Grandiose Skiumfahrung der Dremelspitze mit Ersteigung des Bergwerkkopfs über Südrinne


Publiziert von Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II , 27. April 2019 um 09:43.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum:22 April 2019
Hochtouren Schwierigkeit: ZS-
Ski Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   Parzinn 
Zeitbedarf: 11:30
Aufstieg: 1780 m
Abstieg: 1780 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit PKW von Garmisch über Berwang u. Namlos nach Boden (kürzer, als über Reutte, aber wegen vieler Kurven zu zeitraubend!)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit PKW über Reutte nach Garmisch

Am Ostermontag 2019 war es endlich soweit: ich wollte auf Skitour den anspruchsvollen Bergwerkskopf besteigen! Für den ganzen Tag war Sonnenschein gemeldet.

Ich fuhr frühmorgens mit einem Mietwagen nach Boden, war etwas spät dran. Am Parkplatz hinter Boden standen schon etliche Fahrzeuge. Ich konnte erst um 07.15 Uhr losgehen. Drei Skitourengeher starteten wenige Minuten später, überholten mich u. nahmen vor mir ein Tempo an, das ich niemals hatte erreichen können, da ich nicht die Anlage eines Leistungssportlers habe.

Ich war auf dem Weg zur Hanauer Hütte, an der ich kurz nach 09.30 Uhr ankam. Eine Skitourengruppe war etwas oberhalb der Hütte mit mir unbekanntem Ziel unterwegs. Ich schaute in den schönen Winterraum, den gerade eine Gruppe von Schneeschuhgehern verlassen hatte. Das sollten die letzten Menschen gewesen sein, die ich bis zum Abend zu Gesicht bekam. Nach einer Brotzeit stieg ich zur Westlichen Dremelscharte auf (s. Fotos), die ich schon einmal im Sommer 2007 nach Besteigung der Schneekarlesspitze überschritten hatte.

Dahinter stieg ich ein kurzes Stück sehr steil neben einer Wechte ab, bevor ich wagte, mit Skier den oben mehr als 35° steilen Hang abzufahren. Die Abfahrt war nur kurz. An geeigneter Stelle begann ich, die Mulde oberhalb des schneebedeckten, daher nicht erkennbaren Steinsees Richtung Bergwerkskopf zu queren.

Ich erreichte seine oben ca. 35° steile Nordwestflanke, die eine schöne Abfahrt verspricht. Man konnte alte Skiaufstiegsspuren u. Abfahrtsspuren sehen. Ich legte meine eigene, nicht so steile Spur über fast die ganze Breite der Flanke. An den Felsen vor dem Quergang, über den man den Gipfel angeht, machte ich Skidepot. Beim Aufstieg in diesem Bereich sah ich, dass in der Felswand eine Höhlung besteht, in der man notfalls (z.B. bei Gewitter) Schutz suchen kann!

Steil führt die Winterroute an diesem Berg aufwärts. Ich musste unterhalb einer Felswand in einem stark geneigten Schneefeld mit gutem Trittschnee oberhalb von rutschigen, daher kaum gangbaren Felsplatten ausgesetzt u. daher vorsichtig zur Südrinne queren. Die Südrinne ist durchgehend sehr steil: wohl meist 50° und mehr, erreicht kurz auch mal, besonders im Ausstieg, ca. 60°!

Der Anstieg in der Rinne nahm einige Zeit in Anspruch, da ich trotz vorhandenen Resten von Fußspuren jeden Tritt prüfen musste. Außerdem war es eine mühsame Angelegenheit. Ein Pickel gab mir die notwendige Sicherheit. Nach dem Ausstieg musste ich nur noch über ein paar Felsen kraxeln, die wegen ein wenig herumliegenden Geröll vorsichtig zu begehen sind u. wohl I+ nicht überschreiten.

Der Bergwerkskopf ist ein einsamer Berg. Auf seinem Gipfel liegen aber zwei Holzbalken, auf denen man es sich bequem machen kann. Ich durfte ein herrliches Panorama genießen! Ich trug mich im Gipfelbuch ein, dessen älteste Eintragungen etwas mehr als 20 Jahre alt sind.

Vorsichtig stieg ich nach der Gipfelrast wieder die Schneerinne ab. Die letzte Querung empfand ich als etwas unangenehm, da sie für mich im Abstieg von rechts nach links schwieriger als in umgekehrter Richtung im Aufstieg zu meistern war. Der weitere Abstieg zum Skidepot war wieder leichter.

Ich hatte eine herrliche Abfahrt über die NW-Flanke im aufgefirnten Schnee! Ganz hinunterfahren konnte ich nicht, denn ich wollte möglichst weit oben den Hang Richtung Östlicher Dremelscharte queren. Der Aufstieg zu ihr war wohl nicht ganz ungefährlich, denn der Schnee war aufgeweicht/durchnässt. Weiter oben nahe der Felsen fühlte ich mich sicherer. Allerdings sah ich unterhalb von ihnen Hohlräume.

Jedenfalls war ich zu spät an diesem Südhang unterwegs gewesen u. war dann froh, unbeschadet an der Scharte angekommen zu sein u. dass es jetzt (fast) nur noch abwärts ging. Das oberste Stück stieg ich zu Fuß ab, da ich keine Lust hatte, mit den Skier seitwärts abzurutschen. Durch diese Abfahrtstechnik entstandene Spuren waren dort zu sehen. Ich fand unterhalb des schwierig zu befahrenen oberen Abschnitts einen schönen, mäßig steilen Abfahrtshang vor u. fuhr zuletzt den Hang unterhalb der Schlenkerspitzen querend über der Talmulde ab. Unterwegs musste ich einmal die Skier ein paar Meter über ein schmales Geröllfeld tragen.

Am nördlichen Ende der Mulde hatte ich einen unbedeutenden Anstieg von weniger als 20hm. Dahinter durfte ich eine fantastische Abfahrt im Sulz bis kurz vor die Hanauer Hütte erleben. Über einen ebenen Bereich mit ein paar Meter Gegenanstieg im stumpfen Schnee marschierte ich an der Hütte vorbei. Dahinter fuhr ich den steilen, mit Latschen durchsetzten Hang zum Talgrund ab, in dem ich den Bach überquerte.

Bis zum Parkplatz musste ich insgesamt kaum mehr als 300m zu Fuß gehen. Dort stand an diesem frühen Abend nur noch ein einziges Auto.

Fazit: bei warmen Wetter am besten um 05.00 Uhr losgehen. Schnell unterwegs zu sein - gut für den, der das kann - bietet natürlich mehr Sicherheit!




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Kommentare (1)


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Kommunist hat gesagt:
Gesendet am 27. April 2019 um 23:01
Cooler Bericht. Vielen Dank!


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