Knapp vorbei ist auch daneben: Steinschlag zwischen Staubern und Saxer Lücke
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Howdy!
Wer ständig mit "Howdy" grüsst, muss sich nicht wundern, wenn das phonetisch jemand, z.B. das Gebirge, für bare Münze nimmt und irgendwann mit "Hau di!" zurückgrüsst. So geschehen an einem eigentlich friedlichen Samstag Nachmittag. Angesagt war und hat nach kleinem Schrecken auch stattgefunden: ein lange voraus geplanter Jassabend (für die ausländischen Kollegen, die tatsächlich noch nie davon gehört haben: ein in der Schweiz weit verbreitetes Kartenspiel, dessen Spielkunst man praktisch mit den Genen mitgeliefert bekommt). Nun war es so, dass Petrus an dem von uns ausgesuchten Wochenende nicht nur zufällig gerade pullern musste und die Ostschweiz dummerweise drunter stand, nein, er hatte auch noch Kaffeekränzchen mit Frau Holle. Während es bei der Staubernbahn Talstation also noch auf mich runterbrünzelte, ging es bei Ankunft auf der Staubern nahtlos in Schneefall über. Tatsache war, dass ich mit der Absicht, mir noch etwas die Beine zu vertreten, etwas früher als meine Freunde angereist war und mich drum sogleich auf den Weg machte. Der Plan, die Hüser etwas zu erkunden, war angesichts des Wetters schnell in den Wind geschlagen und so nahm ich mit etwas Panoramawandern Staubern-Saxer Lücke-Staubern vorlieb. Wer sich die Fotos ansieht, merkt schnell, dass bei dem Wetter in Sachen Panorama kein Preis zu gewinnen war. Aber Bier, Wein und deftiges Essen schmecken nun mal besser, wenn man Wanderschuhe nicht nur an den Füssen getragen, sondern diese Füsse dann auch etwas bewegt hat. Frohen Mutes zog ich also los in absoluter Gewissheit, dass mir auf dieser Route weder Kälte, Regen, Schneefall oder dicker Nebel etwas anhaben könnten und wurde bereits ein Viertel Stündchen später eines Besseren belehrt (zwischen Stauberenkanzel [1860] und Hinteren Hüser [1952]): Bestimmt jeder kennt das Geräusch, wenn Stein auf Stein schlägt. Im gleichen Moment, als ich besagtes Geräusch von links oben kommend wahrnahm, schlug auch schon ein frühstückstellergrosser Stein eine Elle vor mir auf den Boden und kullerte anschliessend weiter ins Tobel runter. Da fragt sich dann auch ein countryboy, was er jetzt denken oder fühlen soll. Intensiv darüber nachdenken? Verdrängen? Ich wusst's in jenem Moment jedenfalls nicht, bin einfach weitergewandert und hab so gut wie möglich die frühwinterliche Stimmung aufgenommen. Nachdem ich mir bei der Saxer Lücke einer Schicht Kleidung entledigt hatte, machte ich mich auch bald wieder auf den Rückweg, denn für einen kurzen Besuch bei der Bollenwees wäre es zu knapp gewesen. Das Jassen sollte unter keinen Umständen verspätet starten! Genau dieser Gedanke war es wohl, der mich dann auf dem Rückweg doch noch etwas ins Grübeln brachte. Um ein Haar wär's überhaupt nix geworden mit dem Jassen! Es ist müssig drüber nachzudenken, ob's jetzt ein gebrochener Arm, eine Gehirnerschütterung oder direkt der Abflug zu Petrus und Frau Holle hätte werden können. Jedenfalls zeigt's einmal mehr, wie schnell das normale Leben vom einen auf den anderen Moment erlöschen könnte. Dem "Risiko" Bergwandern setz ich mich aber auch weiterhin gerne aus. Andernfalls würde wahrscheinlich irgendwann einfach ein unerwarteter Herzinfarkt oder ein entgegenkommender, hirnloser Raser in die Bresche springen, wenn es dann soweit ist, dass mein Streichhölzchen schicksalshaft in ganzer Länger abgebrannt ist. Da oben ist's ja vielleicht auch ganz nett, vorausgesetzt bei Petrus' und Frau Holles Kaffeekränzchen gibt's auch Tee und feinen Kuchen. Und von dort könnte ich bestimmt auf alle Ewigkeit den Hikrn dabei zusehen kann, was sie zu Hikrn macht. ;-) Ach ja, da war ja auch noch der Jassabend... Irgendwann am Nachmittag traf ich also wieder im Staubernrestaurant ein und gesellte mich zu meinen inzwischen eingetroffenen Freunden...
