Barthspitze und Hochglück - Zweigipfeltour über dem Hochglückkar
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Eine Frage, die sich bei der Besteigung der Barthspitze und dem Übergang zum Hochglück stellt, ist: Gehts nicht ein Ideele leichter, weniger brüchig? Ein Uraltführer, der sog. "Hochtourist", ein dreibändiges Führerwerk, dass im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts aufgelegt wurde, liefert hier wertvolle Hinweise! Vor allem war für mich interessant, ob sich die heiklen IVer Stellen am NO-Grat des Hochglück umgehen ließen. Mit Georg, welcher sich hier recht gut auskennt und auch den Tipp mit dem Führer gegeben hat, war der ideale Tourenpartner gefunden.
Schafkarspitze Nordwestwand, III., Erstbegehung Josef Enzensperger.
Zunächst richten wir unser Augenmerk auf einen anderen interessanten "Weg", der Nordwestwand der Schafkarspitze. Die Route wurde angeblich von J. Rinshofer und Gef. (Gefolge) 1920 erstbegangen; aus den Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, Bd. 23, S.120, ist jedoch zu entnehmen, dass die Tour bereits 1897 bekannt war. Da man von der Eng solchermaßen verhältnismäßig schnell die Grathöhe östlich der Barthspitze erreichen kann, das im Bericht Hochglück (2573 m) - der lange Grat von der Lamsenspitze beschriebene " Erholungsstück... zum genussvollen Dahinschlendern", bot sich diese Route an.
Die Tour beginnt in der Eng. Auf schönen und bekannten Wegen steigen wir aussichtsreich am Kirchl vorbei hinauf ins Hochglückkar. Die Wiesen stehen in voller Blüte. Im Sommer trifft man fast obligatorisch auf weidende Schafe mit verteidigungsbereiten Böcken und kleinen Lämmern. Kleiner Tipp für Städter: Wenn hinten zwei große Dinger baumeln, sind das nicht zwingend Euter, sondern tatsächlich...
Im mittleren Karboden des Hochglückkars angekommen, steigen wir nicht weiter Richtung Westl. Hochglückscharte, sondern folgen den Steigspuren und Gamswechseln nach links in den östlichen Teil des Kares. Vor dem Nordgrat (Kaisergrat) der Schafkarspitze folgen wir einer weit heraufreichenden Schnee- und Schuttzunge, welche unter einem auffallenden großen Kamin endet. Ca. 25 m vor dem Kamin folgen wir einem Band nach links. Durch eine kurze Verschneidung weiter nach links und im Zickzack immer den Weg des geringsten Widerstands nehmend durch Rinnen gerade empor. Vor dem Erreichen des Westgrats der Schafkarspitze steilt das Gelände etwas auf und wir suchen uns einen geeigneten Durchschlupf zur Grathöhe.
Dieser Aufstieg wirkt aus der Ferne problematischer, als er ist, alpine Erfahrung und Orienterungssinn sind aber auch hier unabdingbar. Es handelt sich vor allem um Schrofengelände mit gelegentlichen Kletterpassagen zwischen II. und III-. Im Abstieg dürfte die Wegfindung schwerer fallen. Wenn man die Route kennt, böte sie im Notfall jedoch eine bessere Abstiegsmöglichkeit, als die von der Schafkarscharte gen Norden.
Übergang zur Barthspitz, III.
Hier gibt es zum Bericht vom 83er Stefan, Yeti69 und Uwe nichts hinzuzufügen. Der Grat verlangt sehr vorsichtiges Klettern! Besonders ist mir die erste Stelle Abkletterselle nach dem Gehgeländeabschnitt in Erinnerung geblieben, zu sehen auf diesem Bild unserer "Vorgänger". Nach ca. zwei Metern Abklettern muss man schaun, dass man wieder nach rechts zur kleinen Scharte hinaufkommt, da es unterhalb bröselig abbricht. Unser kurzes Halbseil haben wir nicht ausgepackt. Wenn man aber den zur Verfügung stehenden Blöcken vertraut, kann man sich auf dem Grat sellenweise Abseilen oder Sichern, wobei es fraglich ist, ob bei einem Sturz die Sicherung halten würde!
Abstieg zur Schafkarscharte, I-III-.
