Hochwand (Versuch, 2719m) + Karkopf (2469m)
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Umgekehrt bei einer Tour, die im DAV-Führer "Mieminger Kette" als "I und Gehgelände" klassifiziert wird? Jawohl, aus gutem Grund .... laßt mich erzählen.
Ich startete am großen beschilderten Waldparkplatz oberhalb von Wildermieming gegen 4:30, um mein Können mal an der Mieminger Hochwand zu testen. Hermann von Barth, der geniale Erschließer der Nördlichen Kalkalpen, hat sie am 9.8.1873 erstbestiegen - fast genau 131 Jahre zuvor, ohne Weg, Markierung und Hüttenstützpunkt, an einem Gewittertag - mir dagegen würden heute deutlich meine Grenzen aufgezeigt werden, trotz idealer Schönwetterbedingungen, mit Weg und roten Markierungstupfen alle 10m !
Zunächst führt der Wanderweg zwar steil, aber bequem zu gehen, am Ochsenbrünnlein vorbei und weiter zur Neuen Alplhütte, die man nach knapp 2 Std. erreicht. Schon lang vorher kann man die Hochwand gegenüber liegen sehen - schaut ganz nah und harmlos aus, viel unzugänglicher dagegen rechts benachbart der Karkopf, den ich als Ausweichziel bestieg.
Nach der Hütte geht es weiterhin bestens beschildert und markiert innerhalb von knapp 2 Std. problemlos aufwärts zum Wetterkreuz - einem rassigen Aussichtspunkt auf das Mieminger Plateau und inntalabwärts mit Bank und Kreuz, etwa 1940m hoch.
Vom ÖAV Telfs, Sektion Hohe Munde, wird der anspruchsvolle Steig mit sicher dankenswert hohem Aufwand gepflegt, der hier bestens beschildert und markiert zur Hochwand hinaufführt. Aber: er ist erfreulicherweise "naturbelassen", weist also keinerlei künstliche Hilfsmittel auf - nur Steig, Markierungen und den Wegweiser "Nur für Geübte". Mal wirklich wahr, wie sich gleich zeigen wird.
Viel steiler, als es aussieht, geht es nun zunächst rasendurchsetzte Schrofen hinauf - alle 10m ein roter Markierungspunkt, man kann nicht fehlgehen - aber anstrengend ist dieses Gelände! Und es wird immer wilder: zur Steilheit gesellt sich zusehends Ausgesetztheit - und technisch schwieriger wird es auch, massive Felspartieen, dazwischen immer wieder Grasflecken. Und rote Tupfen ... das gibt es doch nicht: ich fühle mich zusehends äußerst verunsichert! Vor mir ein deutlich schnellerer Bergkamerad aus dem benachbarten Pitztal - was jetzt: er wartet 50m oberhalb auf mich. Aber mir reicht es inzwischen: dies hier geht über meine Möglichkeiten, trotz Markierung und Wegspur! Und es ist ja erst der Anfang, das dicke Ende kommt erst weiter oben. Ich beschließe umzukehren - lieber einmal feig als ein Leben lang tot!
Inzwischen ist auch besagter Bergkamerad wieder umgekehrt: wo ich vorsichtig jeden Schritt im Abstieg überlegt setze, saust er an mir vorbei und fragt: "Hast a Seil dabei? Da oben wirds wesentlich schwieriger..." Aber ich hab kein Seil ....
Na also, dann eben nicht. Wieder zurück zum Wetterkeuz, beschließe ich, den benachbarten Karkopf zu besteigen. Da geht es ebenfalls gut markiert hinauf - zwar steil, aber technisch ohne jede Schwierigkeit, obwohl das dortige Gelände von unten viel grimmiger aussieht.
Um 11 Uhr bin ich auf dem Karkopf: großartige Aussicht auf das gegenüberliegende Wetterstein und ganz besonders das kühne Horn der Hohen Munde, den unmittelbaren östlichen Nachbarberg. Und natürlich hinunter ins Inntal, hinüber in die Zentrallapen und und und ....
Wieder mal sind Schauen, Genießen, Träumen angesagt - der kleine Frust über das Abblitzen an der Hochwand, er wiegt längst nicht mehr schwer, als ich am späten Nachmittag wieder drunten in Wildermieming bin.
P.S. Ich verstehe diesen Bericht mehr denn je als Informationsquelle für evtl. Aspiranten, die sich an der Hochwand versuchen möchten. Falls jemand hinaufgeht, wäre ich an einer Rückmeldung, wie es nach meinem Umkehrpunkt weitergeht, in höchstem Maße interessiert! Und an einer Schwierigkeitsbewertung .... Schon im voraus herzlichen Dank!