Erst gab's Jauseplättchen und dazu ein feines Weizen,
und wer das Leben feiert, dem ist es nicht ums Geizen.
So folgten Abendessen und zwei Fläschchen Blauburgunder,
der ging ja sowas von genüsslich unsere Kehlen runter.
Auch später beim Jassen bis tief in die Nacht,
ist der Weinkonsum kein bisschen abgeflacht.
Doch irgendwann dann doch, zu später Stunde,
fand sie ein müdes Ende, unsere heit're Runde.
Es folgte der stille Gang in unser 5er-Schlafgemach
von wegen Schlafen? Fehlanzeige, ich lag einfach wach!
Bei immer stickigerer Luft und Schnarch-Getöse
betete ich demütig irgendwann: Oh Herr, erlöse!
Mich von dieser nächtigenden Pein,
lass mich in mein heimisch Bettelein.
Freilich gab's keine Antwort auf mein Gebet,
ich hab mich weiter hin und her gedreht...
Um sechs Uhr flüsterte ich zu mir: Kapitulation,
und stahl mich aus dem Kämmerlein davon.
An Desertation war freilich nicht zu denken,
so liess ich mich stattdessen reich beschenken:
Bald wich die Nacht und schenkte mir die Sonne,
welch friedlicher Morgen, welch eine Wonne!
Mit dem Staubernwirt philosophierte ich dann übers Leben,
ass Brot und Käse, trank heisse Schokolade, Frühstück eben.
Sobald alle verköstigt, unsere spätere Talfahrt lief behende,
ein Staubern-Weekend mit viel Gemütlichkeit und Happy-Ende. :-)
Das sollte ursprünglich ja ein Kurzbericht werden und ist dann aus dem Ruder gelaufen. Wandermässig gibt's eigentlich nichts, was nach einem Bericht verlangt, dafür halt etwas leicht Denkwürdiges, was irgendwie halt auch zu den Bergen gehört.
countryboy
Wer ständig mit "Howdy" grüsst, muss sich nicht wundern, wenn das phonetisch jemand, z.B. das Gebirge, für bare Münze nimmt und irgendwann mit "Hau di!" zurückgrüsst. So geschehen an einem eigentlich friedlichen Samstag Nachmittag. Angesagt war und hat nach kleinem Schrecken auch stattgefunden: ein lange voraus geplanter Jassabend (für die ausländischen Kollegen, die tatsächlich noch nie davon gehört haben: ein in der Schweiz weit verbreitetes Kartenspiel, dessen Spielkunst man praktisch mit den Genen mitgeliefert bekommt). Nun war es so, dass Petrus an dem von uns ausgesuchten Wochenende nicht nur zufällig gerade pullern musste und die Ostschweiz dummerweise drunter stand, nein, er hatte auch noch Kaffeekränzchen mit Frau Holle. Während es bei der Staubernbahn Talstation also noch auf mich runterbrünzelte, ging es bei Ankunft auf der Staubern nahtlos in Schneefall über. Tatsache war, dass ich mit der Absicht, mir noch etwas die Beine zu vertreten, etwas früher als meine Freunde angereist war und mich drum sogleich auf den Weg machte. Der Plan, die Hüser etwas zu erkunden, war angesichts des Wetters schnell in den Wind geschlagen und so nahm ich mit etwas Panoramawandern Staubern-Saxer Lücke-Staubern vorlieb. Wer sich die Fotos ansieht, merkt schnell, dass bei dem Wetter in Sachen Panorama kein Preis zu gewinnen war. Aber Bier, Wein und deftiges Essen schmecken nun mal besser, wenn man Wanderschuhe nicht nur an den Füssen getragen, sondern diese Füsse dann auch etwas bewegt hat. Frohen Mutes zog ich also los in absoluter Gewissheit, dass mir auf dieser Route weder Kälte, Regen, Schneefall oder dicker Nebel etwas anhaben könnten und wurde bereits ein Viertel Stündchen später eines Besseren belehrt (zwischen Stauberenkanzel [1860] und Hinteren Hüser [1952]): Bestimmt jeder kennt das Geräusch, wenn Stein auf Stein schlägt. Im gleichen Moment, als ich besagtes Geräusch von links