Großzügige, traumhafte Gratbegehung zwischen Achensee und Eng


Publiziert von Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II , 10. September 2017 um 19:53.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum: 8 September 2017
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 1 Tage 11:00
Aufstieg: 1900 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit Zug von Garmisch nach Innsbruck, S-Bahn nach Jenbach, Bus nach Pertisau
Unterkunftmöglichkeiten:Plumsjochhütte Alpengasthof Eng

Von 1986 bis 2012 habe ich im Karwendel alle über 2000m hohen Gipfel, auf die ein Steig hinaufführt, bestiegen. Dabei habe ich immer wieder die Möglichkeit vorgefunden, Nachbargipfel "mitzunehmen". Dieses Jahr habe ich hier erfahren, dass es in dieser Gebirgsgruppe noch viele weitere für mich interessante Tourenmöglichkeiten gibt! Tourenberichte mit schönen Fotos sagen halt viel mehr aus u. motivieren mich viel mehr als trockene Führerliteratur!

Da schon zahlreiche Tourenberichte über Falzthurnjoch, Bettlerkarspitze u. Schaufelspitze vorliegen, konnte ich mich gut auf meine Tour vorbereiten! Ich wollte nicht nur alle 4 Gipfel am Grat betreten, sondern auch noch den Vorgipfel der Bettlerkarspitze. Leider konnte ich bei der Geschäftsstelle meiner DAV-Sektion vor der Tour keine AV-Karte mehr ausleihen, da sie zu dieser Zeit geschlossen war (ich hätte natürlich auch eine  kaufen können). Nach Fertigstellung des Tourenberichtes sah ich auf der AV-Karte, dass es zwei Schneeköpfe gibt u. dass das Falzthurnjoch weiter westlich liegt. Deshalb musste ich hier Wegpunkte ändern.

Als ich vor 8 oder 9 Jahren an die Plumsjochhütte gekommen war, wusste ich nicht, dass ein Steig auf den nördlichen Vorgipfel der Bettlerkarspitze führt, weil er auf der alten Kompass-Karte nicht eingezeichnet war u. ich den Wegweiser dahin nicht gesehen hatte (sofern es diesen damals gab).

Am 08.09.17 um 06.32 fuhr ich mit dem Zug in Garmisch los nach Innsbruck.Die S-Bahn brachte mich nach Jenbach, wo ich den Bus nach Pertisau nahm. Nahe des Besucherparkplatzes stieg ich aus. Um 09.30 Uhr begann dort meine Tour.

Ich marschierte auf der Straße Richtung Plumsjochhütte bis zum Beginn des Wanderwegs zur Gütenbergalm. Zuletzt geht man auf einem Fahrweg. Vor der Alm verließ ich ihn nach links. Ich folgteTrittspuren von Kühen in den Wald. Vor dem Weidezaun stieg ich steil in diesem auf. Ich erreichte den NO-Grat des Falzthurnjochs, auf dem ich eine Wegspur vorfand. Sie führt zwischen den Latschen in die Südflanke etwas unter den Grat. Dahinter stieg ich weglos im Gras wieder auf den Grat. Ich folgte ihm. Das Gehgelände wird schließlich durch eine Passage mit I-er-Kletterei unterbrochen. Der Grat wird vor einem Felsaufschwung schärfer. Dieser sah zwar nicht so aus, als ob er IIIer-Stellen aufweist, aber man kann sich auch täuschen. Ich stieg etwas vom Grat ab, um den in Tourenberichten erwähnten ausgesetzten Gamswechsel zu erreichen. Dahinter stieg ich im Gras wieder auf den Grat, über den ich bald auf den Schneekopf gelangte.

Nach der Gipfelrast folgte ich dem Grat im Gehgelände auf das Falzthurnjoch, auf dem ich ein abgelegtes Kreuz vorfand. Wäre schöner gewesen, es wäre schon aufgestellt worden!

Ich wanderte nach kurzer Pause auf dem Grat weiter Richtung Bettlerkarspitze. Für diese Etappe brauchte ich ca. eine Stunde. Ich musste unter dem Gipfel den Grat nach Norden verlassen. Über Gras u. Geröll erreichte ich eine Rinne u. stieg in dieser ein Stück auf. Ich verließ sie an geeigneter Stelle nach rechts in die Steilflanke u. gelangte über diese ausgesetzt auf den N-Grat des Berges. 
Eine Felstelle ist mit einem dicken Seil gesichert. Ich überwand sie (II) ohne dessen Hilfe. Kurz darauf stand ich auf dem Gipfel.

