Silberi 2200m
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Meine definitiv letzte Tour in diesem schier endlosen "Sommer 2016" erweist sich als weiterer Saisonhöhepunkt. Der Südwestgipfel des Frümsels ist weder kotiert noch offiziell benannt. Doch was den Erlebniswert anbelangt, stellt die anspruchsvolle Route durch die Silbergrube fast alles in der Schatten, was ich in der Ostschweiz bereits begangen habe. Die Route stellt durchgehend hohe Anforderungen an die Trittsicherheit und ist nur schwindelfreien Zeitgenossen zu empfehlen. Dank dem
Referenzbericht von
jfk und dem Topo im Clubführer fällt immerhin die Orientierung einigermassen leicht.
Kurz nach acht Uhr laufe ich an diesem Neujahrsmorgen in Schrina los (Abstellplatz kurz nach P. 1387). Hatte das Thermometer in Walenstadt unten noch -6° angezeigt, herrschen hier oben bereits positive Temperaturen. Wenige Minuten später geht die Sonne auf und die Churfirsten-Südflanke erstrahlt in wunderschönem roten Licht. Ich drück auf die Tube, denn meine Partnerin erwartet mich rechtzeitig zurück zum Brunch.
Auf gut 1700müM verlasse ich den Tschingla-Wanderweg und steige ca. 100 Meter weglos den Grashang hoch. Dort treffe ich auf einen schwachen Pfad (wie im Führer erwähnt) und folge ihm der wenig markanten Rinne entlang. Oben öffnet sich die Rinne zu einem weiten Schrofenkessel, begrenzt durch ein Felsband. Dieses gilt es an geeigneter Stelle zu überwinden, um aufs oberste Grasband direkt unterhalb der Churfirsten-Wände zu gelangen.
Hätte ich das Topo im Clubführer genauer studiert, wär mir folgender Lapsus nicht passiert. Typisch für mich suche ich meist die direkteste Route. Ich ziehe leicht nach rechts weg und erkraxle den begrenzenden Sporn. Von hier öffnet sich erstmals der Blick Richtung Silbergrube. Man könnte vom Sporn zwar direkt aufs Grasband gelangen, doch solch extreme Ausgesetztheit muss nicht sein zum Saisonschluss... Wenig westlich davon finde ich eine gangbarere Variante, trotzdem T6/II. Im Abstieg wird sich der korrekte Durchstieg dann von selber ergeben. Er liegt weiter westlich, direkt in der Falllinie einer charakteristischen, "verwaschenen" Felswand am Selun (Topo). Die T5 wird dort nirgends überschritten, an einer Stelle hängt sogar ein (unnötiges) Seil.
Eine Schlüsselstelle der Tour markiert die Querung der unteren Silbergrube. Aus der Distanz scheint sie kaum passierbar, ich sehe mich bereits umkehren. Doch aus der Nähe erkenne ich Wegspuren, welche zielsicher auf die andere Seite führen, trotzdem T6. Gemäss Clubführer steigt man gleich anschliessend in eben diese Silbergrube ein. Ich vertraue dem Hinweis von
jfk, welcher deutlich davon abrät. Von oben wird sich diese Warnung bestätigen. Stattdessen wenige Meter weiter nach Osten und bei erster Gelegenheit eine Felsrinne hoch (ich hatte hier viel zu weit nach Osten ausgeholt, heikel). In der Rinne selber bewegt man sich im moderaten T6-Bereich, dafür kaum ausgesetzt. Am besten hält man sich direkt im engen, felsigen Schlitz. Die Schrofen rechts davon sind nur zu Beginn leichter und verlaufen sich rasch.
Die Rinne kann an zwei Stellen auf beide Seiten verlassen werden.
jfk hatte die erste Möglichkeit gewählt, um nach links (Westen) in die Silbergrube zu wechseln. Nach einem Augenschein vor Ort - dem unteren Grassattel - steige ich aber zurück in die Rinne und verlasse sie erst beim oberen Grassattel (Topo). Das scheint mir deutlich einfacher. Von hier quere ich auf schwachen Wegspuren nach links durch die obere Silbergrube bis zu einer weiteren Rinne. In dieser steckt ein massiger Klemmblock, den ich mit etwas Gewürge unten durch passieren kann. Ein 100-Kilo-Mann mit Rucksack müsste hier wohl aussenrum klettern. Über den folgenden Schrofenkessel steige ich bis ganz zur Frümselwand hoch, wo ein Grasband elegant nach links in den Sattel zwischen Frümsel und Silberi führt (ganzes Topo ab oberem Grassattel).