Im Vergleich zum vorhergehenden Abschnitt geht es erstmal entspannt auf dem Grasband durch die plattige Südseite abwärts. Wir erreichen wieder den Grat und steigen in eine Rinne ein, die parallel, nördlich des Grats verläuft. Leider handelt es sich aber nicht um die im AV-Führer bechriebene. Die richtige verläuft ganz knapp unterhalb des Grats, unsere holt weiter nach Norden aus und ist komplizierter abzuklettern, da sie sich weiter unten noch einmal verzweigt. Doch schließlich können wir über brüchige Schrofen wieder zum Grat queren. Ein Blick zurück offenbart uns die einfachere Abstiegsrinne. Wir haben die Schafkarsscharte erreicht. Passender sollte man sie als zerklüfteten, grathaften, 250 m breiten (oder: langen) Sattel bezeichnen. Um das westliche Ende der Scharte zu erreichen, kann man sich auf der Grathöhe halten oder einfacher aber schrofig-brüchig südlich umgehen. Ein schwierige Abkletterstelle am Schartengrat, relativ am Anfang, kann man nicht gut umgehen; dies kann man hier sehen. Danach bietet es sich eigentlich eher an, auf dem Grat (bis zum Westende der Scharte) zu bleiben, da einen keine großen Schwierigkeiten mehr erwarten.
Aufstieg zum Hochglück über nordseitiges Band und oberen NO-Grat, III+.
Von der Schafkarscharte klettern wir nur ca. 3 m an der Kante hinauf zu einem Absatz, III-. Der eigentliche, stark zerrissene NO-Grat (IV.) biegt von hier links ab. Wir folgen jedoch einem sehr deutlichen Gamswechsel, der erst fast waagrecht, dann in angenehmer Steigung die Nordseite quert. Dort wo der Grat nach Westen umbiegt, klettern wir über steile, aber gut gangbare Schrofen hinauf in eine größere Scharte im Grat. Der weitere Grat bis zum Gipfelaufbau des Hochglück ist ein wahrer Genuss, da das meiste fest ist. Es mogeln sich immer mal wieder ein paar IIIer Stellen dazwischen, aber diese sind nicht heikel.
Da der Gipfelaufbau wieder brüchiges Gestein aufweist, queren wir an der Nordseite, bis wir eine geeignete Rinne in Gipfelfalllinie erreichen. Durch diese geht es hinauf zum Hochglück.
Abstieg über Westl. Hochglückscharte zur Eng.
Dieser Abschnitt wurde desöfteren beschrieben und bedarf keiner weiteren Hinweise. Eine Umgehung des Turms vor der Westl. Hochglückscharte ist aus dieser Richtung kommend nicht vonnöten, weil sich dieser ohne große Schwierigkeit über Schrofen bis ca. zur Hälfte seiner Höhe besteigen lässt; daraufhin kann man fast waagrecht südseitig zur Scharte queren.
Fazit: Eine grandiose Gipfeltour im Herzen des Karwendels mit allen Facetten des klassischen Bergsteigens, grüne Wiesen - grauer Fels, rauschende Bäche, Tierwelt, fester und brüchiger Fels, ernsthafte, luftige Kletterei, unglaubliches Panorama!
Schafkarspitze Nordwestwand, III., Erstbegehung Josef Enzensperger.
Zunächst richten wir unser Augenmerk auf einen anderen interessanten "Weg", der Nordwestwand der Schafkarspitze. Die Route wurde angeblich von J. Rinshofer und Gef. (Gefolge) 1920 erstbegangen; aus den Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, Bd. 23, S.120, ist jedoch zu entnehmen, dass die Tour bereits 1897 bekannt war. Da man von der Eng solchermaßen verhältnismäßig schnell die Grathöhe östlich der Barthspitze erreichen kann, das im Bericht Hochglück (2573 m) - der lange Grat von der Lamsenspitze beschriebene " Erholungsstück... zum genussvollen Dahinschlendern", bot sich diese Route an.
Die Tour beginnt in der Eng. Auf schönen und bekannten Wegen steigen wir aussichtsreich am Kirchl vorbei hinauf ins Hochglückkar. Die Wiesen stehen in voller Blüte. Im Sommer trifft man fast obligatorisch auf weidende Schafe mit verteidigungsbereiten Böcken und kleinen Lämmern. Kleiner Tipp für Städter: Wenn hinten zwei große Dinger baumeln, sind das nicht zwingend Euter, sondern tatsächlich...
Im mittleren Karboden des Hochglückkars angekommen, steigen wir nicht weiter Richtung Westl. Hochglückscharte, sondern folgen den Steigspuren und Gamswechseln nach links in den östlichen Teil des Kares. Vor dem Nordgrat (Kaisergrat) der Schafkarspitze folgen wir einer weit heraufreichenden Schnee- und Schuttzunge, welche unter einem auffallenden großen Kamin endet. Ca. 25 m vor dem Kamin folgen wir einem Band nach links. Durch eine kurze Verschneidung weiter nach links und im Zickzack immer den Weg des geringsten Widerstands nehmend durch Rinnen gerade empor. Vor dem Erreichen des Westgrats der Schafkarspitze steilt das Gelände etwas auf und wir suchen uns einen geeigneten Durchschlupf zur Grathöhe.