oben kommend wahrnahm, schlug auch schon ein frühstückstellergrosser Stein eine Elle vor mir auf den Boden und kullerte anschliessend weiter ins Tobel runter. Da fragt sich dann auch ein countryboy, was er jetzt denken oder fühlen soll. Intensiv darüber nachdenken? Verdrängen? Ich wusst's in jenem Moment jedenfalls nicht, bin einfach weitergewandert und hab so gut wie möglich die frühwinterliche Stimmung aufgenommen. Nachdem ich mir bei der Saxer Lücke einer Schicht Kleidung entledigt hatte, machte ich mich auch bald wieder auf den Rückweg, denn für einen kurzen Besuch bei der Bollenwees wäre es zu knapp gewesen. Das Jassen sollte unter keinen Umständen verspätet starten! Genau dieser Gedanke war es wohl, der mich dann auf dem Rückweg doch noch etwas ins Grübeln brachte. Um ein Haar wär's überhaupt nix geworden mit dem Jassen! Es ist müssig drüber nachzudenken, ob's jetzt ein gebrochener Arm, eine Gehirnerschütterung oder direkt der Abflug zu Petrus und Frau Holle hätte werden können. Jedenfalls zeigt's einmal mehr, wie schnell das normale Leben vom einen auf den anderen Moment erlöschen könnte. Dem "Risiko" Bergwandern setz ich mich aber auch weiterhin gerne aus. Andernfalls würde wahrscheinlich irgendwann einfach ein unerwarteter Herzinfarkt oder ein entgegenkommender, hirnloser Raser in die Bresche springen, wenn es dann soweit ist, dass mein Streichhölzchen schicksalshaft in ganzer Länger abgebrannt ist. Da oben ist's ja vielleicht auch ganz nett, vorausgesetzt bei Petrus' und Frau Holles Kaffeekränzchen gibt's auch Tee und feinen Kuchen. Und von dort könnte ich bestimmt auf alle Ewigkeit den Hikrn dabei zusehen kann, was sie zu Hikrn macht. ;-) Ach ja, da war ja auch noch der Jassabend... Irgendwann am Nachmittag traf ich also wieder im Staubernrestaurant ein und gesellte mich zu meinen inzwischen eingetroffenen Freunden...
Erst gab's Jauseplättchen und dazu ein feines Weizen,
und wer das Leben feiert, dem ist es nicht ums Geizen.
So folgten Abendessen und zwei Fläschchen Blauburgunder,
der ging ja sowas von genüsslich unsere Kehlen runter.
Auch später beim Jassen bis tief in die Nacht,
ist der Weinkonsum kein bisschen abgeflacht.
Doch irgendwann dann doch, zu später Stunde,
fand sie ein müdes Ende, unsere heit're Runde.
Es folgte der stille Gang in unser 5er-Schlafgemach
von wegen Schlafen? Fehlanzeige, ich lag einfach wach!
Bei immer stickigerer Luft und Schnarch-Getöse
betete ich demütig irgendwann: Oh Herr, erlöse!
Mich von dieser nächtigenden Pein,
lass mich in mein heimisch Bettelein.
Freilich gab's keine Antwort auf mein Gebet,
ich hab mich weiter hin und her gedreht...
Um sechs Uhr flüsterte ich zu mir: Kapitulation,
und stahl mich aus dem Kämmerlein davon.
An Desertation war freilich nicht zu denken,
so liess ich mich stattdessen reich beschenken:
Bald wich die Nacht und schenkte mir die Sonne,
welch friedlicher Morgen, welch eine Wonne!
Mit dem Staubernwirt philosophierte ich dann übers Leben,
ass Brot und Käse, trank heisse Schokolade, Frühstück eben.
Sobald alle verköstigt, unsere spätere Talfahrt lief behende,
ein Staubern-Weekend mit viel Gemütlichkeit und Happy-Ende. :-)
Das sollte ursprünglich ja ein Kurzbericht werden und ist dann aus dem Ruder gelaufen. Wandermässig gibt's eigentlich nichts, was nach einem Bericht verlangt, dafür halt etwas leicht Denkwürdiges, was irgendwie halt auch zu den Bergen gehört.
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