Wildes Maggiatal – Jägerpfade rund um das Val Soldina


Publiziert von Seeger , 23. Juni 2017 um 21:10. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum:21 Juni 2017
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Pizzo delle Pecore 
Aufstieg: 1136 m
Abstieg: 1136 m
Strecke:6.64km: Madonna di Monte 736m – Corgello 926m – Tör 114m – Faidasc 1177m – Costa  1590m – Costa Pt. 1585,3 – Caman 1185m – Pianaccio 1140m – Bolle Strasse 540m – Madonna di Monte 736m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Bignasco Zu Fuss 1 Std zum Ausgangspunkt. Auto: Siehe Karte. Sehr enge Strasse nach Madonna di Monte
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:Improvisierte Notunterkünfte in den alten Ställen
Kartennummer:1292 Maggia

Hoch über Bignasco – im Dreieck von Maggiatal und Lavizzara -  befand sich ein ganzes „Dorf“ bestossener Alpen mit in der Hochsaison sicher einigen Hundert Bewohnern teilweise noch bis 1950. Heute ist es nur noch von Jägern und Sammlern besucht und bekannt für Wilderness. Einige Siedlungen haben überdauert und sind schön ausgebaut, so Corgello, Faidasc, Pianaccio und Caman.

Ich besuchte dieses faszinierende Gebiet von allen Seiten: Vom Val Serenello klick und klick, von Madonna del Monte klick und klick und strandete gar auf dem Punkt 1585.3! Abholbereit.

Heute kann mir nichts passieren. Der Ravanage-Gänger jimmy holt mich ab und wir fahren gemeinsam zur Kirche oberhalb Bignasco, Madonna di Monte 736m. Gut, sind wir früh dran….es braucht sehr viel Zeit!

Hundert Meter entlang der Kiesstrasse nach Monte und links den Weg senkrecht hinauf zu einem Stall mitten im Gjätt. Weniger steil nach rechts und wir treffen auf den begangenen  Weg, welcher von Monte in besserer Qualität hierher führt. Gut auffindbar und in angenehmer Steigung erreichen wir Corgello 926m. Wunderschöner Ort und toll ausgebaut, welche mit einer Privatseilbahn mit Monte verbunden ist. Die Wasserversorgung ist in Betrieb. Zum Glück! Wir sprechen ja von eventuell Jahrhunderthitze…..also ergänze ich meinen Wasservorrat.

Nun ist der Weg eher schwer zu finden. Am besten sticht man senkrecht hinauf in den Wald, an den Reservoirs vorbei und dann eher nach rechts haltend. Und siehe da: der Weg is getting better and better. Wir steigen und steigen – alles in wunderschönem Mischwald – hinauf im teils selbst gewählten Zick-Zack, teils schwach vorgegebenen Spuren. Kann ja nichts passieren: Einfach hinauf. Oben lichtet sich der Wald und die unterste Hütte von Tör 1114m zeigt sich im Sonnenlicht. Es ist wie ein Fluch auf diesem Tör. Es scheint, dass hier jemand eine neue Existenz aufbauen wollte und daran gescheitert ist. Schade.

Affenhitze!!! Durch die brusthohen Farnfelder kämpfen wir uns durch diese verlassene Alp, sich eher an den oberen Waldrand haltend und erreichen das letzte Haus vor dem Wald. Von dort führt uns ein ziemlich ausgeprägter und unterhaltener Weg ohne grossen Höhenunterschied nach Faidasc 1177m. Die drei Häuser  sind unlängst aufwändig renoviert worden. Neue Dächer, neue Wasserversorgung. Heliplatz. Gepflegt und gehegt. Bravissimo!!! Und diese Aussicht ins Val Chignolasc ist wunderschön.

jimmy und ich sind sich einig, dass es eine Möglichkeit geben sollte, auf der markanten, breiten und sehr steilen, bewaldeten Rippe nach  Costa  1590m aufzusteigen, wie Frank Seeger in www.alpi-ticinesi.ch diesen Weg und dessen Wegführung vermutet. (Baustelle. Gäll Frank).