Dieser Aufstieg wirkt aus der Ferne problematischer, als er ist, alpine Erfahrung und Orienterungssinn sind aber auch hier unabdingbar. Es handelt sich vor allem um Schrofengelände mit gelegentlichen Kletterpassagen zwischen II. und III-. Im Abstieg dürfte die Wegfindung schwerer fallen. Wenn man die Route kennt, böte sie im Notfall jedoch eine bessere Abstiegsmöglichkeit, als die von der Schafkarscharte gen Norden.
Übergang zur Barthspitz, III.
Hier gibt es zum Bericht vom 83er Stefan, Yeti69 und Uwe nichts hinzuzufügen. Der Grat verlangt sehr vorsichtiges Klettern! Besonders ist mir die erste Stelle Abkletterselle nach dem Gehgeländeabschnitt in Erinnerung geblieben, zu sehen auf diesem Bild unserer "Vorgänger". Nach ca. zwei Metern Abklettern muss man schaun, dass man wieder nach rechts zur kleinen Scharte hinaufkommt, da es unterhalb bröselig abbricht. Unser kurzes Halbseil haben wir nicht ausgepackt. Wenn man aber den zur Verfügung stehenden Blöcken vertraut, kann man sich auf dem Grat sellenweise Abseilen oder Sichern, wobei es fraglich ist, ob bei einem Sturz die Sicherung halten würde!
Abstieg zur Schafkarscharte, I-III-.
Im Vergleich zum vorhergehenden Abschnitt geht es erstmal entspannt auf dem Grasband durch die plattige Südseite abwärts. Wir erreichen wieder den Grat und steigen in eine Rinne ein, die parallel, nördlich des Grats verläuft. Leider handelt es sich aber nicht um die im AV-Führer bechriebene. Die richtige verläuft ganz knapp unterhalb des Grats, unsere holt weiter nach Norden aus und ist komplizierter abzuklettern, da sie sich weiter unten noch einmal verzweigt. Doch schließlich können wir über brüchige Schrofen wieder zum Grat queren. Ein Blick zurück offenbart uns die einfachere Abstiegsrinne. Wir haben die Schafkarsscharte erreicht. Passender sollte man sie als zerklüfteten, grathaften, 250 m breiten (oder: langen) Sattel bezeichnen. Um das westliche Ende der Scharte zu erreichen, kann man sich auf der Grathöhe halten oder einfacher aber schrofig-brüchig südlich umgehen. Ein schwierige Abkletterstelle am Schartengrat, relativ am Anfang, kann man nicht gut umgehen; dies kann man hier sehen. Danach bietet es sich eigentlich eher an, auf dem Grat (bis zum Westende der Scharte) zu bleiben, da einen keine großen Schwierigkeiten mehr erwarten.
Aufstieg zum Hochglück über nordseitiges Band und oberen NO-Grat, III+.
Von der Schafkarscharte klettern wir nur ca. 3 m an der Kante hinauf zu einem Absatz, III-. Der eigentliche, stark zerrissene NO-Grat (IV.) biegt von hier links ab. Wir folgen jedoch einem sehr deutlichen Gamswechsel, der erst fast waagrecht, dann in angenehmer Steigung die Nordseite quert. Dort wo der Grat nach Westen umbiegt, klettern wir über steile, aber gut gangbare Schrofen hinauf in eine größere Scharte im Grat. Der weitere Grat bis zum Gipfelaufbau des Hochglück ist ein wahrer Genuss, da das meiste fest ist. Es mogeln sich immer mal wieder ein paar IIIer Stellen dazwischen, aber diese sind nicht heikel.
Da der Gipfelaufbau wieder brüchiges Gestein aufweist, queren wir an der Nordseite, bis wir eine geeignete Rinne in Gipfelfalllinie erreichen. Durch diese geht es hinauf zum Hochglück.
Abstieg über Westl. Hochglückscharte zur Eng.
Dieser Abschnitt wurde desöfteren beschrieben und bedarf keiner weiteren Hinweise. Eine Umgehung des Turms vor der Westl. Hochglückscharte ist aus dieser Richtung kommend nicht vonnöten, weil sich dieser ohne große Schwierigkeit über Schrofen bis ca. zur Hälfte seiner Höhe besteigen lässt; daraufhin kann man fast waagrecht südseitig zur Scharte queren.
Fazit: Eine grandiose Gipfeltour im Herzen des Karwendels mit allen Facetten des klassischen Bergsteigens, grüne Wiesen - grauer Fels, rauschende Bäche, Tierwelt, fester und brüchiger Fels, ernsthafte, luftige Kletterei, unglaubliches Panorama!
Tourengänger:
Wagemut

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