Sammelfreuden in der Glocknergruppe


Publiziert von Kottan , 19. Oktober 2016 um 20:22.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Glocknergruppe
Tour Datum:15 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2- (WS-)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 3 Tage
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Nach Ferleiten, dort Parkplatz
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Zum Parkhaus Wasserfallboden, ab dort Busse
Unterkunftmöglichkeiten:Schwarzenberghütte, Gruberschartenbiwak

Die Glocknergruppe bietet ideale Voraussetzungen um in großartigem Ambiente des Nationalparks Hohe Tauern in kurzer Zeit mehrere Gipfel zu überschreiten. Diese Tour hatten wir uns schon lange ausgesucht und geplant, es fehlte nur eine dreitätige Schönwetterphase, die grandiosen Aussichten wollten wir uns nicht entgehen lassen. Mitte August war es dann soweit und wir führen nach Zell am See!

Plan war es den Bergkamm der nördlichen Glocknergruppe von Ferleiten im Osten über die Gipfel bis nach Westen zum Stausee Mooserboden zu überschreiten. Hierführ entschieden wir uns für den Start in Ferleiten und parkten unser Auto am späteren Ankuftspunkt um nicht müde nach der Tour noch trampen zu müssen. Nach kurzer Zeit nahm uns dann ein Auto nach Bruck mit, wo wir der Einfachkeit halber in den Bus wechselten. In Ferleiten angekommen, begonnen wir flott mit dem Aufstieg zur Schwarzensteinhütte.

Der Weg führt erst gerade das Tal auf einem Forstweg entlang, bis dieser die Hänge unter der Hohen Dock hinaufsteigt. Nach zirka 500HM verlässt man diesen Weg und steigt weiter auf dem Bergpfad in Richtung Hütte an vielen Wasserfällen vorbei. Gegenüber hört man ab und an die Glocknerhochalpenstraße, ansonsten ist bereits der Aufstieg landschaftlich top. Nach 3 Stunden erreichen wir pünktlich zum Abendessen die Hütte, die teilweise ehrenamtlich geführt wird, Respekt!

Hohe Dock:
Am nächsten morgen geht es kurz vor Sonnenaufgang los in Richtung Hohe Dock. Hierfür steigt man erst in sandigem Terrain in eine Scharte am Ende steil, aber eindeutig markiert hinauf. Dort beginnt dann der "Klettersteig" auf die Hohe Dock. Anfangs recht steil auf den geschichteten Bratschen hinauf am Stahlseil entlang, nach kurzer Zeit hört dieses aber wieder auf und man bewegt sich teilweise durchaus ausgesetzt immer weiter die Gratkante hinauf, bei Vereisung ist das bestimmt kein angenehmes Gelände. dann beginnen wieder die Drahtseilversicherungen, es ist aber nichtmehr so schwer im am Anfang und man kann recht locker hinaufsteigen. An der südlichen Kante des Gipfelgrades angekommen, umgeht man den Sporn links in der schattigen Flanke, nicht direkt hinauf! Nach kurzer Zeit hat man ein kleines Plateau erreicht, bis zum Gipfel ist es aber nichtmehr weit, weshalb eine Pause hier entfällt. Nun den Grat enlang, meist breit, teilweise leicht ausgesetzt zum kleinen Gipfelkreuz.
Wir genießen die Aussicht auf den Großglockner und die weitere Strecke während wir frühstücken. Nun geht es weiter zum Großen Bärenkopf.

Großer Bärenkopf:
Von der Dock geht es steil 200HM hinab in die Dockscharte, hier widersprechen sich die Angaben, manche sagen Klettersteig, manche IIer-Kletterei. Ich würde sagen, irgendwas dazwischen, steil ist es aber schon und im Abstieg teilweise etwas unangenehm wegen der schrägen Plattenschüsse. Nach kurzer Zeit errreicht man die Scharte und es geht kurz einen steilen Schutthang hinauf bis man nach 50HM in ca. 40 Grad steilen Firn wechselt, je nach Jahreszeit ist es hier aber auch alles schuttig. Nach 100HM erreicht man einen recht breiten, flacheren Platz an dem wir unser Rucksackdepot machen, die letzten 120HM schafft man auch ohne Wasser. Umproblematisch in alpinem Gehgelände zum kreuzlosen Gipfel des Großen Bärenkopf.
Von hier ist die Glocknersicht noch einmal besser und auf der anderen Seite zeigt sich der Großvenediger. Auch die Hohe Dock erscheint von hier als scharf geschnittenes Horn.
Nach kurzer Rast gehen wir wieder zum Depot und schnallen die Rucksäcke um zum Gruberschartenbiwak weiterzugehen, das man schon gut sieht.
Bei geschickter Routenwahl kann man hier das Seil im Rucksack lassen, eine große Strecke kann auf gletscherfreier Fläche gelaufen werden, sicher erst in den letzten Jahren ausgeapert und das ca. 20 Meter lange Gletscherstück ist unproblematisch, nur nicht zuweit rechts an der Wechte gehen!