Also los! Wir steigen über Faidasc direkt in den Wald hinauf und siehe da: Drei Steine übereinander gelegt = Treppenanlage!!! Also sind wir auf dem richtigen Weg. Hie und da sind Abschnitte sehr gut ausgeprägt. Zwischen 1450m und 1500m würde der Weg den felsigen Teil nach rechts ausweichen. Dies ist uns erst nach getaner Kletterei bewusst, als der maledeite Weg so ganz friedlich von rechts einmündet….
Nach teils ausgesetzten Passagen (T5) – sich immer an den bewaldeten und felsigen Rücken (die Karte verschweigt einige Felswändchen) haltend – erscheinen die unteren Häuser von Costa. Diese sind teils unterhalten und die Umgebung wird regelmässig gepflegt. Traumort mit einer super Aussicht ins Chignolasc und die flankierenden Berge Castello und Punta di Spluga, sowie ins Val Bosco und Val Bavona.
Mittagessen Menü 1 red., das heisst: Es ist selbst am Schatten so heiss, dass man das Sandwich am Liebsten ohne Fleisch isst (Mani Matter lässt grüssen) und den Kauvorgang mit ständigem Trinken unterstützen muss. Die Schoggiwaffeln sind zu Waffeln mit Schoggisauce mutiert. Alles halb so schlimm. Ich habe ja (noch) genug Wasser.

Nach dieser Mittagspause brechen wir zum Abstieg auf. Zuerst besuchen wir den „Helilandeplatz“ bei  Costa Pt. 1585,3. Von dort geht’s Richtung Norden. jimmy voraus mit dem Satelliten gestützten Hightech und ich mit den Stöcken hintendrein. Ziemlich steil geht’s nun hinunter. Das viele Laub auf den Steinen macht einem das Leben schwer. So geht’s rechts der Abbruchkante durch ein eindrückliches Mischmasch von Laub, Gras, Wald und Felsen auf ein bewaldetes Plateau auf 1400m. Dort zweigen wir nach Westen ab, dem Rücken folgend.
Ohne Karte oder GPS kein Durchkommen.

Wir erreichen den Verbindungsweg von Pianaccio nach Caman. Nun Links dem sehr guten Weg folgend zur verwilderten Alp Caman 1185m. Ich suche mir ein Schattenplätzchen und jimmy tigert wild umher und postet Fotos vom Tiefblick, welche ich schon kenne. Wasserversorgung ausser Betrieb.

„Bist Du noch da?“, meint mein Kollege. „Ja, knapp“. So geht’s weiter nach dem Besuch dieses einmaligen Balkons an der Abbruchkante ins Val Soldina gelegen. Weg zurück. Schnell sind wir in Pianaccio 1140m. Teilweise sehr schön ausgebaut, jedoch ohne Wasser.

Jetzt bekomme ich es mit der Angst zu tun, ob mir das Wasser ausgehen könnte. Also nichts wie runter. Von meinem letzten Besuch her kenne ich die Tücken dieses Weges. Von oben her kommend sind immer wieder Entscheide zu fällen, ob der Weg nach den Mini-Plateaus nach rechts oder links abzweigen.  Jimmy eilt voraus, um mir den Weg zum Auto, parkiert bei der Kirche, hinauf zu ersparen und Wasser zu organisieren. Auch ich brauche die Karte und den Höhenmesser, obwohl ich diesen Weg schon gemacht habe! Auf etwa 700m verliert sich der „Weg“ in umgefallenen Bäumen. So quere ich nach links und erreiche den mir gut bekannten Weg, welchen ich schon zwei Mal benützte, weiter unten. Zum Glück finde ich ein Haus mit Wasser in der Bolle und pumpe mich wieder mit dem köstlichen Nass auf. Bei  Bolle Strasse 540m wartet geduldig mein Kollege mit Wasser und Auto auf. Gerettet!

Diese wilde Maggiatour ist Kennern der Tessiner Verhältnissen vorbehalten. Dazu gehört die Landeskarte 1292 Maggia, Höhenmesser und Boussole oder eben das GPS.

Ein Verirren kann nicht nur für den Betroffenen eine heikle Situation hervorrufen.

Danke Dir, jimmy, dass Du mich begleitet hast.

Tourengänger: Seeger, jimmy
Communities: Ticino Selvaggio


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (4)


Kommentar hinzufügen

micaela hat gesagt:
Gesendet am 24. Juni 2017 um 07:23
Fantastica aventura!
Chapeau bas aux deux Mousquetaires!
Ciao, Micaela.

Seeger hat gesagt: RE:
Gesendet am 24. Juni 2017 um 10:30
Grazie per i complimenti.
Andreas e Andreas

Mo6451 hat gesagt:
Gesendet am 24. Juni 2017 um 11:03
wunderschön, ich glaube, ich muss doch noch einmal rauf nach Faidasc.
Gruss Monika

Seeger hat gesagt: RE:
Gesendet am 24. Juni 2017 um 19:03
Hallo Monika
Faidasc ist wirklich schön und gut zu erreichen.
Gruss
Andreas


Kommentar hinzufügen»