Von hier bis zum Silberi (2200m) folge ich luftig, aber unschwierig der Gratschneide. Alternativ könnte man in die steile Nordflanke ausweichen. Aber das scheint mir anspruchsvoller und heute angesichts von Schneeresten ohnehin fehl am Platz. Wenig überraschend geniesst man vom Gipfel einen schönen Blick zum benachbarten Selun. Eindrucksvoll präsentiert sich aber vor allem der massige Frümsel-Hauptgipfel. Ausnahmsweise pausiere ich nur wenige Minuten, denn nach dem Aufstieg ist vor dem Abstieg. Natürlich gilt diese Binsenwahrheit an jedem Berg, doch bei T6-Touren kommt ihr jeweils eine ganz spezielle Bedeutung zu.
Also Abstieg zurück über die Aufstiegsroute in den oberen Grassattel. Dank dem Führer weiss ich, dass man von hier direkt nach Obersäss Nideri queren kann und so die Rinne kein zweites Mal begehen muss (Topo). Das sieht äusserst ausgesetzt aus, erweist sich aber als recht angenehm (T5+). Im zweiten Teil treffe ich gar auf Trittspuren. Anschliessend kurzer, harmloser Abstieg nach Obersäss Nideri (2044m), dem Übergang zwischen Frümsel und Brisi. Die Kote, sprich der tiefste Punkt, befindet sich nah beim Brisi, entspricht aber nicht dem Übergang zurück nach Schrina. Hier kann ich nun etwas aufatmen, auch wenn die heikle Querung zurück zur und über die Silbergrube noch vor mir liegt.
Der Einstieg in diese Querung ist nicht ganz offensichtlich, zumindest wenn man aus dem Frümseltal gekommen ist. Nun zeigt sich, dass der Führer nicht ganz unrecht hat mit seiner Aussage, dass die obere Querung (welche ich vom Silberi kommend gegangen bin) eine Spur einfacher ist. In der unteren Querung erreicht man stellenweise eine T6-. Trotzdem wäre es unverhältnismässig, deswegen den Umweg durch die Rinne in Kauf zu nehmen, wenn man den Silberi nicht im Programm hat und direkt Obersäss Nideri anpeilt. Unterhalb der Rinne treffe ich wieder auf meine Aufstiegsroute und folge ihr zurück nach Schrina, wobei ich - wie erwähnt - dieses Mal den korrekten Durchschlupf zurück in den Schrofenkessel erwische.
Zeiten
1:45 Silberi
0:30 Obersäss Nideri
1:00 Schrina
Disclaimer: Wie üblich habe ich auch hier meinen GPS-Track angefügt. Aber es sollte jedem bewusst sein, dass er im T6-Gelände, wo wenige Zentimeter einen entscheidenden Unterschied machen können, schnell bedeutungslos wird.


Kurz nach acht Uhr laufe ich an diesem Neujahrsmorgen in Schrina los (Abstellplatz kurz nach P. 1387). Hatte das Thermometer in Walenstadt unten noch -6° angezeigt, herrschen hier oben bereits positive Temperaturen. Wenige Minuten später geht die Sonne auf und die Churfirsten-Südflanke erstrahlt in wunderschönem roten Licht. Ich drück auf die Tube, denn meine Partnerin erwartet mich rechtzeitig zurück zum Brunch.
Auf gut 1700müM verlasse ich den Tschingla-Wanderweg und steige ca. 100 Meter weglos den Grashang hoch. Dort treffe ich auf einen schwachen Pfad (wie im Führer erwähnt) und folge ihm der wenig markanten Rinne entlang. Oben öffnet sich die Rinne zu einem weiten Schrofenkessel, begrenzt durch ein Felsband. Dieses gilt es an geeigneter Stelle zu überwinden, um aufs oberste Grasband direkt unterhalb der Churfirsten-Wände zu gelangen.
