Klettern und Bergsteigen im Lechtal - Parzinnspitze Plattenpfeiler und Bergwerkskopf


Publiziert von kneewoman , 8. September 2017 um 14:43.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum:24 August 2017
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   Parzinn 
Zeitbedarf: 3 Tage
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Über Reutte ins Lechtal und nach Elmen links Richtung Bschlabs/ Hahntenjoch abbiegen. Vor Pfafflar recht halten und hinab nach Boden. Im Ort nach links zum Parkplatz der Hanauer Hütte.
Unterkunftmöglichkeiten:Hanauer Hütte, Steinseehütte

Seit unserer ersten gemeinsamen Tour über die Plattigspitzen 2015 standen die Parzinnspitze und der Bergwerkskopf ganz oben auf der Liste. Nachdem es letztes Jahr nicht geklappt hat, ging es diesen Sommer wieder auf gemeinsame Tour:

Tag 1: Zustieg zur Hanauer Hütte

Also mal wieder mit dem Mountainbike von Boden bis zur Materialseilbahn (30min) und dann zu Fußhinauf zur Hanauer Hütte (45min). Unterwegs: Nicht verzagen - die Zeitangaben auf den Schildern sind meilenweit von der Realität enfernt. Wenn dort steht noch 20min bis zur Hütte, dauert es noch exakt fünf.

Tag 2: Parzinnspitze Plattenpfeiler - Steinkarspitze - Steinseehütte

Topos und Beschreibungen findet man z.B. auf www. bergsteigen.com! Hier nur meine Anmerkungen:

Parzinnspitze Plattenpfeiler (2:30h): Der Zustieg zur Kletterroute ist extrem unproblematisch zu finden, da mit roten Punkten markiert. Die Schwierigkeitsbewertungen (bis IV-) kann ich soweit bestätigen. Die 3te Seillänge ist bei Bergsteigen.com mit 55m angegeben - mein 50m Seil hat allerdings völlig ausgereicht (Spielraum ca. 2m) Den Stand am Ende der 5ten Seillänge haben wir nicht gefunden. Das ist seltsam da sonst alles Plaisir-mäßig gebort ist. Ramona ist in die 6te Seillänge hineingeklettert und musste dann recht ungünstig einen Zwischenstand bauen, weil das Seil aus war. Eventuell empfielt sich ein Köpfelstand vor der letzten Scharte über die man rüberspreizen muss. Angenehmerweise gab es auf der ganzen Route keine Kommunikationsproblem - man hat sich auch nach 50m noch gut gehört.
Abstieg über den Südgrat: Die Abkletterpassage gleich zu Beginn des Abstiegs ist schon sehr ausgesetzt - gerade wenn man zuvor mit Seil unterwegs war, ist es schon angenehmer dort abzuseilen (Abseilstand vorhanden). Auch ansonsten ist der Südgrat hinsichtlich Orientierung, Schrofigkeit und Kletterpassagen nicht zu unterschätzen, insbesondere wenn man ihn nicht vom Aufstieg kennt.
Übergang zur Steinkarspitze: Nun geht es erstmal wieder gemütlich den Grat entlang und schneller als gedacht befindet man sich im Nordgrat der Steinkarspitze. Dieser ist, was ich nicht wusste, durchgehend mit Drahtseilen versichert.
Abstieg zur Steinseehütte: Wir haben den Klettersteig, der direkt vom Gipfel ins Steinkar führt genommen. Er ist recht lang und wirklich "klettersteigig" - durchgehend versichert und mit Krampen, die man auch tatsächlich benötigt. Ich kann diesen Abstieg daher nur empfehlen, wenn wirklich kein Gegenverkehr zu erwarten ist und man die nötigen Reserven hat. Uns ging es auf jeden Fall am Ende ganz schön auf den Keks. Und, wie es so kommt, haben wir zusätzlich denAnfang des Zustiegsweg durchs Kar verpasst und mussten recht mühsam und nervzehrend über die steilen, dünn mit Geröll bedeckten Hänge absteigen. Auf jeden Fall waren wir sehr froh, als wir endlich wieder weicheren Boden unter den Füßen hatten und gemütlich zur Steinseehütte weiterzuwandern. Eine sinnvolle Alternative ist der Rückweg über den deutlich leichteren Aufsteigsweg und weiteren Abstieg durch die Parzinnscharte, die man auf dem Weg zur Steinkarspitze passiert hat. Hier kann man die Tour natürlich auch direkt beenden und auf die Steinkarspitze verzichten.

Tag 3: Bergwerkskopf - 1er Versuch

Nun zur Tour für den Allround-Bergsteiger. Sie ist im Internet mit einer Schwierigkeit von max III- beschrieben. Der alte AV-Führer gibt eine Stelle mit III+ an. Ich denke ein glatter IIIer ist auf jeden Fall angemessener als eine III-. Was jedoch die Brüchigkeit des Gesteins angeht, fand ich die Tour durchaus passabel - zum Vergleich: den Dreischartl-Abstieg von der Freispitze fand ich wesentlich unangenehmer. Die Tour hat vom Steinsee aus ca. 500hm und dauert etwa 2h im Auf- wie im Abstieg. Ausführliche und gut bebilderte Wegbeschreibungen gibts von ADI und bei festivaltour. Unser Pech: Aufgrund des heftigen Gewitters vom Vorabend war die letzte Platte 50m unterhalb des Gipfels noch so nass, dass wir - so kurz vorm Ziel - vom Gipfel ablassen mussten. Ich empfehle also den Bergwerkskopf nur dann anzugehen, wenn auch der Tag zuvor niederschlagsfrei verlaufen ist.

