Gratwanderung mit ungeplanter Übernachtung


Publiziert von Mo6451 , 26. Juli 2017 um 17:08.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum:25 Juli 2017
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Poncione Piancascia 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1541 m
Abstieg: 630 m
Strecke:11,21 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Basel Arth-Goldau - Bellinzona; S 20 Bellinzona - Locarno; Bus 312 Locarno - Mergoscia
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Sessellift Cimetta - Cardada; Gondel Cardada - Orselina; Funicolare Orselina - Locarno; S 20 Locarno - Bellinzona; cff logo Bellinzona - Arth-Goldau - Luzern - Basel
Kartennummer:map.wanderland.ch, komoot

Tief Alfred treibt zurzeit nördlich der Alpen sein Unwesen und überschüttet die Region mit viel Regen. Anders sieht es im Süden aus, dort herrscht wieder schönstes Wetter, auch wenn das Tessin sicher den Regen brauchen könnte. Die Vigorno-Talsperre verfügt über recht wenig Wasser. Und es weht ein angenehmer Wind bei den warmen Temperaturen.
Auf meiner Liste stand schon länger eine Tour von Mergoscia über den Grat zum Madone und über die Cima della Trosa runter zur Cimetta. Die wollte ich gestern in Angriff nehmen. Die Idee, in den Süden zu fahren sorgte für übervolle Züge und von meinem Wohnort konnte ich Mergoscia erst um 11 Uhr erreichen. Zu spät, wie sich später herausstellen sollte.


Von Mergoscia folgte ich zuerst den Wanderwegweisern Richtung Porchesio. Bis zum Abzweig nach Fossei ist der Weg als Wanderweg ausgeschildert. Danach gibt es viele neue weiße Hinweise nach Porchesio. Der Weg ist aber nicht zu verfehlen, es gibt immer eine gute Spur.

Auf 1000m  erreiche ich Monti di Cortoi. Hier ist eine Menge los, fast alle Häuser sind bewohnt und die Besitzer auch anwesend. Es wird gehämmert und gesägt und das Heu für den Winter „eingefahren“

Ich steige nun weiter aufwärts nach Porchesio. Auch hier sind Familien anwesend. Die Ansammlung der Häuser ist aber längst nicht in dem guten Zustand wie in Monti di Cortoi.

Auf der Höhenlinie 1350m erreiche ich nun den wbw markierten Grat zum Madone. Angegeben sind zwei Stunden, das gilt aber wohl nur für junge Berggänger und nicht für eine 66-Jährige. Jetzt ist erst einmal eine Mittagspause fällig.
In recht gutmütigem Gelände steigt der Weg jetzt an nach Redrisc auf 1530m. Die wbw Markierungen leiten einen sicher durch das etwas unübersichtliche Gelände.

Es zieht und zieht sich, der Grat will kein Ende nehmen. Teilweise wird man in die Flanke verwiesen, da ist es etwas ausgesetzter und anschließend muss man wieder an Höhe gewinnen, um den Grat zu erreichen.

Langsam kommt auch der Madone ins Blickfeld. Aber noch sind 500 Höhenmeter zu überwinden. Mittlerweile geht mir etwas die Kraft aus und es wird immer später. Langsam schraube ich mich in die Höhe, mit der Aussicht, dass es bald bergab geht.  Bei P 2001 erreiche ich dann den Wanderweg. Richtung Cima della Trosa. Die 300m Abstieg über ausgewaschenes und steiniges Gelände sind dann auch nicht ohne.

Es geht immer über den Grat. Bei P 1657 biegt der Wanderweg nach Osten ab, wird aber nicht einfacher. In einem großen Bogen und einigen Serpentinen steigt er erneut bis auf 1862m an. Auf die Cima della Trosa mit dem Gipfelkreuz vor Augen  verzichte ich, denn ich muss mir langsam Gedanken für die Nacht machen. Der letzte Sessellift ins Tal ist bereits vor einer Stunde gefahren.

Noch dauert es weitere steinige 45 Minuten – diesmal allerdings im Abstieg – bis ich die Bergstation der Cimettabahn erreiche. Das erste, was ich sehe ist ein Schild mit der Aufschrift Aperto, dass bedeutet, dass Restaurant ist offen.

Und welch eine Freude, man kann hier sogar übernachten. Die Freude war natürlich noch größer, für 65 CHF inkl. Abendessen habe ich ein Zimmer für mich, denn es sind nur noch weitere acht Personen hier oben, die übernachten.

Von dem Abendessen bekomme ich kaum etwas runter. Krämpfe in den Oberschenkeln lassen mich schnell das Lager aufsuchen. Aber so richtig schlafen kann ich auch nicht. Ich fülle nur noch meinen Wasserhaushalt auf und versuche auszuruhen.

Am anderen Morgen nutze ich en ersten Sessellift zur Rückkehr ins Tal. Je weiter ich nach unten komme, desto größer wird der Menschenandrang. Der Wetterbericht prognostiziert auch für den heutigen Tag warme und sommerliche Temperaturen.

Die Cima della Trosa und den Madone werde ich noch einmal separat besteigen, dann direkt von Cimetta aus. Trotz aller körperlichen Probleme war es eine wunderschöne Tour, auf der ich in der gesamten Zeit keinem weiteren Wanderer begegnet bin.

Der Schwierigkeitsgrad T4 gilt sicher nur für einzelne, etwas ausgesetzte Passagen in den Flanken und am Grat, sonst würde max. ein T 3+ reichen.