Nach der Gipfelrast ging ich auf dem Grat weiter zur Schaufelspitze. Ich überkletterte unterwegs eine etwas ausgesetzte II-er-Stelle. Hinter einer Graterhebung fällt der Grat in die letzte Scharte unter der Schaufelspitze ab. Kurz vor der Scharte kam ich an eine ca. 3m hohe, etwas ausgesetzte Felsstelle (II+). In einem Tourenbericht im Internet hatte ich voher gelesen, sie sei 4m hoch u. hätte die Schwierigkeit III, könne aber auch rechts mit Nervenstärke umklettert werden (II). Morgens im Zug hatte mir ein Bergsteiger, der an diesem Tag auf den Wörner steigen wollte, das bestätigt. Ich schaute sie mir nicht genau an, sondern umkletterte sie wie beschrieben. Von unten sah ich dann, dass an ihr bei weitem keine III zu klettern ist.

Der Schlussanstieg auf die Schaufelspitze ist zwar nicht schwierig, aber wegen des herumliegenden Gerölls im felsigen Steilgelände unangenehm. Bald darauf stand ich an ihrem Gipfelkreuz.. Ich hatte von der Bettlerkarspitze hierher kaum länger als eine Stunde gebraucht. Ich überschritt noch die Erhebung daneben, auf der ein kleiner Gipfelsteinmann steht u .die mir etwas höher erschien, bis zu einer Stelle am Westgrat, von der man zum tief unter dem Abgrund liegenden Bärenlahner Sattel hinunterschauen kann. Im Gipfelbereich hielt ich mich ca. 40min. auf.

Anschließend stieg ich vorsichtig den unangenehmen Abschnitt zur Scharte ab. Die nicht ganz einfache Felsstelle überkletterte ich diesmal direkt, was ich nicht schwieriger, aber angenehmer empfand, als an ihrer von unten gesehen linken Außenseite entlangzuklettern.

Über den Grat erreichte ich das zweite mal die Bettlerkarspitze, in deren Gipfelbuch ich mich noch einmal eintrug. Ich begann kurz darauf den Abstieg über ihren N-Grat. Diesmal nahm ich das Seil an der Schlüsselstelle in die Hand. Ich entdeckte gelbe Markierungen. Vom Steig aus musste ich unter dem Vorgipfel angekommen 20-30hm zum Kreuz aufsteigen. Ich las im Buch, dass ich mich auf der Vorderen Bettlerkarspitze in 2002m Höhe befinde. Auf der AV-Karte sah ich dann aber, dass das Kreuz in 2075m Höhe steht!

Ich stieg ab zur Plumsjochhütte, auf der ich eine wohlverdiente Portion Bratkartoffeln mit Spiegelei zu mir nahm. Man rief auf meine Bitte hin im Alpengasthof Eng an, um zu fragen, ob ich dort übernachten könnte. Der Weg zur Lamsenjochhütte, zu der ich am Folgetag wandern wollte, ist von dort noch weit. Ich war noch fit, weswegen ich noch zur Eng weitergehen wollte. Man bestätigte mir, dass Lagerplätze frei wären.

Ich war sehr schnell auf dem Weg unterwegs u. erreichte nach etwa anderthalb Stunden inzwischen ziemlich geschafft den Gasthof.

Statistik:
2017: 60 Hochgebirgstouren auf 130 Gipfel mit über 2000m, davon 102 zum ersten mal
Karwendel-Zweitausender: 145
Bestiegene Gipfel Tirols inkl. der auf den Außengrenzen liegenden mit mind. 2000m Höhe: 1667

PS: das war wegen der vielen Fotos u. dem mit ihnen verbundenen Wunsch, möglichst viele Gipfel, die auf ihnen zu sehen sind, zu bezeichnen, bisher mein aufwändigster Tourenbericht, mit dem ich an einem trüben Sonntag kurioserweise mehr Zeit verbrachte, als auf dem Grat, über dessen Begehung er berichtet! Da ich erst 4 Tage später die AV-Karte in die Hand bekam, musste ich weitere Zeit in den Bericht investieren!



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