Die Geröllflanke unterhalb des Bergwerkskopfes sieht von der Steinseehütte viel länger und steiler aus, als sie ist, wenn man davorsteht. Von den letzen Wiesenbuckeln führen sogar zunächst noch rote Punkte ins Kar hinein. Dann aber muss man sich seinen Weg selber suchen. Ich bin recht weit links gegangen und habe versucht immer im grobblockigeren Gestein zu bleiben. Manchmal geht es ganz gut, aber zwischenzeitlich wirds auf jeden Fall mühsam - egal welchen Weg man wählt. Ramona ist weiter rechts unterwegs gewesen und es hat auch geklappt. Ziel ist auf jeden Fall die nach rechts hinaufleitende Rampe.
Auf der schuttigen Rampe ging es mit einer kurzen Kletterpassage (I+) unschwierig bergan, bis wir einen kleinen Südsporn und damit die ersten Sonnenstrahlen des Tages erreichten. Hier wendet man sich nach links bis auf der linken Seite helles Gestein den weiteren, ab hier kraxeligen Aufstieg vermitteln. Nach den roten Punkten muss man hier achtsam schauen, aber man findet immer welche. Weiter über grasige Schrofen auf den imposanten Gipfelstock zu.
Bevor man allerdings dort hingelangt muss zunächst eine Gratscharte durchschritten und rechterhand hinaufgeklettert werden (II). Sieht ausgesetzter aus, als es isch anfühlt und das Gestein ist wirklich recht gut dort. Danach wirds aber wieder etwas schuttiger und plattiger bis man an der gelblichen Wand des Gipfelstocks ankommt (Steinmann). Unter dieser wird nach rechts gequert, bis man auf plattigem Fels vor einem gelblich-grauen Kamin steht, der hier in einer steilen Schuttrinne mündet.
Also nicht weiter nach rechts, sondern in der linken Begrenzungswand des Kamins zuerst gut gestuft, dann plattig, aber mit ausreichenden Tritten nach links hinauf. Von der Platte muss nach rechts gequert werden. Am Anfang gibt es dazu noch Henkelgriffe, aber später eher nur noch Auflieger. Um diese optimal belasten zu können empfielt es sich unterhalb des bauchigen Wulstes zu treten, wo es ausreichend gute Tritte gibt, die man allerdings vorher sondiert haben sollte, um sie sicher zu finden. Dies ist die Schlüsselstelle des Anstiegs (III). Sie kann aber einigermaßen gesichert werden. Es befindet sich je ein brauchbar wirkender Normalhaken am Beginn des Kamins sowie nach dem Quergang. Zusätzlich bietet der Fels oberhalb des Kamins, am Beginn der Querung eine sehr gute Position für einen 2er Friend und jeweils auf halbem Weg im Kamin und im Quergang kann ein kleiner Klemmkeil gelegt werden. Wir haben den Kamin übrigens mit Kletterschuhen gemacht und hatten auch anschließend nicht das Bedürfnis sie abzulegen. 
Im Anschluss an die Schlüsselstelle wird eine Schuttrinne durchschritten und über deren rechte Begrenzung weiter hinaufgeklettert. In mäßger Schwierigkeit, aber mit viel Schutt auf den Platten geht es weiter bergauf, bis man zu einer erhöhten, ausgesetzten Platte kommt, die aus dem Schatten des Gipfelaufbaus hinausführt. Leider war hier, wie gesagt, nässebedingt Schluss für uns, obwohl man sicher auch hier eine Sicherung hätte bauen können. Ersichtlich war aber, dass zumindest mit Kletterschuhen diese Platte kein objektives Problem darstellen würde, so sie den trocken wäre. Was solls, so bleibt der Bergwerkskopf halt auf dem Programm fürs nächste Jahr. Wir kommen bestimmt nochmal her!

Der Abstieg erfolgt auf dem Aufstiegsweg und natürlich mit höchster Konzentration. Den Kamin haben wir abermals hinuntergesichert. Das Geröllfeld entpuppte sich dagegen - gerade im feinen Gries - als ganz gut abfahrbar. Nach einer Badepause am Steinsee gings hinauf zur Östlichen Dremelscharte und dann steil und geröllig hinunter zu Hanauer Hütte. Von dort ist es - gerade mit Bike - wirklich nur noch ein Katzensprung zum Parkplatz. Insgesamt waren beide Touren jedoch durchaus tagesfüllend.

Tourengänger: kneewoman


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Kommentare (2)


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Schmiger hat gesagt:
Gesendet am 15. Mai 2018 um 18:07
Kommt mir sehr bekannt vor, ich bin bei einem Soloversuch im Sommer 2016 auch exakt an der Platte wg. Nässe umgedreht...

Schöne Beschreibung des Gelände und der Begebenheiten am Bergwerkskopf ;-)

Gruß Micha

Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II hat gesagt: Bergwerkskopf Skitour
Gesendet am 15. Dezember 2020 um 16:46
Ich bin froh, auf Skitour durch die Südrinne aufgestiegen zu sein! Geht die nicht im Sommerhalbjahr?


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