Im Reich der Flühe: Bütziflue (916m), Stockflue (1136m) und Gotterli (1395m)


Publiziert von Chrichen , 30. April 2017 um 23:04.

Region: Welt » Schweiz » Schwyz
Tour Datum: 8 April 2017
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Rigigebiet   CH-SZ 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1050 m
Abstieg: 350 m
Strecke:ca. 6.5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem ÖV: Zug bis Brunnen / Bus bis Seilbahn Urmiberg
Zufahrt zum Ankunftspunkt:(Gleicher Weg umgekehrt)

Sommer oder Winter, Gras oder Schnee, Fels oder Eis? Diese Fragen haben sich für das traumhaft schöne Wochendende geradezu aufgedrängt (Bem: Das war noch bevor der Winter wieder zurückkam). Nach einigem Hin- und Her entschied ich mich, zwei Etagen runter zu schalten, und den warmen Sonnenschein bei Wanderungen in tieferen Lagen zu geniessen. Für den Samstag sollten es spassige Kraxeleien in mediteranem Flair an der Bützi- und Stockflue werden - ein Frühlingsklassiker, der sich grosser Beliebtheit erfreut und auf Hikr bestens beschrieben ist. Da die Wanderung eher kurz ist, und noch viel Zeit vorhanden war, bin ich noch zum Gotterli hochgestiegen. Von dort bietet sich ein schöner Blick zur Rigi Hochflue.

Talstation Seilbahn Urmiberg - Krähen (T2)
Nach einer verhältnissmässig kurzen Anreise starte ich kurz vor 10 Uhr morgens gemächlich bei der Talstation der Seilbahn Urmiberg - schön ist es, nicht an einen frühen Start gebunden zu sein! Man könnte über eine leicht andere Route auch direkt vom Bahnhof Brunnen aus starten, mit meiner Variante erspare ich mir aber längere Strecken über asphaltierte Strassen.

Zuerst geht es an der Talstation der Seilbahn vorbei und dann nach links abbiegend in ein durch ein Wohnquartier ansteigendes Strässchen bis zum P.465. Ab hier führt ein uriger Wanderweg mit vielen Treppenstufen an einem bewaldeten Tobel vorbei in Richtung Dörfli, wo wieder eine Teerstrasse erreicht wird. Dieser folgt man nur wenige Meter nach Osten, bis sogleich wieder ein Wanderweg ähnlich einer Rampe linksseitig abzweigt. Nach einem kurzen Anstieg zu einigen Alpgebäuden folgt eine lange flache Querung bis nach Krähen, wo mich passend zum Ortsnamen einige krähende Hahnen begrüssen.

Auf dem Wegstück bis hier kommt man bereits in den Genuss schöner Ausblicke zum Vierwaldstättersee, nach Brunnen hinab und zu den Urner Alpen. Die noch schneeweisse Pyramide des Bristen zeigt sich besonders eindrücklich über dem Urnersee. An den Südhängen, durch die die Wanderung führt, hat der Frühling Einzug gehalten, und ich erfreue mich zahlreicher blühender Blumen am Wegesrand.

Krähen - Bütziflue (ca. T4, I)
Bei Krähen folgt man ein kurzes Stück dem Wanderweg in Richtung Unter Timpel (nach Westen), bis man über eine kurz etwas undeutliche Wegspur den ausgeschilderten Einstieg zum Alpinwanderweg erreicht. Flott geht es im Zickzack durch den Wald der Bütziflue entgegen (anfangs T2-T3). Einmal wird ein Strässchen überquert. Der Weg ist gut markiert und problemlos zu erkennen. Hie und da säumen einzelne Leberblümchen und Buschwindröschen den Pfad. Ihr bevorzugtes Klima scheint hier aber nicht zu herrschen. Dagegen finden sich Stauden mit Dornenblättern. Bis zum Fuss der Bütziflue ist der Wald nicht sonderlich steil. Ausgesetzte Passagen gibt es in diesem ersten Teil keine. Vor der Bütziflue bei Chalchgrueben wird die Landschaft allmählich etwas wilder.

Der südexponierte Rücken der Bütziflue wird über eine kurze einfache Kraxelpassage erreicht, die zusätzlich mit Fixseilen ausgestattet ist (ca. T4, leicht ausgesetzt). Danach geht es in T3/T4 Manier weiter hinauf bis zum höchsten Punkt, wo eine Anschrift "Bützi" wartet. Ich geniesse kurz die Aussicht und unterhalte mich mit anderen Wanderern, die auch soeben den "Gipfel" erklommen haben.

Bütziflue - Stockflue (via Südgrat) - Abzweiger Obertimpel (T5, II)
Der Abstieg von der Bütziflue gestaltet sich nun wesentlich anspruchsvoller. Gut mit Drahseilen versichert führt die Route steil über eine Schwachstelle in der Felswand querend hinab. Grosszügige Tritte sind stellenweise spärlich und ich setze ein oder zweimal meine Körpergrösse ein. Doch auch hier gilt: wer sucht der findet. Wie es hie und da passiert bei schwierigeren Fixseilpasagen, stellt sich mir das Seil auch mal etwas in den Weg. Aber man will nicht klagen. Unten angekommen kommen gleich zwei Personen hinterher. Ich mache einige Fotos und lasse sie überholen.

Einfach geht es nochmals ein paar Meter weiter, bis schliesslich eine zweite fast senkrechte Steilstufe wartet. Diese ist mit einem komfortabel geknüpften alten Kletterseil und einigen Metalltritten versehen. Mit diesen Hilfen geht es erstaunlich einfach hinab.