Tour solo

Tourengänger: Mo6451


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Kommentare (10)


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Henrik hat gesagt: .... ich war auch im Tessin...
Gesendet am 26. Juli 2017 um 17:52
> Die Idee, in den Süden zu fahren sorgte für übervolle Züge

... allerdings nahm ich den EXT Panorama (14.43), der hält in Göschenen, da ich von Lausanne kam.... und ab Airolo bis Bellinzona war der Flirt leer...

Mo6451 hat gesagt: RE:.... ich war auch im Tessin...
Gesendet am 27. Juli 2017 um 18:47
Vielleicht sollte ich zukünftig gleich zwei Tage einplanen, dann kann ich auch einen nicht so überfüllten Zug nehmen.

Am Mittwoch, wie ich zurück fuhr, hörte ich aus dem Lautsprecher in Bellinzona, dass der EC nach Mailand nur noch mit Platzkarte bestiegen werden kann, also auch wieder überfüllt.

Oder ich bleibe einfach mal eine Woche im Tessin. ;-)

Henrik hat gesagt: RE:.... ich war auch im Tessin...
Gesendet am 28. Juli 2017 um 08:25
> Oder ich bleibe einfach mal eine Woche im Tessin. ;-)

Das würde ich Dir empfehlen...

Herzlich

Henrik

rascr hat gesagt:
Gesendet am 26. Juli 2017 um 18:00
Sauber, der Anstieg dort ist nicht ohne.
Knapp unterhalb vom Grat kurz vor dem Madone ist bei ca. 1870 eine kleine, heimelige Schutzhütte aus Stein mit Wasser und Schlafmöglichkeit. Vielleicht für die nächste Überschreitung ?

chaeppi Pro hat gesagt:
Gesendet am 26. Juli 2017 um 18:38
Hallo Monika
Diese Wanderung *hier kommt nirgends nur annähernd an ein T4 ran. Wie du mir ja anlässlich unserer gemeinsamen Wanderung zum Creux du Van erklärt hast, will deine Pumpe nicht mehr so wie sie sollte. Deshalb verstehe ich ehrlich gesagt nicht so ganz warum du solche Wanderungen wie diese hier beschriebene mit der langen Anreise noch unternimmst. Man kann es auch gemütlicher angehen. Ist doch ab einem gewissen Alter besser für Körper und Geist.

VG, Chäppi

Mo6451 hat gesagt: RE:
Gesendet am 27. Juli 2017 um 06:49
Hallo Chaeppi,
Ich orientiere mich bei der Schwierigkeitsbewertung im wesentlichen an der SAC Skala (Thema Haftung). In map wanderland ist der Weg als Wanderweg nicht, in map geoadmin blau markiert.
Wie du schreibst, wird der Weg wenig begangen (mir ist auch kein Wanderer begegnet) und die Natur holt sich den ohnehin nicht gut sichtbaren Pfad immer mehr zurück. Vor allem Ginster wuchert und man muss sich zweitweise richtig durchwühlen.
Die Pumpe macht immer noch Ärger, vielleicht bringt die Untersuchung im August Ergebnisse, ob etwas zu verbessern ist. Davon lasse ich mich nicht entmutigen und gehe meinen Weg weiter. Eben im Regelfall allein.
Die lange Anreise ist natürlich ein Problem.

VG Monika

chaeppi Pro hat gesagt: RE:
Gesendet am 27. Juli 2017 um 07:46
Auf Swiss Map 25 ist die Route rot eingezeichnet. Ich weiss auch nicht warum Routen vielfach ummarkiert werden. Ist mir in letzter Zeit öfter aufgefallen. Hat vielleicht schon etwas mit der Haftung zu tun.

VG Chäppi

Mo6451 hat gesagt: RE:
Gesendet am 27. Juli 2017 um 08:07
hier ist die Karte.
VG Monika

https://map.geo.admin.ch/?lang=de&topic=ech&bgLayer=ch.swisstopo.pixelkarte-farbe&layers=ch.swisstopo.zeitreihen,ch.bfs.gebaeude_wohnungs_register,ch.bav.haltestellen-oev,ch.swisstopo.swisstlm3d-wanderwege&layers_visibility=false,false,false,true&layers_timestamp=18641231,,,&X=119613.75&Y=706043.19&zoom=8


chaeppi Pro hat gesagt: RE:
Gesendet am 27. Juli 2017 um 10:08
hier ist meine Karte. Ich habe schon gesehen dass die Route auf neueren Karten blau markiert ist, weiss leider nur nicht warum :-)

kopfsalat hat gesagt: RE:
Gesendet am 27. Juli 2017 um 12:45
> dass die Route auf neueren Karten blau markiert ist, weiss leider nur nicht warum

Diese ungesunde Inflation (Aufblasung) der Schwierigkeitsstufe hats vorallem in touristisch gut erschlossenen Gebieten. Damit will man der potentiellen Haftung für Unfälle von "Turnschuhwanderern" engehen.

Ist aber komplett kontraproduktiv, denn dadurch erhalten die "Turnschuhwanderer" nur den Eindruck, blau-weiss (T4) sei ja gar nicht so schwierig, was dann auf einer wirklichen T4-Tour böse ins Auge gehen kann.

***

@monika

Kann mich Chäppi nur anschliessen. Hör auf Deinen Körper.

LG
Dani


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