Ich startete am großen beschilderten Waldparkplatz oberhalb von Wildermieming gegen 4:30, um mein Können mal an der Mieminger Hochwand zu testen. Hermann von Barth, der geniale Erschließer der Nördlichen Kalkalpen, hat sie am 9.8.1873 erstbestiegen - fast genau 131 Jahre zuvor, ohne Weg, Markierung und Hüttenstützpunkt, an einem Gewittertag - mir dagegen würden heute deutlich meine Grenzen aufgezeigt werden, trotz idealer Schönwetterbedingungen, mit Weg und roten Markierungstupfen alle 10m !
Zunächst führt der Wanderweg zwar steil, aber bequem zu gehen, am Ochsenbrünnlein vorbei und weiter zur Neuen Alplhütte, die man nach knapp 2 Std. erreicht. Schon lang vorher kann man die Hochwand gegenüber liegen sehen - schaut ganz nah und harmlos aus, viel unzugänglicher dagegen rechts benachbart der Karkopf, den ich als Ausweichziel bestieg.
Nach der Hütte geht es weiterhin bestens beschildert und markiert innerhalb von knapp 2 Std. problemlos aufwärts zum Wetterkreuz - einem rassigen Aussichtspunkt auf das Mieminger Plateau und inntalabwärts mit Bank und Kreuz, etwa 1940m hoch.
Vom ÖAV Telfs, Sektion Hohe Munde, wird der anspruchsvolle Steig mit sicher dankenswert hohem Aufwand gepflegt, der hier bestens beschildert und markiert zur Hochwand hinaufführt. Aber: er ist erfreulicherweise "naturbelassen", weist also keinerlei künstliche Hilfsmittel auf - nur Steig, Markierungen und den Wegweiser "Nur für Geübte". Mal wirklich wahr, wie sich gleich zeigen wird.
Viel steiler, als es aussieht, geht es nun zunächst rasendurchsetzte Schrofen hinauf - alle 10m ein roter Markierungspunkt, man kann nicht fehlgehen - aber anstrengend ist dieses Gelände! Und es wird immer wilder: zur Steilheit gesellt sich zusehends Ausgesetztheit - und technisch schwieriger wird es auch, massive Felspartieen, dazwischen immer wieder Grasflecken. Und rote Tupfen ... das gibt es doch nicht: ich fühle mich zusehends äußerst verunsichert! Vor mir ein deutlich schnellerer Bergkamerad aus dem benachbarten Pitztal - was jetzt: er wartet 50m oberhalb auf mich. Aber mir reicht es inzwischen: dies hier geht über meine Möglichkeiten, trotz Markierung und Wegspur! Und es ist ja erst der Anfang, das dicke Ende kommt erst weiter oben. Ich beschließe umzukehren - lieber einmal feig als ein Leben lang tot!
Inzwischen ist auch besagter Bergkamerad wieder umgekehrt: wo ich vorsichtig jeden Schritt im Abstieg überlegt setze, saust er an mir vorbei und fragt: "Hast a Seil dabei? Da oben wirds wesentlich schwieriger..." Aber ich hab kein Seil ....
Na also, dann eben nicht. Wieder zurück zum Wetterkeuz, beschließe ich, den benachbarten Karkopf zu besteigen. Da geht es ebenfalls gut markiert hinauf - zwar steil, aber technisch ohne jede Schwierigkeit, obwohl das dortige Gelände von unten viel grimmiger aussieht.
Um 11 Uhr bin ich auf dem Karkopf: großartige Aussicht auf das gegenüberliegende Wetterstein und ganz besonders das kühne Horn der Hohen Munde, den unmittelbaren östlichen Nachbarberg. Und natürlich hinunter ins Inntal, hinüber in die Zentrallapen und und und ....
Wieder mal sind Schauen, Genießen, Träumen angesagt - der kleine Frust über das Abblitzen an der Hochwand, er wiegt längst nicht mehr schwer, als ich am späten Nachmittag wieder drunten in Wildermieming bin.
P.S. Ich verstehe diesen Bericht mehr denn je als Informationsquelle für evtl. Aspiranten, die sich an der Hochwand versuchen möchten. Falls jemand hinaufgeht, wäre ich an einer Rückmeldung, wie es nach meinem Umkehrpunkt weitergeht, in höchstem Maße interessiert! Und an einer Schwierigkeitsbewertung .... Schon im voraus herzlichen Dank!
Tourengänger:
gero

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Kommentare (4)