In vier Tagen um den Großglockner


Publiziert von Erli , 17. August 2017 um 11:53.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Glocknergruppe
Tour Datum:30 Juli 2017
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 4 Tage
Aufstieg: 4500 m
Abstieg: 4570 m
Strecke:55 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Postbus von Heiligenblut zur Kaiser-Franz-Josef-Höhe

Seit dem Jahr 2002 unterhält der Alpenverein die "Glocknerrunde", eine sieben Tagesetappen umfassende Trekkingrunde um den König der Ostalpen. Mich hat seit einiger Zeit die Idee angesprochen, den Glockner zu umrunden, allerdings war mir der Zeitaufwand von sieben Tagen bisher nicht möglich. Aber wie wäre es, die Route dadurch zu verkürzen, indem eine Tagesetappe mitten durch das weithin vergletscherte Berggebiet zwischen Großglockner und Großem Wiesbachhorn führt?! Die verkürzte Glocknerrunde ist dadurch freilich keine reine Wanderroute mehr, sondern hat zumindest in diesem Bereich den Charakter einer Hochtour. Steigeisen, je nach Ausaperung auch Pickel und Seil gehören damit zur Ausrüstung - auch wenn ich selbst auf letzteres verzichtet habe, da ich allein unterwegs war. Herausgekommen ist eine wunderbare viertägige Rundtour, die ich im folgenden beschreiben möchte.

Den Auftakt bildete am ersten Tag der Aufstieg zur Oberwalder Hütte von der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe aus. Man erreicht den Ausgangspunkt bequem mit dem Postbus von Heiligenblut aus. Der Vorteil liegt darin, dass man die Tour relativ hoch beginnt und zunächst eine einfache Etappe zum Eingehen hat. Der Weg führt über den sogenannten Gamsgrubenweg in den Wasserfallwinkel; von dort geht es über Gletscherschliff (Stangen als Markierung) und den unteren Teil des Bockkarkees bis unter den Großen Burgstall, und diesen dann noch kurz durch Geröll und Felsen hinauf zur Hütte, die in herrlicher Lage über weiten Gletscherflächen thront.

Am zweiten Tag stand die Königsetappe auf dem Programm: der hochalpine Übergang von der Oberwalder Hütte zum Heinrich-Schwaiger-Haus. Sechs Dreitausender werden auf dieser Route bestiegen; etwa auf der Hälfte der Strecke befindet sich eine Biwakschachtel über der Gruberscharte am Aufstieg zur Klockerin. Zunächst geht es von der Hütte unschwer auf den Mittleren Bärenkopf; der Gletscher ist soweit zurückgegangen, dass man im Hochsommer abgesehen von einem größeren Firnfeld bis zum Südgipfel keine Eisberührung hat; von dort geht es über einen Firn- und Blockgrat in wenigen Minuten auf den Bärenkopf. Vom Gipfel steigt man ca. 150 hm unschwer hinab in die Keilscharte (Obere Bockkarscharte). Nun beginnt die eigentliche Gletscherstrecke: Den Nordwestsporn des Großen Bärenkopfes umgehe ich auf dem südlichen Teil des Bärenkopfkees; dabei sind im östlichen Gletscherfeld bis kurz vor der Gruberscharte einige Spalten zu umgehen, die glücklicherweise zu erkennen sind. Bald is das Gruberschartenbiwak erreicht, und es beginnt der Anstieg zur Klockerin. Die Klockerin ist ein Berg mit zwei Gesichertern: Die Südseite ist mittlerweile komplett ausgeapert, so dass man von der Gruberscharte unschwer bis kurz unter den Gipfel gelangt. Nach dem kurzen Aufstieg auf den schönen Firndom beginnt der Abstieg durch die komplett vergletscherte Nordostflanke der Klockerin, teilweise sinke ich bis zu den Knien im weichen Schnee ein, ehe nach ca. 200 hm Abstieg auf der anderen Seite zu den Bratschenköpfen die entsprechenden Höhenmeter wieder hinaufgestapft werden müssen. Der Verbindungsgrat zwischen den beiden Gipfeln hat fast keinen Höhenverlust, das Gipfelkreuz befindet sich auf dem Hinteren Bratschenkopf, dem höheren der beiden Köpfe. Der unangenehmste Teil der Etappe ist der Abstieg vom Bratschenkopf durch steiles, schuttiges Gelände in die Wielingerscharte. Das Wielingerkees ist mittlerweile fast komplett schneefrei und mit Steigeisen klein Problem, so dass ich am Oberen Fochezkopf den Kaindlgrat erreiche bzw. was davon übrig ist. Jetzt wandern die Steigeisen in den Rucksack und über den Normalweg des Wiesbachhorns (Stellen I) geht es recht zügig hinab zum Schwaigerhaus, wo ich eine ausgiebige Pause einlege.

