Von der Lamsenjochhütte auf den/das Hochglück


Publiziert von Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II , 9. Oktober 2017 um 15:22.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:29 September 2017
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 8:15
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit Bus von der Eng nach Mittenwald, Zug nach Garmisch
Unterkunftmöglichkeiten:Lamsenjochhütte

Am 29.09.17 verließ ich morgens ca. um 07.15 Uhr die Lamsenhütte u. wanderte zum Westlichen Lamsenjoch. Etwas unterhalb auf seiner westlichen Seite verließ ich den Steig u. begann den linken Hang zwischen Latschen zu queren. Es stellte sich heraus, dass ich noch zu hoch war. Durch eine Latschengasse stieg ich soweit ab, dass ich weiterqueren konnte, allerdings mit weiterem Höhenverlust.

Meist im grasigen Gelände, sonst über Geröll, querte ich bis unter die unterste Erhebung des Kaisergrates. Im Geröll weiter oben hätte ich keinen Höhenverlust gehabt, aber unbequemer gehen müssen. Kurz vor Erreichen des Kaisergrates schaute ich in die AV-Karte u. stellte fest, dass ich zu tief war. Ich ging ein kurzes Stück zurück u. stieg über steiles Gras bis unter eine Felswand. Dort entdeckte ich ein Drahtseil, das eine 3-4m hohe senkrechte Felsstufe hinaufführt.  Ich zog es vor, links davon hinaufzuklettern, um dann zum Drahtseil zu queren (II). An Drahtseilen entlang stieg ich weiter auf. Schließlich führen sie nach rechts hinauf auf ein Band, über das man den Grat erreicht.

Nach einer Fotosession ging es weiter. Ein Drahtseil führt auf der westlichen Seite weiter. Man kommt an einer roten Felsinschrift "Hochglück" vorbei u. quert oberhalb einer Felsstufe, dann einem steilen geröllbedeckten Hang. Die Wegspur verliert sich bald wieder. Richtung Hochglück wird das Gelände etwas kompliziert. Man findet mehrere felsdurchsetzte Grasbuckel vor. Es gibt mehr als eine Aufstiegsmöglichkeit. Aber solange kein Nebel herrscht, kann man sich nach der Westlichen Hochglückscharte orientieren. Einen einzigen Steinmann hatte ich angetroffen, oberhalb sah ich keinen mehr.

Weiter oben stieg ich über schrofiges Felsgelände auf. Mehr als 100 hm unter der Scharte begann die schneebedeckte Zone. Ich musste in 30, dann teilweise 40cm tiefen Schnee gehen. Ich entschied mich, die linke, deutlich schwierigere Rinne (bis II+ wegen kleingriffiger Felsen) zur Östlichen Hochglückscharte hinaufzuklettern. Oberhalb der 45° steilen Schneezunge auf der linken Seite kletterte ich an Felsen ein Stück hinauf, dann querte ich nach rechts in schneebedeckten Untergrund. Ich konnte natürlich nicht durch den Schnee hindurchschauen, deshalb hielt ich mich gut an den Felsen fest. Ich hatte gottseidank guten Tritt. Nur am Ende der Querung, unter der Rinne angekommen, stieß ich auf eine glatte Felsstelle. Vor ihr überwand ich nach anfänglichem Zögern eine vielleicht 3m hohe, sehr steile Felsstelle (II+), darüber wurde die Kletterei einfacher. In der Rinne ging es dann nur noch über eine IIer-Stelle. An der Scharte angekommen, machte ich erst einmal eine kurze Pause. Da ich mir bei diesem anspruchsvollen Anstieg sehr viel Zeit gelassen hatte, hatte ich sicherlich keine Zeitersparnis gegenüber einem leichten Aufstieg zur Westlichen Hochglückscharte mit anschließender Querung des Turms in der Südflanke zur östlichen gehabt!

Ich dachte, ich sei über 2400m hoch. Ein Blick in die Karte hätte genügt, um festzustellen, dass ich 100m tiefer bin. Jedenfalls erschien mir der Anstieg zum Hochglück etwas weit. In der Flanke nahe der Scharte sah ich noch einen Steinmann, dann keinen mehr. In der Flanke ging es irgendwo nicht gut weiter, deshalb stieg ich auf den Grat hinauf. An einem steilen Felsaufschwung ging ich auf die Nordseite, in der allerdings wegen des Schnees nicht so einfach zu queren war (im Führer wird eine Umgehung in der Nordseite erwähnt). Ich kletterte von dort über steile Felsen auf den Grat (II). Auf ihm kam ich gut weiter.
Zum Gipfel gab es dann keine Schwierigkeiten mehr. Tiefhängende Wolken hüllten zeitweilig die Berge ein.

Nach kurzem Aufenthalt am Gipfel stieg ich wieder über den Grat ab. Dort, wo ich von der Nordseite her auf ihn hinaufgeklettert war, verließ ich ihn diesmal nach links in T6-Gelände, da der Grat selbst dort steil abfällt u. schwierig zu begehen ist. Nach kurzem Abstieg erreichte ich flacheres Gelände, von dem aus ich wieder zum Grat gehen konnte. Das letzte Stück vor der Östlichen Hochglückscharte stieg ich wieder über die Flanke ab. Den oben erwähnten Steinmann sah ich nicht mehr, geriet etwas zu tief (lächerliche 15-20m). Daher musste ich wieder das kurze Stück aufsteigen, um zur Scharte zu gelangen. Von der Scharte stieg ich die Rinne südwärts ab, um dann etwas tiefer zur Querung anzusetzen (T6,II). Zuerst stieg ich sehr steil hinauf, dann konnte ich flach durch die Flanke zur Rinne unter der Westlichen Hochglückscharte queren. Beim Rückblick entdeckte ich an der Route einen Steinmann. Durch die Rinne stieg ich die wenigen verbliebenen Meter zur Scharte auf. Sie war schneegefüllt, ich sank teilweise bis über die Knie ein. Der Abstieg war aber leicht.

Ich folgte meiner Spur im Schnee. Ich war froh, als ich aus ihm herauskam. Im grasigen Gelände folgte ich einigen Steinmännern, stieß auf einen Steig. Irgenwo verlor er sich oder ich ihn wieder. Weiter unten sah ich rechts einen Weg, den ich aber nicht ansteuerte. Ich zog es vor nach links abzusteigen, Richtung Eng-Alm. Ich musste bald weit nach links gehen, da unter mir eine lange Wandstufe den Abstieg dort verhinderte. Über Geröll verlor ich dann rasch an Höhe. Ich stieß schließlich wieder auf einen unmarkierten Steig, der mich durch Latschen u. Gebüsch führte. Nicht weit vom Talgrund entfernt kam mir ein Fotograf entgegen. Das war der erste Mensch seit dem frühen Morgen, dem ich begegnete. In ca. 25min erreichte ich den Parkplatz am Alpengasthof Eng. Ich war nicht auf dem Fahrweg über die Eng-Alm marschiert, sondern vorher nach rechts ins Grasgelände abgebogen u. dort weitergegangen.

Ich kam kaum mehr als 10min. vor Abfahrt des Busses (16.00 Uhr) nach Mittenwald an. Zeitlich hat die Tour genau gepasst, ohne dass ich mich irgendwo hetzen musste!

Statistik:
170. Karwendelgipfel mit mehr als 2000m Höhe




Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»