So erreichen wir um 12:30 Uhr das Biwak und ärgern uns ein wenig, da wir wegen aufkommender Wolken nichtmehr weiter zum Schwaigerhaus gehen wollen und andererseits sehr lange hier festsitzen. Deshalb legen wir uns ersteinmal Schlafen.
Als wir aufwachen ist es totenstill, alle anderen Seilschaften sind schon lange weg und es wird sehr sehr einsam hier oben. Die Wolken werden dichter und ein starker Wind kommt auf, ich vermutete baldige Gewitter. Diese traten dann auch ab 18 Uhr teilweise heftig auf, wir waren heilfroh jetzt nicht irgendwo am Wiesbachhorn unterwegs zu sein. Es donnerte noch die halbe Nacht weiter, wir entschieden uns bei der ersten Wetterbesserung sofort weiterzusteigen, egal um welche Zeit.

Klockerin:
Um 4 Uhr war es dann auf einmal still, nur noch entferntes Wetterleuchten war zu sehen und wir entschieden uns loszugehen um die früh angekündigte zweite Sturmfront zu umgehen. So schritten wir schnell den überraschend einfachen und harmlosen Gipfelhang der Klockerin hinauf, erst kurz vor dem Gipfel wurde es ein wenig eisig. Nach 45 Minuten sind wir dann am Gipfel angekommen, die Sonne war noch lange nicht am Horizont, entsprechend kalt war die kurze Gipfelrast.

Bratschenköpfe:
Die Strecke zwischen Klockerin und Bratschenkopf ist die einzige nicht komplett harmlose Gletscherstrecke der Tour, einige Spalten mussten gequert werden, teilweise unangenehm leicht zugedeckt und schwer erkennbar. Auf ca 3250 Metern quert man dann die breite Scharte zwischen den beiden Gipfeln und es steilt in Richtung Bratschenkopf bis zu 35 Grad auf. Kurz unterhalb des Gipfels wechselt man in steilen Schotter, etwas mühselig zu begehen aber gefahrenfrei machbar. Den Gipfel erreichten wir dann mit dem ersten Sonnenstrahl, eine grandiose Stimmung! Auf dem Gipfel ging uns dann das Wasser aus, Schnee lutschen war die Konsequenz und wir entschieden, das Wiesbachhorn bleiben zu lassen, was zwar angesichts der kurzen Distanz etwas schmerzlich aber die richtige Entscheidung war. Am gegenüberliegenden Kitzsteinhorn entlud sich ein Schauer, der nächste konnte uns treffen. So stiegen wir die steile Flanke hinab in die Wielingscharte, wo wir den ungefährlichen Gletscher querten und auf den Normalweg des Wiesbachhorns abbogen.
Dieser ist in meinem Bericht zum Großen Wiesbachhorn ausführlich beschrieben!

Am Heinrich Schwaiger Haus angekommen, gönnten wir uns eine längere Pause, die Gewitter und Schauer hatten sich wieder verzogen, falsche Vorhersage! Trotzdem glücklich stiegen wir schnell zum Stausee hinab und stiegen nach der kurzen Busfahrt zum Parkhaus mit Muskelkater ins Auto.

Die Tour ist realistisch gesehen auch ohne Übernachtung im Biwak machbar, dann aber sehr sportlich und lang. Man sollte das Ambiente einer Nacht dort oben lieber genießen! Das Biwak ist nicht gerade in bestem Zustand, der Müll müsste man runtergebracht werden und man sollte alles bis zu Streichhözern selbst mitbringen.

Tourengänger: Kottan


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