Noch am Nachmittag stieg ich vom Schwaigerhaus zum Mooserboden ab, um über das Kapruner Törl noch zur Rudolphshütte zu gelangen. Der Weg führt zunächst am Ostufer des Mooserbodens entlang, wobei an mehreren Stellen Bergbäche zu überqueren sind; an drei Stellen war die Brücke weggeschwemmt, was die Überquerung erschwerte. Der Aufstieg ins Kapruner Törl zog sich in die Länge, so dass ich die Passhöhe erst nach Einbruch der Dunkelheit erreichte. Nach dem Abstieg aus dem Törl zum Tauernmoossee zog ich es daher vor, in einem Schwemmgebiet mit weichen Grasflächen zu biwakieren. Die Rudolphshütte erreichte ich dadurch erst am nächsten Morgen über die "Steinerne Stiege", und gönnte mir erst einmal ein ausgiebiges Frühstück.

Die dritte Tagesetappe führt von der Rudolphshütte über den anspruchsvollen Silesia-Höhenweg zur Sudetendeutschen Hütte. Am Weißsee gönne ich mit den Luxus und nehme den Sessellift, der bis kurz unter den Medelzkopf führt. Von dort geht es in wenigen Minuten hinab in den Kalser Tauern. Nach der Passhöhe führt der Weg zunächst steil ins Dorfer Tal hinab, ehe rechter Hand der Silesia-Höhenweg anstiegt. Der Höhenweg führt über Matten aufwährts, gelegentlich sind Felsbände oder Bergbäche zu überqueren, ehe man nach ca. 2,5 Std. den Spinevitrolkopf erreicht, einen herrlichen Aussichtspunkt über dem Dorfer Tal. Hier ist zum ersten Mal auch wieder der Glockner zu sehen. Durch den weiten Knappentrog sowie die eine oder andere Steilstufe steigt der Weg über Muntanitzschneid und den steilen Aufschwung der Plojwand in den Gradötzsattel. Von dort geht es hinab in das Gletschervorfeld des Gradötzkees und unschwer weiter zur Sudetendeutschen Hütte.

Die Sudetendeutsche Hütte befindet sich in aussichtsreicher Lage am Westhang der Granatspitzgruppe. Das merke ich, als es am nächsten Tag über den Sudentendeutschen Höhenweg zurück nach Kals geht. Immer wieder geht beim Anstieg in die Dürrenfeldscharte der Blick zurück auf die Hütte, über der sich der Nüssingkogel erhebt und in der Ferne immer deutlicher die Venedigergruppe zu sehen ist, je höher man kommt. Vom Dürrenfeld lohnt sich ein Abstecher zur Kendlspitze; durch loses unangehmes Geröll geht es zuletzt steil in den Sattel, und von dort durch Felsen (I) hinauf zum Gipfelkruz der Kendlspitze. Der weitere Weg vom Dürrenfeld führt dann um die Kendlspitze zunächst durch Gestein und zuletzt durch saftige Matten ins Hohe Tor, einem aussichtsreichen Bergsattel mit Glocknerblick zwischen Kendlspitze und Blauspitz. Vom Hohen Tor wähle ich den Steig, der östlich um die Blauspitze herumführt und nehme an der Bergstation der Blausitzbahn die knieschonende Variante nach Kals.

Mittlerweile meldet der Wetterdienst heftige Gewitter für den Nachmittag; der ursprünglich geplante Übergang vom Lucknerhaus über das Berger Törl ins Leitertal und weiter nach Heiligenblut fällt damit aus, und ich nehme den Bus zurück nach Heiligenblut, ein kleiner Wermutstropfen, den ich jedoch angesichts der erlebten vier Tage leicht verschmerzen kann.

Fazit: Die Glocknerumrundung ist eine phantastische Höhenwanderung mit der hochalpine Überquerung von Bären- und Bratschenköpfen sowie der Klockerin als absolutem Höhepunkt. Da die Strecke nicht überlaufen ist, konnte ich zahlreiche Tiere beobachten: Steinböcke, Gämsen, unzählige Murmeltiere und Schafe. Die Länge der einzelnen Etappen ist nicht zu unterschätzen, und es braucht stabiles Hochdruckwetter, um die Runde in Gänze absolvieren zu können.

Schwierigkeiten und Zeiten:
Kaiser-Franz-Josef-Höhe - Oberwalder Hütte: 5 km, 600 hm, 3 Std.
T 2 (Gamsgrubenweg), T 3+ (Anstieg Oberwalder Hütte)
Oberwalder Hütte - Heinrich Schwaiger Haus: 12 km 1100 hm, 8 Std.
T 4 (bis Mittler Bärenkopf), T 5, I, WS (Weiterweg zum Fochezkopf)
Heinrich-Schwaiger-Haus - Mooserboden: 2 km, 800 hm ab, 1,5 Std., T 3
Mooserboden - Rudolphshütte: 12 km, 900 hm auf, 650 hm ab, 6 Std., T 3+
Rudolphshütte - Sudentendeutsche Hütte: 13 km, 1150 auf, 800 ab, 8,5 Std., T 4-
Sudetendeutsche Hütte - Kendlsitze - Blauspitzbahn: 11 km, 700 hm auf, 1050 ab, 5 Std., T 3
(Kendlspitze: T 3+, I, L)

Tourengänger: Erli


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