Gewandert wurde auch, allerdings zunächst nur im Talkessel von Imlil - die Wanderung diente wohl auch eher dazu, den Guides die Möglichkeit zu geben, den konditionellen Zustand der Gruppe zu prüfen.

Tag 2: In der Früh erfolgt nach dem gewöhnungsbedürftigen Ruf des Muezzins - der gefühlt im Nachbarhaus zum Gebet rief - der Aufstieg in Richtung des ersten Passes dem Tizi Oudite. Der Aufstieg zu den Hütten war nicht über den "normalen" Weg über Sidi Chamharouch geplant, sondern über ein Seitental und einem Zwischenstopp zur Hütte "Azib Tamsoult". Am Pass angekommen, stiegen wir zu Akklimatisierungszwecken noch weiter hinauf zum Tasserimoute. Von dort konnte man gut die Mountainbiker beobachten, die ihre Räder zunächst von Mulis bis zum Pass transportieren lassen hatten um dann wieder hinunter nach Imlil zu brettern. Nach dem Abstieg gab es zunächst ein Mittagessen bevor wir wieder etwas abstiegen um in ein Berberdorf zu gelangen. Von dort ging es wiederum wieder aufwärts bis wir am späten Nachmittag schließlich das Refuge Azib Tamsoult erreichten. Dieses ist recht neu, und auch das Essen war - wie übrigens immer bei diesem Trip - durchaus genießbar, wenn auch aus europäischer Sicht manchmal etwas andersartig.

Tag 3: Wieder ging es früh los um der Hitze zu entgehen. Im Aufstieg sollten wir nun wieder etwas höher steigen, um weiter akklimatisieren zu können und so stand ein weiterer Pass auf dem Plan: Der Tizi n'Aguelzim, dessen stolze 3500 m über dem Meer es zu überwinden gilt, um die Toubkalhütten zu erreichen. Hier macht sich im Aufstieg meine 4 wöchige Zwangspause bemerkbar und ich breche trotz des (extra zur Akklimatisierung gewählen) gemächlichen Tempos etwas ein. Dank meiner netten Mitstreiter die mich mit allerlei Riegel und Glucosemittelchen aufpäppeln erreichen wir dann dennoch fast pünktlich den Pass, an dem wir unser Mittagessen mit grandioser Kulisse einiger 4000er einnehmen. Das restliche Stück hinunter zu den Hütte läuft sich dann fast schon wieder wie im Schlaf.

Tag 4: Der große Tag, es soll zum Toubkal gehen. Ausgerechnet heute fehlt mir allerdings die Kraft. Anscheinend hatte der Passübergang doch etwas mehr geschlaucht als erwartet und ich möchte beim Aufstieg nicht die komplette Gruppe zurückhalten. Also lege ich einen Ruhetag ein, da am nächsten Tag ein weiterer 4000er geplant ist. Im Nachhinein versichern mir meine Reisekollegen, dass ich vermutlich auch den Toubkal geschafft hätte, allerdings fühlte ich mich an dem Tag wirklich nicht fit und verschlief den halben Tag im dann schön leeren und ruhigen Schlafsaal.

Tag 5: In der Nacht hatte ich zu meinem Entsetzen auch noch Magenprobleme bekommen, aber ich lasse mich von meiner Gruppe breitschlagen es doch zumindest zu versuchen und diese Entscheidung werde ich später auch nicht bereuen. Einige der gestrigen Toubkalbezwinger lassen es jedoch ruhiger angehen und verzichten auf weitere Gipfelerfolge und wollen sich dann erst zum Abstieg ins Tal wieder uns anschließen. Somit geht mit dezimierter aber immer noch großer Gruppe in völliger Dunkelheit hinauf in ein Seitental und dann immer weiter über Schutthänge bis der letzte Anstieg zum Akioud erreicht ist. Alleine hätte ich den Weg niemals gefunden und so sind wir froh, dass die Sonne beginnt, unseren Weg zu beleuchten. Die letzten 100 Höhenmeter haben es nochmal in sich und viele der gestrigen Gipfelsieger winken ab. So erreichen wir letztendlich nur noch zu dritt zusammen mit unserem Bergführer Ibrahim den Akioud-Gipfel. Dieser bietet eine schöne Rundumsicht, aber dennoch pfeift ein kalter Wind über die Kuppe und wir entschließen uns schnell wieder abzusteigen. Nach einer Stärkung an der Hütte erfolgt der weitere Abstieg (insgesamt 2300 Höhenmeter) bis hinunter über Aroumd nach Imlil von wo uns bereits wahre Scharen an Bergwanderern mit mehr oder weniger guter Ausrüstung (Jeans und Chucks) entgegenkommen.

Tag 6: Wir brechen früh auf, um von Imlil zurück nach Marrakesch gefahren zu werden. Dort steht ein entspanntes Kulturprogramm an.

Tag 7: Heimflug zurück nach Frankfurt - wegen eines Sandsturms mit über 3 stündiger Verspätung.

Fazit: Sehr lohnender Ausflug in den hohen Atlas. Mancherlei Begegnungen und Beobachtungen haben wieder klar gemacht, dass ein Lebensstandard wie er in Deutschland herrscht nicht selbstverständlich ist, dennoch gab es nie Grund zur Beschwerde, wir wurden immer gut verköstigt und hervorragend betreut.

Tourengänger: eloxx


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