Hätte ich das Topo im Clubführer genauer studiert, wär mir folgender Lapsus nicht passiert. Typisch für mich suche ich meist die direkteste Route. Ich ziehe leicht nach rechts weg und erkraxle den begrenzenden Sporn. Von hier öffnet sich erstmals der Blick Richtung Silbergrube. Man könnte vom Sporn zwar direkt aufs Grasband gelangen, doch solch extreme Ausgesetztheit muss nicht sein zum Saisonschluss... Wenig westlich davon finde ich eine gangbarere Variante, trotzdem T6/II. Im Abstieg wird sich der korrekte Durchstieg dann von selber ergeben. Er liegt weiter westlich, direkt in der Falllinie einer charakteristischen, "verwaschenen" Felswand am Selun (Topo). Die T5 wird dort nirgends überschritten, an einer Stelle hängt sogar ein (unnötiges) Seil.
Eine Schlüsselstelle der Tour markiert die Querung der unteren Silbergrube. Aus der Distanz scheint sie kaum passierbar, ich sehe mich bereits umkehren. Doch aus der Nähe erkenne ich Wegspuren, welche zielsicher auf die andere Seite führen, trotzdem T6. Gemäss Clubführer steigt man gleich anschliessend in eben diese Silbergrube ein. Ich vertraue dem Hinweis von

Die Rinne kann an zwei Stellen auf beide Seiten verlassen werden.

Von hier bis zum Silberi (2200m) folge ich luftig, aber unschwierig der Gratschneide. Alternativ könnte man in die steile Nordflanke ausweichen. Aber das scheint mir anspruchsvoller und heute angesichts von Schneeresten ohnehin fehl am Platz. Wenig überraschend geniesst man vom Gipfel einen schönen Blick zum benachbarten Selun. Eindrucksvoll präsentiert sich aber vor allem der massige Frümsel-Hauptgipfel. Ausnahmsweise pausiere ich nur wenige Minuten, denn nach dem Aufstieg ist vor dem Abstieg. Natürlich gilt diese Binsenwahrheit an jedem Berg, doch bei T6-Touren kommt ihr jeweils eine ganz spezielle Bedeutung zu.
Also Abstieg zurück über die Aufstiegsroute in den oberen Grassattel. Dank dem Führer weiss ich, dass man von hier direkt nach Obersäss Nideri queren kann und so die Rinne kein zweites Mal begehen muss (Topo). Das sieht äusserst ausgesetzt aus, erweist sich aber als recht angenehm (T5+). Im zweiten Teil treffe ich gar auf Trittspuren. Anschliessend kurzer, harmloser Abstieg nach Obersäss Nideri (2044m), dem Übergang zwischen Frümsel und Brisi. Die Kote, sprich der tiefste Punkt, befindet sich nah beim Brisi, entspricht aber nicht dem Übergang zurück nach Schrina. Hier kann ich nun etwas aufatmen, auch wenn die heikle Querung zurück zur und über die Silbergrube noch vor mir liegt.
Der Einstieg in diese Querung ist nicht ganz offensichtlich, zumindest wenn man aus dem Frümseltal gekommen ist. Nun zeigt sich, dass der Führer nicht ganz unrecht hat mit seiner Aussage, dass die obere Querung (welche ich vom Silberi kommend gegangen bin) eine Spur einfacher ist. In der unteren Querung erreicht man stellenweise eine T6-. Trotzdem wäre es unverhältnismässig, deswegen den Umweg durch die Rinne in Kauf zu nehmen, wenn man den Silberi nicht im Programm hat und direkt Obersäss Nideri anpeilt. Unterhalb der Rinne treffe ich wieder auf meine Aufstiegsroute und folge ihr zurück nach Schrina, wobei ich - wie erwähnt - dieses Mal den korrekten Durchschlupf zurück in den Schrofenkessel erwische.
Zeiten
1:45 Silberi
0:30 Obersäss Nideri
1:00 Schrina
Disclaimer: Wie üblich habe ich auch hier meinen GPS-Track angefügt. Aber es sollte jedem bewusst sein, dass er im T6-Gelände, wo wenige Zentimeter einen entscheidenden Unterschied machen können, schnell bedeutungslos wird.
Hike partners:
Bergamotte

Communities: T6
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