Durch wenig steilen Wald geht es nun der Stockflue entgegen. Deren unterer Ausläufer wird stets gut markiert nahe der in Aufstiegsrichtung linken Abbruchkante erklommen. Die panoramareiche Ier Kraxelei im griffreichen und bisweilen ästhetisch geformten Kalkstein macht grosse Freude. Hie und da bieten Bäumchen zusätzliche Griffe. Dieser Abschnitt ist ein bisschen länger als erwartet. Nach einem kurzen Waldstück kommt schliesslich die eigentliche Stockflue zum Vorschein. Recht spät zeigt sich die in der Karte nicht eingezeichnete Fluehütte direkt unter dem steilen Südgrat. Der Wanderweg würde nun auf der Westseite unter der Stockflue hindurchqueren. Da ich mich am Südgrat versuchen möchte, steige ich zur Hütte hoch, und mache dort zunächst eine Pause.

Wie ich gerade versuche eine optimale Route im unteren Bereich ausfindig zu machen, kommt eine Berggängerin und steigt vor mir ein. Damit zeigt sie mir - wie ich später auf der Stockflue erfahre mehr oder weniger bewusst - die Idealroute im unteren Drittel. Vielen Dank! Eingestiegen wird direkt über die Treppe neben der Hütte auf der rechten Seite der Gratkante. Über einen konkaven Bereich geht es an einem mit Draht fixierten Felsbrocken vorbei in logischer Linie hoch, bis die Kante erreicht wird. Danach geht es auf der anderen Seite in nicht allzu grossem Abstand zur Kante weiter. Wie MaeNi so schön schreibt: einfach der Nase nach. Bei genauem Hinsehen sind sogar Begehungsspuren zu erkennen. Der Südgrat ist wohl kein Geheimtipp. Im oberen Bereich legt sich das Gelände wieder, und nach einigen Metern ist schon das Pausenbänkli erreicht. In bester Gesellschaft mache ich eine gemütliche "Gipfelpause" und zahlreiche Fotos.
(Nachtrag: Sehr gute und aussagekräftige Bilder zum Südgrat finden sich übrigens auch *im Bericht von Felix, der ein Tag später unterwegs war.) 

Der kurze Abstieg folgt ähnlich der Bütziflue, jedoch einfacher, entlang von Fixseilen einer rampenartigen Schwachstelle im Fels entlang hinab. Weiter unten sucht der Fels die Nähe zum Wanderer, und ich bereue im Felsspalt, dass ich mal wieder den halben Hausrat dabei habe. Man kann sich aber auch mit einem grösseren Rucksack ziemlich gut durchschaben. Unten kommt nochmals eine kurze Leiter, dann findet man sich wieder im Wandergelände, wenige Meter von der Bergstation der Seilbahn Urmiberg entfernt.

Abzweiger Obertimpel - Gotterli - Obertimpel (T2)
Ein Blick auf die Uhr zeigt, es ist noch viel zu früh, um an einem so schönen Tag den Heimweg anzutreten. Also lasse ich die Seilbahnstation links liegen und mache mich auf den Weg zum Gotterli. Um einen schönen Blick zur Rigi Hochflue zu erhaschen, steige ich noch einige Meter in Richtung Egg ab. An der Hochflue hat es noch einige Schneefelder in den nordseitigen Passagen am Ostgrat. Südseitig über die Platten liesse sie sich aber bereits gut besteigen, wie *dieser Bericht von Bombo zeigt. Auf dem Rückweg gehe ich meist weglos und lege an geeigneter Stelle eine ausgedehnte Pause ein. Danach marschiere ich gemächlich zurück zur Seilbahnstation und lasse mich hinabgondeln.


Schöner Kraxelspass, der dank Südexposition und geringer Höhe oft bereits sehr früh im Jahr machbar ist. Einige der Schlüsselstellen sind am Morgen schattig, erhalten aber Nachmittags-/Abendsonne. Im Hochsommer ist die Route vermutlich sehr heiss. Viele der knackigen Passagen werden im Abstieg begangen, sie sind aber reichlich mit künstlichen Installationen ausgestattet. Der nicht markierte Südgrat an der Stockflue war ein schönes Zückerchen. Generell mag ich Kraxeleien ohne Drahtseile mehr, auch wenn ich sie wenn vorhanden immer dankend annehme. In einigen Berichten habe ich von einem erhöhten Vorkommen an Zecken gelesen. Deshalb habe ich einige Vorsichtsmassnahmen getroffen. Einsamkeit darf man vor allem auf der Stockflue kaum erwarten, dennoch war die Route an diesem schönen Wochenendtag nicht überloffen.

Tourengänger: Chrichen


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Kommentare (5)


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alpstein hat gesagt:
Gesendet am 1. Mai 2017 um 08:59
Wie immer bei den Berichten, das Ganze auch bildlich perfekt in Szene gesetzt.

Eine meiner Lieblingsrouten!

Gruß
Hanspeter

Chrichen hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. Mai 2017 um 19:15
Lieber Hanspeter
Vielen Dank! Vor allem auch Deine schön bebilderten Berichte haben diese Tour bei mir zum Pflichtprogramm gemacht :-)
Viele Grüsse, Christian

Felix hat gesagt:
Gesendet am 1. Mai 2017 um 14:52
dem schliesse ich mich an - in jeder Hinsicht ;-)

einen Tag später hatten wir diese Route auch genussvoll begangen ;-)

lg Felix

Chrichen hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. Mai 2017 um 19:17
Lieber Felix
Deinen Bericht habe ich natürlich auch gelesen und jetzt auch verlinkt ;-). Wirklich eine empfehlenswerte Wanderung für den Frühling oder Spätherbst.
Viele Grüsse, Christian

Felix hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. Mai 2017 um 19:27
besten Dank!

immer wieder empfehlenswert - die nächste Begehung (mit weiteren "Aspiranten") ist bereits geplant ;-)

lieber Gruss

Felix


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